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Privatbriefchen, an irgend einen Lakai des zweiten Dezembers gerichtet, und durch irgend eine studirte Indiskretion veröffentlicht, in welchem der Kaiser erklärt, daß er im alten Geleis fortfahren werde, also, mit anderen Worten, der Welt verkündet, daß er sich noch nicht zu einem Entschluß aufzuraffen vermocht habe. Ter Brief hat denn auch den Feinden des Kaisers sehr viel Freude, seinen Freunden sehr viel Herzeleid verursacht. Der offiziöse Constitutionel" sucht die üble Wirkung abzuschwächen, indem er zum so und so viel dutendsten Male ,, Reformen" in Aussicht stellt. Er schreibt: ,, Wie der Kaiser eben so stolz(!) als wahr(!!) sagt, darf eine Regierung, welche sich respektirt, weder der Uebereilung, noch dem von der Emente ausgeübten Drucke nachgeben. Der Insurrektion weichen, heißt dieselbe als ein Regierungsmittel anerkennen und sie ermuthigen, bei erster Gelegenheit wieder hervorzutreten. In Gegenwart also einer drohenden Menge hat die Regierung nur eine Pflicht: die aufständische Bewegung nieder zu schlagen. Wenn jedoch die Ordnung wieder hergestellt ist und die Insurrektion sich besiegt erklärt, so kann die Regierung ihre Stärke nicht beffer zeigen, als wenn sie freiwillig der öffentlichen Meinung die Zugeständnisse macht, welche sie der Volksleidenschaft verweigert hatte. Nicht in den Pariser Unruhen muß die Regierung den Ausdruck der äffentlichen Meinung suchen, sondern in den allgemeinen Wahlen. 3,500,000 Wähler haben gegen die Candidaten gestimmt, welche die Administration ganz besonders und ganz direkt repräsentiren. Eine noch größere Anzahl von Wählern hat sich zu liberalen politischen Programmen bekannt. Dies bildet ohne Zweifel eine Pression*), aber eine gesetzliche, constitutionelle, ehrerbietige Pression, vor der ein Souverän sich beugen kann, ohne die Würde der Krone zu beeinträchtigen. Robert Peel sagte:„ Eine Regierung ehrt sich, wenn sie dem von außen kommenden Drucke nachgiebt." Wahr ist, daß die Englischen Institutionen mit den unsrigen nichts gemein haben."
d.
Allerdings ist das wahr; und wahr ist weiter, daß wenn der Kaiser dem von außen, b. h. von dem französischen Volk kommenden ,, Druck" nachgibt, er einfach die Regierung niederzu legen und sich vor einem nationalen Gerichtshof für seinen Hochverrath an der Republik , für das Unheil und die Schmach, die er seit 20 Jahren über Frankreich gebracht, zu verantworten hat. Und wer ist naiv genug, ihm zuzutrauen, daß er dies freiwillig thun werde?
Nein der Despotismus ist der Reform unfähig. Er beruht auf Gewalt, muß Gewalt üben, und ist nur durch Gewalt zu stürzen. In Frankreich , wie überall muß er den Weg gehn, welchen er gekommen ist.
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täglichen Arbeitslohnes auf 3 Fres.*) bis 5 Frcs. 50 Cent. je nach der Art der Leistungen und einige Veränderungen im Kaffenwesen. Wahrlich sehr mäßige Forderungen, namentlich wenn man erwägt, wie mühe- und gefahrvoll der Bergbau ist und daß die meisten Grubenarbeiter Familienväter sind! Die Arbeitgeber weigerten sich, über diese Forderungen auch nur zu unterhandeln. Die Arbeiter stellten nun am 11. d. Mts. die Arbeit ein; sie bewahrten die musterhafteste Ordnung. Hätte die Behörde sich nicht eingemischt, so wäre Alles in der friedlichsten Weise verlaufen. Allein der Präfekt, erbittert darüber, daß die Arbeiter bei der Wahl einem sozial- demokratischen Candidaten ihre Stimmen gegeben und ihm den Sieg über den Regierungskandidaten verfchafft hatten, ließ am 16. Jum sämmtliche Gruben militärisch besetzen und eine Anzahl fried lich dahin ziehender Arbeiter festnehmen und abführen. Die Leute, welche ihre Genossen, die nichts verschuldet hatten, als daß sie ihre Arbeitskraft nicht länger für einen Spottpreis verkaufen wollten, ins Gefängniß abführen sahen, mußten von diesem Augenblicke an überzeugt sei, daß die Regierung gegen sie Partei genommen habe und die Arbeitgeber unterstützen wolle. Sie machten einen ,, Befreiungsversuch". Worin