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oder„, mäßig" um Bismarcks Ausdruck zu gebrauchen wo ein fampflustiger Feind frech mit dem Degen herumfuchtelt. Dem Dresdner ,, Bulletin International" wird aus Berlin gemeldet, das Schuß- und Trußbündniß zwischen Preußen und Rußland sei unterzeichnet, und die Unterhandlungen zwischen Preußen und Italien wären im Gange. Es kann sich hier nur um einen, zu ganz bestimmten 3weden abgeschlossenen Bündnißvertrag zwischen Rußland und Preußen handeln, denn verbündet sind beide Staaten mit sehr seltenen und furzen Unterbrechungen seit das moderne Preußen besteht. Die Verhandlungen mit Italien anlangend, so haben wir Grund zu der Annahme, daß dieselben vollständig gescheitert sind.
Herr Braß von der Norddeutschen"( Bismarck's Leiborgan) giebt jetzt zu, daß die preußische Regierung unmittelbar nach Bekanntwerden der Usedom 'schen Rote bei Hrn. v. Beust Entschuldigungsversuche gemacht habe, die jedoch sehr kühl zurückgewiesen wurden. Bisher hatte Herr Braß es hartnäckig geleugnet. Das Lügen ist nicht so leicht, Herr Braß!
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Die würtembergische Adresdebatte ist ergebnißlos verlaufen wie dieß bei Adreßdebatten häufig zu geschehen pflegt. In Folge der plößlichen Schwenkung eines Theils der sogenannten„ großdeutschen Demokraten" wurden am Adreßentwurf Beränderungen angebracht, welche ihn so abschwächten, daß einige der entschiedensten Mitglieder der Volkspartei sich verpflichtet hielten, gegen die Adresse überhaupt zu stimmen, wodurch dieselbe zu Fall kam. Bei dieser Gelegenheit hat es sich herausgestellt, daß die großdeutschen Demokraten" in Würtemberg diesen Namen durchaus nicht verdienen. ,, Sie fragen im Demokratischen Wochenblatt". schreibt man uns aus Stuttgart ,„, was der Unterschied zwischen den großdeutschen Demokraten und den Volksparteimännern in Schwaben sei? Erstere find ,, Wilde", die sich der Partei nicht anschließen, auch meistens feine wirklichen Demokraten höchstens großdeut sches Gentrum und unberechenbar." Also, sagen wir, nenne man sie nicht mehr großdeutsche Demokraten", denn das giebt zu Irrungen Anlaß.
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Auf den 6. dieses Monats ist nach Stuttgart eine Landesversammlung der Volkspartei berufen, um über den Berner Friedenskongreß, die jüngsten Kammervorgänge und die der Kammer zu machenden Vorlagen zu berathen." Jedenfalls thut es noth, daß die Volkspartei der Regierung gegenüber sich zu energischem Handeln zusammenschließt, und namentlich in Sachen der preußischen Militärverträge aus der Abwehr zum Angriff übergeht. Herr von Varnbüler liebs äugelt wieder in bedenklicher Weise mit dem Berliner Kabinet, und was für ein Wind am würtembergischen Hof weht, erhellt aus dem Umstand, daß der Thronfolger, Prinz Friedrich, in die preußische Armee eintreten soll. Lieber preußisch als demokratisch! ist die Losung. Nur die äußersterste Anstrengung der Demokratie kann die Verpreußung hindern. Mit Genugthuung haben wir zu erwähnen, daß sämmtliche Arbeitervereine Würremberge, welche das Nürnberger Programm angenommen haben, zur Beschichtung der Landesversammlung eingeladen
worden sind.
