doch ebenfalls mit sehr großer Majorität abgelehnt wurden. Eine Enttäuschung haben diese Beschlüsse des Reichstags bei uns nicht hervorgerufen, wir haben von Anfang an nichts erwartet und wir hoffen, daß die Thatsachen noch Viele zu uns führen werden, die Anfangs meinten, wir sähen zu schwarz.
Am Ostersonntag erschienen wir in der Generalver= sammlung des Allg. deutschen Arbeitervereins zu Barmen- Elberfeld , und begründeten unsere Anklagen gegen Herrn von Schweitzer. Herr von Schweizer vertheidigte sich nicht. Er forderte ein Vertrauensvotum, das ihm nach län
gerer Geschäftsordnungsdebatte von Delegirten, die zusammen 6500 Stimmen vertraten, ertheilt ward, während Delegirte mit zusammen 4500 Stimmen sich der Abstimmung enthielten.
Da wir nun gegründete Aussicht auf Einigung, wenn auch nicht Verschmelzung, der verschiedenen Fraktionen der Sozialdemokratie haben, so werden wir, um das Wert der Einigung nicht zu erschweren, von jezt an im ,, Demokratischen Wochenblatt" keine weiteren Angriffe auf Herrn von Schweizer veröffentlichen, wobei wir selbstverständlich voraussetzen, daß auch von der an deren Seite die Angriffe auf uns eingestellt werden.
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Der Liberalismus hier zu Lande fürchtet noch Gespenster . Das schwarze und das rothe Gespenst schrecken ihn oft aus seiner süßen Ruhe auf; erschreckt schlägt er mit Häuden und Füßen um sich, um die Dämonen zu bannen, aber vergeblich. Er fommt nicht zur Ruhe. Die bösen Geister stören ihm seinen heiligen Glauben, daß die Welt dermalen doch vorzüglich eingerichtet sei und die Staatsmaschine vorzüglich gehe. Mit 100 Pferdekräften werden die Papiere in die Höhe gehoben, das Gold regnet in den Schooß der Aktionäre, und Angesichts solcher Thatsachen klagt man über schlechte Zustände, Bedrückung, Aussaugung. Sie sehen, selbst die Geister sind verrückt, indem sie solche Gesinnungen begünstigen. Solche Thorheiten in einer Zeit, wo die Unternehmungsluft, unglaublich gehoben, von Tag zu Tag mehr nach allen Richtungen hin ihre Arme ausstreckt, den Segen der Arbeit ausstreuend, Cultur und Gesittung bringend in die entlegensten Gegenden. Diese Unzufriedenheit ist rein unbegreiflich. Tagtäglich verfeinert das Capital die Reize des Lebens und die
Bequemlichkeit der Menschen; bei der Geburt schon begrüßen uns lächelnd die soliden Werthpapiere und geleiten uns freundlich bis ans Ende unseres Lebens.
gen sehr hinderlich. Wenn wir uns aber erst ganz davon be freit, wenn wir das schwarze Gespenst über die Berge gejagt und ein Volk von freien Denfern geworden sind, dann wird das Capital Segen ausströmen lassen aus seinem Füllhorn und Erde und Himmel verschönern.
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Sie meinen vielleicht, daß ich scherze, aber ach, ich ver sichere Sie, daß mir bitter ernst zu Muthe ist, wenn sehe, wie wenig solche Ideen in das Herz der Menschen dringen. Sind wir doch jetzt schon auf dem Wege zur Verwirklichung dieser Ziele. So hat z. B. das Capital die Sorge für das Begräbniß bei uns schon längst fürsorglich in die Hand ge nommen. Vom Grab bis zum Himmel ist der Weg bekannt lich nicht weit und die geringen Hindernisse, welche der zwed mäßigen Umgestaltung dieses Weges noch entgegenstehen, wer den bald überwunden werden. Wir werden fapitalistisch ge boren, wir leben als Capitalisten und die Entreprise des pompes funebres*) sorgt, daß wir auch kapitalistisch begraben wer den. Unenoliches Glück! Vielleicht wird bald eine Aftien Versicherungs- Gesellschaft für den Himmel gegründet und Gott der Herr wird mit Afklamation zum General- Direktor ge wählt. Sie heißt dann ,, Von Gottes Gnaden"- ein Titel, den sich so Mancher mit Unrecht aneignet. Zur Vollendung irdischer und himmlischer Glückseligkeit ist dann nichts mehr nöthig, als etwas Geld, bekanntlich eine sehr einfache Ge schichte.