der felbe eigentlich bestand, sagen die Regierungsblätter nicht, auf deren Berichte wir einstweilen noch angewiesen sind. Genug es kam zu einem Auflauf, es tam zu einem Auflauf, die Soldaten feuerten, und 30 Arbeiter wurden getödtet, oder schwer ver wundet. Die Zahl der leicht Verwundeten wird nicht an gegeben. Die Arbeiter stoben auseinander und wärtig herrscht Ruhe in St. Etienne", schreibt das Amts blatt des Kaiserreichs. Aber furchtbarer Ingrimm kocht in den Herzen der Arbeiter, und nicht gegen den Befehlshaber der Truppen, der die Metzelei kommandirte, nicht gegen den Präfekten , der die Truppen herbeirief, richtet sich die Wuth sondern gegen den Mann, der den Befehlshaber und den Präfekten ernannt hat, gegen den kaiserlichen Diktator, der die Herrschaft allein haben will und darum die Verantwortlichkeit für Alles, was im Staat geschieht, auch allein zu tragen hat.„ Ein schwererer Schlag, sagt die ,, Frank. Zeitung", konnte das Kaiserreich nicht treffen, als diese Mezelei. Bei vielen Arbeitern hatte sich Bonaparte bisher noch einen Rest von Popularität zu bewahren gewußt. Seine früheren socialistischen Schriften, die Wiederherstellung des in den letzten Tagen der zweiten Republik beschränkten allgemeinen Stimm rechts und einige aus seiner Initiative*) hervorgegangene sociale Maßregeln hatten um den Kaiser( bei den Gedankenlosen, deren Zahl aber überall groß) den Nimbus eines Arbeiterfreundes verbreitet, den er sich bis jetzt schlau zu bewahren gewußt hatte. Die Mezeleien von St. Etienne müssen auch diesen Nimbus vollends zerstören und das Kaiserreich als gleich unvereinbar mit der sozialen Emancipation des Arbeiterstandes wie mit
der politischen Freiheit enthüllen."
gegen
Das Unglück ist eine Eigenschaft, pflegte der alte Napoleon zu sagen, der sich die Eigenschaft des Glücks beilegte, bis er durch den russischen Winter eines andren belehrt ward. Bei dem neuen Napoleon scheint das Unglück wirklich zur Eigen schaft geworden zu sein. Abgesehen von der in der„ Logik der Thatsachen" begründeten zunehmenden Verschlimmerung seiner Wie es scheint, sollen die Vorgänge in St. Etienne z Lage, abgesehen von Maßregeln und Handlungen, die ihm zum einem Feldzug gegen die internationale Arbeiter: Unheil ausschlagen müssen, aber durch die Natur des Kaiser Assoziation benutzt werden. Die kaiserliche Preffe fließt be reichs nothwendig bedingt sind, hat die jüngste Zeit in rascher reits über von den bekannten Denunziationen; die Internatio Aufeinanderfolge Ereignisse gebracht, für die der Kaiser nicht nale, die allerdings in St. Etienne eine bedeutende Verbreitung direkt verantwortlich ist, die nicht mit Nothwendigkeit aus sei- hat, soll den Strife und das Blutvergießen verursacht haben
die
nem Regierungssystem hervorgehen, und deren Wirkung dennoch ganz wie weiland die Serainger Metzeleien. Nun für ihn eine verderbliche sein muß. Das augenfälligste Beispiel Internationale Arbeiterassoziation ist zu stolz, sich vor den dieser Art ist die Arbeitermetelei, welche am 16. d. M. Machthabern zu beugen; das huldreiche Lächeln, den Händedrud
der Schlächtereien von Seraing bildet, mit denen sie auch sonst sehr viel Aehnliches hat. Der Hergang ist in Kurzem Fol
sie mit republikanischem Unabhängigkeitssinn verachtungsvoll zu rück kein Wunder, daß sie den Haß der Machthaber
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erwedt
gender: Die Bergleute des Kohlenbeckens von St. Etienne ver- hat; sie verdient ihn. Aber diesem Haß wird sie Trotz bieten. langten von den Grubenbesitzern Herabsetzung der Arbeitszeit Starf durch ihre Organisation, welche, ächt demokratisch, die auf acht Stunden für die schwere Arbeit in den Kohlengruben, Selbstständigkeit jedes Mitglieds wahrt und die Thatkraft auf zehn Stunden für die Arbeit im Freien; Festsetzung des
*) Drud.
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8 Sgr. Der Franc hat 100 Gentimes,
*) Der Franc daß also 50 Cent. **) Antrieb, Veranlassung.
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4 Sgr. find.
Des