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wir bedauern, daß wir jetzt nicht mit einem fleinen Fond ver­sehen sind, um bedrängte Mitarbeiter unterſtüßen zu können. Der größte Theil unserer Arbeiter hat feine Beschäfti­gung, und ist deren Lage eine im höchsten Grade traurige. Die Noth in Ostpreußen war eine große, aber die Noth un­jerer Arbeiterbevölkerung, das kann ich Ihnen versichern, ist eine noch größere; und dabei ist noch keine Aussicht auf Arbeit vorhanden. Ich selbst bin Lohn- Posamentier, und ver­diene bei voller Arbeit per Woche 1 Thlr., sage einen Tha­ler; wenn's mal recht gut geht 1 Thlr. 20 Ngr. Man tommt bei solchem Verdienst als lediger Arbeiter nicht aus, geschweige wenn man verheirathet ist und Frau und Kinder hat, und da kommen, wie jetzt, noch wochenlange Pausen in der Arbeit vor. Da ist es kein Wunder, daß der Vater zur Ver­zweiflung getrieben wird, wenn die hungernden Kinder um Bred schreien, er keinen Verdienst hat und weder Kaufmann noch Bäcker Kredit gewähren wollen. Bei solchem Elend thut Hülfe, eilige Hülfe dringend noth. Wir glauben ficher, unsere deutschen Arbeiter werden ihren hungernden und darbenden Brüdern in Geyer hülfreiche Hand leisten.

schritte, und hat sich am hiesigen Orte, unterstützt von dem Metallarbeiterverband in Zürich , ebenfalls ein solcher ge= gründet. Die Statuten von Zürich , die nach den Muster­statuten des Herrn Bebel entworfen sind, wurden unverändert angenommen und zählt der Verband, unter dem Titel ,, Inter­nationale Gewerksgenossenschaft der Metallarbeiter", schon 55 Mitglieder.

Cassel, 18. Mai. Soeben geht uns Folgendes zu: Circular und Aufruf an die Tischler( Schreiner).

Geschäftsgenossen! Ihr Alle von Nah und Fern wißt, daß die Lage der Gesellen in Cassel eine traurige ift. Ge Es wurde in der Versammlung vom 10. Mai beschlossen, den Lohn um 25 Prozent zu erhöhen. Die Forderung, Brüder! sie ist gerecht und billig. Es wird zwar einen schweren Kampf geben, denn die Arbeitgeber werden Alles aufbieten, um die Gesellen in der gedrückten Lage zu erhalten, doch, gestützt auf Euch, gehen wir in den Kampf und fest hoffen wir, daß Ihr allen Zuzug von Cassel abhalten werdet und uns mit Geld­mitteln unterstützt. Rasche Hülfe thut dringend nöthig. Darum Brüder! thut Eure Schuldigkeit, helft, wie es in Euren Mittel steht; denn, Arbeiter, wir gehören Alle zusammen und nur durch Einigkeit ist es uns möglich, unsre Lage zu ver­

bessern und ein menschenwürdiges Dasein zu führen.

Es ist daher eines Jeden Pflicht, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß wir bei unserem Strike in Gaffel siegen. Wir bitten daher Euch Alle, den Aufruf in allen naheliegenden

Kommt der Amtshauptmann oder der Kreisdirektor, um ich persönlich über die hiesigen Verhältnisse zu unterrichten, dann wird schon dafür gesorgt, daß diese die wahre Lage der Dinge nicht erfahren, denn unsre Väter der Stadt" würden es als eine Schande für die Stadt ansehen, wenn die Wahr heit über die Nothlage an den Tag käme; deshalb sucht man diese zu vertuschen. Wir haben in unserm Städtchen keine gabrit, fein faufmännisches Geschäft, keine Handlung, wo Po- einzusenden. famentiere Beschäftigung finden könnten, und doch sind wir so

Städten zu verbreiten und alle Gelder an den Unterzeichneten

Caffel, 15. Mai 1869.

Im Namen des Comités:

Fricke. Röttger. Israel .

Möller.

