behrlich ist.
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Folgender Aufruf ist uns zugegangen. Möge er einen Widerhall finden im Herzen jedes deutschen Arbeiters! Was die Internationale Arbeiter- Assoziation betrifft, so hat die Majorität der auf dem Nürnberger Arbeitertage vertretenen Bereine sich bekanntlich für den Anschluß erklärt. Der förm liche Eintritt ist erst möglich, wenn unsere jezigen Vereinsgefeße, gegen die wir mit aller Macht zu kämpfen haben, befeitigt find:
Arbeiter! Brüder!
In dem Augenblicke, wo ihr im Norden und Süden thäfig seid mit Organisation von Gewerks- Genossenschaften ( Trades' Unions) wollen auch wir nicht versäumen, Euch einige Borte als Anfeuerung und Beweise der Sympathie zuzurufen!
E ich zu:„ Seid einmüthig in Eurem Handeln und Ihr werdet Euch ein Bollwerk gegen die Ausbeutung schaffen."
Arbeiter, Brüder! Wir halten es für unsere Pflicht, Euch an's Herz zu legen, daß das Errichten von Trades' Unions die Arbeiter- Klassen noch nicht zu befreien vermag, daß noch Viel zu thun übrig bleibt.
Habt Ihr Euch zu Hause organisirt, so zögert nicht das Werk der Vereinigung zu ergänzen! Die soziale Frage, wir wiederholen es, ist die gleiche in allen Ländern, sie ist nicht Euch oder Eure Nachbarländer hereinbrechen, so sind Eure national, sondern international! Sollte heute ein Krieg über Mühen vergeblich gewesen, und deren Früchte zerstört. Wenn aber die Internationale Arbeiter Association, zu der wir Euch auffordern beizutreten, noch einige Zeit im bisherigen Maaße an Verbreitung gewinnt, so wird es dann unmöglich
sein, die Arbeiter der verschiedenen Nationen im Kampfe für Beispiel an Frankreich , wo troß der beschräufenden Vereinsgedie Dynastien gegen einander zu heßen. Nehmt Euch ein seze und gemaßregelten Versammlungsrechte, unsere Interna tionale Association durch mehr als 60 Städte und selbst durch Landgemeinden vertreten ist.
Reicht uns die Hand zu diesem Völker- Truz- und SchußBündniß! Versäumt nicht, Euren jüngst gebildeten Gewerks Genossenschaften diese gewaltige Stüße zu bringen! Lasset uns gemeinschaftlich den gemeinsamen Feind bekämpfen, und hochheben das Banner der Gerechtigkeit! Wohl haben wir Arbeiter keine Geldmittel, kein Kapital, doch wir haben die große
Wir begrüßen jenes Ereigniß, weil wir daraus sehen, daß unsere Brüder im Vaterlande sich ihrer Lage bewußt find und verstehen, ihren Feinden die Spiße zu bieten. Nur auf dem Wege der Vereinigung einzelner Gewerke ist es möglich, die sozialen Leiden in ihren innersten Keimen aufzusuchen und ihnen entgegen zu wirken. Nur auf diese Weise ist die Arbeit fähig sein, der Brutalität des Kapitals einen physischen, sowie moralischen Widerstand zu leisten. Nur durch eine MassenBereinigung und gemeinsames Handeln wird es Euch gelingen, Masse für uns, und wenn diese ihrer Macht bewußt ist, so den Einzelkämpfen ein Ende zu machen, Eure Rechte zu. wahren, und solltet ihr gezwungen sein Opfer zu bringen, zu dem
Aeußersten
zu der Arbeitseinstellung zu greifen, so kann Euch
der Sieg nicht ausbleiben.
