Aus Oesterreich  .

Wien  , 14. Juli.

Der Klärungsprozeß, welcher sich gegenwärtig in der deutschen   Arbeiterpartei abspielt, erregt natürlich auch hier großes Interesse. Da uns die nähere Kenntniß der Persön lichkeiten, welche in dieser Krisis eine so unliebſame Rolle spielen, mangelt, so können wir nur vom prinzipiellen Standpunkt aus urtheilen. Es ist vielleicht ein Glück, daß dem so ist, sonst hätten wir diese nähere Kenntniß wohl auch mit so und so viel Irrthümern, Falschheiten und Thorheiten be zahlen müssen, wie jede politische Partei, welche den Schwer punft nicht in sich selbst, sondern in ihren Führern hat. Prin zipielle Urtheile scheinen zwar in der Form milder zu sein, dem Juhalte nach sind sie um so gewichtiger, niederschlagender; sie sprechen nur über Leben und Tod. All' die zahllosen Aeußer ungen der Persönlichkeiten, die verschiedenen Formen, in wel­chen sich der einzelne Mensch kundgiebt, verschwinden vor der Einen Frage: auf welchem Prinzip steht er? Nun, stellen wir diese Frage mit ruhiger Ueberlegung ohne persönlichen Haß den Herren v. Schweißer und Mende gegenüber. Die Antwort ist kurz und klar. Beide stehen auf dem Prinzip der Auto­rität und wir, die Arbeiterpartei, deren ganze Thätigkeit es eben ist, dieser lernäischen Schlange den glühenden Stumpf in den Rachen zu stoßen, wir sollen uns von ihnen leiten lassen! Vor Kurzem erst rief Rogeard seinen Landsleuten zu: Das beste Mittel frei zu werden, ist, zu handeln, als ob man es wäre; das beste Mittel die Republik   zu erlangen, ist, zu leben als wäre man in einer Republik." Die Herren v. Schweitzer und Mende wissen das besser: Das beste Mittel, um frei zu werden, ist, ein Heer von Sklaven heranzuziehen, das beste Mittel republikanisch zu werden ist sich absolutistisch zu organisiren. Schlaue Köpfe die Ihr seid! Mögt Ihr erkauft sein, wie Eure Feinde sagen, oder schlecht oder ehrgeizig, uns fümmert das nicht. Wir sehen bloß Eure Dummheit und deshalb klopfen wir Euch auf die Finger, weil es sich für Menschen Eures Schlages nicht schickt, in Dingen das große Wort zu führen oder überhaupt mitzusprechen, welche das Wohl und Wehe unserer Zeit bestimmen. Tretet ab vom Schauplatze und begrabt Euch selbst, damit wir nicht die Mühe haben, den Schutt auf Eure Gräber zu werfen.

Herr Mende, der unter Muhamed vielleicht einen tüchti­gen Storporal abgegeben hätte, bildet sich ein, ein Jahrtausend später das Volk zu führen. Der Geist der Freiheit zuckt Der Geist der Freiheit zuckt durch die Glieder unseres Vaterlandes und wir haben nichts zu thun, als die Worte eines großen Mannes auswendig zu lernen, der sich selbst im Grabe umdrehen würde, wenn er die lächerliche Parodie seiner Epigonen sähe. Wohl, auch wir Wohl, auch wir berehren Lassalle, den Rufer zum Streit, aber wir leben in dem thörigten Wahne, das beste Mittel einen großen Mann zu ehren, sei, zu beweisen, daß man ihn nicht mehr nöthig habe. Freiheit" ist der Pulsschlag unseres Herzens und Mende predigt uns sklavische Nachbeterei; kämpfet, rin= get, strebet" tönt es in unserer Brust und dieser Hohepriester ruft uns zum Gebet.

in der er über die Ereignisse von 1866 unter Anderem die gol­denen Worte sprach: Er erkenne mit Freude an, daß die Siege in Böhmen   den preußischen Namen allerwärts zu Ruhm und

