Beilage zum Demokratischen Wochenblatt Nr. 30.
Aus England.
Es gibt gewiß keine größere Verläumdung, als die täg= lich zu hörende Behauptung, daß die Führer der Gewerks= Genossenschaften( Trades' Unions) unehrliche Intriguanten seien, die es stets nur darauf absehen, Diejenigen, welche ihrem Rath folgen, zu hintergehen und ihnen das Geld betrügerischer Weise aus der Tasche zu locken. Wenn man bedenkt, daß die Gelder, die täglich und stündlich in den Händen der UnionsSekretäre und Kassirer sind, sich nicht auf Hunderttausende, sondern auf Millionen belaufen, und daß die Gerichte immer Diejenigen frei sprechen, die ich von Zeit zu Zeit Veruntreuungen zu Schulden kommen lassen, so tann man zu feinem andern Schluß kommen, als daß diese Leute Muster von Ehrlichkeit sind.
Vor einigen Tagen ward ein Zimmermann, der früher Sekretär der Zweiggesellschaft der Amalgamirten Zimmerleute und Schreiner zu Bradford war, und 40 Pf. St. Gesellschaftsgeld zu eigenen Zwecken verwandt hatte, vom Ober- Appellationsgericht freigesprochen, weil die Gesellschaftsfonds zu ungesetzlichen Zwecken verwandt würden". Diese ,, ungeseßlichen" Zwecke sind unter Andern: Wenn ein Mitglied, das seine Beiträge regelmäßig bezahlt, durch Umstände gezwungen wird, jeine Arbeit mit Einwilligung des Verwaltungskomités zu verlassen, so erhält es 15 Schillinge die Woche aus der Kasse, bis es andere Arbeit findet." Dieser Paragraph der Statuten bezieht sich nicht allein auf einzelne Mitglieder, sondern auf ganze Werkstellen oder Ortschaften, wo die Arbeitgeber die Arbeiter übervortheilen wollen; es ist die statutenmäßige Be= stimmung für den Strike. Sind an dem Ort, wo ein theilweiser Strike stattfindet, keine Aussichten vorhanden Arbeit zu finden, so erhält jedes Mitglied, welches auf die Reise zu gehen wünscht, um anderwärts Arbeit zu suchen, 2-3 Pf. St. auf einem Brett, verliert aber jeden ferneren Anspruch an die Kaffe, bis es wieder eine gewisse Zeit in Arbeit gestanden und Beiträge bezahlt hat. Nach dem Gutdünken eines Oberrichters ist es die Wirkung eines solchen Verfahrens, daß die Strikes verlängert werden, weil ohne diese Unterstützung die Arbeiter genöthigt sein würden, Arbeit zu nehmen. Die Gewerksgenossenschaft ist daher dem Geschäftsgang hinderlich, sie beeinträchtigt die Kapitalisten, ist daher dem öffentlichen Wohl nachtheilig und ungesetzlich, daher kann sie Niemanden gerichtlich verfolgen, der ihre Gelder zu andern Zwecken benüßt, d. h. sie ver=
untreut.
Unionen haben bereits erklärt, wenn die Ausnahmegesetze nicht aufgehoben werden, so würden sie lieber unge seßlich bleiben.
Contra Schweitzer- Hatzfeldt ( Wende).
An alle sozial- demokratischen Arbeiter Deutschlands !
Seit seiner Gründung hat der auf den Prinzipien der Internationalen Arbeiter= Association stehende Demokratische Arbeiter- Verein sich gezwungen gesehen, als eine feiner Aufgaben auch die entschiedenste Bekämpfung eines Mannes zu be= trachten, der die sozial- demokratische Bewegung in Deutschland , welche sonst einen weit mächtigeren Aufschwung nehmen würde, künstlich niederhält, indem er eine im ersten Anfang der Be= wegung allerdings gerechtfertigt gewesene, jetzt aber die Weiterentwickelung der Partei hemmende Organisation mit heuchlerischen Scheingründen und durch verwerfliche Mittel zur Befriedigung seines persönlichen Interesses und Ehrgeizes aufrecht zu erhalten sucht und in den Augen des ihm ergebenen Theils der Arbeiter alle ehrlichen Sozialdemokraten verdächtigt, welche jene Organisation und Diktatur verurtheilen müssen. In letzter Zeit war von diesem Manne ein neuer, so furchtbarer Verrath an der Arbeitersache die Wiedervereinigung der Lassalleaner zum Zweck der Wiederherstellung der ursprünglichen Diftatur im Allgem. deutschen Arbeiterverein und behufs Bekämpfung der demokratisch- sozialistischen Vartei verübt worden, daß der Demokratische Arbeiterverein die Berpflichtung fühlte, in öffentlicher Versammlung die Organisationsfrage sowie die politische Wirksamkeit und, soweit sie damit im Zusammerhang steht, auch das Privatleben dieses Mannes, des Herrn v. Schweizer , einer eingehenden Erörterung zu unterwerfen und den Arbeitern zu beweisen, daß keinem einzelnen Manne, am allerwenigsten aber Herrn v. Schweizer , die Geschicke einer ganzen Partei anvertraut werden dürfen.