Annaberg angewiesen; die dortigen Arbeiter haben aber selbst Johann Jann, untere Mühlengaffe Nr. 28. nichts zu thun. Unsere Arbeiter sind durch das ewige Hungern und Darben so genügsam geworden, daß sie zufrieden sind, wenn einfachsten Lebensbedürfnisse haben sie jetzt nicht einmal. Fleisch kommt bei sehr vielen Familien das ganze Jabr 6-10 Mal auf den Tisch, und wie wenig dann noch! Butter zum Brod ist eine Rarität und ein Lurus, den sich nur sehr Wenige gönnen können. Auch findet man häufig, daß Eltern wie Kinder sich nicht einmal nothdürftig bekleiden fönnen, die kleinen müssen halb entblößt in der Stube und

Nürnberg , 16. Mai. Mit Freuden haben die Mit­glieder unserer Metallarbeiter- Gewerksgenossenschaft die Erklä­rung der Züricher Berufsgeuoffen aufgenommen, einen Kongreß der Metallarbeiter nach hier gemeinschaftlich einzuberufen. Die Züricher Freunde haben vorgeschlagen, diesen Kongreß am 14., 15. und 16. August dieses Jahres in Nürnberg abzuhalten und die Constituitung der Internationalen Gewerks­

Arbeit

genossenschaft der Metallarbeiter" vorzunehmen, und

haben wir diesen Vorschlag acceptirt. Zugleich versprechen

zu betreiben, um eine zahlreiche Beschickung des Kongresses von dort aus zu veranlassen. Wir bitten unsere Berufs­genossen in Deutschland , welchen diese Zeilen zu Gesicht kom­men, ebenfalls Hand ans Werk zu legen und die Gründung von Mitgliedschaften an allen Orten, wo unsere Branche ver­treten ist, zu betreiben. Der Vorstand der hiesigen Metall­

auf der Gaffe umherlaufen. Und bei all diefer Noth ist keine unsere Züricher Freunde, die Agitation in der Schweiz lebhaft Behörde da, die der drückendsten Noth durch Beschaffung von zu steuern sucht, denn arbeiten wollen unsere Arbeiter gern, wenn sie nur Gelegenheit haben. zu, in dessen Glaubwürdigkeit wir volles Vertrauen setzen können. Die obige Zuſchrift geht uns von einem Parteigenossen Wir halten nns demnach nicht nur verpflichtet, die That­

fachen zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, sondern fordern arbeiter- Gewerksgenossenschaft ist J. Faaz, Rothgießer, Stern­hiermit die Regierungsbehörden öffentlich auf, die wirth hof in Nürnberg . Briefliche Anfragen sind an denselben zu schaftliche Lage der Bevölkerung von Geyer und Um richten.

bon Arbeitsstellen die bitterste Noth zu lindern. scheinend, Dank der energischen Leitung desselben, ein siegreiches Wir sind nicht gewillt, dem heutigen Staate zuzumuthen,

die Löfung

moir

der

sozialen Frage in die Hand zu nehmen, und

Ende erlangt. Die Meister haben sich in einer am Freitag Abend im norddeutschen Hofe abgehaltenen Versammlung ent­

zwar schon um deswillen nicht, weil er dies einfach nicht kann; schlossen, und diese Entschließung sofort der zur gleichen Zeit Angehörigen sorgt, daß sie nicht dem bittersten Mangel oder Gesellschaftshause mitgetheilt, daß sie die Forderungen der Ge­berlangen aber, daß er wenigstens insoweit für seine tagenden Generalversammlung der Zimmergesellen im Neuen gar dem Hungertede verfallen. In dem vorliegenden Falle sellen nunmehr als gerechtfertigt anerkennen und genehmigen Auf alle Fälle ersuchen wir unsere Parteigenossen, Unter noch zu geringeren Preisen abgeschlossenen Bauverträge der tann Abhülfe mit einigem guten Willen sehr wohl geschehen. wollten, mir mit der einzigen Modifikation, daß angesichts der, stügungen für hülfsbedürftige Arbeiter Geyers an den Vor- Eintritt des Minimallohnsatzes von 1 Thaler pro vollen fizenden des Arbeiter Vereins Garl Demmler daselbst zu Wochentag erst mit dem 1. Auguſt ds. Js. geschehe, und daß

richten. D. Red.)

=

Pororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.

für die Sonntagsarbeit von 6 Uhr früh bis 4 Uhr Nachmit­tags statt 1 Thlr. 15 Sgr. nur 1 Thlr. 10 Sgr. als Mini­malfat gelten folle, bis zum 31. Juli aber ein Minimum von 27% Sgr. pro Wochentag und von 1 Thlr. 2 Sgr. Diesen Bedingungen 6 Pf. pro Sonntag gezahlt werde.

enfenibaften acht auch hier in der Schweiz rasch Fort - ernste Bedenken entgegengehalten; in Erwägung jedoch, daß Schaffhausen , 11. Main Die Gründung von Genefir die Einwilligung, wurden zwar anfänglich von den Gesellen