Herr v. Schweitzer hielt einst eine Rede im Reichstag,

lich nach langem Mühsal tritt seine erste Verwirklichungsarbeit, der internationale Arbeiterbund und die Friedensliga ins Le­ben und der Mann, welcher die revolutionäre Partei führen, welcher die Revolution sein will, spricht über den Krieg, wie ein Schuljunge, welcher eben den Julius Cäsar   liest. Die wirkliche Inhaltslosigkeit dieses letzten Krieges, die erbärmliche Nichtigkeit der Interessen, welche ihn hervorgerufen und welche jetzt in den kleinlichsten Formen fortleben; diese furchtbaren Folgen, welche die Saturnalien des modernen Staates und der modernen Gesellschaft vielleicht um 20 Jahre verlängern; diese Vernichtung der Ruhe in Europa  , welche heute in dem fortwährenden Wanken und Erzittern der sozialen und politi­schen Gesammtlage jich kundgiebt: all' das und noch viel mehe sieht der große Revolutionär nicht oder tauscht es ein für dir paar Groschen Ruhm, welchen sich sein Musterstaat bei sämmt­lichen Dumiköpfen der Welt erworben. Ja, Herr v. Schweitzer, Sie haben Recht. Sie wähnen, mit 200,000 Arbeiter- Sol­daten lasse sich die soziale Frage lösen." Nicht mit einer Million, fagen wir Ihnen, selbst wenn Sie ihr General sind. Freie Männer brauchen wir, eine freie Zukunft zu schaffen, nicht Soldaten, welche blind dem Commandowort ihrer Führer gehorchen!

Internationale Gewerksgenossenschaft

der Manufaktur, Fabrik- und Handarbeiter( Vorort Crimmitschau  .)

Dritte öffentliche Sitzung der Vororts- Verwaltung(. Juli).

Neben verschiedenen Eingängen, unsere Organisation be= treffend und einigen lokalen Vorlagen, beschäftigte die heutige Sigung hauptsächlich eine von der Mitgliedschaft Werdau   ein­gegangene Zuschrift, worin die baldigste Gründung einer ,, all­gemeinen Krankenkasse" unsrer Gewerkschaft beantragt war.

Damit zusammenfallend kam zugleich die hierorts vielseitig gewünschte baldigste Organisation einer allgemeinen ,, Jnvaliden­und Alterversorgungs- Kasse" zur Berathung, und entschied man sich einmüthig für Aufstellung und Festhaltung folgender Ge­fichtspunkte zu möglichst beschleunigter Jnangriffnahme der Vorlagen:

1) Die Mitgliedschaft wird aufgefordert, durch rascheste Einrichtung der Lokal- Organisationen, Aufstellung und Ein­reichung der Mitgliederlisten c., der Verwaltung Gelegenheit zu geben, die in§ 2 a vorgesehenen Mittel( als Fonds der Gewerkschaft) feststellen und darauf hin weiter disponiren zu können.

2) Hiernach soll in Betracht kommen, ob, und binnen welcher Frist, außer mit entsprechenden Statuten- Entwürfen, solche Lokalmitgliedschaften aus der Central- Gewerkschaftskaffe im Verhältniß zu ihrer Kopfzahl unterstützt werden können, welche eine der beregten Organisationen, bis zur Erstarkung der Gesamt- Gewerkschaft, in Angriff nehmen wollen.

3) Soll die Mitgliedschaft Luckenwalde   hiermit ausdrück­lich aufgefordert werden, ihre Erfahrungen( wo möglich und bald durch das Organ der Gewerkschaft) zur Kenntniß der Genossen und des Vororts zu bringen.

4) Werden alle Gewerksgenossen, als Mitglieder der ver­

ſchiedenen in den Einzel- Orten bestehenden Krankenkassen aufge­

muntert, innerhalb ihrer Vereine zunächst am Orte selbst für

Ansehen gebracht. Dieser Satz ist so schön, so ungeheuer wahr volle Freizügigkeit zu wirken und darnach unter den verschiede= und so ungeheuer bezeichnend, daß selbst der Kurzsichtige die ganze Gedankentiefe dieses Mannes durchschauen kann.

Wir

nen Orten engerer, wie weiterer Distrikte, Vereinigungen und Rückversicherungen( Cartel- Verträge der verschiedenen Bereini­

wählten diese scheinbar unschuldigen Worte, weil sie in der gungen) mit aller Kraft zu erstreben. That den Mann nach allen seinen Seiten charakterisiren. Es ist die vollendete Korporalsphilosophie. Wie? Seit 20 Jahren

5) Würde hiernach die Möglichkeit und der kürzeste Weg

treibt und drängt der revolutionäre Gedanke heraus aus den

geboten sein, mit Benutzung aller schon bestehenden Hilfsquellen,

neue und weitere aufzuschließen, die es dann den verschiedenen

innersten Eingeweiden des Volkes, der Gedanke der Solidarität, in den bestehenden Kranken-. Kaffen vertretenen Gewerken, der Gemeinsamkeit der Intereffen; eine Welt von Tradition, mit der Zeit ermöglichen dürften, sich selbstständig und je zu Unwissenheit und Verkehrtheit stemmt sich ihm entgegen; end- allgemeinen Raffen" emporzuheben.