die nur Juristen verstehen können. Doch wie dem auch sei, ein preußisches Gericht hat das Schmachvolle der Behandlung, welche der Stadt Frankfurt im Jahr 1866 zu Theil gewor­den, zugestanden, und damit dem Großpreußenthum ein unverlöschliches Brandmal aufgedrückt. Wir werden auf den Prozeß zurückkommen.

Sachsen erfreut sich seit einiger Zeit besonderer Aufmert ſamkeit Seitens der preußischen Regierung. Bald zeigt man ihm die scharfen Krallen, bald streichelt man es mit Sammt­bfötchen. Bestern befreite der Bundesoberfeldherr" durch eine einfache Berordnung" alle Militärpersonen von den Gemeinde abgaben, und griff damit rücksichtslos in die sächsische Gesch­gebung ein; heute schenkt der..Bundesoberfeldherr" in seiner Eigenschaft als König von Preußen dem sächsischen König den Berdienstorden" eine Ehre, die noch keinem Fürsten zu Theil geworden." Und die Moral der Geschichte? Man braucht

Sachsen .

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Corteswahlen nicht bekannt. Wir wissen aber, daß in den wichtigsten Städten des Landes, Madrid ausgenommen, die republikanische Partei gesiegt hat, und daß auch in Madrid , der monarchischsten unter den größeren Städten Spaniens , eine Minderheit von 15,000 Männern der über ungefähr 34,000 Stimmen verfügenden monarchischen Partei gegenüber getreten ist. Und man muß bedenken, daß die schnöder Weise vom Wahlrecht ausgeschlossene Jugend unter 25 Jahren für die Republik glüht und nöthigenfalls für sie kämpfen wird. Die Regierung fühlt die Wucht dieser That­sache, und eines ihrer Organe, die Diskussion" spricht es offen aus: Die Wiedereinsetzung der Monarchie ist ohne eine Straßenschlacht in Madrid unmöglich." und ohne Straßen­schlachten in verschiedenen andern Städten, fügen wir hinzu. Wie es ohne Kampf abgehen soll, ist schwer zu über­sehen. Daß die Republikaner in der Nationalversammlung

feine Majorität haben werden, steht bereits fest; ebenso fest steht aber, daß die Regierungsmajorität nicht stark genug sein wird, um den Republikanern einerseits und den Anhän­gern der alten Königsfamilie( Carlisten und Isabellisten) an­dererseits mit Aussicht auf Erfolg die Spize bieten, geschweige denn eine neue Monarchie begründen zu können. Staats­streich oder Republik - ein Drittes ist nicht denkbar.

Vorläufig schiffen die süddeutschen Regierungen noch im preußischen Fahrwasser. So hat z. B. vor Kurzem erst die baierische Regierung das Land in zwei Militärdistrikte ge­theilt und das Kommando über dieselben den Generalen Hart­mann und von der Tann übertragen, die durch ihre Un­fähigkeit, wenn nicht durch Verrath, den Preußen 1866 den Sieg über die süddeutschen Truppen in die Hände gespielt ha­ben, und die beide nicht bloß von der Volksstimme sondern so­gar durch den Spruch von Geschwornen deßhalb verurtheilt worden, find. Ob Hohenlohe aus Neigung oder aus Schwäche im preußischen Sinne arbeitet, darüber sind die Meinungen getheilt; so viel steht aber fest, das bayerische Volk, wie überhaupt das Volk in Süddeutschland , ist nicht gesonnen, den Interessen des Hauses Hohenzollern zu dienen und wird zu ge- sie nicht bezahlen und zieht den schnellen Tod durch die Ku eigneter Zeit seinen Willen zur Geltung bringen.

Es heißt, die bayerische Regierung wolle vom Landtag

In Italien dauert der Widerstand gegen die Mahl­steuer fort. Nach der Riforma" sind bis jetzt bei den ver­schiedenen durch diese Steuer hervorgerufenen Excessen" 257 Menschen getödtet und 1099 verwundet worden, während die Zahl der Berhafteten 3288 beträgt. Die Regierung braucht für ihre Einheispolitik Geld, viel Geld und kann die Mahl­steuer deßhalb nicht aufheben. Das ausgesogene Volk kanu

gel dem langsamen Hungertod vor. Wann wird es sich zu einer nationalen That ermannen, die dem fluchwürdigen

5 Millionen Gulden zur Anschaffung neuer Waffen( Hinter System ein Ende macht?

lader) verlangen. Nur zu.

