wähnt, und sich dadurch einen Prozeß zugezogen. Im ersten Termin erklärte sie sich bereit, alles Gesagte durch Zeugen zu beweisen. Das Gericht hat jedoch die Ladung der Zeugen ver­worfen und die Schlußverhandlung auf den 21. d. Mon. an­beraumt. Ueber diesen Prozeß schreibt die Demokratische Cor­respondenz":

..Die Geschichte des Jahres 1866 zu thun, hat dies Großpreußen sich nicht gesträubt; die Geschichte zu hören, sträubt es sich, wo es kann. Blut und Eisen im Geiste sinnen jahrelang, das macht den Staatsmann groß; Blut und Eisen in Lettern schen, obschon sympathisch schwarz auf weiß, das macht ihn nervös. Den Krieg entfesseln im Vaterlande, das ist höchstes Recht; von den Greueln des Krieges reden, schwer­ſtes Unrecht. Opfer fordern unerhört, das ist patriotisch; die Geister der Erschlagenen aufrufen zum Wehefluch, das ist In jurie!

Man weiß was in Frankfurt geschehen. Die gesittete Welt hat es verurtheilt. In deutschen Gemüthern erscheint neben dem, was die deutsche Stadt ausgestanden, alle Unthat von 1866 fast flein und verzeihlich. Denn während für die größeren Gewaltakte politische Motive, wohl gar( von einem gewiffen Standpunkte aus) politische Rothwendigkeiten geltend gemacht werden können, gegen das wehrlose Frankfurt , gegen das in Besitz genommene Frankfurt so zu handeln, wie geschehen, dafür giebt es keine Nothwendigkeit, feine Entschul digung, keine Erklärung endlich, als etwa die, welche in sich wieder eine neue, eine schwerste Anklage ist.

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Sogar in Preußen selbst schien man das bisher zu füh, Man vermied es, die Erinnerung an die Frankfurter Junitage zu berühren. Es war ein wunder, Punkt für die Sieger wie für die Sklaven am Triumphwagen. Jetzt ist das überwunden. Man will nicht, daß den Herren Heerführern - diesem Heiligthum aller Heiligthümer in Preußen die Kritik der Thatsachen angelegt werde; verurtheilt vor dem Richterstuhl der Geschichte. vor preußischem Gericht flagt man den Sachwalter der Geschädigten an; selbst schuldig, verlangt man ein Schuldig."

Nach einer Notiz des Frankfurter Beobachter" bat das Berliner Polizeipräsidium sich die Akten zweier Breßprozesse, die in Frankfurt gespielt und mit Freisprechung geendigt haben, nach Berlin zur Kenntnißnahme" schicken lassen. Warum? Je nun, die preußischen Richter sind zwar ,, unabhängig", müssen jedoch auch gute Patrioten sein, und es giebt in Breußen verschiedene Sibirien ". Daß die Richter unter polizeilicher Aufsicht stehen, ist in einem wohlregulirten Staat ganz in der Ordnung, und ..sonderbare Schwärmer". wie der Staatsanwalt von Toulouse , Seguier, der jüngst seine Demission einreichte, weil er von keinen Mouchards( Spionen) überwacht sein wollte, sind zum Glück für die Herren Bonaparte, Bismarck und Stieber seltene Ausnahmen.

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Die preußische Soldpresse hat ihr Geschimpfe auf Beust eingestellt, weil es den Soldspendern klar geworden war, daß sie dem Geschimpften nur einen Dienst leisteten.

In Mainz tagte am 16. d. M. eine Versammlung von demokratischen Vertrauensmännern aus Hessen , Nassau und Frankfurt , und beschloß:

,, 1) Thatkräftige Unterstügung der demokratischen Presse durch regelmäßige Monatsbeiträge, welche in einen Preßfonds für Hessen eingezahlt werden.

2) Gründung eines Kreuzer- Sonntagsblattes und bis zu dessen Erscheinen Verbreitung von Flugblättern, namentlich unter der Land­bevölkerung.

3) Gründung von demokratischen Vereinen in Stadt und Land."

