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ner aus Ostpreußen hat seine Wirkung gethan das ,, Na­tionalfest" in Königsberg ist abbestellt worden.

Die halbamtlichen preußischen Blätter kündigen jetzt das Erlöschen des Hunger typhus in Ostpreußen an. Sie vergessen, daß sie ihren Lesern hundermal versichert hatten, der Hunger typhus sei nur eine Lüge der schlechten Presse". Da der Hungertyphus noch nicht erloschen ist, sondern chronisch fort­dauert, haben die betreffenden Blätter also selbst im Moment, wo sie der Wahrheit die Ehre zu geben versuchten, eine Lüge gesagt, wobei einem das Sprüchwort einfällt: Wenn man die Natur mit der Heugabel zur Thüre hinausjagt, kommt sie durch's Fenster hineingeschlüpft.

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Ein Bild aus dem Militärstaat", manchmal auch" In­telligenzftaat" genannt: in Spandau wurden neulich 4 Gefreite und 1 Unteroffizier wegen Trunkenheit" zu 14, resp. 8tägigen ,, Mittelarrest" verurtheilt, weil sie gesungen hatten: Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gern!" was ein königlich preußischer Soldat, wie der Regimentskom­mandant bei Berhängung des Urtheils erklärte, unmöglich im nüchternen Zustand singen könne.

Noch ein Sittenbild: Ein Adliger, Namens von Zastrow, wird in Berlin eines unnatürlichen Verbrechens angeklagt- die Schuldbeweise sind überwältigend, aller Wahrscheinlichkeit nach hat von Zastrow auch einen Mord verübt, er kommt Gericht, die Verhandlungen beginnen, da plötzlich wird der Prozeß ,, auf unbestimmte Zeit" vertagt. Warum? Man zischelt sich in die Ohren und die Zukunft" hat den Muth, es heraus zu sagen, das Scheusal habe Mitschul­bige bis hinauf in die allerhöchsten Kreise, der Po­lizei feien die Namen bekannt, und die Sache solle um jeden Preis vertuscht werden. Nun schwer wird das Ver­tuschen nicht werden ,,, es gibt ja noch Richter in Berlin ".

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Neulich schlugen die bayrischen Nationalliberalen( Fort­schrittler) einen furchtbaren Lärm in der Presse bei den jüngsten Krawallen in Paris sei ein bayrischer Gelehrter ver­haftet und von der bayrischen Gesandtschaft schmählich im Stich gelassen worden da sehe man die Jämmerlichkeit der Klein­

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ftaatenthums; hätte der fragliche Märtyrer elender Partikulariſterei einem Großstaat und in Deutschland gibt es ja nur Einen angehört, so wäre ihm solches nicht zugestoßen, und hätte sich die französische Polizei etwa auch zufällig an ihm ver­griffen, so würde sie doch, sobald sie ihres Irrthums inne geworden, eine Entschuldigung hergestammelt und sich, zu Tode erschrocken, ins Mausloch verkrochen haben.

dunkler gezeichnet sind. Vergleicht man diese Karte mit der vor einiger Zeit auf Befehl des Unterrichtsministers ausgear­beiteten Bildungsfarte, so stellt sich eine bis ins Einzelnste gehende Uebereinstimmung heraus: das Verhältniß der demo­fratischen Stimmenzahl entspricht genau dem Bildungszustand der Bewohner; je höher dieser, desto zahlreicher sind jene. Ueberall, wo der Boltsunterricht einigermaßen etwas taugt, sind die Regierungskandidaten erlegen; wo er im Argen, haben sie gefiegt. Es zeigt dieß, daß Volksbildung die Mutter der Freiheit ist, und daher in dem Despotismus ihren tödtlichen Feind haben muß. Man hat verschiedene Defi­nitionen des Kaiserreichs: ,, das Kaiserreich ist der Friede" ,,, das Kaiserreich ist der Säbel", das Kaiserreich ist der Bankerott" - die erste war eine Lüge, die beiden anderen sind richtig, allein sicher nicht minder richtig ist, wenn wir auf Grund der erwähnten zwei Karten sagen: das Kaiserreich ist die Dumm= heit.

Fort mit dem persönlichen Regiment, das ist jetzt die Losung überall in Frankreich , sogar unter den sonst kon­servativen besitzenden Klassen. In Paris zirkulirt gegenwärtig unter den Hauseigenthümern eine bereits mit vielen Tausenden von Unterschriften bedeckte Petition an den Senat, welche für die Hauptstadt das seit dem Staatsstreich des 2. Dezember ihr vorenthaltene Recht der Selbstverwaltung zurückfordert. Die Petition lautet: An die Herren Senatoren!