Bon preußischer Seite ist der Vorschlag zu einem Vertrage gemacht worden, welcher die dienstpflichtigen Badener zur Ableistung ihrer Militärpflicht in preußischen Regimentern befähigt. Da Bonaparte den Finger erhoben hat, wird's wohl unterbleiben. Bezeichnend ist der Plan aber. Die Preußen verfolgen hier die Politik der alten Römer, die kriegsgefangene oder durch allerlei Versprechungen angelockte junge Germanen in ihre Armee steckten, wo unter der strammen Disziplin und bei dem kunstvoll gepflegten kriegerischen Geist die Erinnerung
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an Freiheit, Ehre und Vaterland den Meisten abhanden kam, und viele der naturwüchsigen Söhne des unbezwungenen Deutschland zu so guten Römern umgedrillt wurden, daß sie, wie jener preußische Soldat sich in den Märztagen des„, tollen" Jahrs 1848 rühmte, gern" auf Bater, Mutter und Bruder loshieben. Das Mittel war recht schlau, half aber schließlich doch nichts. Auch Rom mußte fallen, und Rom war noch ein Bischen ,, mächtiger" als Preußen.
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Man schreibt uns: ,, Das Parteigetriebe in Bayern hat in lepterer Zeit einen etwas veränderten Anstrich bekommen. Zuvörderst ist zu constatiren, daß der Nationalliberalis mus in eben dem Grade im Sinken begriffen ist, als die preußischen Erfolge zu schwinden beginnen. Insbesondere bat auch das zu unüberlegt reactionäre Gebahren der preußischen Minister viele Angehörige besagter Partei wankelmühtig und stußig gemacht, so daß es nur sehr Wenigen mehr mit dem Eintritt in den Nordbund ernst ist. Dagegen ist die Gothaerei*) sich bezüglich der Behandlung innerer Fragen vollständig treu geblieben, indem sie nach wie vor in liberalen Phrasen macht, in der That aber sich mit Halbheiten begnügt und in der Regel über das, was das preußenfreundliche Ministerium bietet, nicht hinaus geht. Die wahren Volksfreunde können daher mit dieser Partei trop wiederholter Aufforderung nicht gehen und gehen auch nicht mit ihr, fie finden vielmehr den Kampf gegen die Gothaerei mehr am Plage als den gegen die Ultramontanen, welche nicht so gefährlich und unüber windlich sind, als die Nationalliberalen uns weiß machen möchten. Die Hauptgefahr liegt im Nationalliberalismus, dann erst kom men die Ultramontanen. Die Volkspartei gewinnt immer mehr Boden. Ist die Zahl derer schon ansehnlich, welche aus gesprochene Mitglieder der gut organisirten Partei sind, so hat sie noch unzählige Gesinnungsgenossen unter dem Kern des Volfes, welche bei herantretender Gelegenheit sicher für des Volkes Sache einstehen werden.
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Zwischen der Mittelpartei, die sich erst organisirt hat, und dem Nationalliberalismus besteht auch nicht mehr der ge ringste Unterschied, sobald man in Rechnung zieht, daß Letterer Li vorläufig den Eintritt in den Nordbund wenig betreibt. berale Schönrednerei und Scheinliberalismus ohne allen Ernst und jede Thatkraft sind die characteristischen Zei chen beider Parteien, bei der einen etwas mehr, bei der all dern etwas weniger. Beide stüßen auch das gegenwärtige Ministerium."
Aus Griechenland war an Garibaldi der Ruf ers gangen, er solle den Oberbefehl über die griechischen Frei schaaren" übernehmen. Garibaldi hat indeß klüglich abgelehnt, und wir wollen hoffen, daß sich die demokratische Jugend Ita liens von diesem russisch- preußischen Schwindel fernhalte. Sie sollte an Kandia genug haben.
Die spanische Regierung verfolgt die niederträchtig schlaue Taktik, die republikanischen Städte, eine nach der an deren, durch ein Entwaffnungsdekret zum Kampf zu treiben ( in getrennten Abtheilungen) geschlagen. Bis jetzt ist das in und dann niederzuwerfen. So wird die Revolution im Detail fame Spiel geglückt: erst in Gadir , dann in Sevilla und zuletzt in Malaga , wo ein furchtbares Gemezel statt hatte. Nun find nur noch Barcelona und Madrid unbefiegt. In Madrid herrscht unter den Republikanern leider die gefähr liche Redekrankheit: am 28. Dezember schworen sie in einer großen Volksversammlung der Republik Treue, schworen, sich nicht entwaffnen zu lassen, schworen, sich„ von nun an allen Angriffen der Regierung auf die Freiheit zu widerfeßen
*) gleichbedeutend mit Nationalliberalismus.