Aeußerungen im ,, Vorboten" falsch auszulegen und, dieselben nach seinem Begriffe( wir wollen die ehrliche Meinung des Ver= faffers nicht im Geringsten verdächtigen) auf die ganze Partei auslegend, darzustellen sich bemüht.

Im Auftrage:

S. W. Moll. An die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeiter­

Vereins sowie alle parteigenossen!

Der Sozial- Demokrat", oder vielmehr der Redakteur v. Schweitzer, strengt sich ungeheuer an, seine Niederlage zu vertuschen. Die Sozial- Demokraten, welche abfallen, trotzdem fie Sozial- Demokraten sind und bleiben, werden weidlich Ver­räther u. s. w. geschimpft, weil sie die Möglichkeit eines Ver­raths durch das Zertrümmern der dieselbe bergenden Form be seitigen und nur den Geist der Lassalle'schen Lehre für die Hauptsache halten. Trotz dieses Schimpfens wird der Zusam­mensturz des Schweitzer'schen Gebäudes nicht aufgehalten, und aus den Trümmern desselben wird ein schöneres edleres Ge­bäude erſtehen, an welchem sich die Augen und das Herz eines jeden Arbeiters weiden werden.

Was nun die würdige Vertretung der Partei durch Herrn c. v. Schweitzer betrifft, so wird doch jeder denkende Arbeiter einsehen, daß der Führer einer großen politischen Partei, wie der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein ist und sein soll, vor allen Dingen ein moralischer Mensch sein muß; und tein Arbeiter, der Vertrauen zur Führerschaft haben muß, darf einen Makel an demselben finden. Im gewöhnlichen Leben verzeiht man Fehler der Menschen, aber auf dem Gebiete der Politit muß Reinheit des Charakters die erste Grundbedingung bilden, da ohne dieselbe alle höheren edleren Ziele, als Be­freiung eines Volks oder eines Theils desselben, nur in den Staub der Erniedrigung gezogen und zu egoistischen Zwecken benutzt werden.

Inwiefern v. Schweizer die Partei würdig vertreten hat, darüber möge Folgendes Auskunft geben:

In Gotha hatte sich bei der Nachwahl zum Reichstag im April d. J. ein national- liberales Wahlcomité gebildet, dem ein sozial- demokratisches Wahlcomite nach Schweitzer's An­sicht als besondere Thüringer Arbeiterbewegung eine Sünde!!! gegenüber stand.

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Im national- liberalen Comité hatte der hiesige Justizrath Hr. Sterzing allerdings aus Aerger, daß wir Sozial- De­mokraten bei der Wahl selbstständig vorgingen geäußert: ,, Er begreife nicht, weshalb wir mit Schweißer so eine Begeben­heit machten, derselbe habe beim Frankfurter Schützenfest 2000 ft. unterschlagen."

Als echte Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeiter­ Vereins , und weil unser Ansehen bedeutend gelitten, war es unsere Pflicht, die Wahrheit oder Unwahrheit dieser Behauptung zu erforschen. Ich schrieb deshalb an Hrn. Sterzing, ob er diese Aeußerung wirklich gethan und ob er dieselbe beweisen könne, worauf mir derselbe einen Brief*) zugehen ließ, in welchem die Beschuldigung gegen Hrn. von Schweizer im voll­ften Umfange aufrecht erhalten wird.

Wir bekamen natürlich einen merkwürdigen Begriff von der Ehre unseres Präsidenten, ferner von der Art und Weise, wie c. Schweitzer die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins resp. die Ehre des Arbeiterstandes vertritt und erfuhren auch, daß Hr. Schweißer sich vor der Einrede der Wahrheit wahrscheinlich gefürchtet, denn Hr. v. Hofstetten soll den Thatbestand als wahr bestätigt haben.

Ich frage die Mitglieder der Partei, kann ein solcher Mann, der nach Alinea 2 des§ 6 des früheren Statuts des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins vom Vorstande deshalb ausgestoßen werden muß, weil er durch seine sittliche Haltung die Würde des Arbeiterstandes beeinträchtigt hat, Präsident eines solchen Vereins sein?

