sich Kenntniß von den bestehenden Vereinen und von ihrer Organisation und hat so Kenntniß erhalten von mehr als 100 bestehenden Vereinen in Sachsen , von denen 60 bis zum Verbandstage sich dem Verband angeschlossen haben, außer dreien außerhalb Sachsens bestehenden. Beim Verbandstage selbst traten noch 9 weitere hinzu. Mangelhaft organisirte Vereine haben sich größtentheils neu organisirt unter Mitwirkung der Centralstelle, andere mit deren Berathung neu gebildet; ein zur Vertheilung gelangendes Musterstatut wird übrigens eine einheitliche Organisation leicht ermöglichen. Berichter statter betont den sittlichenden Einfluß der Consumvereine und ähnlicher Genossenschaften auf das arme Bolt insbesondere, dem dadurch trotz aller Noth die Gelegenheit geboten sei, all­mälig einen Nothpfennig zu erwerben und schließt mit der dringenden Mahnung an die Verwaltungen, mit den Spar­pfennigen des Armen gewissenhaft umzugehen, demselben für sein fauer erworbenes Geld nur gute Waare zu liefern, und nicht dem Grundsatze zu huldigen: für den Armen ist das Schlechte gut genug!

Hierauf folgt Berathung und Feststellung des Verbands­statuts. Als Zweck des Verbands ist darin festgestellt: 1. Die Vereine auf einer guten, zum Erwerb der Rechte einer juristischen Person geeigneten Verfassung aufzubauen, dahin zu wirken, daß dieselben zum Tagespreise gegen Baarzah­lung verkaufen, den Gewinn nach dem Verbrauch vertheilen, aufsparen und zum Erwerb von Betriebskapital so wenig als möglich aus den eigenen Mitteln ihrer Mitglieder be­anspruchen, endlich aber zur eignen Produktion und zum Erwerb von Grundeigenthum gelangen.

2. Förderung der Vereinsinteressen, Anbahnung und Unter­haltung einer Geschäftsverbindung der Vereine unter ein­ander zum Nachweis vortheilhaften Waarenbezugs und Er­reichung gemeinsamen Waareneinkaufs.

3. Gemeinsame Wahrung der speziellen Interessen der Ge­nossenschaften im Allgemeinen und der Gesetzgebung gegen­über im Besondern.

Aufnahmefähig sind alle Consum- Vereine des Königreichs Sachsen und der angrenzenden Staaten, für welche ein be­sonderer Verband nicht existirt.

Organe des Verbandes: 1. Ein aus 3 Personen beste­hendes Verbands- Direktorium; 2. Vertrauensmänner, welche die zu Kreisvereinen verbundenen Vereine zu wählen haben; 3. die Verbandstage. Die Vertrauensmänner haben haupt­sächlich die Geschäftsführung des Direktoriums zu prüfen und den zu ihrem Bezirk gehörigen Vereinen mit Rath und That beizustehen.

( Fortsetzung folgt.)

Wegen Mangels au Naum muß die ,, Bücherschau" dies­mal wegfallen.

Vororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.

New- York . Es wird Sie gewiß intereffiren, zu erfahren, daß August Willich ( der bewährte Sozialdemokrat, einer der tüchtigsten Führer in den badischen Schilderhebungen von 1848 und 1849, und tapferer kriegskundiger Feldherr im amerika­ nischen Kriege) sein Amt als County- Auditor( Grafschafts­Controlleur) niedergelegt hat und eine Reise nach Deutschland zu machen gedenkt. Die deutschen Arbeiter in Cincinnati , wo er zuletzt wohnte, gaben ihm ein Abschiedsfest, welches der dortige ,, Bolksfreund" also beschreibt: ,, Die Arbeiter, welche immer Freunde des Generals August Willich , ihres Mitarbeiters und Fürsprechers waren, hatten ein Tanzkränzchen arrangirt, welches in der Arbeiterhalle stattfand, um von dem Vorkämpfer der Arbeiter­Klasse in geeigneter ceremonieller und zugleich freundschaftlicher Weise Abschied zu nehmen. Die deutschen Arbeiter fanden sich mit ihren Familien in großer Anzahl ein und ihre aufblühenden Töchter freuten sich ungemein, mit dem Gefeierten des Tages

tanzen zu können, da der alte Haudegen heute noch ein eben so guter und galanter Tänzer ist, wie er es vor zwanzig Jah­ren war. Vor der Eröffnung des Kränzchens hielt Herr Ernst Frankenberger eine Rede, in der er den Zweck der Feier erörterte. Hierauf dankte der General in einer längeren Rede für das ihm gemachte Compliment, und nachdem er Allen, die ihn während seiner Laufbahn als County- Auditor unter­stützten, seine Anerkennung gezollt hatte, sprach er die Hoffnung und den Wunsch aus, noch in diesem Jahre in die Mitte seiner wahren Freunde, die ihn stets unterſtüßten, wieder zu­rückzukehren."

