33

82

len entgegengesetzte Ansichten. Auf der einen Seite verlangt man, daß das, was durch die Wissenschaft als unumstößlich und unwiderruflich fest gestellt ist, von der Kirche als solcher anerkannt werden soll, um die Glaubensfäße der Kirche mit dem Zeitgeist in Harmonie zu bringen, und daß die in der Bibel enthaltenen Widersprüche nur als die herrschenden An­fichten der Zeit, in welcher sie geschrieben worden, zu betrach­ter find. Vor einigen Jahren ward die Frage aufgeworfen, ob Geistliche, die in diesem Sinne schrieben, berechtigt seien, Gehalte aus den Einkünften der Kirche zu beziehen. Bis das hin wurde vorausgeseßt, daß jeder Staatsgeistliche durch seinen Ordinations- Eid die neun und dreißig Artikel ohne Rückhalt in Bausch und Bogen beschwöre; und wer nicht mit ihnen zu frieden war, hatte die Freiheit auszutreten. Die Gegner jener verblümten Freidenkerei verlangten, da die Schreiber selbst keine Neigung verriethen aus der Staatskirche auszutreten, sollte ihnen ihr Gehalt entzogen werden. Gegen alles Er­warten lief die Entscheidung der Behörde darauf hinaus, daß die Betreffenden in ihren Amtspflichten nicht gegen die Kir­chenordnung gefehlt hätten und daß man ihnen folglich den Gehalt nicht entziehen könne. Die Finsterlinge behaupteten, jene Entscheidung öffne der Keßerei Thür und Thor; dem aufgeflärteren Publikum dagegen erschien sie als ein Fort schritt.

No

befreien. Ungefähr ein halbes hundert Higköpfe finden die Vorgehen zu langweilig; sie wollen sich weder unter Pro noch irgend wie fügen, und auch nicht austreten. Aber Kirchengüter der Staatskontrole( Ueberwachung des Staate) entziehen, das geht heut zu Tage nicht. Das große Bublifu betrachtet die liegenden Güter der Staatskirche als National eigenthum, dessen Nußnießung der Klerisei vom Parlame unter gewissen, vom Parlament zu bestimmenden Bedingung überlassen worden ist. Das Parlament aber hat längst au gehört, ein Club der Staatskirche zu sein, obgleich es zur 3 noch ein politischer Club der besißenden Klasse ist. Die Jude die Katholiken, die Quäter, sowie alle der Staatskirche fein fe lichen Seften haben ihre Vertreter im Parlament, und mehren sich mit jeder Wahl, Außerdem besißen die reiche Dissenters in der Liberation Society( Befreiungs- Gesellschaf schon gewissermaßen eine Organisation, deren Zweck die schaffung der Staatskirche und die Sekularisation der Kirchen güter( Berwandlung der Kirchengüter in weltliches Staatseige thum) ist. Diese Gesellschaft soll ihren Anhang in jüng Zeit sehr erweitert haben. Wie lange wird die englische Staats kirche die Abschaffung der irischen überleben?

Auf dem andern Pol hat sich dagegen eine rückgängige Bewegung entwickelt, die schnurstracks nach Rom führt. Ihre Vertreter, die jeßt mit der Benennung Ritualisten bezeichnet werden, behaupten, daß die religiöse Andacht nicht vollständig sein kann, ohne von äußeren Feierlichkeiten begleitet zu sein. Sie haben allmählich verschiedene, theils durch die Reforma tion abgeschaffte und andere der Kirchenordnung zuwiderlau­fende Gebräuche eingeführt. Sie bedienen sich unter Anderen wohlriechender Düfte, brennen Wachskerzen am hellen lichten Tage auf den Altären, verlangen, daß ihre Zuhörer zu ge wissen Zeiten niederknien, und erscheinen in prächtiger Kleidung Alles, um auf das Gefühl und die Sinne zu wirken und den Verstand zu umnebeln. Diese Neuerungen haben verschie dene Male argen Skandal in den Kirchen, wo sie vorgeführt wurden, verursacht, die Bischöfe erhoben Einspruch, im Ganzen aver wurde dieses reaktionäre Gelichter mit großer Schonung behandelt, bis es so weit ging, daß sich vor Kurzem das Ober­Consistorium genöthigt sah, dergleichen Verfahren, als dem. Kirchengesetz zuwider, zu verbieten. Es wurde dagegen appellirt, aber der geheime Staatsrath bestätigte das Urtheil. Die Herren Ritualisten sind aber durchaus nicht geneigt, Folge zu leisten. Sie bestreiten das Recht des geheimen Staatsraths, überCeremonien und Gebräuche, die nach ihrer Meinung vom wahren Glauben unzertrennlich sind, zu entscheiden. Der geheime Staatsrath besteht

