An die Arbeiter aller Berufsarten! Die Zimmergesellen in Leipzig , 1100 an Zahl, haben heute die Arbeit eingestellt, und zwar aus folgendem Grunde.
Die hiesigen Gesellen erhielten bisher für den 12 ftündigen Arbeitstag( 6-7 Uhr) 18 bis 22 Groschen; dasselbe für Sonntagsarbeit von 6-5 Uhr. Ueberstunden wurden in demselben Berhältniß bezahlt. Da wir Zimmerleute nun im Jahre höchstens 210 bis 240 Arbeits- und Verdiensttage haben, so folgt, daß ein mitteler Arbeiter bisher höchstens 140-160 Thlr. verdienen konnte, also wöchentlich kaum 3 Thlr. Davon aber selbst eine fleine Familie zu ernähren, ist bei den stets steigenden Preisen der Lebensmittel von Tag zu Tag weniger möglich, geschweige denn eine zahlreichere Familie. Wir waren daher genöthigt, die Herren Meister um Lohnerhöhung zu bitten und es geschah dies auf ein stim migen Beschluß. Die von uns geforderten Lohnsätze waren, je nach der Jahres- und Arbeitszeit, für Wochentage: von 6 Uhr Mrgs. bis 7 Uhr Abds. 1 Thlr.- Gr.
= 6
=
=
7 H
=
= 6 5
712=== 412==
und für Sonntagsarbeit:
von 6 Uhr Mrgs. bis 5 Uhr Abds.
7
=
=
=
= 4 = 3=
-
27%=
221/2 =
=
= 20=
1 Thlr. 10 Gr. 1= 4=
=
1
=
-
11
=
712== Nach diesem Lohn- Tarif würde durchschnittlich ein Arbeiter etwa folgendes Einkommen haben:
a) von Wochentagen: 115 Arbeitstage von 6 bis 7 Uhr 115 Thlr.
48
=
b) von Sonntagsarbeit 12 Sonntage
= 6= 6
=
44
18= = 16=
24
7
5= 1
24
=
==
712= 412
= 6= 5
10 5
=
= 712=
3
16 = 7= 4= 11%= = 15=
=
im Ganzen 238 Arbeitstage jährlich für 225% Thlr. oder wöchentlich, wenn die Arbeit flott geht und feine Unterbrechung leidet, noch nicht ganz 4½ Thlr., wovon noch ein namhaftes Geld für Anschaffung und Reparatur des Geschirres Arbeit eine unbillige Forderung? abgeht. Ist das bei unserer so harten und lebensgefährlichen
Nachdem wir nun zuerst am 10. Mai den Herren Meistern unsere Forderung brieflich mitgetheilt und begründet hatten, luden wir sie nochmals zu einer Zusammenkunft ein, um uns gütlich zu verständigen. Es erschienen im Ganzen 8 Meister, von denen einer noch einen neunten vertrat. Diese 9 Herren nun konnten sich der traurigen Lage, in der wir uns befinden, und der Nothwendigkeit einer Verbesserung nicht verschließen, erklärten aber, daß sie nicht einseitig und vereinzelt vorgehen
fönnten.
Wir waren also genöthigt, die Arbeit einzustellen. Am letzten Freitag( 28. Mai) ist dieser Beschluß von 7-800 Zimmergefellen einstimmig gefaßt und im Pantheon einer Arbeiterversammlung von 3000 Personen vorgelegt und ebenfalls einstimmig gebilligt worden.
An die Schuhmacher aller Länder!
Der Ruf nach Vereinigung durchtönt bereits die ganze Arbeiterwelt! Jm Often wie im Westen, im Norden wie im Süden, ein Glied nach dem Andern schließt sich der allgemeinen Arbeiterbewegung an! Und was ist es, was alle diese Arbeitergruppen veranlaßt, sich zu vereinigen und zu organisiren?
Es ist das Bewußtsein, daß der Einzelne im Kampfe um die Existenz, um ein menschenwürdiges Dasein untergehen muß. Auch in unsrer Branche ist das Sprüchwort: ,, daß das Handwerk einen goldnen Boden hat," zur Lüge geworden!
Auch im Schuhmachergewerke wird es dem Einzelnen immer schwerer, immer unmöglicher, zum selbständigen Betriebe seines Geschäftes zu gelangen! Jminer abhängiger, immer ohnmächtiger wird auch der fleißigste Arbeiter und Kleinmeister dem Großkapital und der Großindustrie gegenüber. Die Concurrenz der Großproduktion, welcher der Nutzen und Vortheil der Arbeitstheilung zufällt, drückt Taufende und aber Tausende herab zu einfachen Fabrik- und Lohnarbeitern, die auch bei der angestrengtesten Thätigkeit nicht so viel verdienen, als zur allernothwendigsten Befriedigung der Lebensbedürfnisse ausreicht.