Es ist uns aus diesen Gründen auch ganz gleichgültig, ob uns Hr. c. Schweitzer Verräther nennt oder nicht, wir hätten für ihn passendere Namen; da wir es jedoch mit der Sache und nicht mit Bersonen zu thun haben, so glauben wir bes rechtigt und verpflichtet zu sein, blos solche Thatsachen zur Veröffentlichung bringen zu müssen, welche der Sache Schaden zufügen können, trotzdem sie von einzelnen Persönlichkeiten nicht zu trennen sind, ohne uns auf Schimpfereien einzulassen.

Die Begriffsverwirrung ist so groß nicht, wie Hr. Schwei zer meint, wenn wir behaupten, daß er einen Staatsstreich im Kleinen ausgeführt habe; ist nicht Louis Bonaparte auch ,, vom Bolte gewählt" und wird Hr. Schweißer behaupten können, daß Napoleon feinen Staatsstreich ausgeführt habe? Der sogenannte Staatsstreich des c. Schweißer liegt nicht in der Abstimmung über die Vereinigung, sondern er liegt hauptsächlich in der da durch erfolgten Beseitigung der auf der General- Versammlung zu Barmen- Elberfeld berathenen Statuten. Die Vereinigungs frage wurde blos als Lockspeise geboten, um die Arbeiter in die Despotenfalle zu locken, aus der sie sich kaum mühsam be freit hatten.

Also Arbeitsbrüder, schaart Euch zusammen, kämpft mit uns sowohl in unserer Partei und mit derselben gegen jede Tyrannen- Macht, Lug und Trug!!!

J. Nippoldt,

Namens der Gothaer Sozial- Demokraten.

Herr Roller theilt uns mit, daß er auf Grund der ver läumderischen Notiz in Nr. 72 des ,, Sozial- Demokrat" gegen Grüwel( den nominellen Redakteur) und Schweizer bei der Staatsanwaltschaft wegen öffentlicher Verläumdung und Be leidigung die Verfolgung beantragt habe.

( Fortsetzung im Hauptblatt.)

Vermischtes.

*** Unter dem Titel: Vom spanischen Revolutions und Geschichten von Gustav Rasch , wird in der Wiener schauplaze." Spanische Zustände, Charakteristiken Berlagsbuchhandlung von A. Hartleben in der nächsten Zei ein Buch erscheinen, welches die gegenwärtige Lage Spaniens schildert. Sämmtliche Schilderungen aus Madrid , Burgos ,

Damit war also nicht allein c. Schweitzer, sondern mit Sevilla , Cadix , Cordoba , Malaga , Barcellona u. f. w. find

halb unserm Bertreter auf der General- Versammlung in Bar­

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men- Elberfeld Hrn. J. M. Hirsch in Erfurt Brief, mit dem Auftrage Hrn. Dr. v. Schweizer zu ersuchen,

alle

Charakteriſtiken der einzelnen Persönlichkeiten, beispielsweise aus eigener Anschauung des Verfassers entstanden, sowie diesen der ehemaligen Königin Isabel, ihres Gemals Francisco von Assis, Pater Claret's, der Nonne Patrocinio, gegen Hrn. Sterzing Klage zu führen resp. sich zu vertheidigen, Prim's, Serrano's, Topete's, von den Führern der republi ter hat sich aber nicht nur nicht vertheidigt, sondern auch noch fultat persönlicher Bekanntschaft oder ihm in Madrid zugäng erklärt ,,, da hätte er viel zu thun, wenn er den Gothaer Mit­gliedern zu Gefallen flagen solle!" lich gewordener amtlicher Quellen und Mittheilungen von in Als das Ziel der spanischen Revolution stellt der Verfasser den früheren spanischen Hofkreisen verkehrenden Personen find.

*) Wir haben den Brief, welcher dem Manuskript dieser Erklärung die Republik hin, deren Proclamirung nach seiner Anschauung

beigelegt war, an Hrn. Nippoldt zurückgesandt.

D. R.

Berantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redaktion: Braustr. 11).

unzweifelhaft und nahe bevorstehend erscheint.

Verlag: F. Thiele.

} Leipzig.{ Expedition: Beierspraße 18