In Chicago soll demnächst unter dem Titel: Der deutsche Arbeiter" ein deutsches Wochenblatt( unter der Redaktion des Hrn. C. F. Lichtner) erscheinen, um die Rechte der Arbeit und Arbeiter zu vertreten.

Wien , 19. April Abends 8 Uhr begann im großen Saal beim Zobel eine Volksversammlung, zu der sich nahezu 6000 Menschen eingefunden hatten. Sie währte bis gegen Mitter­nacht. Auf der Tagesordnung stand das Koalitionsrecht und die Normirung der Arbeitszeit. Die Versammlung war außerordentlich lebhaft und lauschte mit der gespanntesten Aufmerksamkeit den verschiedenen Rednern, welche an Klarheit, Schärfe und Energie nichts zu wünschen übrig ließen. Har­tung führte den Vorsiz mit großer Gewandtheit und Schlag­fertigkeit; von einzelnen Rednern nennen wir Groß, Schey, Mühlhauser, Fischer, Tauschinsky, Metall und zahlreiche An­dere. Auch einige Reichsrathsmitglieder, Dr. Roser, Mende und Andere waren anwesend. Dr. Roser sprach einige ein­fache Worte zur Versammlung und versicherte, daß er an der Erweiterung des Koalitionsrechts noch während dieser Session nicht zweifle. Zum Schluß wurde eine Aufforderung an den Reichsrath um Gewährung des Koalitionsrechts und 10stündige Arbeitszeit einstimmig angenommen.

Wer an der Energie des Boltes verzweifelt, der gehe in eine solche Versammlung und er kann sich leicht überzeugen, daß denn doch noch demokratisches Blut in den Adern des Volkes fließt. Man sehe diese Männer der Arbeit, welche, nachdem sie sich den Tag über müde gearbeitet, noch bis in die späte Nacht hinein mit der gespanntesten Aufmerksamkeit den Verhandlungen folgen, mit Blick und Miene verrathend, daß der demokratische Funke in ihren Herzen gezündet. Man höre diese Redner, welche gleichsam aus dem Boden empor schießen und an Gewalt, Nachdruck und Fluß der Rede Alles hinter sich laffen, was unsere parlamentarische Beredtsamkeit leistet. Hier finden wir jene wahre und großartige Beredt famkeit, welche in Kopf und Herz zugleich wurzelt.

Wien , den 21. April. Gestern wurden die 10 Mit glieder des vor einigen Monaten aufgelösten sozialdemokratischen Comite's( Tauschinsky', Metall, Prager, Fischer, Pabst, Eichinger, Groß, Hartung, Oberwinder und Bruns haver letterer sitzt bereits wegen Preßvergehens), vom Landesgericht zu 14. Tagen Gefängnißstrafe verurtheilt ,, wegen Uebertretung des Vereinsgefeßes". Sämmtliche Angeklagte legten Berufung ein.

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Oberwinder, der in erster Instanz wegen eines Pre­vergehens, das er als Mitredakteur der Volkszeitung( der e nicht mehr angehört) begangen haben sollte, freigesprochen worden war, ist in zweiter Instanz zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Er hat an den höchsten Gerichtshof ap pellirt.

daß

Um das Bild zu vervollständigen, sei noch erwähnt, die Sozialdemokraten Pfeiffer, Leidersdorf und Subaric wegen unliebſamen Reden in Haft sind.

München- Gladbach, 25. April. Der Kölnischen Zei tung"*) wird geschrieben: Auf gestern Abend 8 Uhr war

durch

*) Wir geben den Bericht der Kölnischen Zeitung ," weil er vo allen uns vorliegenden der wenigst parteiische ist. Daß die Polizei i stellt worden. im ,, Reichstag " bereits ein Antrag auf Freilassung des Hrn. Mende ge