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Bundestag" in Caffel, die Delegirtenversammlung des Bourgeois- Bundes der sich Arbeiter- Bund nennt, scheint gründlich Fiasko gemacht zu haben. Die hiesigen Blätter ( ,, Kurier" und ,, Fortschritt"), die in gemeinen Schimpfereien im vergangenen Jahre gegen die Majorität des Nürnberger Arbeitertages den Münchener ,, Volks- Boten" überboten haben, gaben sehr fleinlaut Bericht über den Casseler Bundestag, um ihre Lügen vom vorigen Jahr über die, wie sie es nannten durch die Volkspartei ,, erschlichenen" Majorität nicht ans Licht tommen zu lassen. Mit der frechsten Ungenirtheit brachten sie damals erlogene Zahlen bei; um zu beweisen, daß die eigentliche Majorität hinter ihnen stünde. Wie sehr sie der Wahrheit ins Gesicht geschlagen, hat der Bundestag bewiesen.
Berlin, 27. Mai. In der am Sonntag Vormittag in der Tonhalle vom„, Demokratischen Arbeiterverein" veranstalteten Arbeiterversammlung, welche von mehr als 300 Personen besucht war, referirte der Vorsitzende des Vereins, Milke, in einstündiger Rede über die gegenwärtigen Arbeitseinstellungen, die Internationale Arbeiterassoziation und das Verhalten der belgischen Regierung bei den Vorgängen zu Seraing. Nach dem Referate über dieses Thema, welches den Lesern dieses Blattes genügend bekannt ist, schlug Milke folgende Reso=
Intion vor:
,, Die Erkenntniß, daß die Arbeits- Einstellungen, so be= rechtigt und nothwendig sie auch gegenüber unmenschlichen Lohnverhältnissen und den Arbeiter entehrenden Anforderungen sein mögen, nicht allein im Stande sind, die völlige Befreiung der arbeitenden Klasse von der Ausbeutung des Kapitals herbeizuführen; die Erkenntniß ferner, daß die Interessen der Arbeiter aller Länder die gleichen sind und die Erreichung ihrer Ziele nur durch ein brüderliches Band in allen Ländern ermöglicht werden kann, beſtimmt die Versammlung, sich mit den Grundsätzen der internationalen Arbeiter- Assoziation einverstanden und den freien Volksstaat, also die Republik, als die nothwendige Vorbedingung zur Lösung der sozialen Frage zu erflären
Es traten darauf die Herren Blund und Schmidt auf und vertheidigten unter Bravo und Zischen die Fortschritts partei und die Volkszeitung gegen die ihnen von Seiten des Referenten gemachten Borwürfe, daß sie den faktisch bestestenden Streit zwischen Kapital und Arbeit wegläugnen und die Internationale verdächtigen.
Blund und Schmidt nahmen sich der Herren Schulze= Delizich und Dunder- Hirsch warm an und empfahlen den Ar
Nachdem noch Dr. Meyerstein über verschiedene, das Thema nicht streng berührende Dinge gesprochen, entwickelte Aron in längerer vortrefflicher Rede die politische Seite des Themas, indem er die Republik als das letzte Ziel des Strebens jeder wahrhaften Demokratie hinstellte. Die politische Frage sei von der sozialen nicht zu trennen und die Lösung der einen ohne die andere nicht möglich. Einerseits könne man die Lösung der sozialen Frage vom jezigen Staate, d. h. der Monarchie, und sei sie noch so freisinnig, nicht erwarten. Andererseits sei die Republik allein, ohne Lösung der sozialen Frage, nicht geeignet, uns etwas zu nützen. Beweis: Amerika und die Schweiz, wo die soziale Lage der Arbeiter ebenso elend sei, als bei uns. Unser Wahlspruch sei: Die Republik müsse die Produktionsver= hältnisse umgestalten.
Die verschiedenen politischen Parteien betrachtend, keun= zeichnete er besonders den sozialistischen Nationalliberalismus. Die beantragte Resolution ward nach 3stündiger Sizung mit großer Majorität angenommen.
