wird aus zuverlässiger Quelle versichert, daß die auf Alsen  beabsichtigten Truppenmanöver nicht statthaben sollen.

Es stimmt dies zu dem jüngst mitgetheilten Bismard'schen ,, Blan zur Beruhigung Europas."

Das Ergebnis der bayrischen Urwahlen- die Ab geordnetenwahlen sind auf nächste Woche anberaumt- läßt fich noch nicht genau übersehen. Gewiß ist bloß, daß die ministerielle Partei unterlegen ist, und daß die Mehrzahl der Urwähler in antipreußischem Sinne gestimmt hat.

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Der österreichische Kaiser hat die Reichstagssession mit einer Rede geschlossen, die, wie die Wiener   Neue Freie Presse" bemerkt, ein bis zur Ausdorrung trocknes Attenstück" ist. Die polnische Frage, die tschechische Frage, die Arbeiterfrage ( Arbeitszeit, Coalitionsrecht), die Wahlrechtsfrage alles Wichtige bleibt der nächsten Session vorbehalten. In Frankreich  , namentlich in Paris  , herrscht eine revolutionäre Temperatur.( S. den betr. Leitartikel.) Die Wahlversammlungen haben theilweise zu stürmischen Auftritten geführt. Bezeichnend sind die Kundgebungen, welche in Paris   durch die Candidatur des Bonapartistischen Demokraten Ollivier veranlaßt wurden. Die Franzosen haben ein feines politisches Ehrgefühl; sie verzeihen den Abfall nicht, sie kennen tein ehrloseres Geschöpf, als einen Demokraten oder Sozialdemokraten, der mit dem GCäsarismus lieb augelt. Wie weit stehen wir Deutsche noch hinter den Fran­zofen zurück!

heit

Die englische Regierung ist aus einer großen Verlegen­gerettet worden: Der Bürgermeister von Cork  , Sullivan, hat freiwillig abgedankt!( Du stolzes England, freue dich!)

Die Angst vor einem Krieg mit den Vereinigten Staaten   verschwindet allmählich.

In Spanien   hat die Majorität der Nationalversamm­lung sich für die erbliche Monarchie erklärt. Werden die Republikaner   ruhig von dem Schauplatz zurücktreten?

Der Beherrscher des Morgenlands, Seine Muselmännische Majestät, der Sultan  , hat bekanntlich solchen Geschmack an dem abenländischen Barlamentarismus gefunden, daß er seinem aus den Ministern und obersten Würdenträgern der Kirche wie des Staats zusammengesetzten Rath" ein parlamentarisches Mäntelchen umgehängt hat und ihm von Zeit zu Zeit diploma tische Aftenstücke( natürlich in unschädlicher" Form, um den Ausdruck des Grafen Bismard zu gebrauchen) vorlegt und eine Thronrede" hält. Letzteres Privat- Vergnügen machte er sich vor einigen Tagen; und siehe da, die morgenländische Rede des verfassungslosen Sultan klingt ganz genau wie die abend ländische Rede eines verfassungsmäßigen Königs oder Kai­sers. Steigender Wohlstand des Landes; steigende Fürsorge der Regierung; steigender Ertrag der Steuern und Schulden und Staatslasten. Freilich letzteres Jtem hat der Sultan   aus der Thronrede weggelassen; er will ihren guten Eindruck nicht stören, eine zartsinnige Rücksichtsnahme, für die feine abendländischen Collegen kein Verständniß haben.

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lich preußischen Hoffozialisten, Wagener schreibt: Die Fraktion Die Zeidler'sche Correspondenz", das Organ des ,, könig­der Sozialdemokratie, welche durch die Herren Liebknecht und

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Die Landesversammlung der Volkspartei hat in der Land­tagswahlfrage folgenden Beschluß gefaßt:

,, Nachdem durch das neue sächsische Wahlgesetz mit seinem Einthaler- Zensus direkter Staatssteuer die sehr große Mehr­heit, nahezu 80%, der mündigen Männer vom Wahlrecht aus­geschlossen sind:

Nachdem ferner ein Census von 10 Thalern direkter Steuer und ein Alter von 30 Jahren als Befähigung, zum Abgeordneten gewählt zu werden, betrachtet wird, kann die Volkspartei eine Betheiligung an der Wahl nicht empfehlen und erklärt, daß jede Kammer, welche nach einem andern Wahlgesete als dem allgemeinen gleichen und direkten Wahl­recht gewählt ist, als eine Volksvertretung nicht anzu­sehen ist.

