der nichts geringeres als Revolution wolle. Er habe ge­sehen und gehört, wie wir über Politik gesprochen, ja sogar die Religion angegriffen, damit sei er nicht einverstanden, wir brauchten uns nicht um solche Dinge zu kümmern. Der Herr aus Graz( Straßer), der neulich dagewesen, habe ihm schon einen verdächtigen Eindruck gemacht, und mun gar die Zeitungen die wir läsen! Er habe sein Lokal auf zwei Monate herge­geben, und wenn die um seien, sei er todtfroh, dann möchten wir machen, daß wir weiter kämen. So und ähnlich äußerte sich der Wirth. Unsere Einreden konnten den Herrn nicht andrer Meinung machen, so werden wir denn gutes Muths den Staub von unseren Füßen schütteln und uns anderwärts Quartier suchen.

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Wien , den 12. Juni. Die Redaktion der Volksstimme" hatte die Absicht, die in der spanischen Nationalversammlung ge­haltene Rede Emilio Castelar's zu Gunsten der republi­tanischen Staatsform in einem Separat- Abdrucke als Bro­schüre erscheinen zu lassen.*) Noch vor Ausgabe dieser Druck­schrift erschien jedoch vorgestern Abends in Auer's Buchdruckerei, wo die ,, Volksstimme" gedruckt wird, ein Beamter der staats­anwaltschaftlichen Preßpolizei, konfiszirte die bereits gedruckten Exemplare dieser Broschüre und verfügte die Zerstörung des noch in der Presse befindlichen Satzes. Für den Fall, als diese Beschlagnahme von Seite des Landesgerichts bestätigt werden follte, wird dagegen der Rekurs ergriffen.

Nachschrift. Hartung, welcher die verantwortliche Re­daktion der ,, Bolksstimme" führt, ist wegen Preßvergehens, und zwar wegen angeblichen Abdrucks einer Notiz aus einer in Desterreich verbotenen Zeitung( ,, Vorbote") von Seite der Staats­anwaltschaft in den Anklagestand versezt und die Schlußver­handlung schon auf den 25. Juni festgesetzt worden. Diese gewaltige Eile erklärt sich daraus, daß am 1. Juli die Ge­schwornengerichte für Preßvergehen ins Leben treten, und dann an eine Verurtheilung nicht mehr zu denken wäre.(!)

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Arbeitslohn herbeigeführt werde. Diesem vernünftigen Vor­schlage schloß sich glücklicher Weise die Majorität an, und so läßt sich erwarten, daß die Brünner Arbeiterfrage auch ohne Dragoner und Uhlanen, welche bereits zum Einmarsch beordert sein sollen, zur Lösung gelange. Der Nachfolger im Bürger­meisteramte Dr. Gistra's hatte schon martialische Proklama­tionen an die Arbeiter der mährischen Hauptstadt erlassen, um die ,, Ansammlungen" auf Straßen und Plätzen zu verhindern; diese. Proklamationen machten aber wenig Effect.

In Wien haben die Feilhauer und Bürstenbinder die Arbeit eingestellt, um eine Lohnerhöhung herbeizuführen.

Nürnberg , 8. Juni. Auf Einladung von Fürther Ar­beitern hatten sich gestern in Doos einige Hundert Arbeiter aus Nürnberg und Fürth eingefunden. Zweck der Versamm­lung war, eine Verständigung unter den Arbeitern anzustreben. Nach langer eingehender und lebhafter Debatte wurde mit sehr großer Majorität beschlossen, zu erklären, daß die Nürnberger und Fürther Arbeiter keinen Nutzen darin erblickten, sich gegen­seitig zu bekämpfen, daß es vielmehr den Intereffen der Ar­beiter, sogar wenn sie verschiedenen Nationalitäten angehörten, nicht entspreche, einander feindselig gegenüber zu treten. Cäfarismus im Staat und der Druck des Kapitals, beide könnten nur durch die Arbeiter beseitigt werden. Deshalb be­schlossen die verschiedenen in Nürnberg und Fürth vorhandenen Fraftionen der Arbeiter, sich zur Vertretung ihrer Interessen zu verbinden und gegenseitig zu unterstügen. diesen Beschluß hat der Vorstand des Ortsvereins der Mar Hirsch- Duncker'schen Schuhmacher- Genossenschaft protestirt und zwar ,, Namens der Nürnberger Schuster."

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Gegen

( Daß die Hirsch Dunckerlinge den Zwiespalt zu erhalten suchen, fann uns nicht wundern, da die ganze Hirsch- Duncker'sche Agitation nur zu dem Zweck ins Leben gerufen ist, die wirk liche Arbeiterbewegung zu hemmen. D. Red.)

