Zeitungs- Inferat eine Volksversammlung im Lokale des Gastwirthes Mezer unter Vorsitz des Reichstags- Abgeordneten Fritz Mende angezeigt worden. Der Polizei- Kommissar, welcher dieser Versammlung beiwohnte, fand sich veranlaßt, dieselbe in Folge einer von Herrn Mende gehaltenen Rede aufzulösen. Die energische Aufforderung, den Saal zu räumen, fand unter den zahlreich versammelten Arbeitern versammelten Arbeitern entschiedenen Widerstand, welcher sich durch Auslöschen der Gasflammen und thätlichen Angriff auf der Polzei geltend machte und nicht unbedeutende Verwundungen mehrerer herbeigeeilter Gensd'armen und Polizisten durch Messerstiche, resp. Schläge mit Biergläsern zur Folge hatte. Nach erzwungener Räumung des Lokales setzte die zu Taufenden angewachsene Menge die begonnenen Exzesse durch Einwerfen von Fenster scheiben, so z. B. auch an dem Hause der hiesigen Gesellschaft Erholung" c., in einer Weise fort, daß die hiesigen Behörden sich veranlaßt sahen, die Turner- Feuerwehr zu alarmiren und militärische Hilfe von dem Regierungs- Präsidenten in Düsseldorf zu requiriren. Letzterer Requisition wurde jedoch nicht entsprochen. Herr Mende, welcher vor dem Hotel Moers eine beruhigende Anrede an den massenhaft anstürmenden Böbel gehalten hatte, wurde heute Morgen 4 Uhr verhaftet, per Wagen nach Neuß und von dort aus per Bahn nach Düssel dorf transportirt, dort sofort von dem Untersuchungsrichter bernommen und sofort in das Arresthaus abgeführt. Die Stadt war heute ruhig, obgleich circa fünfzehn Arbeiter verhaffet und gefesselt nach Düsseldorf gebracht wurden.
Berlin . Der Strife der Zimmergesellen dauert fort; nur ein kleiner Theil der Meister hat nachgegeben. Die ener= gische Haltung der Arbeiter läßt einen günstigen Ausweg mit Bestimmtheit hoffen. Sie lassen sich weder durch die Drohungen der widerspenstigen Meister noch durch das Einschreiten der Polizei ins Bodshorn jagen, die am Freitag zwei Zimmergefellen wegen Aufwieglung" verhaftete.
ihrer Lösung entgegenzuführen, resp. eine wirkliche Verbesserung der ökonomischen Lage des Arbeiterstandes zu erzielen, wird in so lange sich an feiner Landtagswahl betheiligen, bis nicht durch das allgemeine und direkte Wahlrecht Gelegenheit geboten ist, den Willensausdruck des gesaminten Volkes zur Geltung zu bringen."
Schmölln , 15. April. Die stetig wachsende Arbeiterbewegung hat jetzt auch unser Städtchen erfaßt. Vor einigen Tagen sind eine Anzahl Arbeiter zusammengetreten, um einen Arbeiter- Verein auf sozial- demokratischer Grundlage zu bilden. Sobald die Constituirung stattgefunden hat, werden wir mehr von uns hören lassen.
Mülsen St. Niklas. Unser Arbeiterverein, der in Folge der schlechten Zeiten und mangelhafter Leitung sehr zusammengeschmolzen war, nimmt seit einiger Zeit wieder einen fräftigen Aufschwung, was großentheils der Thätigkeit unseres neuen Vorsitzenden L. Blechschmidt zu verdanken ist. Briefen an den Verein bitten wir zu bemerken: Abzugeben an Alwin Freytag.
