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flegen, oder zum Uebertritt bewegen. Faule Aepfel fallen von felbst, faule Regierungen nicht das ist ein Unterschied. das ist ein Unterschied. Diese französische Friedensdemokratie", die Gott lob im fran­ zösischen Proletariat keinen Anbang hat, überschäßt- ähnlich wie weiland Lassalle die Wirkungen des allgemeinen Stimmrechts. Das allgemeine Stimmrecht ist eine Grundbe dingung des demokratischen Staats und darum auch von der Demokratie gefordert worden, seit es eine Demokratie giebt, aber es ist unfähig, den Sturz einer despotischen Regierung herbeizuführen. Im Gegentheil, es ist eher geeignet, die Eri stenz despotischer Regierungen zu verlängern, indem es ihnen den Nimbus der Bolts souveränität verleiht. Napoleon sowohl als sein Nachahmer Bismarck haben dieß begriffen, und das allgemeine Stimmrecht mit bestem Erfolg zu ihrem Nußen aus. gebeutet. Algemeines Stimmrecht ohne politische Freiheit ist ein Possenspiel, in dem das Volk als betrogene Person figu­tirt. Das zeigen die Wahlen in Frankreich seit dem 2. De­zember 1851, das zeigen die Reichstagswahlen in Preußen. Um das allgemeine Stimmrecht zu einer Wahrheit zu machen, muß erst die politische Freiheit errungen werden. Diese geht aber in despotischen Staaten, deren Regierungen das Resultat der Abstimmung in der Gewalt haben, nie und nim­mermehr aus der Wahlurne hervor.

Ueber die spanischen Wahlen liegen noch keine voll­ständigen Berichte vor. Aus den Regierungstelegrammen, denen nicht zu trauen, erhellt indeß schon so viel, daß die republi­fanische Partei wohlorganisirt an die Wahlurne getreten ist.

In seinem Absagebrief an die Monarchie flagt Gari­baldi den Minister Ratazzi an, den leßten Römerzug erst unterſtüßt und dann verrathen zu haben. Garibaldi faßt die Sache zu mild auf. Ratazzi, die Creatur Napoleons , hat auf dessen Geheiß das Unternehmen gegen Rom veranlaßt, um es zu verrathen, in der zwiefachen Absicht, der italie­nischen Demokratie einen Aderlaß zu bereiten und den fran­ zösischen Einfluß, der durch preußische Intriguen gefährdet war, wieder zu befestigen.

Vom südamerikanischen Kriegsschauplaß wird eine schwere Niederlage der Brasilianer gemeldet. Die Hälfte der Armee ist todt, gefangen oder zerstreut, und der Rest schwerlich noch kampffähig. Das könnte der Todesstoß für die leßte Mo­narchie in der neuen Welt sein.

Die hiesige Polizei hat in ihrem Kreuzzug gegen die Ver­

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eine eine Pause gemacht*) und scheint einlenten zu wollen. Ein offiziöser Artifel des Tageblattes" besagt, wenn eine Anzahl hiesiger Gewerbsgehilfen Verlangen trage, außer den Beiträgen, welche sie zu den Unterstüßungskassen hier steuern, noch eine besondere Steuer zur Verfügung eines auswärtigen .Präsidenten" zu gewähren, so werde sie daran keine Polizei­behörde hindern, da dies nicht gegen das Vereinsgesetz verstoße. Das Gefeß verbiete nur das Bilden von Zweigvereinen, nicht das Beitreten Einzelner zu einem, wenn auch auswärts ge leiteten Vereine, und demgemäß sei zeither von der Polizei verfahren worden und werde auch ferner so geschehen müssen." Diese Auffassung wird unzweifelhaft durch den Wortlaut des Vereinsgefeßes gerechtfertigt. Nicht gegen die Leipziger Polizei, sondern gegen das Vereinsgefez muß sich also unsere Thätigkeit richten. Ueber die nöthigen Schritte wird die, für die nächste Zeit beabsichtigte Landesversammlung der Volkspartei zu berathen haben.

) Die von auswärtigen Blättern gebrachte Nachricht, der Buch­druckerverband sei aufgelöst worden, hat sich bis jezt nicht bestätigt.