Der Schuldige, feige wie er ist, war, obwohl öffentlich eingeladen, nicht erschienen, wohl aber hatte er durch seine Werkzeuge eine Anzahl ihm blind ergebener Arbeiter in die Versammlung führen lassen, welche die allseitige Erörterung der Tagesordnung durch Niederschreien der Redner und tumultuarische Unterbrechungen unmöglich machten. Es war erlaubt, Herrn v. Schweißer zu rechtfertigen, aber nicht ihn anzuklagen, erlaubt, die Organisation des Augem. deutschen Arbeitervereins als unantastbares Heiligthum zu preisen, aber nicht, ihre Mängel darzulegen.
Troydem wir in jener Versammlung in der Minorität geblieben sind, werden wir den Kampf mit aller Kraft fortführen, den Kampf für die Befreiung der arbeitenden Klassen, welcher zunächst ausgekämpft werden muß gegen den gefährlichſten Feind, gegen den Feind im eigenen Lager, gegen jene prinzipielle Unflarheit nämlich, welche, wenn sie sich des Bewußtseins der Arbeiter mehr und mehr bemächtigt, dieselben der Gefahr aussetzt, eine materielle Berbesserung ihrer Lage auf Kosten der Freiheit ihrer selbst und ihrer seinder vergebens anzustreben.
Die Trades' Union- Bill soll diesem Uebelstand ab= helfen, die Fonds der Trades' Unionen sollen vom Gesetz be= schützt werden. Sie ist mit Zustimmung des Ministeriums zum zweiten Male verlesen worden unter dem Einverständniß, daß in der gegenwärtigen Session nicht weiter mit derfelben borgegangen wird, und daß die Regierung einen umfassenden Gefeßentwurf für die nächste Session ausarbeitet. Alles, wozu sich das Ministerium verpflichtet, ist, die Fonds zu beschützen, d. H. den Gewerksgenossenschaften eine gesetzliche Stellung zu geben. An der Diskussion, welche der Berlesung vorausging, betheiligten sich nur Liberale; die Meisten bestanden darauf, die Meisten bestanden darauf, beschützt werden sollten, dieses nur geschehen könne, wenn die Rechte der Kapitalisten und nicht die der Unionisten gehörig garantirt werden. Der Miniſter des in allgemeinen Phrasen sich ergehende Artikel im ,, Sozial- Demokrat" Innern gestand zu, daß die bestehenden Ausnahms- und Straf= und Auslassungen im Reichstage die minder Einsichtigen zu geseze unhaltbar geworden seien und abgeändert werden könnten, aber zum Aufheben hat er feine Luft. täuschen berechnet sind, ferner dadurch, daß Herr v. Schweizer seinen Arbeiter so grob behandeln wie er will, und ihn prostri- sich durchaus nicht auf einen demokratischen, sondern auf den biren( ächten), daß er nirgends Arbeit bekommt, das ist seine konstitutionellen Standpunkt des sogenannten„ freiheitlichen Auspersönliche Freiheit", macht aber ein Unionist im Strife ein baues des norddeutschen Bundes" stellt, wie die Fortschrittler und die National- Liberalen, dadurch endlich, daß Herr von mürrisches Gesicht oder sucht einen andern Arbeiter zu über
Der Kapitalist kann
Dadurch, daß Herr v. Schweißer zwar auf sozialem Gebiete sehr tapfer und revolutionair sich geberdet, dagegen in politischen Fragen dem in Deutschland hauptsächlich in Betracht kommenden reactionären Staatswesen gegenüber nur äußerst zahm und behutsam auftritt, wenn auch zuweiler roth schillernde
reden, ebenfalls die Arbeit niederzulegen, jo sest er sich einer Schweißer nicht müde wird laut zu betonen, die Aera der po= breimonatlichen Gefängnißstrafe aus. litischen Revolutionen sei vorüber, die soziale Revolution aber
Die großen