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sei, den Beiden das Auftreten in ganz Deutschland   zu ver= bieten. Wüthender Beifall folgte diesem weisen Vorschlag. Herr Röthing, der vor wenig Tagen vom Präsidenten Mende in einer Bekanntmachung im Bekanntmachung im Sozial- Demokrat", auf deutsch   gesagt als Lump hingestellt worden war, heute aber nach dem bekannten Sprüchwort: P.. schlägt sich, P verträgt sich, von Mende als sein ,, lieber Freund Röthing" angeredet wurde, glaubte namentlich an der Internationalen Arbeiterassoziation  " sein Müthchen fühlen zu müssen und bezeich= nete Searl Weave und Friedr. Engels als ,, geistige Krüppels". Das Schimpfwort lag für Herrn Röthing nahe, da er geistig ein ,, Cretin  " und körperlich nicht minder stiefmütterlich von der Natur bedacht ist. Herr Pezold endlich machte sich das Ver­gnügen an Bebels Rede gegen die Portofreiheit der Fürsten  nachzurechnen, daß der König von Preußen noch viel zu wenig Civillifte bekomme im Verhältniß zu dem Land, was er regiere".( sic) D, es ist eine wunderbare Sorte von ,, So­zial- Demokraten", die in Leipzig   gezüchtet worden ist, Lassalle würde sich im Grabe umdrehen, wenn er seine Jünger heute reden hörte. Natürlich" ging der Beschluß, Liebknecht und Bebel   in ,, Deutschland  " in keiner Versammlung mehr sprechen zu lassen, bei dem bekannten Abstimmungsmodus nahezu ein­stimmig durch ,,, natürlich" war die Versammlung von minde­stens 2 oder 3000 Personen" besucht, obgleich der Saal höchstens 1000 Personen faßt, natürlich wurden Bebel   und Liebknecht herausgeschmissen", obgleich keiner von Beiden da war, und was des ,, natürlichen" mehr ist.

Das einzige Unangenehme bei all diesem Comödienspiel und den Roheiten, die in jeder Versammlung, wo Leipziger Lassalleaner" zugegen sind, vorkommen, ist, daß die Besizer großer Lokalitäten troß aller Versprechungen sich nicht herbei­laffen, ihre Säle zu großen Versammlungen herzugeben, weil sie den Schaden an Möbels und sonstigen Utensilien fürchten. Gelänge es eins unserer größeren Lokale für eine Versamm­Lung zu aquiriren, es würde ein anderes Liedchen gepfiffen werden, wie in den Winkelversammlungen im Pantheon.

- Die Gewerkschaftsbewegung geht in Leipzig   im besten Zuge vorwärts. Am Donnerstag hielt Bebel in einer start besuchten Versammlung der Internationalen Gewerksgenossen­schaft der Metallarbeiter einen Vortrag über die Gewerkschaften. Am Schluß der Versammlung wurde ein Comité von 15 Ber= sonen gewählt, das die von Nürnberg   vorgelegten Statuten prüfen und etwaige Abänderungsanträge in einer der nächsten Bersammlungen vorschlagen soll.

Sonnabend, den 19. Juni sprach Bebel   abermals in einer sehr gut besuchten Versammlung der Notenstecher und Notendrucker über die Arbeiterbewegung und den Zweck der Gewerkschaften. Die Versammlung sprach einmüthig dem Vor­tragenden ihren Dank aus und beschloß dann, ein Comité von 5 Personen zu ernennen, das zugleich Vertreter der Stein­drucker, Kupferdrucker und Lithographen heranziehen soll, um später eine gemeinschaftliche Versammlung dieser ganzen Kor­porationen einzuberufen, in der die Constituirung einer Gewerk schaft vorgenommen werden soll.

Ein gut gemeinter Vorschlag an die Herren Leipziger  ,, Lajjalleaner".

