treffend, haben viel Aufsehen erregt und Widerspruch gefunden, obgleich diese Schilderung nicht allein für Geyer, sondern auch für Ehrenfriedersdorf  , bezüglich der Arbeitslosigkeit der Posamentiere, die vollste Wahrheit ist. Auch wir könnten eine Statistik aufstellen, welche lauten würde: von 20 Posa­mentiren 4 beschäftigt und 16 nicht; aber trotzdem sucht man in der Presse die Wahrheit zu läugnen und die Posamentiere zu verdächtigen, als ob dieselben mit ihrem Verdienst schlecht Haus hielten. Wir Posamtiere sind von jeher an derartige Verdächtigungen gewöhnt und halten es daher nicht der Mühe werth, hier eingehender davon zu sprechen. Nur wollen wir solchen Verläumdern rathen, ihre Nasen erst tiefer in die Ver­hältnisse der armen Posamentiere zu stecken, ehe sie ein ungerech tes Urtheil über uns fällen. Das Bewußtsein tröstet uns, daß solche Artikel nicht von Männern herrühren, die mit der Ar­beit vertraut sind, sondern gewöhnlich von solchen, die sich erst vom Schweiß der Arbeiter bereichert und gemästet haben.

Ein Beispiel möge hier Platz finden, um zu beweisen, wie selbst solche Leute, die es am allerwenigften nothwendig haben, sich an dem Handwerker zu reiben, es doch auf die un­verschämteste Weise thun.

Vor einigen Tagen befanden sich in der hiesigen Post­Restauration einige Herren, darunter Hr. Schullehrer May aus Schönfeld; es wurde über den Rothstand von Geyer debattirt, und Hr. May sagte im Laufe des Gesprächs: ,, Den Posamen­tieren von Geyer kann es nicht anders gehen, denn was sie bei gutem Geschäftsgange verdienen, das versaufen dieselben auch wieder." Diese unverschämte Aeußerung richtet sich selbst. Ich für meinen Theil denke, Bummler und Flegel gibt es in jeder Klasse der menschlichen Gesellschaft; ich habe z. B. Gelegenheit gehabt, einen Schullehrer zu kennen, der selten nüchtern wurde, aber deshalb wird es keinem nur einigermaßen gebildeten Mann einfallen, zu sagen, die Schullehrer ,, verfaufen, was sie ver= bienen". Ein Posamentier.

Thüringen   und die demokratisch- sozialistische Bewegung.

Schon die vorige Nummer d. Bl. enthielt Berichte über Versammlungen in Ronneburg  , Gera   und Neustadt a. d. Drla, in denen Bebel Vorträge über die soziale Frage und ihren Zusammenhang mit der politisch- demokratischen Bewegung gehalten hatte. Wir stellen nun eine Reihe von Berichten zusammen, wie sie uns über die anderen Versammlungen zu gegangen sind, in denen Bebel gesprochen und gewirkt hat. Diese Agitation in Thüringen  , veranlaßt durch das Bestreben, be möglich eine Einigung und ein Zusammengehen aller demo­tratischen Fraktionen zu Stande zu bringen, hat ihren Zweck, wie wir mit größter Genugthuung aussprechen dürfen, bollständig erfüllt und wird, daran zweifeln wir nicht, ihren Einfluß auf die weitesten Kreise ausüben.

fand am 8. d. M. eine von Straßburger geleitete Ver In Pößneck  , das eine sehr starke Arbeiterbevölkerung hat, sammlung im Saale des Schießhauses statt. Vom dortigen Arbeiter- Verein einberufen, war die Versammlung gut besucht. Sie wäre aber entschieden noch besser besucht gewesen, wenn man nicht den Fehler begangen hätte, ein Entrée von 6 Kr. zu erheben, um die hohe Saalmiethe zu decken, was viele Ar­beiter zweifellos fernhielt. Besser man nimmt fünftig ein etwas kleineres Lokal, das aber wenig oder nichts kostet. batte entstand erst dadurch, daß Krabbe, Vorsteher des Mar Bebel's Vortrag fand den allgemeinſten Beifall. Eine De­Hirsch'schen Gewerkvereins der Porzellandreher, sich zwar

