Hannover .

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Inbalt: Politische Uebersicht. Nicht nach Brafilien! legenbeiten. Buchhändler- Anzeige.

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soziale Stellung der Brauerei- Arbeiter.

An unsere Parteifreunde in

Bororts- und Arbeiter- Ange­Anzeige. Beilage: Die Aus England.

Politische Uebersicht.

Die Pariser Conferenz hat die griechisch- tür fische Berwickelung, trop der unverschämten Proklamation des griechischen Ministeriums, für beendigt erklärt und damit der europäischen Diplomatie das unbarmherzigste Armuths zeugniß ausgestellt.

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Der König ist todt; es lebe der König! hieß es früher in der guten alten legitimistischen Zeit bei den französischen Höflingen, wenn ein Monarch der Natur ihren Tribut bezahlt und damit seinen Unterthanen meist den ersten und legten Dienst geleistet hatte. Der Krafehl ist todt, es lebe der Stra kehl! lautet heutzutage die Losung. Die orientalische Frage wird für den Moment von der Tagesordnung abgefeßt, die belgische Frage tritt an die Stelle. Die..belgische Die belgische Frage", das heißt: Frankreich , das Napoleonische Frankreich , will Krieg mit Preußen, dem Bismarck 'schen Preußen. Früher war diese Frage bekannt unter dem Namen: Luxemburg sche Frage". Durch die glorreichen" Ereignisse des Jahr 1866 wurde das deutsche Luxemburg von dem zerfetzten deutschen Körper losgelöst, und in den Bereich der französischen Macht sphäre" geworfen; die Belgier suchen die Annexion Luxemburg's an Frankreich , die ihre staatliche Eristenz nicht bloß bedrohen, sondern einfach unmöglich machen würde, um jeden Preis zu verhindern, und kämpfen deßhalb indirekt für die deutsche Nationalität, die von dem Staat des deutschen Berufs" schnöde preisgegeben worden ist. Um die Annerion vorzubes reiten, hatte eine französische Eisenbahngesellschaft die Lurem­burger Bahn faufen wollen, und auch schon die nöthigen Ber handlungen abgeschlossen. Gegen diesen Plan brachte nun die belgische Regierung, die ebenfalls an der Luxemburger Bahn betheiligt ist, einen Geseßesvorschlag ein, der von der zweiten belgischen Kammer angenommen ward. Die Belgier waren vollkommen in ihrem Recht, allein sie durchkreuzten die fran­ zösische Politik, und die offiziöse Presse Bonaparte's erhob ein Zetergeschrei und bezeichnete den Gesezesvorschlag als eine Be

haben sich indeß nicht einschüchtern lassen, und die erste Kam

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Aus Berlin schreibt man uns: Wie der Herr, so der Knecht. Eine Corruption) der Herrschenden hat noch ni verfehlt, auch die Unterthanen zu forrumpiren**), und so kommt es, daß seit 1866, dem Siegesjahr des Verraths und der heren Geschichtsfälschung, auch im Privatverkehr Betrug und Fälschung einen so herrlichen Aufschwung genommen haben, wie noch nie!" Da etablirt sich bald dieser, bald jener Gauner de unter der billigen Firma einer Aktiengesellschaft" zu irgend un einem angeblichen industriellen Zwed, läßt aftien von irgend beliebigem Betrage drucken und sucht sie zu jedem Preis( fie fosten ihn ja nur Papier und Druck!) an den Mann zu gen. So kommt es, daß der Geldmarkt mit Papieren über schwemmt ist, die einen Nominalwerth von vielen Tausenden repräsentiren, in Wahrheit aber nichts als- Mafulatur sind. Wie viele Leute, namentlich die sogenannten ,, kleinen Handwerker" und Geschäftsleute, durch derartige, nicht einmal gefeßlich verfolgbare Kniffe um ihre Ersparnisse gebracht wer den und zum Ruin gelangen, daß ist auch noch nicht einmal annähernd zu bestimmen, geht aber ins Ungeheure. neueste Schwindel Aktiengesellschaft nennt sich, drollig genug Borussiat).- Auch dem ausgedehntesten Hypothekenschwindel ist durch die neueste, von den Liberalen bejubelte Gefeßgebung Thor und Thür geöffnet. Dieselbe gestattet nämlich jedem Grundbesizer, auf sein Grundstück, es sei auch noch so werth los, doch so viele und so hohe Hypotheken ausfertigen i lassen, als er Lust hat, und es ist gar nicht erforderlich, daß ein Anderer da sei, die Hypotheken zu erwerben; der Besit kann dieselben auf seinen eigenen Namen schreiben lassen. Natürlich wird diese Freiheit nicht die ersehnte Berbesserung des schwer darniederliegenden Realkredits, sondern umgekehrt, vermehrtes Mißtrauen zur Folge haben."

