theilung bemerken, daß der„ Nürnberger Anzeiger" in einer Reihe von Artikeln den genannten General Hartmann wegen des Gefechts bei Kissingen , wie jenes ganzen Feldzugs der Baiern gegen Preußen im Jahre 1866, des Landesverra ths bezüchtigt und behauptet hatte, daß Hartmann den Tod der vielen Gefallenen und das Unglück tausender von Familien verschuldet habe. Das Urtheil der Geschwornen hat dem Nürnberger Anzeiger" Recht gegeben und den General Hartmann verurtheilt.)
Man meldet uns, daß in Essen, Elberfeld , Ham burg und Berlin Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins verhaftet und Andere vor den Untersuchungsrichter geladen find. Freie Kost und Wohnung im Gefäng niß, das ist die Staatshilfe des heutigen Preußen für
ehrliche Arbeiter.
Der Wiener Arbeiterbildungsverein hat für nächstes Jahr eine Allgemeine österreichische Arbeiter- Industrieausstellung veranstaltet und damit sich eines Gedankens be mächtigt, welcher bisher nur von der Bourgeoisie zu Spielereien mit der Arbeiterfrage mißbraucht worden war. Näheres in der nächsten Nummer.
Die Abgeordneten Dr. Beder und Wölfel haben dem preußischen Abgeordnetenhause einen Antrag auf ein Gefeß vorgelegt, welches bestimmt, daß die Eisenbahnverwaltungen nicht befugt sind, die gefeßlichen Bestimmungen, be treffend die Entschädigung der bei Eisenbahnunfällen beschädigten Beamten und andern Personen durch Reglements oder Verträge außer Kraft zu seßen. Nicht nur bei der KölnMindener Bahn, sondern auch bei andern Bahnen werden nämlich seitens der Direktion Abkommen mit allen Angestell ten der Bahn abgeschlossen, in welchen die Leßteren auf die ihnen gefeßlich zustehenden Entschädigungen bei solchen Unfäl len im Voraus verzichten müssen, und dadurch, wenn sie von einem Unglück betroffen werden, in Noth und Elend kommen. ..In dieser Thatsache, sagt die Berliner Zukunft", enthüllt sich ein Abgrund von Herzlosigkeit und sittlicher Berworfenheit, gegen den alle Schauergeschichten aus englischen Fabriken zurücstehen. Klingt nicht aus diesen mit Blut und Hirn und Knochensplittern befleckten Dividendenthalern ein Refrain, wie jenes:„ Trink aus ihm, wer fürder will!", das Thomas Hood in seinem erschütterndsten Liede*) dem Flusse zuruft, in dem die Selbstmörderin versunken?"
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Aus Paris schreibt man unterm 17. Dezember: Die Cooperativgesellschaften Frankreichs haben einen schweren Schlag erfahren, um so schwerer, ie unverhoffter und unerwarteter er kam. Die Gesellschaft für den Arbeitskredit( Beluze u. C.) hat sich nach dem Beschluß der Generalversamm lung am legten Mittwoch aufgelöst. Der Fall dieser Genossenschaftsbank ist ein trauriges Ereignist für die Cooperativbewegung in ganz Frankreich . Der Arbeitskredit" war die Vorschuß und Discontobank für den größten Theil der Arbeitergenossenschaften, die in Paris seit vier bis fünf Jahren ge= gründet waren. Es war die Bank für Depositen und Contecurrente einer großen Anzahl von Spar: und gegenseitigen Kreditvereinen; der Arbeitskredit leistete ferner Vorschüsse und escomptirte den einzelnen Mitgliedern von Cooperativ - Gesellschaften oder einzelnen Gruppen derselben, und endlich bestand das Kapital des Arbeitskredits hauptsächlich aus den Einlagen
*) Dem berühmten Lied vom Hemd" das wir in einer unserer nächsten Nummern mittheilen werden.