-

--

logie verstehen. Im geheimen Staatsrath sizen verkappte Freidenker, befehrte und unbekehrte Juden und Quäfer. Warum nicht sammt und sonders austreten aus der Staatskirche? ruft die

Der Kuku f. ( Neues deutsches Volkslied.) Der Kutuk fißt in seinem Nest, Baßt auf, wo sich was holen läßt, Und haben ein paar Vögel Streit, Ist er zum Schlichten gleich bereit.

Doch willig thut's der Kukuk nicht, Er holt dann wo und was er kriegt. Wer Hülf' vom Kutuk fich erfleht, an Ist werth, daß er zum Kufuf geht."

Anzeigen.

In unserm Verlag ist soeben erschienen:

Forschung

nach der

Gewißheit in der Erkenntniß der Wirklichkeit.

Von

A. Spir .

Preis 1 Thlr. 10 Ngr.

6.9 Bete

Auft A.

hat

zu

und

ban

mi

mu

für

jed

zue

mi

D

8i

Der Verfasser hat bereits in seinem Erstlingswerke Die Wahr heit" durch seinen Scharfsinn, wie durch die Ruhe und Tiefe feiner größtentheils aus Laien Politikern, die nichts von der Theo- Untersuchungen Aufsehen erregt, und als Nachfolger Kant' s und Her bart's sich einen ehrenvollen Plaz in der philosophischen Literatur er rungen. Das obige Werk verbreitet ein neues Licht über die Lehre epochemachende Erscheinung auf diesem Gebiete erkannt und begrüßt von der Erkenntniß der Wirklichkeit und dürfte voraussichtlich als eine Breffe, dann könnt Ihr Euern Liebhabereien ungehindert nach werden. Dasselbe hat nicht blos für Philosophen von Fach, fon dern auch für Theologen, Naturforscher und alle nach Wahr heit ringenden Gebildeten ein hohes Interesse, um so mehr, als der ebenfalls ,, mit der Bildung und Wissenschaft des ganzen Jahrhunderts soziale Frage eingegangen ist, und deren Lösung angedeutet hat. ausgerüstete" Verfasser, um mit Lassalle zu reden, auch auf die

hängen; Gure reichen Anhänger werden Euch reichlich ver­sorgen." Aber sie sind eben so wenig geneigt, sich von den Fleischtöpfen der Staatskirche zu trennen, als ihren Berord­nungen Folge zu leisten. Vorige Woche hielten sie eine Ver­sammlung, der gegen 400 ordinirte Geistliche beiwohnten, wo beschlossen wurde, man wolle sich unter Protest fügen und es jedem Einzelnen überlassen, in wie weit die verbotenen Cere­monien einzustellen seien. Die Hauptwortführer find gegen den Austritt und wollen eine Agitation im Schooße der Kirche hervorrufen, um die Kirche von der Aufsicht des Staats zu Verantwortlicher Redacteur : W. Liebknecht. Redaktion: Braustraße 11.

Leipzig.

Förster& Findel

Deutscher Arbeiter- Bildungs- Verein

in London

Charles- Hotel, 71 Dean Street, Soho Square. W. London Leipzig .{

Druck und Verlag: G. W. Vollrath. Expedition: Petersstraße 18.

fte

un

ni

สะ สะ

Be

un

un

L