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Auch von Seiten des Kurfürsten von Hessen alle diesen betreffende Angaben des Grafen Bismarck in de Beschlagnahme- Debatte für, natürlich unwahr" erklärt worden, Natürlich." Spielten die..Nerven"

des Grafen Bismard nicht eine so große Rolle, so würden wir überhaupt deſſen ganzes Auftreten einfach unbegreiflich finden. Es giebt Ding von denen ein kluger Mann nicht spricht. Bonaparte zum Exempel hütet sich wohlweislich, von dem Staatsstreich

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leidigung, als eine Herausforderung Frankreichs . Die Belgier treulich kopirt, hat ihm das nicht abgesehen. Sein Unglüd mer hat mit großer Mehrheit den Beschluß der zweiten Kam- wissen. Zwei schlimme Eigenschaften für einen Apoſtel des

mer gut geheißen. Was wird Frankreich thun? Den Krieg erklären? Nein! Es hält die Frage offen, bis sich eine gün­ftige Gelegenheit bietet. Und die Moral der Geschichte ist: So lange in Europa der Cäsarismus herrscht, wird das Da­moklesschwert des Kriegs stets über unserem Kopf hängen- ist es in der Macht weniger gewissenloser Bersonen, jeden Mo­ment den dünnen Faden zu zerschneiden, welcher dasselbe sest hält.

Daß die französische Presse bei ihrem Geschimpfe auf Belgien eigentlich Preußen meint, das weiß man in Berlin sehr wohl, und die Kreuzzeitung " erblickt darin sogar einen

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ist, daß er zu schwache Nerven" hat und ein zu starkes-

Blut- und Eisen- Evangeliums!

Herr Virchow beschwert sich in einem öffentlichen Schreiben bitterlich, daß ihm seine Rede in der Beschlagnahme Debatte von den Zeitungen unterdrückt worden, und flagt über die schlechte Berichterstattung, unter der die Reden der preußischen Herren Abgeordneten zu leiden hätten. Sonder barer Schwärmer! Als ob die Zeitungen diesen Ergüssen noch zu viel Raum widmeten! Herr Virchow vergißt,

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wir 1869 zählen. Vor 5, 6 Jahren galt eine Rammerrede noch für cine That, und hing das preußische Volk an dem Mund seiner Vertreter. Aber der Kammerreden sind seitdem

Beweis, des tiefen und weit verbreiteten Respekts vor Breußen". Die Kreuzzeitung " irrt sich aber gewaltig, wenn sie meint, die wenig genügt, und die liberalen" Herren Kammerredner haben Franzosen glaubten, Belgien sei durch Preußen zu seiner ihren liberalen Kammerreden so kräftig ins Gesicht geschlagen mannhaften Haltung bestimmt worden. Die Franzosen kennen und die ganze Rammerrednerei so erfolgreich ad absurdum

die Luremburger Frage mindestens eben so genau, wie die geführt tt), daß das Volf keine Kammerreden mehr lesen mag, Kreuzzeitung"; sie kennen die Besprechungen von Biarriz und den Herren Kammerrednern gleichgültig, wo nicht ver besser, als die Kreuzzeitung ", und weil sie diese Bespre chungen und die Luxemburger Frage kennen, ist mit Bestimmt heit anzunehmen, daß ihren Angriffen auf Preußen ein von ,, Respekt" durchaus verschiedenes Gefühl zu Grund haben.

*) Verderbtheit.

**) Verderben, fittlich zu Grunde richten ***) Werthloses Papier .) Preußen. ††) Lächerlich und verächt

lich gemacht.

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