Die hiesige Volkszeitung" berichtet über unsere Versammlung:
Wir unsererseits halten es für überflüssig, die gegen die Fortschrittspartei sowie gegen die Volkszeitung in der Debatte laut gewordenen, bei diesen Leuten üblichen Verläundungen an dieser Stelle zu widerlegen. Der allen offenliegenden Thatsachen hohnsprechenden Behauptung des Vorsitzenden dieses sodeutsche Fortschrittspartei mit dem gegenwärtigen Ministerium genannten demokratischen Arbeitervereins gegenüber, daß die Kompromisse geschlossen habe, wollen wir aber mit unfrer Meinung nicht zurückhalten, daß derartige Resolutionen, wie sie am Sonntag von einer winzigen Anzahl Personen gefaßt sind und die überspannten Reden, welche in der Volksversamm= effen der Arbeiter von der großen, gemeinsamen Aufgabe des lung gehalten worden sind, und die darauf abzielen, die Interdeutschen Bürgerthums zu trennen, lediglich und direkt dem herrschenden System zu Gute kommen können. Indessen haben wir die Ueberzeugung, daß die große Masse der intelligenten Berliner Arbeiter von diesen Ueberspanntheiten Extravaganzen einiger Schreihälse sich nicht verlocken und zu bewußten oder unbewußten Bundesgenossen der Reaktion
stempeln lassen wird."
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Nachdem also die Redaktion dieser biedern ,, Volks"-Zeitung sieben Monate lang vergeblich bemüht war, uns ganz
beitern das Schulze'sche Radikalmittel: Bildung und das Hirsch- todtzu schweigen, verdächtigt sie uns jetzt bei ihren Lesern. Grund der Muſterſtatuten. Dagegen wandte Hepner ein, daß wirklich an, weil sie sich dadurch nur compromittiren würde. unserer angeblichen„ Berläumdungen“ führte die Bolkszeitung die Bildung" nicht sofort den materiellen Wohlstand herbei daß das soziale Elend bestehe. Gerade die wirklich Gebildeten zeitung gegenüber jenem würdevollen Aufruf der Inter= führe, sondern höchstens zur Erkenntniß und Einsicht führe, Referent Milke fennzeichnete nämlich das Gebahren der Volks
Das gelehrte Proletariat. gern studirt", so könne auch umgekehrt ,, der knurrende Ma= Wie ,, der volle Bauch nicht den ruſt haben!" Erſt müſſe der Arbeiter etwas im Magen haben und dann werde er sich ,, bilden". und Vermittlung" nach Hirsch- Dunder'schen Muſterſtatuten ausWas eine Aussöhnung richten könne, das hätten die jüngsten Tage gelehrt. Viele der Berliner Materialwaarenhändler, welche sich schriftlich verpflichtet
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zeichnet hatte und diese Bemerkung des Referenten hat natürlich die Volkszeitung so außer sich und in Flammen gesetzt,
daß sie uns aus Wuth und Rache zu„ Bundesgenossen der Reaktion“ stempelt, wie sie es einſt mit Ferdinand Lassalle gethan.
Wie lange noch wird dieses Hoforgan der Bourgeoisie den Volksgeist korrumpiren können?
Berlin, 2. Juni. Am Dienstag hatte der ,, Demokratische
hatten, auf Grund jener Muſterſtatuten am Sonntag Nachmit Arbeiterverein" eine öffentliche, sehr zahlreich besuchte Versammtag von 2 Uhr ab das Geschäft zu schließen, seien wieder lung, in welcher Liebknecht über die politische Stellung der davon zurückgetreten und noch mehr würden in Kürze den Rück
Sozialdemokratie, insbesondere mit Rücksicht auf den Nord
fall bekommen. Es sei daher nothwendig, daß der Staat deutschen Reichstag sprach. Der Redner entwickelte, daß die soziadurch ein Gesetz den Normalarbeitstag festsetze.
listische Bewegung reaktionär wirken müsse, wenn die Sozialisten
geleitet wird, sei hier bloß bemerkt, daß eine der von dem Leitungsaus- führen; daß der politische Kampf sich vor Allem gegen die preu= Sehr gründlich. Um zu zeigen, in welchem Geist dieser„ Bund" nicht im strengst demokratischen Sinne den politischen Vorkampf Schuß( Borort) vorgelegten Refolutionen die Internationale Arbeiteraffo- ßische Regierung richten müsse; daß der Glaube, durch das allziation den reaktionären Regierungen Europas denunzirt, und die gemeine Stimmrecht unter dem jetzt herrschenden System etwas feien durch die Internationale Arbeiteraffoziation dazu verführt worden, ebenso infame als stupide Bourgeoislüge enthält, die belgischen Arbeiter fich von den belgischen Soldaten
niedermezzeln zu lassen!
erreichen zu können, blos geeignet sei, die Thatkraft der Arbei
ter zu lähmen, und daß die sozialdemokratische Partei somit