übertreffende Kraft des Widerstandsgeists schließen läßt. Aber noch günstiger gestaltet sich das Verhältniß, wenn wir die bei der ersten Abstimmung in ganz Frankreich für und wider die Regierung abgegebenen Stimmen nebeneinanderstellen.
Für die Regierung 4,500,000.
Gegen die Regierung 3,400,000!
Drei Millionen, viermal hunderttausend„, unversöhnliche Feinde" des Kaiserreichs!
Im Jahr 1857 waren es nur 571,000; bei der Wahl von 1863 waren es schon 1,900,000 und jetzt 3,400,000! Der Kaiser möge sich hüten!
Und die Hauptstadt marschirt dem Lande voran. Paris war nie bonapartistisch, aber eine Zeit lang war es gelähmt. Wie es sich allmählig erholt, welch kolossalen Aufschwung die Opposition, die in Paris und überhaupt in Frankreich wesentlich republikanisch ist, in dem letzten Jahrzehnt genommen hat, zeigt ein vergleichender Blick auf die sämmtlichen Pariser Wahlen seit Errichtung des Kaiserreichs.
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Im Jahr 1852, unmittelbar nach dem Staatsstreich wurden sieben Regierungsfreunde Guyard Delalain, Devinc, Perrot, Fouché- Lepelletier, Lauquetin, Königswarter und Dr. Veron und zwei Republikaner: Carnot und Cavaignac gewählt. Die beiden letzteren verweigerten den Eid und räumten ihren Sitz, eine Ersazwahl ward nicht vorgenommen; 1857 wurden gewählt: vier Regierungsfreunde Guyard- Delalain, Devind, Königswarter und Fouché- Lepelletier, und fünf Regierungsgegner: Carnot, Cavaignac , Goudchaur, Ollivier und Darimon. Die drei ersteren der Oppositionskandidaten verweigerten den Eid und wurden bei der Nachwahl durch General Perrot, einen Regierungsfreund, und Picard und Jules Favre , Regierungsgegner ersetzt;
1863 ward fein Regierungsfreund gewählt. Die neun Gewählten: Havin, Thiers, Ollivier, Picard, Favre, Guéroult, Darimon, Simon, Pelletan gehörten den verschiedenen Schattirungen der Opposition an. Statt Havin's und Favre's, die für Provinzialdistrikte annahmen, wurde Carnot und Garnier Bagès gewählt, von denen der erstere nun den Eid leiſtete. Die gegenwärtige Wahl ist noch nicht zu Ende. Gewiß ist aber, daß kein Regierungskandidat durchdringen, und nur ,, unversöhnliche" Gegner der Regierung durchgehen werden. Noch augenfälliger tritt uns die wachsende Macht der Opposition in den Zahlen der Wähler entgegen, die bei den verschiedenen Wahlen in Paris gegen die Regierung stimmten. 1852: 86,101. 1857: 101,207. 1869: 231,778.
1863: 149,406.
Jest enthält Paris in runder Summe 400,000 Wähler. Von diesen haben sich 90,000 enthalten und 305,531 getimmt; für die Regierung blos 74,504, d. h. 9000 weniger als bei der vorhergehenden Wahl, während die Feinde der Regierung seit 1863 über 80,000 Stimmen gewonnen haben. Paris ist nicht Frankreich . Aber es schlägt die Freiheitsschlachten Frankreichs . Bonaparte möge sich hüten!
zunehmende Haltung zusammengehen. 4) Die föderale Junta dieser Provinz wird ein Manifest zu Gunsten der Föderativrepublik an das Land richten." Diese 4 Artikel bilden den sogenannten ,, Pakt von Tortosa". Es ist zu hoffen, daß dies Beispiel bei den Republikanern der übrigen Provinzen rasche Nachahmung finden wird.
