Kleindeutschland 1868.

Wer herrschen will, der soll vor Allen Bekennen Wahrheit, Ehre, Recht,

Soll frei vor Gott und Menschen wallen, Denn wenn er lügt, wird er zum Knecht. Wer seid nun 3hr im deutschen Norden, Für die das Herrschen jezt Beruf, Das Deutschthum Mission geworden, Die über Nacht Euch Gott erschuf?

Das Herrschen, ja Jhr dankt's dem Raube, Der Räuber ruft: Gewalt vor Recht! Und liegt das Recht vor ihm im Staube, So siegt er als des Unrechts Knecht!

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Ein Knecht, der des Gesetzes Schwere Verfallen ist in sichrer Frist,

Und ob auch seines Raubes Wehre Am Tisch des Herrn geweihet ist.

Ihr habt, von Ehrgeiz angetrieben, Gewalt gethan dem deutschen Reich, ,, Gewalt vor Recht" ist Euch geblieben Und dies allein schon richtet Euch.

Als Euch, des Bundes Noth zu prüfen, Durch freien Rath ihn zu erneu'n Die Fürsten Deutschlands alle riefen, Da spracht Ihr dreist ein starres Nein"! Was sollt' auch Euch der Geist der Zeiten, Der Freiheit mit der Einheit will Ihr müßt für Raub und Knechtschaft streiten Der Tiger duckt, und hält sich still.

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Doch als die Zeit kam, Bund und Schwüre Zerbracht Ihr, rieft mit gift'gem Trug: Weh uns! man stößt uns vor die Thüre!- Gerüstet war't Ihr just genug.

Und weil Ihr Jahre lang Soldaten Gehäuset, rüsten in der Noth Nun auch des Bundes kleine Staaten, Da ruft Ihr: halt! wir sind bedroht!

Und fallt mit längst bereiten Sprüngen Rasch auf die Schreckentseelten hin Ha, welch ein Ruhm ist dies Gelingen, Des Trugs und des Verraths Gewinn!

So schlug auch Kain Abel nieder, Und log, da Gott der That ihn zieh. Auch Ihr, wenn Ihr die deutschen Brüder Erschlagt, lügt noch gut Deutschland hie!"

Ihr lügt's! Es gelt' dem deutschen Lande Befreiend Euer Siegeslauf-? Und riefet doch, ha, Schmach und Schande! Den Fremden wider Deutschland auf!

Ließt Eure jauchzenden Cohorten Zertreten Deutschlands Farben frei, Und botet uns mit mit füßen Worten Dafür der Zollern Hauslivrei!

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Das ist's! deutsch doch in Preußenfarben, Frei Regiment-in Tyrannei,

Und die am Siegerschwert nicht starben

Erklären ihren Beitritt

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frei!

Verantwortlicher Redacteur: W. Liebknecht. Redaktion: Braustraße 11.

} Leipzig.{

So habt Ihr hüben Euch und drüben Mit recht kleindeutschem Ruhm bedeckt! Ein Drittel Volks hinausgetrieben, Ein Drittel in den Sack gesteckt.

Auch unsre Kaiserstadt gezwungen, Mit rechtem Hasse sie verbannt, Und selbst, das bis zum Tod gerungen Für deutsche Treu', das Holstenland!

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All' die Provinzen faum zu glauben Habt Ihr mit Großmuth deutsch gemacht Dadurch, daß Ihr die Bickelhauben Und den schwarzweißen Bfahl gebracht!

In geistvoll unerhörten Weisen Habt Ihr die Wunderthat vollbracht Und einfach, einzig durch Zerreißen, Deutschland starf, einig, frei gemacht!

So starf, daß es die stärkste Beste, Um nicht zu fallen, fahren ließ! Und Tag und Nacht auf böse Gäste Gerüstet steht die Hand am Spieß!

So frei, daß sich's in Schweiß verzehret, Weil's nicht die Schergen zahlen kann, Und daß der Söldner ungestöret Abthut den schlichten Bürgersmann!

So bringt Ihr unter Spott und Schande Die Mißgeburt vom deutschen Reich Und einem freien Volk zu Stande Als wären Mensch und Affe gleich!

Ja, sich herab du Gott der Wahrheit, Es ist ein lügnerisch Geschlecht! Zum Dunkel lügt es um die Klarheit Und macht aus Blut und Eisen" Recht!

Der Ehrgeiz prangt auf seinen Fahnen Und sein Arkanum ist Gewalt, Sein Weg ist in Gometenbahnen Und Schwindel ist sein fester Halt!

Im eignen Land fing das Beglücken Bor Jahren an mit Schmach und Hohn, Denn dort brach dies Geschlecht der Tücken Den Eidschwur der Constitution!

Nun sollen sinken Deutschlands Sterne, Man scharrt schon Reich und Namen ein, Das Vaterland soll nun Kaserne Für des Despoten Schergen sein!

Durch Blut und Eisen eint man Knechte So sollen wir nun einig steh'n!

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Auf! laß uns, Gott der Menschenrechte, Zur Einheit durch die Freiheit geh'n! Wie einst des Corsen Brandung schäumte Und Knechtschaft über Deutschland trug, Doch reicher Segen daraus keimte Sobald das Volk den Corsen schlug-:

So gieb uns, Gott, daß wir bekämpfen Und zwingen dieses Regiment, Durch freien Mannes Muth es dämpfen Und führen an sein S-- End! Druck und Verlag: 6. W. Vollrath. Expedition: Petersstraße 18.