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So lange Herr von Schweißer im Gefängniß war, beobacptete der Berliner Sozialdemokrat" eine anständige Hal­tung; kaum ist Herr von Schweizer beurlaubt, so macht der Sozialdemokrat" auch von Neuem Stänkereien. Man sieht daraus, wer Zwistigkeiten hervorzurufen sucht. Für heute) habenwir Hrn. v. Schweißer bloß Folgendes zu bemerken: Das Demokratische Wochenblatt" ist kein sächsisches Lokal blatt, und hat sich mit sächsischen Angelegenheiten nur in so weit zu beschäftigen, als sie von allgemeinem Interesse sind. Ueber un­fere demokratischen( sozial- demokratischen) Parteipflichten

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fönnen wir in feine Diskussion mit einem Mann eintreten, der von Schlimmerem abgesehen am 19. Oktober 1867 im Berliner Reichstag sich ausdrücklich auf den Boden der norddeutschen Bundesverfassung gestellt, und damit in politischer Beziehung, günstigstens aufgefaßt, den nationalliberalen Standpunkt zu dem seinigen gemacht hat.

Und nun eine Frage: Unmittelbar vor dem 1866 er Krieg erhielt Herr von Schweizer (, aus Gesundheitsrücksichten") Urlaub aus einem föniglich preußischen Gefängniß und machte ( in bester Gesundheit) Propagandareisen für die Bismarck 'schen Darlehenscheine und die Annexionspolitik. Jezt, wo die Bismarck '­sche Schöpfung sich vor einer schweren Krise befindet, erhält Herr von Schweißer abermals( in Familienangelegenheiten") Urlaub aus einem föniglich preußischen Gefängniß, und bes nußt ihn, um Zwietracht in der Demokratie zu säen, und in ( dem zu ,, unliberalen") Süddeutschland zu agitiren".

In welchem Zusammenhang steht der damalige und jetzige Urlaub des Herrn von Schweißer mit der damaligen und

jeßigen politischen Thätigkeit des Herrn von Schweizer ? Treibt Herr von Schweiger auf eigne Rechnung oder in höhe­rem Auftrag das Geschäft, die Organisation der sozial- demo­kratischen Partei zu stören?

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde soeben, Don­nerstag Vormittags 11 Uhr, die Beilage zu No. 3 des demo­kratischen Wochenblattes confiscirt. Veranlaßt wurde die Beschlag­nahme durch den Auszug aus dem Programm des ,, Felleisen". Wir nähern uns mit raschen Schritten dem Norddeutschen Bun­

desideal, mit rascheren Schritten, als Hr. von Bismarck selbst

erwartet haben dürfte; denn daß er unter den sächsischen Be­amten so gute Freunde gewinnen würde, das konnte er unmög­lich voraussehen. Professor Biedermann braucht sich und seine Leser nicht mehr mit Annexionspropaganda abzuquälen hat Ablösung gefunden.

Zur Dresdner Arbeiterversammlung.

( Bon einem zweiten Correspondenten.)

Dresden , den 20. Januar.

er

Der in Nro . 3. des Demokratischen Wochenblatts" ge­schilderte Berlauf der Arbeiterversammlung, welche am 9. Jan. in der, Gentralhalle" über die Bildung von Gewerksge­nossenschaften berathen sollte, und insbesondere der Ausgang derselben bedürfen für diejenigen, welche den innern Zusam­menhang der Vorgänge zu übersehen keine Gelegenheit hatten, fragen: wie war es möglich, daß in einer Stadt von doch noch einiger Aufklärung. Zunächst darf man mit Recht

150 000 Emwohnern, einer Stadt, die werkthätige Parteige­nossen in großer Zahl aufzuweisen hat, ein Haufe von ein paar bundert allbekannten Störenfrieden die Vorsitzendenwahl

*) In nächster Nummer werden wir versprochenermaßen über die Haltung des Herrn von Schweiger in der Militärfrage berichten; wir konnten es nicht thun, ehe wir über die Natur seines Urlaubs" im Reinen waren.