Als bestes Mittel, die Rechtlosigkeit des jezigen Wahl­gesetzes nach allen Seiten vor dem Volte bloßzulegen, erkennt die Bolkspartei die Unterhaltung oder energische Opposition überall da, wo Wahlversammlungen dazu Gelegenheit bieten, in denen Gegner sich dem Volte zu Compromissen   darbieten. Auf Grund der oben bezeichneten Thatsachen mögen die Parteigenossen mit aller Kraft dahin wirken, daß durch recht augenfällige Minoritätswahlen der Gegnerschaft das Volk über die ihm angethane gewaltsame Rechts- Borenthaltung zweifellos klar werde."

Auf die Verhandlungen der Landesversammlung tommen wir zurüd. Für heute sei bloß noch erwähnt, daß Freytag, Bebel und Liebknecht wieder in den Ausschuß gewählt wurden und Vollmacht erhielten, denselben zu erweitern.

Vor zwanzig Jahren.

Wie die Pariser   die Gräber ihrer Revolutionskämpfer, so pflegen auch die Dresdner   seit zwanzig Jahren die Ruhe­ftätten ihrer Maitodten an den Jahrestagen der Straßenschlacht in der Stille mit Kränzen zu schmücken. Aber während in Paris   dieser Gräbercultus mehr und mehr den Charakter und die Dimensionen einer großartigen politischen Demonstration angenommen, hat er sich in Dresden   schon lange in die Gren­zen eines ganz privaten Ausdrucks theilnehmender Erinnerung zurückgezogen. Die Partei" als solche, wir meinen diejenige, welche die unmittelbare Fortsetzung der damaligen Opposition bildet, will, so scheint es, mit den Maitagen des Jahres 1849 nichts mehr zu schaffen haben.

Die Bolkspartei in Sachsen   steht zu den Ereignissen, von denen wir sprechen, in keinerlei persönlicher Beziehung. Sie ist nicht hervorgegangen aus der alten Landtagsopposition. Ein neues Geschlecht füllt ihre Reihen. Männer, deren Jugend­

erinnerungen den sächsischen Verfassungskämpfen fern liegen, stehen an ihrer Spize. Aber trotzdem könnte sie's nicht über's Herz gewinnen, sich an den Maitagen des Jahres 1849 heute stumm und scheu vorbeizudrücken. Wenn die alten Achtund­vierziger ihre Fahne verlassen, die Volkspartei wird sie fort und fort hochhalten. Sie scheut sich nicht, auch den Mai­erinnerungen gegenüber Farbe zu bekennen.

Die Mairevolution in Sachsen   war, als politisches Unter­

und der Pfalz   konnten wenigstens glauben, an Frankreich  , an der Schweiz   einen Rückhalt zu besitzen. Ein Aufstand in Dres­ den  , nachdem die Regierungen in Breußen und Desterreich wie­der fest im Sattel saßen, war von Anfang an völlig aussichts­

Bebel vertreten wird, soll zur Zeit über nicht unbeträchtliche nehmen betrachtet, eine Thorheit. Die Republikaner   in Baden Geldmittel disponiren, von denen merkwürdiger Weise die Führer selbst nicht wissen sollen, wo sie herrühren. Wie man uns mittheilt, geschehen die Zahlungen durch liberale Bankiers, zu sein. Andere Leute wollen die Quelle anderswo suchen."

die sich dafür ausgeben, Gesinnungsgenossen der Sozialdemokratie

Los. Aber die demokratischen Führer liefen ja damals wie

Wahrscheinlich in Hietzing  . Natürlich" gelogen! Und heute noch, in der Paulskirche mit der Reichsverfassung unter weiß sehr wohl, daß wir nicht zu faufen sind. Jm Ber: Durchführung, im Nationalverein, wie in der Fortschritts wissentlich gelogen, denn die Zeidler'sche Correspondenz" preußischer Spise, wie in Sachsen   mit dem Kampfe für ihre trauen gesagt, bedauern wir lebhaft, feine Bankiers" z lennen, die sich für Parteigenossen der Sozialdemokratie aus­geben. Da ließe sich vielleicht noch ein ehrliches Geschäftchen

madhen.

partei am Narrenseil der Gothaer. Diese allein haben dabei ihre Rechnung gefunden. Wie lustig blühte ihr Weizen, als sie die unbequemen Ultra's" in den Tod oder die Verban nung gejagt, das Land entwaffnet und unter die Bickelhaube