leinen vollständigen, doch einen bahnbrechenden Sieg der Demokraten.
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würden wahrscheinlich einwenden: Ich habe Leute zum Frühstück; sprechen Sie gefälligst ein anderes Mal vor." Darum ziehe ich den namhaftesten Männern der gegenwärtigen Opposition Herrn Gustave Flourens z. B. vor, den ich nicht die Ehre habe, zu kennen, aber von dem ich weiß, daß er unerschrocken ist." Das kennzeichnet die Stimmung.
Wer
Rochefort hat Recht. Nichts ist entmannender für ein Bolf als parlamentarische Redevorstellungen; das Parlamen teln geziemt der Demokratie nicht. Die Demokratie hat mit dem Cäsarismus nicht zu diskutiren, in Deutsch land so wenig, als in Frankreich . Parlamentarisches Diskutiren setzt eine gemeinsame Grundlage voraus. diskutirt, paftivt*. Wer parlamentelt, parlamentir t. Die Demokratie hat mit dem Cäsarismus nicht zu pattiren, nicht zu diskutiren, sie hat mit ihm zu kämpfen. Wenn sie für seine Kammern oder ,, Reichstage" wählt, soll es bloß sein, um zu protestiren. Und wenn sie protestirt, soll hinter dem Protest die That stehen!
Wie sich von selbst versteht, thun die südwestdeutschen Nationalliberalen ihr Möglichstes, um den verlornen Boden wiederzugewinnen, und da muß denn abermals das schwarze Gespenst" herhalten. Die rein förmliche und spaßhaft harm lose Aufforderung des Papstes an die Protestanten, sie möchten doch in den Schooß der allein selig machenden katholischen Kirche zurückkehren, wird als eine Bedrohung der protestantischen Religion hingestellt, und am 31. Mai soll in Worms eine große Protestantenversammlung statt finden, um Mittel und Wege zur Abwendung der Gefahr zu finden, und den lieben Seftenhader frisch, fromm, fröhlich anzufachen. Führer in diesem Kreuzzug ist Bluntschli, in der freien Schweiz einst Borkämpfer des katholischen Jesuitismus, im gefnechteten Deutschland seit Jahren Borkämpfer des protestantischen Jesuitismus Jesuit heute wie damals und also folgerichtig im Denken und Handeln, obschon er heut gegen seine Genossen von damals kämpft.( Die Klügeren von ihnen nehmen es ihm gewiß nicht übel.) Bei dieser Gelegenheit erinnern wir an den von Buckle in seinem Meisterwerf, Geschichte der Civilisation," glänzend und unwiderleglich geführten Be weis, daß der Bildungszustand eines Voltes im umgefehrten Berhältniß zu dem Interesse steht, das es an religiösen Fragen nimmt. Politische Reife kann nur ein Bolt beanspruchen, welches die religiösen Fragen den politiſchen unterordnet; und je mehr es dieselben zurücktreten läßt, desto höher seine politische Bildung. Heutzutage gibt es überhaupt, bei Licht besehen, gar keine religiösen Fragen mehr: Alles, was man so zu nennen beliebt, theils aus Unklarheit, theils um die Leidenschaften zu entflammen z. B. die z. B. die Stellung der Kirche zum Staat und zur Schule u. s. w., das sturzzwecke verfolgten, einen unüberwindlichen Widerstand entalles sind in Wirklichkeit politische Fragen, Fragen der Klassen- und Kastenherrschaft, die nur durch eine Umgestal tung des Staats im demokratischen Sinn, gelöst werden/
fönnen.
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schwächlich zu reformiren, und die österreichische Sozialdemo Das österreichische Bürgerministerium fährt fort, tratie, fräftig zu agitiren.