,, Am Sonnabend haben die vereinigten Lassalleaner" unter dem Aufwand aller erdenklichen Schimpf und Schmäh reden aufs neue beschlossen, Liebknecht und mich für unwür

( Warum nicht Europa  ?)

dig" zu erklären, ferner in einer Arbeiterversammlung 3 sprechen; auf Antrag des Präsidenten" Mende soll sogar be schlossen worden sein, diese Unwürdigkeit" auf die Versamm lungen in ganz Deutschland   auszudehnen. O sancta simplicitas! Binnen drei Monaten also der zweite Banuftrahl, auf unsere sündigen Häupter herniederfällt. Wahrhaftig, der erſte muß wenig gefruchtet haben, daß man sich gezwungen sah, den zweiten noch verschärft auf uns niederzuschleudern. Wohl bekomm' das kindische Vergnügen. So wenig Leipzig  Arbeiter) sich bis jetzt daran gekehrt haben und uns vor w nach in ihre Korporationsversammlungen einluden, so wenig werden sie es künftig thun, und die deutschen   Arbeiter werden gar lachen, die Lassalleaner auswärts**), die nicht so bornirt sind wie ihre Leipziger Collegen, am meisten.

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Es wird also für die Leipziger Herren Lassalleaner nothwendig sein, auf energischere Mittel zu sinnen, um ihrem Beschluß Geltung zu verschaffen, und da schlage ich ihrem Be vollmächtigten vor, für nächsten Sonnabend abermals eine Versammlung in die Räume des heil. Pantheon einzuladen und derselben folgende Resolution zur Annahme vorzulegen:

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,, In Erwägung, daß unser im März erlassener Bannflu betreffend die Unwürdigkeit" Liebknechts und Bebels, einem großen Theil der Leipziger   Arbeiter nicht respektirt wor den ist,

in Erwägung, daß auch der zum zweiten Mal noch ver schärft erlassene Bannstrahl wahrscheinlich weder von den Ar beitern Leipzigs  , noch des übrigen Deutschland   beachtet werden wird,

in Erwägung endlich, daß wir keine Macht haben, Lieb knecht und Bebel   an die erste beste Laterne aufzuknüpfen, beschließt die heutige Versammlung: Liebknecht und Bebel  haben sich von Stund   an von Speise und Trank zu enthalten und einfach zu verhungern." Ich will zwar nicht behaupten, daß ich noch mein Freund Liebknecht nur die mindeste Lust verspürten, einem solchen Be schluß nachzukommen, indeß die Herren ,, Lassalleaner" hätten auf alle Fälle damit einen tapferen Beschluß gefaßt und ihre freundliche Gesinnung für uns an den Tag gelegt und weiter hats keinen Zweck.

Ich bitte die Herren Leipziger   ,, Laffalleaner" dringend, das oben Gesagte zu beachten, sie bereiten dadurch mir und Liebknecht und wahrscheinlich auch der übrigen Bevölkerung Leipzigs   eine vergnügte Stunde und sie selbst haben abermals Gelegenheit, die Schleußen ihrer ,, Beredsamkeit" aufzuziehen und die seit dem letzten Sonnabend angesammelten Vorräthe von Schimpf- und Schmähworten los zu werden. Auf diese Weise ist uns Allen geholfen.

Bebel  ."

*) Liebknecht und ich haben vorige Woche allein in 5 Arbeitertorpo rationsversammlungen hier Vorträge gehalten

**) In Gotha   hielt ich am 12., Eisenach   den 13., Erfurt   den 14 ds. Mts. Volksversammlungen ab, die von Mitgliedern des Allg.

beut

Sonntag, den 20. Juni hielten eine Anzahl Arbeiter der Pfaffendorfer und Eutrißscher Spinnerei eine Bersammlung im Lokal des Arbeiter- Bildungsvereins ab, um sich wegen An­schluß an die Internationale Gewerksgenossenschaft der Manu­faktur, Fabrik und Handarbeiter zu besprechen. Man kam überein, am nächsten Sonntag abermals zusammenzukommen versammlung im Lokal des Allg. deutschen   Arbeitervereins abgehalten schen Arbeitervereins einberufen waren, in Gotha   wurde sogar die Boll und die Constituirung vorzunehmen. In Apolda  , wo ich am 10. Juni in einer sehr stark besuchten Bolts Leipzig  , 22. Juni. Bebel veröffentlichte im ,, Leipziger   in erster Linie ihr Bevollmächtigter Reichelt, mit mir vollkommen versammlung sprach, erklärten sich sämmtliche anwesende Lassalleaner Tageblatt" Folgendes:

einverstanden.

Wir ersuchen unsere Filialexpeditionen, die Abrechnung beendigte Quartal uns recht bald zugehen zu lassen.

Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redaktion: Braustr. 11).

Nummer

für das mit dieser Die Expedition.

Drud Verlag: F. Thiele.

} Leipzig.{ Expedition: Petersfraße 18

Gierzu eine Beilage.