Paris , 27. Juni 1869. Paris ist seit langer Zeit aller seiner communalen Freiheiten be­raubt; es hat nicht einmal das Recht die Männer zu ernennen, welche als Herren über das städtische Eigenthum verfügen. Ein Artikel der gegenwärtigen Constitution macht den Senat zum Wächter über die öffentlichen Freiheiten. Die Unterzeichneten glauben seine Intervention anrufen zu sollen, um einem Zustande ein Ende zu machen, welcher, wie neulich durch Thatsachen bewiesen worden ist, die Ehre und die In­tereffen der großen Stadt verletzt.

Wir brauchen nicht auseinanderzusetzen, daß 1) die Petition an sich eine Albernheit ist, indem das darin Erbetne dem Cäsarismus nur durch Gewalt entrissen werden kann; und 2, daß man sich obendrein in der Adresse geirrt hat, sintemalen der Senat aus lauter auf Lebenszeit von Bonaparte angestellten Lakaien besteht. Die Unterzeichner der Petition verflagen allerdings nicht den Teufel bei seiner Großmutter, aber doch bei seinem Hausgesinde( ohne I, das bemerken wir ausdrücklich für den Setzer, damit er uns nicht mit der Staatsanwaltschaft in Conflitt bringe), was noch hoffnungsloser ist, da eine Groß­mutter immerhin eine gewisse Autorität hat, während die Be­dienten Maul halten" müssen, wenn's vom Herrn befohlen

wird.

So flapperte ein paar Tage lang die Fortschritts- Wind­mühle mit wachsendem Geräusch, da wurde sie auf einmal zum Stehen gebracht durch ,, die traurige Mähr", daß der fragliche Gelehrte kein Bayer gewesen, sondern ein Preuße, und daß es nicht ein miserabler kleinstaatlicher bayrischer, sondern ein mächtig großſtaatlicher preußischer, ja normal- nordbündlerischer Baß gewesen, den die französische Polizei, statt sich pflicht geweſen­schuldigst ins Mausloch zu verkriechen, auf das frivolste insul- der ersten Wahl blieb Rochefort bekanntlich tirt hat, und was Allem die Krone aufjetzt, daß die töniglich preußische( Nordbunds-) Gesandschaft in Paris nicht den Muth gehabt für ihren Schußbefohlenen ein

Unmittelbar vor den Wahlen hieß es, Bonaparte habe

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die Absicht, dem unversöhnlichen" Rochefort die Rückkehr nach Frankreich zu erlauben, und durch diesen Aft der Gnade" der Candidatur deffelben die Spitze abzubrechen. Das wäre klug - und wurde also von Bonaparte nicht gethan. Bei es mußte eine engere Wahl vorgenommen werden in der Minorität, und ist neuerdings für die nothwendig gewordenen Nachwahlen in Paris aufgestellt worden. Dieß hat den Kaiser nicht ruhig schlafen lassen, und um sich des unbequemen Gegners zu ent Ein anderer praktischer Kommentar zu dem Thema: Na- ledigen, ließ er ihn unter irgend einer abgeschmackten Anklage tionalliberale Dichtung und realpolitische Wahrheit wird durch( Verbreitung der Laterne") vor Gericht stellen und von den

Wort einzulegen!

die neuesten Aufschlüsse über den belgisch- französischen

Streit geliefert. Die Belgier haben nämlich den Franzosen zu nennen pflegt, zu dreijähriger Einsperrung mit dreijährigem in der Eisenbahnfrage Alles zugestehen müssen, weil sie von

Verlust der Ehrenbürgerrechte, folglich auch des Wahl­

England und Preußen, auf das sie hauptsächlich gerechnet rechts und der Wählbarkeit verurtheilen. Durch diese hatten, vollständig im Stich gelassen worden sind. Beiläufig sei hier bemerkt, daß mit der Eisenbahnfrage,

Borgehen hat Bonaparte erstens seine Furcht gezeigt- was sehr unweise ist; hat zweitens das Volk gereizt, was wiederun

die von Anfang an nur Vorwand war, die belgisch- franzö- sehr unweise; und hat drittens nicht einmal erreicht, was e sische Frage noch keineswegs gelöst ist.

eine Karte des Wahlresultats zu veröffentlichen, auf der die Ein Französisches Blatt hat sich die Mühe genommen,

erreichen wollte, da die Pariser Rochefort nun erst recht wähle wollen. In die Kammer fann Rochefort jest freilich nicht ein treten; doch was verschlägt das? Der parlamentarisch

einzelnen Wahlbezirke je nach der größeren oder geringeren Kampf gegen das Empire ist höchstens ein Guerillakrieg, de Babl der abgegebenen demokratischen Stimmen heller oder in einem Staat wie Frankreich nimmermehr zum Biel führe