Mit dem echten Glaubensmuth des Helden stürzt sich denn auch der Liberalismus jedem Feinde dieses Jdeals ent gegen. Als jüngst ein wohlmeinender Mann, Dr. Roser, im Abgeordnetenhause Anträge auf Feststellung der Arbeitszeit, auf Untersuchungen über die Lage der Arbeiter vorbrachte, da ließ es dem Lberalismus keine Ruhe. Mit dem Instinkt eines Indianers riecht er jeden wirklich oder vermeintlich socialistischen Wind hauch und ist verflucht, sich zu ängstigen oder zu quälen. Jeder Gläubige kann zum Fanatiker werden, und da der libe rale Bourgeois an seine socialen Doktrinen so sehr glaubt, so ist er fanatisch gegen Jeden, der nicht auch darauf schwört. Bon allen Seiten kommen Petitionen gegen den staatsmörde rischen Gedanken des armen Doktors; der wird manche Salbe aufzuschmieren haben, bis ihn die Insekten nicht mehr beißen.
Das war ein schöner Tag! Sie kennen doch das herr liche, fröhliche Arbeiterfest, dessen Lob und Preis aus allen Wiener Zeitungen wiederhallte und haben es wohl im Stillen selbst mitgefeiert. Da ist ein großer Mann, Ritter v. Werthheim, der den Arbeitern Brod, den Capitalisten Ruhe und Sicherheit gibt, ein Typus wahrer Humanität. Er verfertigt
nämlich feuerfeste und einbruchssichere Geldkassen, so groß, daß sie Millionen bergen können, so schwer, daß sie 20 Stiere Der Tod ist nicht vom Platze bringen. Jüngst hat er die 20,000fte Kaffe eigentlich das einzig Unangenehme in diesem Meer irdischer fertig gebracht und dieses Ereigniß in würdigster Weise ge Glückseligkeit, da es vorderhand noch nicht möglich ist, sich von demselben loszukaufen. Leider sollen auch die Himmlischen den Werth des Capitals noch nicht recht zu würdigen wissen, da man, so viel bis jetzt bekannt ist, beim Eintritt ins Jenseits fein Entrée zu bezahlen braucht. Die alten Griechen sahen hierin viel klüger; sie steckten dem Todten einen Obolus in den Mund, um den alten Charon zu be= zahlen, wenn er die Schatten über den Fluß fährt, der die Erde von der Unterwelt trennt. Ach, daß dieser schöne
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feiert. Alle Personen von Geld, Rang und Stand; vom Millionär und Reichskanzler bis zum Journalisten herab, waren geladen zum Feste der Arbeit. 800 Arbeiter mit Weib und Kind hatten einen fröhlichen Tag; es ist der Mühe werth solches zu sehen und zu hören. Wein und Essen prangten in reichsten Maaße; der Millionär trank mit dem Arbeiter, die Dame im seidenen Kleid sprach mit ihren einfachen Schwestern, und Glück und Zufriedenheit glühten auf den Wangen diefer braven Männer und Frauen; die Liebe zu ihrem Herrn Glaube dahin ist! Charon hätte nicht mehr die Mühe, seinen glänzte in jedem Auge, das ganze Fest war Ein Herz und
schwachen Kahn über den reißenden Strom zu rudern; man hätte längst mit Aktien eine schöne Brücke gebaut und der alte Fährmann fäße ruhig und harmlos in seinem kleinen Brückenhäuschen, von den Todten nur ein kleines Sperrgeld erhebend. Das Christenthum ist freilich solchen Unternehmun
Eine Seele. Und als nun der edle Ritter von den zahl reichen Ansprachen und Toasten zu Thränen gerührt vortrat, in furzen Worten den Arbeitern für ihre Liebe danfte und
*) Begräbniß- Attien- Gesellschaft( französisch).
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