Der Sozialdemokrat Pfeiffer wurde in diesen Tagen bom Wiener Landesgericht zu 4 Monaten schwerem Kerker berurtheilt, weit er den Sieg des merikanischen Volksheeres über die Soldaten der beiden Kaifer Napoleon III. und Mari­milian I. gepriesen und die Hinrichtung des Leßteren eine ,, Lehre für die Monarchen" genannt hatte. Der f. f. Staats­anwalt hatte 19 Monat schweren Kerker für den Volksredner beantragt, da dieser zu Haß und Verachtung gegen das Staats­oberhaupt aufgereizt" habe!

Es ist wahr, eine ähnliche Verurtheilung ist gegen den Redakteur des reaktionären Vaterland" wegen eines ,, An­griffs auf die Verfassung" erfolgt, allein, abgesehen davon, daß Gefeße, die solche Unterdrückung jeder freien Meinungsäußerung ermöglichen, die Ansprüche Desterreichs, ein liberaler Staat zu sein, in einem gar traurigen Lichte erscheinen lassen, so ist es auch unzweifelhaft, daß die Behörden gegen die sozialdemokra tische Arbeiterbewegung in der lächerlichsten Weise eingenommen sind und sie um jeden Preis zu unterdrücken suchen. Freunde des Bürgerministeriums versichern uns, dessen Berhalten ent­springe der Ueberzeugung, daß die österreichische Arbeiterbewe­gung von preußischen Agenten gemacht sei, um die ,, Neu­geburt" Desterreichs zu stören. Gemacht" das ist ja fin­disch. Und was die preußischen Agenten betrifft, so sind die­felben wahrlich überflüssig, da die Herren Giskra und Co. das Geschäft für Bismarck so gut besorgen.

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In Ungarn finden Neuwahlen statt. Die Kossuth- Partei, die bekanntlich mit Preußen und Rußland zusammenspielt, entwickelt eine große Thätigkeit; hat indeß keine Aussichten.

Noch immer ist das Gesammtresultat der spanischen

Hr. Alexander Herzen , den Lesern des Demokra­tischen Wochenblatts" durch die Kritiken unseres Londoner Freundes S. Borkheim bekannt, hat seine Glocke" aufge­geben und kehrt nach Rußland zurück, erfüllt von wüthendem Haß gegen das deutsche Volk, welches so ,, verkommen" ist, der russischen Knute auch in demokratischer Phrasenumhüllung keinen Geschmack abgewinnen zu können. Die Zeitungen fagen, Hr. Herzen habe seinen Frieden mit dem russischen Czaren ge­macht. Das ist unzweifelhaft falsch und zwar aus dem ein­fachen Grund, weil er nie auf dem Kriegsfuße mit ihm ge­

standen, sondern im Gegentheil stets sehr eifrig, wenn auch

öhne Glück, für ihn gearbeitet hat.

,, Der Wegweiser, Organ für die Volksbildung in Deutschland ," herausgegeben von Eduard Sack in Berlin , redigirt von Julius Beeger in Leipzig , erzählt in Nr. 2 ausführlich und nach den zuverlässigsten Quellen die so viel Aufsehen erregende Geschichte des Oberlehrer Dr. Preuß. Außerdem bringt diese Nummer in der Rundschau den Schluß des( in der 1. Nummer schon theilweise mitge­theilten) österreichischen Schulgesetes.

Nr. 3 enthält außer zwei größeren Artikeln: ,, Die Ge­lehrtenkaste" und ,, Soll der Unterricht in der öffentlichen Volks­schule unentgeltlich sein, oder soll eine Abgabe für denselben gezahlt werden?" in der Rundschau eine sehr reichhaltige Zu­sammenstellung der neuen Ereignisse auf dem Gebiete der