In einer der letzten Sizungen der Königsberger Stadt= verordneten, wo es sich um die Wahl eines Mitglieds der Provinzialstände handelte, gab Johann Jacoby folgende Erklärung ab:
„ Ich halte das Bestehen der Provinzialstände für verfassungswidrig und werde daher nicht wählen. Die Ausfüh= rung des Herrn Referenten brauche ich nicht zu widerlegen, da bereits in der letzten Versammlung unser geehrter Vorsitzender die betreffenden Gesetze vorgelesen und zur Genüge dargethan hat, daß die Provinzialstände zwar de facto,*) aber nicht de jure*) be= stehen. Auch alle andern Redner haben sich in gleichem Sinne ausgesprochen; trotzdem glaubten sie wählen zu müssen, weil die Stände über öffentliche Gelder, Provinzial- Anstalten u. dgl. zu verfügen haben und möglicherweise aus einer Wahlenthaltung der Stadt Nachtheil erwachsen könne. Heute tritt die Frage aufs Neue an uns heran, Frage aufs Neue an uns heran, und obwohl ich nicht hoffen kann, Diejenigen zu überzeugen, die um jeden Preis wählen wollen, halte ich es doch für Pflicht, Sie nochmals auf die Wichtigkeit und Bedeutsamkeit des Schrittes aufmertsam zu machen, den man Ihnen anmuthet. Man sagt: Nüzlichkeitsgründe rechtfertigten die Vornahme der Wahl. Ich will nicht untersuchen, inwieweit die Gründe, die man anführt, richtig sind oder nicht; so viel aber steht für mich fest: wäre der materielle Schaden des Nichtwählens noch so groß, der mor a= lifche Schaden des Wählens ist jedenfalls von unvergleichbar größerem Gewicht. Im konstitutionellen Staate und in einem solchen leben wir doch liegt vor Allem dein Bürger die Pflicht ob, für Aufrechthaltung der Verfassung einzustehen; weder Aussicht auf Nuzen, noch Furcht vor irgend einem Nachtheil darf ihn bewegen, Etwas zu thun, gutzuheißen oder zu unterstützen, was der Verfassung zuwiderläuft. Handeln Sie anders, meine Herren, lassen Sie da, wo es sich um eine Verfassungsfrage handelt, durch Näglichkeitsgründe sich bestimmen, dann darf es Sie nicht wundern, noch weniger dürfen Sie sich darüber beklagen, wenn auch die Regierung ihrerseits die Verfassung unbeachtet läßt, so oft ihr dies für das Gemeinwohl nüßlich und zweckmäßig erscheint. Erwägen Sie wohl, was Sie thun! Politische Gewissenhaftigkeit ist der einzig wirksame Schutz für die Unverbrüchlichkeit der Verfassung; nehmen Sie der Verfassung diesen moralischen Halt, dann ist sie keinen Pfennig mehr werth, als jedes andere Stück Papier .
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Man wird Ihnen vielleicht sagen: ich sei kein politischer Mann, ich huldige dem verderblichen Grundfaße: fiat justitia , pereat mundus*** Sie sollen sich nicht verleiten lassen, einer unpraktischen Schritt zu thun, der das Interesse der Stadt beeinträchtigen könnte. Nun, meine Herren, ich acceptive den Grundsatz fiat justitia etc., meine Uebersetzung aber lautet: Thue recht und fürchte nicht, daß deshalb die Welt zu Grunde gehe: Und so rufe ich auch Ihnen zu: Thun Sie recht, meine Herren, und fürchten Sie nicht, daß die Stadt Schaden erleide!"
In Spanien hat die republikanische Partei eine abwartende Haltung angenommen. Ob das flug ist, oder nicht, muß die Zukunft lehren. Die Delegirten der republikani schen Comite's in Barcelona , Tarragona , Lerida , Valencia , Castellon , Taruel, Saragossa , Hueska und derjenigen auf den Balearischen Inseln sind zu Tortosa zusammengetreten und haben folgende Resolutionen angenommen: „ 1) republitanische Partei von Catalonien und Aragonien ist der Ansicht, daß die Abstimmung zu Gunsten der Monarchie keine Veranlaffung zur bewaffneten Erhebung gegen die konstituirenden Cortes bieten dürfte, aber sie protestirt energisch und feierlich gegen diese Abstimmung, welche furchtbare Folgen haben kann. 2) Die Haltung der republikanischen Partei muß so lange friedlich ihre Vortheile. und zuwartend bleiben, als die von der Revolution proklamirten Rechte nicht offen verletzt werden. 3) Die conföderirten Republikaner der Provinzen, welche ehemals das Königreich Aragonien bildeten, werden stets in allen Fragen über die ein
In der Debatte über den Hagen 'schen Antrag meldete sich der Reichstagsabgeordnete Liebknecht siebenmal zum Wort; obgleich er sich möglichst bemerkbar machte, gelang es ihm nicht ein einziges mal, das Auge" des Präsidenten auf sich zu lenken. Gleich gewöhnlichen Sterblichen sind Reichst agspräsi= denten nicht allsehend, und die alte Rednerliste hat doch
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*) Thatsächlich.**) Rechtlich, zu Recht.
***) ,, Das Recht muß zur Gelinng gebracht werden, und wenn die Welt darüber zu Grunde geht."