Gewerksgenossen! ermannt Euch zum Handeln! Legt ab alle Gleichgültigkeit, alle Lauheit und alles Mißtrauen! lernt es exfennen: daß die Interessen der Arbeiter überall die gleichen sind! Verbindet Euch zum Schutz und Trutz gegen Brutalität und Inhumanität des immer mächtiger werdenden Großkapitals, bedenkt ,! daß wenn Eure Arbeitskraft erschöpft ist und Ihr alt und gebrechlich werdet, Euch Noth und Elend bevorsteht! Lernt aber auch einsehen, daß Ihr nur durch Vereinigung Eure Lage beffern, einem forgenfreien Lebensabend entgegen gehn könnt. Macht Ehre unfrem Hans Sachs und Jakob Böhme , die, obgleich sie schlichte Arbeiter, wie wir, waren, schon vor Jahrhunderten für Licht und Wahrheit kämpften! Tretet ein mit uns in den Kampf für Humanität und Gerechtigkeit für Alle und ehrt somit das Andenken oben genannter, unfrem Gewerke einst angehörender Männer! Groß an Zahl, wie wir sind, ist eine tüchtige Organisation das Allernothwendigste. Eine solche zu schaffen, war unser Hauptbestreben. Wir legen sie Euch in dem beigefügten Statut vor. Dasselbe ist geeignet, die Kollegen in und außer Deutschland mit einem festen Bande zu umschlingen, geleitet von einheitlichem Willen, den zu be stimmen in Eurer Macht liegt. Wie das Kapital nicht nach Landes- und Nationalitätsgrenzen fragt, wenn es sich um Nußen und Gewinn handelt, so muß auch der von ihm ausgebeutete Arbeiterstand ohne Rücksicht auf die Landesgrenzen sich zu verbinden suchen. Es soll nicht gesagt sein, daß dieser Organisationsplan nicht zu verbessern sei! Wir betrachten ihn vielmehr nur als Provisorium, das endgültig festzustellen einer Generalversammlung, beschickt von Euren Vertretern, vorbehalten bleiben soll! Vorläufig aber gilt es, sich überall auf Grund unsres Entwurfes zu vereinigen und dazu, Gewerksgenossen! fordern wir Euch dringend auf! Tretet zusammen! Vereinigt
Euch! Sei die Zahl auch noch so klein, und habt Ihr die im § 20 des Statuts genannten Beamten gewählt, so zeigt uns dies an! Sobald eine Anzahl Orte sich auf Grund unfres Wir sind fest entschlossen, die Arbeit nicht eher wieder Entwurfes konstituirt haben, werden wir eine Generalversammund durch die Unterschriften der Herren Meister anerkannt sind. Anfangs August dieses Jahres thun zu können. aufzunehmen, als bis unsere gerechten Forderungen bewilligt lung einberufen und hoffen wir dieses bis Ende Juli oder
Um aber siegen zu können, bedürfen wir eures Beistands, Kameraden. Nicht auf unsere Stärte allein hin haben
Zum Schluß rufen wir Euch nochmals zu: Unterstützt uns durch Eure Theilnahme in unfrem Vor
wir den Kampf mit dem Kapital aufgenommen, sondern im haben, das der Hebung unserer materiellen Lage gilt, damit ficheren Bertrauen auf eure brüderliche Hilfe. Ihr wißt, daß sich immer dichter und fester schließe jene große Kette von unsere Lage auch die eurige ist, unser Kampf der eurige, unser Arbeiterverbänden, die unter dem Namen: GewerksgenoffenSieg der eurige. Wir ersuchen euch daher, uns so rasch als schaften" dem Arbeiterstande eine bessere Zukunft und ein
gebenden Beiträge sollen in den Parteiorganen veröffentlichtund über die Berwendung der Gelder ebenso Rechnung abgelegt werden. Leipzig , 31. Mai 1869.
Mit brüderlichem Gruße Die Strife Kommission. A. Georg.
Gelder und Briefe sind zu adreffiren an: A. Georg, Frege
Mit collegialischem Gruß und Handschlag:
Das Comite der Internationalen Gewerksgenossenschaft der Schuhmacher.
Staub, Vorsitzender, Ullrich, Hammer, Heidler, Rosenbaum, Jllert, Windler, Hanke.
Anfragen und Zuschriften erbeten unter der Adresse:
Peter Ullrich, Gewandgäßchen Nr. 4.