Der Französische Kaiser hat die Stiefel des Onkels ausgezogen und macht höchsteigenmündig in Frieden und Wahlpropaganda. Vor einigen Tagen war er in Chartres auf der landwirthschaftlichen Ausstellung, bei welcher Gelegenheit er eine Rede an die verfammelten Beamten hielt. Er erinnerte daran, daß er schon 1848 als Präsident der Republik in Chartres gewesen sei und zur Versöhnung der Parteien" aufgefordert habe; heute, wie 1848, aber ausgerüstet mit höherer Autorität und größerem Vertrauen, wende er sich an die ehrenwerthen Männer aller Parteien und fordere dieselben auf, ihn
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auf dem liberalen Wege, den er wandle, zu unterstützen und den anscheinend wieder auflebenden Leidenschaften, welche Um
gegenzusetzen." Der Telegraph meldet nicht, was für ein Gesicht der Kaiser machte, als er diese Ansprache zum Besten gab. Ob er wohl bei Erwähnung der Republik nicht daran dachte, daß er dieser selben Republif, deren Verfassung er er allein in ganz Frankreich beschworen hatte, am 2. Dezem ber 1851 den Dolch in den Rücken stieß; daß die Versöh nung", die er predigte, die Versöhnung mit den Feinden der ihn anvertrauten Republik war, daß die ,, höhere Auto
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In Frankreich großartige Wahlbewegung. An Einem Tag 14 Wählerversammlungen in Paris ! Die Sozialisten rität", mit der er heute prahlt, die Frucht einer grauenhaften
und entschiedenen Republikaner gehen Hand in Hand. Mezelei Unbewaffneter ist, daß der„, liberale Weg", den er Rochefort unbarmherzig den Stab. Ich nehme die anerkanntesten Willfür ist; und daß die ,, ehrenwerthen Männer", die er zu Ueber die Thätigkeit der bisherigen Kammeroppofition bricht wandelt, der Weg des Eidbruchs, des Blutvergießens, der Männer der letzten Kammer, schreibt er, und Frankreich soll seiner Unterstützung auffordert, sich seit 20 Jahren stolz von mir antworten: Haben dieselben jemals ein anderes Ver- ihm abwenden? fahren beobachtet, als dieses: sie brachten ein Amendement ein;
Wenn der Kaiser es vergessen haben sollte, das fran
sie führten es aus; man verwarf es; ſie ſetzten sich nieder? zösische Volk hat es nicht vergessen. Das dauert nun so drei Lustra*), von denen jedes, wie die
Die spanischen Cortez arbeiten rüstig an der Verfas
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auf dem Papiere. Ganz wie
meisten Lustra, fünf Jahre zählte. Nun denn, da diese Gym fung, und haben bereits eine respektable Portion von Rechten naftit zu weiter nichts gedient hat, als den schlafsüchtigen Zu- und Freiheiten festgestellt
stand, in dem wir uns befinden, aufrecht zu erhalten, wäre es das Deutsche Parlament**) vom schönen Monat Mai 1848 nicht Zeit für diese so sanftmüthig friedseligen Deputirten, bis zum ebenfalls schönen( freilich in anderer Weise) Monat Leuten den Blatz zu räumen, welche minder guten Willen ent- Mai 1849. Prächtige Reden hielten sie ein volles Jahr lang, wideln möchten, sich niederzufezen? Ich erbebe vor Schmerz, die redseligen Boltsmänner, die prächtigsten Grundrechte wur wenn ich sehe, wie Greise den Namen, den ihnen der Zufall den entworfen
den entworfen auf dem Papier; Freiheit um Freiheit ge
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war, das Gebäude zu krönen, da kamen plöglich die Männer des Säbels, die unterdeß wenig geredet, aber im Stillen desto
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nutzen, um ihr politisches Jnvalidenthum in der Kammer ab= gegeben hat, oder den sie sich auch selbst gemacht haben, be währleistet auf dem Papier, und als man endlich so weit zuigen, wo nicht eine einzige Kraft unbenust bleiben dürfte. Nach den Senatoren des Kaiserreichs haben wir jezt die Se- mehr gehandelt hatten, riffen die papiernen Grundrechte entnatoren der Opposition. Warum Herr Carnot? Wozu Herr zwei und brachten die Parlaments Klappermühle zum StillGarnier- Bagès? Wollen wir das Vaterland retten oder handelt stand. Wohl gab es Männer in Sachsen , in Baden und ant Frankreich an die Thür Eurer berühmen Abgeordneten Klopfen Faust entgegentraten, um die papiernen Rechte und Freiheiten es fich darum, weiße Haare zu ehren? Der Tag, an welchem Rhein , die den Männern des Säbels mit dem Säbel in der würde, um ihnen zu sagen: Bardon, heut müßt Ihr für mich, in wirkliche Freiheiten und Rechte zu verwandeln, aber von Sterben!" wer von ihnen würde dann antworten: Hier bin ich?" Ein einziger, Herr Pelletan, vielleicht. Die Anderen
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*) Lustra, lateinisch, Mehrzahl von Lustrum, Zeitraum von fünf
Jahren.