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kleiner Leute, die ihre Ersparnisse im Glauben an das Genos senschaftswesen hingegeben hatten. Die Depositäre sind jetzt in Gefahr, einen beträchtlichen Theil ihrer Einschüsse zu verlieren und den Rest erst in längeren Zahlungsfristen zurückzuerhal
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Die Theilhaber( ganze Genossenschaften, einzelne Grup pen wie einzelne Mitglieder) find plößlich einer Hilfequelle beraubt, die für einzelne derselben eine Lebensfrage war. traurigsten, sagt der neuerdings zu sozialistischen Ideen bekehrte Nationalökonom J. E. Horn in einem Artikel des„ Avenir national", sind die moralischen Folgen dieses plöglichen Falles. Gleich bein Entstehen der Cooperativbewegung in Frankreich im Jahre 1863 gegründet, wurde der„ Arbeitskredit" gewiffer maßen der Heerd, welcher der Bewegung Nahrung gab. Der größte Theil cooperativer Unternehmungen, die während des Zeitraums von fünf Jahren theils ausgeführt, theils projeftirt find, wurde von der Gesellschaft für den Arbeitskredit beschlos sen oder erhielt von ihr den ersten Entwurf. Durch Vermit telung der Gesellschaft für den Arbeiskredit unterhielten die Pariser Cooperativgesellschaften regelmäßige Beziehungen mit den Cooperativgeschäften in den Provinzen und im Auslande.
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Das Unglück, welches diese Volksbank betroffen, meint Horn wäre bei gehöriger Deffentlichkeit des Geschäftsverfahrens un möglich gewesen. Der Verwaltungsrath theilte zwar allmo natlich regelmäßig den Journalen eine Uebersicht der Geschäf lage mit. Alle sechs Monate wurde der Generalversammlung der Mitglieder ein Rechenschaftsbericht gegeben und legteren fo gar zugestellt. Leider aber und dies mögen auch die deut schen Genossenschaften sich gesagt sein lassen ahmte die Volksbank in der Aufstellung dieser monatlichen Uebersichten und halbjährlichen Rechenschaftsberichten zu sehr den finanzi ellen Instituten anderer Art nach. Die Sprache, hat ein be rühmter Staatsmann gesagt, ist dem Menschen gegeben, um sethe Gedanken zu verbergen. In der Finanz- Wissenschaft scheint die Kunst, die Zahlen zu gruppireu, darin zu bestehen, daß man die Aktionäre und das Publikum in der Weise un terrichtet, daß fie niemale flar sehen können. Sicherlich ohne böse Absicht, aber einerseits in Folge gewohnheitsmäßiger Rou tine, anderseits in Folge übel angebrachter Klugheit ist diese Art, die Deffentlichkeit zu verstehen und zu üben, auch in die fooperative Welt eingeführt worden und man sieht jeßt, wo hin das geführt hat. Schwerlich, fährt vorn weiter fort, wäre dies Unglück, welches mit einem Schlage mindestens 200,000 Fres. fooperative Ersparnisse zerstört, eingetreten, wenn die Mitglieder stets über die wahre Geschäftslage des Arbeiter Kredite im Klaren gewesen wären. Man würde haben vor bauen und helfen können. So aber ahnten nur wenig Ber sonen bis zum letzten Augenblick die Schwierigkeiten, mit de nen der Arbeitskredit kämpfte und die eine so traurige Katas strophe herbeigeführt haben. Dies ist nach den Ausführungen Horns jedoch nur die äußere Ursache des Uebels. Was die Ursache des Bankrotte gewesen ist, läßt der Artikel Horns nicht erkennen. Er räth nur, ihr ehrlich und mit Ernst nachzuspüren und hofft, daß dadurch der Wiederkehr des Uebels vorgebeugt und die Wiederholung ähnlicher Katastrophen anderswo ver mieden werde.( Der Fall des Arbeiterkredits" ist ein neuer Beweis dafür, daß die ökonomische Selbsthülfe sich im Großen nicht durchführen läßt, und bloß als Uebungsschule zu betrachten ist.)
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Eine Parteipflicht.
Die Zukunft" erscheint vom 1. Januar an 1 Mal tags lich, zum Preis von 12 Thlr. vierteljährlich. Wir fordern alle Freunde und Parteigenossen auf, nachdrücklichst für Berbreitung dieses Blatts thätig zu sein, das für den Zusammen
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