Sonntag

Berlin , den 14. Juni. In der letzten Versammlung bes demokratischen Arbeitervereins hielt Herr Hepner einen Vortrag zur socialen Stellung des Gelehrtenstandes", dem wir Folgendes entnehmen: Die Geistesarbeiter, sagte Red­ner, feien wie die Leibesarbeiter, die bezahlten Lohnarbeiter der Bourgeoisie und eben so wenig im Stande, unter den heutigen ökonomischen Verhältnissen von dem untersten Rande der gewohnheitsmäßigen Bedürfnisse emporzuklimmen. Welcher Art fönnte nun Jemand fragen-ist euer Sozialismus,

Wien , 12. Juni. Eine massenhafte Arbeitseinstellung Nürnberg , 14. Juni. Der Kongreß der Metall­in den Fabriken von Brünn , der Hauptstadt Mährens, hat arbeiter am 14., 15. und 16. August soll so abgehalten Diejenigen, welche früher kurzweg behaupteten, es gebe gar werden, daß die Vorversammlung Sonnabend den 14. Auguſt werden, daß di feine soziale Frage in Desterreich, sehr verblüfft, und sie schrei- Abends 7 Uhr im Gasthaus zum Essigbrätlein, die Haupt ben den Strike künstlichen von auswärts angezettelten Agita- versammlung Sonntag den 15. August Vormittags 10% Uhr tionen zu. Es ist jedoch ganz natürlich, daß auch die Brünner im Gasthof zum Deutschen Haus stattfindet. Fabrikarbeiter sich der allgemeinen Bewegung anschließen, welche Abend im Contomaz- Garten Gartenfest, Montag Fortsetzung zuerst in Wien einen fräftigen Ausdruck fand. In den Pa­der Berathung. läften der Fabrikherren sieht man die Lage der Dinge freilich anders an, als in den Kellerwohnungen der Weber und Spin­ner, welche eine Erhöhung ihres fargen Arbeitslohnes ver­langen. Einige Fabrikbesitzer haben Frieden mit ihren Ar­beitern geschlossen, indem sie die Forderungen derselben be= willigten, und als Zeichen der Versöhnung weht die weiße Fahne von den Zinnen der betreffenden Fabriken. Andere aber schreien nach der Polizei und dem Militär, um den Verfüh­rern" Einhalt zu thun, welche die Arbeiter, die sonst ,, ganz zufrieden" gewesen wären, zum Austritt aus den Fabriken ver­leiteten. Der in Brünn erscheinende ,, Mährische Correspon dent", ein sehr gemäßigtes Blatt, ertheilt dieser Klasse von Fabrikanten den Rath, sie möchten anstatt die Hülfe der Staats­gewalt für ihre selbstsüchtigen Interessen in Anspruch zu neh­men, lieber einige Humanität gegen die Arbeiter zeigen. In In einer Conferenz der Fabrikherren wurde der Antrag gestellt, sämmtliche Fabriken zu sperren, bis eine Vereinbarung über die fortan zu bewilligenden Einheitslöhne getroffen sei. Baron Herring dagegen schlug vor, ein Comité zu bilden, welches untersuchen solle, ob nicht durch willkürliche Lohnverkürzungen oder andere Mißbräuche den Arbeitern Grund zu Beschwerden gegeben worden sei. Ritter v. Offermann beantragte, Dele girte der Arbeiter zuzuziehen, damit eine allseitig befriedigende Vereinbarung über Arbeitszeit und

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*) Wir werden die Rede Castelar's für die Republit auszugs­weise in dem ,, Wochenblatt", und vollständig in einem besondern Ab­druck veröffentlichen. Näheres in nächster Nummer.

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da ihr nur den Leibesarbeitern durch Assoziation und Staats intervention helfen, die Geistesarbeiter aber ihrem Schicksale überlassen wollt? Dem sei zu entgegnen, daß Lohnveränderung der Leibesarbeit schon jetzt, unter dem Gesetz von Angebot und Nachfrage, eine Rückwirkung auf die qualifizirtere Geiftesarbeit üben müsse und schon hieraus folge, daß die Männer der Wissenschaft die Ersten sein sollten, den Kampf mit der Bour geoisie als Vorkämpfer des Leibesproletariats aufzunehmen. Freilich werde Mar Hirsch, wenn ihm während seines sechs wöchentlichen sozialen Studiums in England im Salon eines Bourgeois vielleicht ein Professor zufällig begegnet sein sollte, auch die Harmonie zwischen Kapital und Geistesarbeit profla miren. Dem gegenüber berechnete Redner, daß ein unbemittel­ter Student durch Privatunterricht nur zwischen 70 und 180 Thlr. jährlich erwerben könne, so daß er mit Schulden belastet die Universität verlasse. Hieraus sei die Nothwendigkeit der Staatsintervention ersichtlich. Wo Geld für Kasernen vorhan den, sollte dies viel mehr für den akademischen Bürger

der

Fall sein, um ihn nicht der Herabwürdigung auszusetzen, sich