Drum Ihr Brüder in Süd und Nord! die Ihr alle wie wir von dem Kapital zur Ausbeutung erforen seid, die Ihr alle in gleichem Maaße unter den Ungerechkeiten der beutigen Gesellschaft leidet! Sehet, wie die Interessen der Arbeiter weder an der Mainlinie, noch an den Thoren Desterreichs, noch sonst wo verschiedene sind! Vereinigt Euch zu einem großen Gesammtbunde, der das ganze Vaterland umfaßt, da mit Eure Mühen nicht fruchtlos sind! Nehmt Theil an der Bewegung, die jetzt dort an allen Orten um sich greift, die nicht auf den Wege des Sparens nur das Wohl einer ganz geringen Anzahl unter Euch zu fördern sucht, sondern die den wirklich humanen 3wed hat: Allen, auch der ungeheuren Mehrzahl Schuß und Hülfe zu gewähren, deren Lohn auf ein solches Minimum herabgeschraubt ist, daß sie nicht mehr im Stande zu sparen. Sehet hierher zu uns nach England! hieher, wo die Industrie am höchsten entwickelt ist und sich Kapital und Arbeit am schroffsten gegenüberstehen, wo die arbeitende Klasse am meisten ausgebeutet, das Proletariat am zahlreichsten und seine Lage die elendeste ist! Sehet hierher, wo die Arbeiter durch eine Organisation, wie Ihr sie jest in Deutschland anstrebt, von ihrer Macht Gebrauch zu machen
gelernt haben.
Ganz dieselben Verhältnisse erwarten auch Euch, sobald Das Kapital auf seinem Weg aus den Händen der produziren den Klaffe in die Hände der Befißenden denselben Höhepunkt der Entwicklung erreicht haben wird, wie hier in England.
Fahrt deßhalb fort in Eurem vortrefflichen Werke, macht
Euch die kostspieligen Erfahrungen, die die englischen Trades' Unions anfangs machen mußten zu Nußen, so werdet Ihr Euch manche Niederlage vermeiden). Vor allem rufen wir
schen Arbeiter über englische Trades' Unions unterrichten wollten, Es wäre zu wünschen, daß Diejenigen, die kürzlich die deut
muß an ihr jede andere Macht der Welt zerschellen.
Mit Brudergruß.
Im Namen des Arbeiter Bildungs- Vereins, vom deutschen Zweig der Internationalen Arbeiter Association. Charles- Hotel, 71. Dean Street, Soho Square W. K. Speyer .
Selten ist wohl ein bedeutungsvolles Ereigniß mit gröBerer Ueberraschung und mit mehr Erstaunen aufgenommen worden, als die seit dem Anfange dieses Jahres in immer gewaltigeren Dimensionen sich entwickelnde Arbeiterbewegung in Wien . Und doch war das Hervortreten dieser Bewegung in der österreichischen Hauptstadt nur die consequente Folge von Ereignissen, welche die fortschreitende Entwicklung der sozialen und insbesondere der industriellen Verhältnisse noth wendig gemacht hatte.
Der österreichische Kaiserstaat, ehemals innig verknüpft mit dem deutschen Reiche, mußte bis zum Jahr 1866 wo noch teine seiner Nationen befriedigt war, seinem ganzen Wesen wie seinem Regierungssysteme nach einen reaktionären Einfluß auf die Culturentwicklung Europa's üben. Nichtsdestoweniger war Wien die Stadt, auf welche schon 1848, in jenem Jahre, wo die Morgenröthe einer neuen Zeit anbrach, die europäische Demokratie ihre vewundernden Blicke richtete. Es war Wien , wo damals mit einer Ausdauer gekämpft wurde, wie in keiner anderen deutschen Stadt und von der zu jener Zeit Freiligrath ſang:
erst hierher kämen, um von deren Organisation zu lernen!( Falls Herr Mar Hirsch, gegen den diese Bemerkung sich richtet, genöthigt sein sollte, nochmals nach England zu gehen, machen wir uns anbeischig, ihn dort mit den Führern der englischen Trades' Unions zusammen zu bringen, die ihm binnen weniger Stunden den Beweis geliefert haben werden, daß seine Zeitungsartikel und Vorträge über die englischen Trades' Unions von frassester Unwissenheit oder von schamlosester Verachtung der Wahrheit zeugen. A. d. R.)