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den Weg zu ihrer Heilung zu bieten, hat sich der ,, Volksfreund" Eine solche Belehrung über Ursache der Krankheiten und

jur Aufgabe gestellt.

C. Boruttau.

Die Arbeiterbewegung in Wien . ( Fortsetzung).

Wien im Dezember.

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zu fich bitten und erklärte ihnen, daß der Verein als solcher feiner Weise mit politischen Dingen beschäftigen dürfe. Bezüglich der Filialen bemerkte er, der Verein möge statt ihrer Lesezimmer errichten. Der Vereinsausschuß legte der Statthalterei nun einen neuen Statutenentwurf vor, der jedoch erst dann genehmigt wurde, nachdem zu wieder. holten Malen auf Verlangen der genannten Behörde Abände Damit war aber die rungen vorgenommen worden waren.

Sache noch nicht erledigt, denn furze Zeit nach erfolgter Ge nehmigung der Statuten wurden die Lesezimmer in Benzing. und Floridsdorf , als außerhalb des Polizeirayons Wien lie

Der Sieg der Sozialdemokraten auf dem zweiten Wiener Arbeitertag bewirkte, daß auch in Deutschland die sozialistisch gend, von der Behörde geschlossen. gesinnten Arbeiter zu neuem Streben ermuntert und die In­differenten aufgerüttelt wurden.

Der Einfluß der preußischen Liberalen auf die Arbeiter freise Berlins , der ohnedies seit den Ereignissen von 1866 fich bedeutend vermindert hatte, wurde durch die Erfolge der Wiener Sozialisten nun vollständig gebrochen. Bergebens er lich

aus Berlin , eine Schmähschrift gegen die Führer der Wiener Arbeiter. Sie fonnte nur dazu beitragen, die Krise zu beschleu

In diese Zeit fällt auch die Einführung des Unterrichts im Vereine und die Gründung der Allgemeinen Arbeiter­Kranken- und Invalidenkasse," womit der Beweis geliefert wurde, daß die Arbeiter in ihrem Streben für eine bessere Zukunft auch die Gegenwart nicht vergessen. ( Fortseßung folgt.)

und des kleinen Kapitals.

Von J. G. Eccarius. ( Fortseßung.)

nigen, welche wenige Monate später im Schulze' schen Berliner Die Schneiderei in London oder der Kampf des großen Arbeitervereine zum Ausbruch fommen sollte. In Wien sollte sowohl die erwähnte Schmähschrift, welche massenhaft colpor firt wurde, als die lächerlichen Angriffe eines Theile der Bresse nur dazu dienen, die Bewegung zu fördern und das Vertrauen der Arbeiter zu ihren Führern zn befestigen. Diesen lag nun die Aufgabe ob, den errungenen Sieg zu benüßen und die Bewegung

in die richtigen Bahnen zu lenken.

Schon vierzehn Schon vierzehn

Tage nach dem zweiten Arbeitertage kündigte deßhalb der Ar­beiterbildungsverein einen öffentlichen Vortrag des Herrn

das Leben und Wirken Lassalle's an, der später ebenfalls ver öffentlicht und in 2000 Exemplaren verbreitet wurde. Zu diesem Vortrage fanden sich ungefähr 3000 Personen ein.

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Vor 1834 hatten die großen Kapitalisten wahrschein lich hinreichend Gelegenheit gefunden, ihre Kapitalien ander­weitig zu verwerthen, als sich mit solchen Lumpereien, wie Kleiderladen und dergleichen, abzugeben. Andererseits konnten sie den Kleinbürgern feine Konkurrenz machen, so lange

nicht eine Anzahl Arbeiter vorhanden war, die der Hunger zwang, unter den schlechtesten Bedingungen Arbeit zu neh men. Die fortwährende Verminderung von Handarbeit durch

Erfindung neuer und Berbesserung alter Maschinen führte der

Schneiderei so viel junges Blut zu, daß dieses bald der Fall war, und sobald die nöthigen Bedingungen vorhanden waren, fingen auch die großen Kapitalisten an, sich der Schneiderei zu bemächtigen. Früher gab es keine anderen Kleiderladen, als die sogenannten Trödelladen, die nur die allergeringste Sorte von Kleidungsstücken verkauften. Ihre Arbeiter waren eutweder zu alt oder besaßen nicht die nöthige Geschicklichkeit, nm bei den sogenannten respektablen Meistern zu arbeiten. Die großen Kapitalisten dagegen eröffneten ihre Maga zine zunächst mit solchen Artikeln, die von den zahlungsfähigen

Herr Oberwinder besprach am Schlusse seines Vortrags die Biele, welche zunächst von der Arbeiterpartei angestrebt werden müßten, und bezeichnete als solche die völlige Beseitigung des Concordats, die Preßfreiheit, das freie Vereins- und Versamm lungsrecht und die Ausdehnung der Agitation auf die Pro­binzen. Unter der lebhaftesten Zustimmung der Anwesenden erklärte er auch, daß das intelligente Bürgerthum sich mit den Arbeitern verbinden müsse, und daß man bereit sei, in gewissen Hauptfragen mit dem Ministerium zu gehen und daffelbe gegen eine allenfalls drohende reaktionäre Staats streichspolitik auf das fräftigte unterstüßen werde, wenn es Arbeitern und von den Kleinbürgern getragen werden. Dabei auf dem Wege des Rechts und der Freiheit muthig vorwärts

schreite.

Es war somit flar ausgesprochen worden, daß die Ar beiterpartei nur eine Agitation wollte, welche allen Glassen der Gesellschaft zu Gute fommen mußte, und daß sie weit davon entfernt war, Dinge anzustreben, die mit den staatlichen und ge sellschaftlichen Verhältnissen Desterreichs unverträglich sein könn

ten.

Nichtsdestoweniger fuhren die großen Organe fort, der Regierung und dem Bürgerthume die Sozialdemokraten als staatsgefährliche Subjekte zu denunciren. Die Folgen hievon sollten auch alsbald zu Tage treten. Als der Arbeiterbildungs verein in Folge seiner stets zunehmenden Ausdehnung in die Rothwendigkeit versetzt wurde, in den Bezirken Wieden , Land Gaudenzdorf , Simmering , auf der Schwechat u. f. w. Filialen zu gründen, wurde gegen die Errichtung derselben von der Staathalterei Einsprache erhoben.

Gleichzeitig ließ Minister Giskra die Ausschußmitglieder

hatten sie durch ihre stets vermehrte Zufuhr bei dem immer größeren Mangel an Beschäftigung den Vortheil, sich die besten Arbeiter auszusuchen. Im Laufe der Zeit haben sie ihre Ge schäfte so ausgedehnt. daß sie wirklich Fabrikanten geworden find und alle möglichen Kleidungsartikel vom geringsten bis zum feinsten fabriziren lassen und zwar zu solchen Preisen, daß kein Kleinbürger im Stande ist, mit ihnen zu konkurriren. In wenigen Jahren wird man es vielleicht eben so lächerlich finden, einen Anzug auf Bestellung machen zu lassen, als man es heute finden würde, wenn der Hut oder Halstuch Fabrikant auf die Bestellungen der Konsumenten warten wollte, ehe er ein Stück verfertigte. Die modernen Kleider Fabrikanten haben bereits über ein Drittheil der Londoner Schneiderei im Be­

siz und breiten ihre Geschäfte täglich mehr aus. Die drei

Haupt- Firmen sind E. Moses und Soyn, Hyam, Nis chols, die nicht allein die Hauptfabriken für London , sondern für das ganze Königreich und die Kolonien sind. Jede dieser Firmen hat außer zwei großen Etabissements in London Zweig