Auf
Stollberg , den 26. April. Gestern hatte hier eine vom Arbeiterverein berufene Versammlung der Wähler und Parteigenoffen des Hrn. Liebknecht statt, um einen Vortrag des letzteren anzuhören. Der Saal des Schießhauses nebst den angrenzenden Räumen war gedrängt voll- selbst in der heißesten Wahlagitation hatten wir nur einmal eine ebenso stark besuchte Versammlung-; der Vorsitzende des Arbeitervereins, Hr. Graupner, führte den Vorsig, und mit gespanntester Aufmerksamkeit lauschten die Anwesenden dem zweiſtündigen Vortrag, der zugleich einen Rechenschaftsbericht enthielt. Da der Vortrag als Ansprache an die Wähler des 19. Säch ſiſchen Wahlbezirks gedruckt werden soll, so sei hier bloß an= gedeutet, was der Redner über seine Stellung zu und in dem Norddeutschen Reichstag fagte. Er habe von Anfang an den Wählern erklärt, daß er im Reichstag eine rein verneinende Haltung einnehmen werde; die Reichstagsverhandlungen seien pure Komödie und die Volkspartei dürfe in derselben nicht mitspielen, wenn sie nicht sich selbst aufgeben wolle. Was speciell die Gewerbeordnungsfrage angehe, so sei für die Arbeiter vom
Reichstag absolut nichts zu erwarten. Sich eingehend an ben
Neustadt an der Orla , 24 April. Am verflossenen Am verflossenen Sonntag war Herr Straßburger aus Pößneck mit mehreren jeiner Freunde und Herr Brodmann von Gera hier und hielten eine Arbeiterversammlung ab für Gründung eines Arbeitervereins. Die Versammlung war stark besucht und fanden die gehaltenen Reden allgemeinen Anflang. Die Gründung eines Vereins wurde sofort vorzunehmen beschlossen und meldeten sich auch eine große Anzahl der Anwesenden zum Dorfchemnik, den 26. April. Am Sonnabend hatten sich die einbildeten, die soziale Frage gehöre vor dem Reichstag . Wenn Mitglieder des hiesigen Arbeitervereins nebft Gästen aus
Beitritt.
Debatten betheiligen, heiße leeres Stroh dreschen; weder materiell noch moralisch sei dabei der geringste Vortheil zu erzielen, wohl aber der Nachtheil zu befürchten, daß die Arbeiter sich
die Vertreter unserer Prinzipien überhaupt im Reichstag sprä=
der Umgegend verfammelt, um einen Vortrag unferes Reichs- chen, so könne es nur sein, um ihren Standpunkt klarzustellen tagsabgeordneten anzuhören. Herr Liebknecht, der vorher keine wirkliche Volksvertretung bestehe, liege der Wirkungsfreis und gegen den Reichstagsschwindel zu protestiren. So lange noch nie in unserem Ort aufgetreten war, traf zur bestimmten der Demokratie ausschließlich im Volt." Diese Auffaffung fand Beit ein und sprach ausführlich über den Reichstag und die politische Lage im Allgemeinen, die Aussichten der Volkspartei und die Nothwendigkeit der Gründung von Gewerks- Genossen
aufs
Am Abend feierte der Arbeiterverein sein zweites Stif=
schaften. An den Vortrag, der mit ungemischtem Beifall auf- tungsfest, das in heiterster Weise verlief. genommen ward, knüpfte sich eine längere Diskussion, an der
Wir haben hier mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen,
wir auf Montag eine Volksversammlung mit Herrn Liebknecht
fich besonders die Herren Anesorg, Graupner und Jungnidel allein wir haben jetzt einen feften demokratischen Stamm, den aus Stollberg und Lugau betheiligten. Die Versammlung dauerte fie hat unfrer Sache unzweifelhaft sehr genügt. Bemerkt sei Reichstagsabgeordneter Liebknecht bei seinem Besuch nach bis 12 Uhr, wo Herr Liebknecht wieder abreisen mußte; hier noch, daß an Stelle unfres braven Vereinspräsidenten Stollberg auch einen Abstecher hierher machen könnte, fündigten Kaufmann, der erkrankt ist( jedoch zugegen war), Herr Grau p ner von Stollberg den Vorsitz in der Versammlung geführt als Sprecher an. Er konnte jedoch nicht kommen, und schickte hatte.( Der Dorfchemnitzer Arbeiterverein ist einer der rüh uns Hrn. Demmler von Geyer, der sich als ebenso gewandter rigften im Erzgebirge , und viele der größeren Vereine sollten wie muthiger Redner bewies. Es hatte sich nemlich ein Haufich ein Exempel an ihm nehmen. Nirgends steht unfre Par- fen Haßfeldter aus Chemnitz eingefunden, deren Wortführer tei fester und es ist dies wesentlich der aufopfernden Thätigkeit die üblichen, von jedem nicht allzudummen Menschen in zwei
Stunden auswendig zu lernenden Redensarten ableierten und
Fürth , den 20. April. Zu den Wahlen ist hier fol- von Demmler in jedem Punkt widerlegt wurden. Die Hatzgende Erklärung erschienen:„ Der Arbeiterverein Zukunft, feldter haben hier, trop der Mühe, die sie sich seit einem Jahr dem Muster Nordamerikas und der Schweiz die Möglichkeit hensteiner Geschichte werden sie nur noch als rohe Standalersieht, bei der vollen politischen Freiheit die soziale Frage macher betrachtet. welcher nur in einer Verbindung der deutschen Staaten nach geben, auch nicht einen Anhänger gewonnen, und seit der Ho=