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Beilage zum Demokratischen Wochenblatt No. 1.
In Sacherr Volksbildung.
Wohl alle ernst denkenden Männer sind darüber einig, daß auf den bisher inne gehaltenen Wegen ein wirklicher Fortschritt auf dem Gebiete der Volksbildung unmöglich sei. Das erscheint um so beunruhigender, je mehr man sich bewußt, daß gerade dieser Fortschritt jezt nothwendiger ist, denn je. Versuche, welche man hie und da zur Hebung der Volksbil dung gemacht, sind fast alle als fehlgeschlagen zu betrachten.
Es läßt sich leicht nachweisen, daß hieran vor allen Dingen die Unflarheit der Grundsäße in Bezug auf 3 weck und Biel schuld ist, daß diese Unklarheit falsche Wege einschlagen, ungeeignete Mittel zur Anwendung bringen ließ, daß man immerfort den Anstoß und darauf die unausgefeßte, aufrichtige Förderung der Volksbildung von dort her erwartete, von wo aus bei einigem Nachdenken Niemand das eine oder andere erwarten durfte und konnte.
Denn ich bin der Ueberzeugung, daß keine Volksbildung irgend welchen Werth hat, wenn sie nicht das Fundament der ganzen sozial politischen Entwickelung eines Bolks, wenn sie nicht die treibende Kraft für diejenige Bewegung ist, welche die denkbar besten Zustände als Ziel im Auge hat.
Das nächste Ziel der gegenwärtigen politisch- sozialen Be wegung ist:„ Umgestaltung der bestehenden staatlichen und gesellschaftlichen Zustände im Sinne der Freiheit, gegründet auf Gleichheit alles dessen, was Menschen- Gesicht trägt."
Der gegenwärtige Stand der Volksbildung in allen Ländern mit nicht demokratischen Regierungen reicht nicht aus, dieses Ziel mit Erfolg zu erstreben.
Seit länger als einem Menschenalter macht die Volksbildung in Deutschland nicht nur nicht Fortschritte, sondern entschiedene Rückschritte. Nur mit dem Rückgange treiben. mir sichtlich weiter, und täglich mehren sich dafür die erstaunlichsten Thatsachen.
sich selbst, wenn man von nicht demokratischen GesellIchaftszuständen erwartet, daß unter ihrem Einfluß die Bildung des Volkes im demokratischen Sinne gefördert werden solle.
Das ist durchaus natürlich! Es ist ein Widerspruch in
Bielmehr wird unter solchen Zuständen immer versucht werden, das Bedürfniß einer solchen Volksbildung in Bahnen zu leiten, die weit ab von der Freiheit führen, und es an Gegenstände und Fragen zu heften, bei welchen eine richtige Einsicht und ein selbstständiges Denken und folglich ein selbst bewußtes Handeln unnöthig und zwecklos ist. Bei diesem Werke diente stets und dient und wird dienen die Orthodoxie.
Daraus folgt für alle, welche das Ziel unserer politisch
In diesen Grenzen haben wir folgende besondere Aufgaben ins Auge zu fassen und zu erfüllen:
Die erste Erziehung der Kinder, d. h. von ihrer Geburt bis zu ihrem Eintritt in die Schule, überhaupt die Erziehung in der Familie, ist mit Hülfe der Fröbel'schen Kindergärten umzugestalten. Diese Aufgabe wird um so wichtiger, je mehr die Zahl derjenigen Kinder wächst, welche des Erwerbs wegen schon im zartesten Alter aus der Schule genommen werden und denen nicht einmal in den ersten sechs Jahren ihres Lebens der Segen einer guten Erziehung zu Theil wird, weil die Mütter. , auf Arbeit sind."
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Seit 1840, mehr noch seit 1849, ist die Volksschule allmälig unbeschränktes Eigenthum der Regierungen und der Kirche geworden. Den Eltern und Gemeinden sind nur sehr wenige Rechte geblieben; unglücklicherweise wissen wir selbst diese nicht auszunugen. Darum sind namentlich unsere Gemeinde- Bertreter zu veranlassen, daß sie vollständig, bis zu den äußersten Grenzen der Möglichkeit, alles thun, was sie für die Volksbildung, im Besondern für Hebung der Volksschulen ihun können. Es ist ein verhängnißvoller Irrthum, wenn man glaubt und glauben machen will, daß wir hierzu erst neuer Geseze bedürfen: nicht neue Geseze brauchen wir, sondern
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nur volles Verständniß der Sache, festen Willen sie zu fördern, und ernste Arbeit!
Da wir innerhalb der Volksschule den gegnerischen Bestrebungen immerhin nur verhältnißmäßig geringen Abbruch werden thun fönnen, so müssen wir vernünftigeriveise außerhalb derselben die Volksbildung in unserm Sinne zu fördern suchen. Das läßt sich ausführen durch zweckmäßige Einrichtung von Fortbildungsschulen für Jünglinge und Jungfrauen; durch Gründung von Bildungsverei nen, ebenfalls für beide Geschlechter; durch Herausgabe und Verbreitung wirklich volksthümlicher Schriften und Zeitungen; durch Einrichtung wirklicher Volksbiblio= thefen u. f. w.
Selbstverständlich haben wir allen diesen Bestrebungen jegliches Kirchenthum in jeder Form fern zu halten. Ja, es ist endlich unsre erste und letzte Aufgabe, alle Veranstaltungen für die Zwecke der Volksbildung, in erster Reihe die Volksschule, unabhängig von jeglichem Kirchenthum( oder von jeder Priesterherrschaft zu machen.
Das sind unsre Aufgaben im Besondern. Wer hat nun an die Arbeit zur Erfüllung derselben zu gehen?
Alle!- Vom ersten bis zum legten, Mann und Weib, der einzelne Bürger und die Gemeinde, vor allem die, welche schon jetzt für Bolksbildung arbeiten oder arbeiten sollen: die sozialen Bewegung erfaßt, das Fundament und die treibende Lehrer, die Schriftsteller, die ganze Presse, die politischen, die Kraft dieser erfannt haben, daß unserer Boltsbildung nothwen dig andere Wege zu bahnen sind.
Das ist unsere Aufgabe. Was haben wir zu thun und mas fönnen wir thun, um sie zu erfüllen?
Zuerst und unbedingt ist festzuhalten, daß die BestrebunBen für eine wahre Volksbildung nicht auf die Kinder allein, sondern auch auf die Erwachsenen zu richten sind. Dann aber gehört in den Bereich unserer Aufgabe sowohl der Kindergarten wie der Bildungsverein, der Struwwelpeter wie das popular- wissenschaftliche Werf, die Erziehung in der Familie wie im öffentlichen Leben, und alles, was dazwischen liegt.
Mittelpunkt der Volksbildung ist und bleibt die Volksschule mit den Volkslehrern.
Arbeiter und Bildungs- Vereine, furz: Alle!
Denn auch das gehört zu dem viel verleugneten Grundsage von der Gleichheit Aller, daß zur Arbeit für die politischsoziale Entwicklung Jeder zugelassen werde. Es kommt nur darauf an, daß die große Gemeinschaft dem Einzelnen die rechte Stelle anweise, um sich nüßlich machen, um mit Lust und Freudigkeit arbeiten zu können. Gerade die Arbeiten für die Freiheit und für ein menschenwürdiges Dasein sind nicht, wie das bisher Brauch war, solchen zu überlassen, welche sich als die Auserwählten" betrachten ein Fehler, der uns vielleicht mehr geschadet hat, als alle Vorrechte in Staat und Kirche zusammen.
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Als ein Organ für die Arbeit in dem oben dargelegten