Versöhnung mit der Hirsch- Duncker'schen Partei sei unmöglich; beide Parteien ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Auf die Bemerkung eines Arbeiters, daß der Hauptunterschied der beiderseitigen Statuten wesentlich nur in§ 2 zu fin­den sei, wo nach Hirsch- Duncker auch die Arbeitgeber in die Gewerkschaften aufnahmefähig wären, antwortete Bebel, Sta­tuten seien nur Formen, die man zwar möglichst gut machen müsse, auf die es indeß nicht allein ankäme. Hauptsache sei, daß das richtige Prinzip durch die Statuten gewahrt werde; das sei bei Hirsch und Duncker, die im Bourgeois- Interesse arbeiteten, nicht der Fall, was am Deutlichsten durch§ 2 be= wiesen werde. Er richte an die Arbeiter die Frage: für wen die Gewerkschaften gegründet würden? Doch nur für die Ar beiter gegen die Unternehmer. Da sei es blödsinnig, die letz­teren aufzunehmen, denn sie würden bewirken, daß im Ge­werkverein sich keiner ihrer Arbeiter gegen sie heraustraue. Er frage, ob die Fabrikanten in ihren Fabrikantenverein Ar­beiter auch zuließen? Ihm sei davon nichts bekannt. Diese Bemerkungen schlugen durch. Da die Leiter in Pößneck  , noch unentschlossen, auf welche Seite sie sich schlagen sollen, die Ab­sicht hatten, Dr. M. Hirsch nach Bößnec kommen zu lassen, um auch ihn zu hören, so erklärte Bebel öffentlich unter all­gemeinster freudiger Zustimmung, alsdann ebenfalls nach Pöß­ neck   zu kommen, um Mar Sirsch gegenüberzutreten. Geschicht dies, dann ist kein Saal groß genug, die Massen für dieses Redeturnier zu fassen; wer fallen wird, wissen wir schon im voraus.

Jena   sah eine Volksversammlung, wie es sie ähnlich selbst während der schleswig- Holstein  'schen Krise nicht gehabt, Mitt­woch den 9. Juni in seinen Mauern. Saal und Nebenräume des Goldnen Engel" waren bereits um 8 Uhr bis auf den letzten Platz überfüllt. Hunderte mußten wegen Mangel an Blaz umkehren. Professoren, Kauflente und Gewerbtreibende, Arbeiter und Studenten sah man friedlich nebeneinander dicht­gepfercht sitzen und stehen. Bei der aufs Höchste gestiegenen Temperatur hielt Bebel seinen nahezu 2stündigen Vortrag, der mit gespannter Aufmerksamkeit angehört und mit Beifall be­Lohnt wurde. Dr. Sy, als Vorsitzender, forderte nach dem Vortrag zur Gegenrede auf, allein es meldete sich Niemand; so schloß er die Versammlung. Die anwesenden Arbeiter, vorzugsweise Maurer, Zimmerleute und Gehülfen von Hand­wertern erklärten sich bereit, einen Arbeiterverein zu gründen, ebenso Gewerksgenossenschaften. ebenso Gewerksgenossenschaften. Unser alter braver Partei­

genosse Dr. Sy, der von Jena   aus als getreuer Eckhard" Bebel auf seinen Zügen durch Thüringen   begleitete, erklärte sich bereit, die Sache in die Hand zu nehmen, und soll näch­sten Sonnabend bereits die Gründung des Vereins vorgenom= ( Fortsetzung folgt.)

men werden.

Vororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.

Graz, 16. Juni. Die Arbeiterfache gedeiht bei uns in

erfreulicher Weise. Unser Arbeiterverein Borwärts" zählt

bereits 900 Mitglieder und steht ein weiterer bedeutender Zu­wachs ihm bevor. Unser Verein hat eine Delegirten= Ver= sammlung sämmtlicher Fabriken einberufen und diesen das sozial- demokratische Programm vorgelegt. Jede Korporation hatte 3 Delegirte und kamen im Ganzen 30 zusammen. Unfre drei Delegirten hatten einen harten Kampf zu bestehen, schließ= lich wurde aber unser Programm einstimmig angenommen. Auf unsere Anregung hat sich in Leoben   ein Arbeiterverein Vorwärts" gebildet. In Agram ist ein Verein ebenfalls im Entstehen, in Breonle in Kärnthen wird die Gründung

und andere Sozial Demokraten aus dem Hirsch'schen Blatte Der Gewerfverein" verlas. Das gab nun Bebel erwünschte Gelegenheit, seine Stellung zur Fortschrittspartei und den von

mit Bebel einverstanden erklärte, aber einen Angriff auf diesen gleichfalls vorgenommen werden.

Bruck in Kärnthen, 16. Juni, Wir haben mit unferm Wirth, dessen Lokal wir im Besitz haben, Skandal bekommen. Der gute Mann erflärt, plöglich mit Schrecken wahrgenommen

Hirsch Dunder begründeten Gewertvereinen darzulegen. Eine zu haben, daß er einen Verein in seinem Lokal aufgenommen,

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