Aus Baden wird uns geschrieben: Die hiesigen Zu­stände rechtfertigen keineswegs die Hoffnungslosigkeit, der man

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auswärts und vielfach auch im Lande selbst bezüglich Badens begegnet. Der Staat Baden ist allgemein aufgegeben. Niemand wünscht die Erhaltung desselben, wie denn auch die Dynastie feinerlei Sympathien befißt. Die Pfälzer verlan gen nach Wiedervereinigung mit dem andern Theil des Stammlandes unter Bayern , und die Allemannen im Süden fühlen sich hingezogen zu den verwandten Schwaben. Richtig verwerthet kann diese Thatsache von großer Bedeutung werden. Eine zweite hochwichtige Thatsache ist folgende: Die wohlorganisirte Ratbolifenpartei hat sich auf ganz des mofratischen Standpunkt gestellt und fordert bezüglich der Stellung von Staat und Kirche amerikanische Zustände, d. h. absolute Trennung von Kirche und Staat. Sobald ein mal eine größere Fraktion der katholischen Kirche die Verbin dung mit dem Staat aufgiebt, hat sie auch die Monarchie aufgegebendarin vor Allem liegt die hohe Bedeutung dieser Wandlung. Die ganze Partei ist großdeutsch und hält zum antikonkordatlichen Desterreich. Jolly wankt, der Großherzog fann ihn, wie auch den( preußischen) General Beyer nicht leiden, doch ist er so schwach, daß von seiner Initiative nichts zu erwarten steht." So weit unser Corre spondent. Zu seinen Mittheilungen betreffend die Katholikens partei haben wir zu bemerken, daß der katholische Klerus überall, wo er vom Staat unterdrückt wird, demokratisch ist ( man nehme z. B. Irland), daß die demokratische Gesinnung aber regelmäßig verschwindet, sobald die Partei wieder an die Herrschaft kommt. Zum Glück hat der Klerus als solcher Baden keinen großen Einfluß, und nur, weil er gegen den Nationalliberalismus Front macht, hat er die Masse der Be völkerung hinter sich, und wird sie hinter sich haben, bis die demokratische Partei organisirt auftritt, und die Erin nerung an die glorreiche Vergangenheit des Landes und die grauenvolle Standrechtswirthschaft des Prinzen von Preußen ( ießt König Wilhelm) wachruft. Die annexionistische Partet war und ist nur eine erbärmliche Minorität, die bereite in sich gespalten von dem ersten Hauch einer wirklichen Volksbewegung weggefegt werden wird.

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Die Pariser Conferenz ist zu Ende und Alles befindet sich auf dem alten Fleck.

Am Dienstag eröffnete der französische Kaiser seine ,, Kammern" mit einer Thronrede, die, ziemlich ungeschickt ab­gefaßt, deutlicher als der Ableser beabsichtigt haben dürfte, dessen Furcht nach Innen und dessen Kriegsgelüfte nach Außen enthüllt. Sonst wüßten wir über das Aktenstück nichts zu sagen.

Ein in Deutschland anfäßiger französischer Journalist, Herr Seinguerlet, hielt neulich im demokratischen Wahl verein zu Frankfurt a. M. einen interessanten Bortrag über die Lage der Dinge in seinem Vaterlande, und wies sehr klar nach, wie das Kaiserreich innerlich verfault ist und sich un möglich noch auf lange Zeit behaupten kann. Zum Schluß sprach er aber eine Ansicht aus, die wir durchaus nicht billi gen können. Die jeßige Regierung", sagte Herr Seinguerlet, ,, fällt nicht durch den Barrikadenkampf, sondern durch die Urne des allgemeinen Stimmrechte. Dieses Mittel muß das Volk ge brauchen lernen. Kommt dann der Moment, wo 200,000 Parifer in die Straße niedersteigen und rufen: Nieder mit dem Kaiserreich! so wird das zweite Empire fallen, wie ein fauler Apfel vom Baum fällt." Falsch! Es wird nicht fallen, sondern an den 200,000 Parifern die ,, wunderthätige Kraft" der Ghaffe pots erproben; fallen wird es erst dann, wenn besagte 200,000 Pariser( auch weniger thun's zur Noth) ihrerseits wunderthä tige Flinten in die Hand nehmen, Barrikaden bauen und die Träger der Chassepotgewehre entweder im Straßenkampf be

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