Demokratisches Wochenblatt.

Organ der deutschen   Volkspartei und des Verbands deutscher Arbeitervereine.

No. 26.

Leipzig, den 26. Juni.

1869.

Das Blatt erscheint jeden Sonnabend. Abonnementspreis vierteljährlich bei allen deutschen   Postanstalten sowie hier am Platze eint­schliezlich Bringerlohn 12 Ngr.; einzelne Nummern 1 Ngr. Abonnements für Leipzig   nimmt entgegen Herr G. Richter, Peterssteinweg 7, Leipziger Confumverein, Üniversitätsstraße, und die Erpedition d. Blattes in der Wohnung des Herrn A. Bebel, Petersstraße 18. Für Dresden   Filialexpedition( interimistisch) M. Hendel, Wallstraße 10. Agent in London   für England, Indien  , China  , Japan  , Australien  , Südamerika   2c. die deutsche   Buchhandlung von Franz Thimm, 24 Brook Street, Grosvenor Square, London  . Agent für London  : A. Duenfing, Foreign Bookseller, Librarian and Newsagent, 8, Little Newport Street, Leicester Square, W. C.  

An unsere Leser!

Mit Ende dieses Monats beginnt ein neues Abonnement auf das ,, Demokratische Wochenblatt". Wir ersuchen unsere geneigten Leser ergebenst, ihre Bestellungen auf das neue Quartal recht bald aufgeben zu wollen, damit feine Unter­brechung in der Zusendung eintritt.

Diejenigen unserer geehrten Abonnenten, welche das Blatt unter Kreuzband zu empfangen wünschen, ersuchen wir höf­lichst, den Betrag von 15 Ngr. per Quartal prænumerando einsenden zu wollen.

An unsere Parteigenossen

richten wir die Aufforderung, auch zum neuen Quartal mit ganzer Kraft für die Weiterverbreitung unseres Organs zu wirken. Wir können zwar mit Genugthuung erklären, daß von Quartal zu Quartal, und namentlich im letzten, der Abonnentenstand unseres Blattes sich bedeutend gehoben hat; noch aber sind wir nicht geringe Opfer zu bringen gezwungen. Wir hoffen des­halb zuversichtlich, daß Jeder in unseren Reihen es als eine Ehrensache betrachtet, uns diese Opfer abnehmen und dadurch zu­gleich den Wirkungskreis der Partei immer mehr erweitern zu helfen.

Die Redaktion und Expedition des Demokratischen Wochenblattes.

Inhalt: Politische Uebersicht. Aus England. Thü ringen und die demokratisch- sozialistische Bewegung. Fortsetzung und Vororts- und Arbeiter- Angelegenheiten.

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Schluß.) Barteigenoffen. tervereins.

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An die

An die Mitglieder des Algemeinen Deutschen Arbei­nig, Hainichen  , Werdau  , Lunzenau  , Stöcken, Leipzig  . Aufruf an die Holzarbeiter aller Länder. Fürth  , Chem­Beilage: Die sächsischen Landtagswahlen. Der Normalarbeits­tag. Die Schneiderei in London  . Anzeigen.

Politische Uebersicht.

Endlich sind die beiden Windmühlen: Reichstag   und

Bollparlament glücklich zur Ruhe gestellt worden.

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Dazu kommt, daß in Preußen, besonders in den östlichen Provinzen die Erwerbslosigkeit und die Verarmung immer mehr um sich greifen, wie dies die Aeltesten der Kaufmann­schaft von Tilsit in ihrem Jahresberichte für 1868 aussprachen. Dieser traurige Zustand gibt ihnen zu folgenden Klagen An­laß: ,, Es ist ein eigenthümlicher Widerspruch, daß in dem Zeit­alter der Eisenbahnen, der Erfindungen, des überall angestrebten friedlichen Verkehrs der Völker untereinander von gewissen Sei­ten jene Richtung, die diesen Prinzipien gerade entgegengesetzt ist, der Militarismus zur Geltung zu bringen und hoch zu

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Der wird! Für dieſe letztere Richtung scheint das Windmüller hat den Spaß dran verloren, Luft mahlen zu Fabrikwesen nur insofern Werth zu haben, als es zur Erzeug­

laffen.

charakteristisch. Die Schlußszenen( denn es gab ihrer mehrere) waren Zu der letzten Sigung des Zollparlaments

ung neuer Waffen angewendet wird; die Eisenbahnen sind nur darum zu fördern, weil sie den Transport großer Armeen er­leichtern, und Ackerbau, Gewerbe, Handel genießen nur darum

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Unnatürlich und unhaltbar gewiß; aber die unnatür­

hatten sich bloß 22, schreibe zweiundzwanzig Mitglieder einge- nothwendiger Pflege, weil ohne sie die Erhaltung und Ernäh­funden, und der arme Simson, der seine feierliche Abschieds- rung der übermäßig zahlreichen Heere nicht einen Augenblick rede bei sich behalten mußte, erklärte ganz beſtürzt, es walte möglich wäre. Daß ein solcher Zustand unnatürlich und darum ein Mißverständniß ob. Als ob das ganze Zollparlament nicht ein für die Dauer unhaltbar ist, leuchtet ein." Mißverständniß wäre! Was endlich die Heimschickung anbetrifft, so wurden Zeitersparniß halber die beiden hohen Körperschaften lichsten, die unhaltbarsten Zustände verschwinden nicht von selbst, gleichzeitig in's Berliner   Schloß bestellt, und ihnen die ,, Thronreden" sondern können nur durch irgend eine Krafftäußerung be­unmittelbar hinter einander verlesen. Das Wetter war eisig seitigt werden. Wenn das Bolt in Preußen nicht die Hände falt, und der Frühlingsredner Bölt soll einen entsetzlichen regt, wird der Militarismus ruhig fortbestehen und den all­Schnupfen mit nach Haus genommen haben.

Nun zu Ernstem.

gemeinen Ruin vollenden.

Anfangs der nächsten Woche tritt die neugewählte fran­

des Nordbundes, hauptsächlich in Preußen und Mecklenburg  , dann zu frischen Tumulten kommen werde. Wie schon wiederholt erwähnt, grassirt im ganzen Gebiete zösische Kammer zusammen, die Regierung fürchtet, daß es ein förmliches Auswanderungsfieber, indem die Leute sich

zum Theil der Militärpflicht, zum Theil dem Steuerdrude ent­

Bis auf einige Hundert sind die bei den letzten Aufläufen in Paris   Verhafteten wieder in Freiheit gesetzt worden.

Die

ziehen wollen. In Berlin   haben sich im vorigen Jahre 150 Absicht, einen Prozeß auf Verschwörung" zu machen, scheint junge Leute der Militärpflicht entzogen und in einem der öst­

man aufgegeben zu haben.

gestiegen. Aus dem Bezirke Stettin   sind 1868 nicht weniger tete irgend einen großen Entschluß, ein Manifest, eine ent= als 978 Bersonen ausgewandert.

scheidende That. Nichts. Statt dessen ein kleines, mattes