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noch nicht reif, auf solche Weise die Reaction in ihrem volts­feindlichen Treiben ermuthigend, dadurch arbeitet er, die Heraus­bildung einer wirklich demokratischen Arbeiterpartei verzögernd, nicht nur der Reaction, sondern auch der Burgeoisie in die Hände.

Hauptsächlich sind es zwei Mittel, mit denen er arbeitet: 1) Die durch Lassalle geschaffene Organisation, welche die gesammten Mitglieder in die Hand des Präsidenten giebt, denn dieser hat durch die Organisation die Macht, stets diejenigen Mitglieder in den Vordergrund zu stellen, welche sich zu seinen gefügigen Werkzeugen hergeben, sie in den Bann zu thun und durch Andere zu verdrängen, sobald sie sich weigern, noch fer­ner des Präsidenten Marionetten abzugeben. Dies Schauspiel wiederholt sich gegenwärtig, wo aller Orten die intelligentesten Mitglieder aus dem Verein geschieden sind, und an ihre Stelle Andere treten, bis endlich auch diesen durch die Erfahrung die Augen zu besserer Erkenntniß geöffnet, und dann auch sie als ,, Verräther am Prinzip und an der Organisation" und als ,, zur Bourgeoisie übergegangen" dargestellt und bei Seite ge­worfen werden.

Die Organisation giebt Mitglieder und Präsi­denten in die Hand der Polizei, denn die ganze Organisation hängt laut Entscheidung des Obertribunals für Preußen und die annectirten Provinzen nur ab von der Gnade der Polizei, die sie mit einem Federstrich vernichten kann. Nicht wir sind Denun­ zianten ", die wir dies aufdecken, sondern Herr v. Schweitzer ist durch den Verrath, den er dadurch, daß er den schon einmal unter seinen Händen aufgelösten Verein in derselben Organi­fation wiederherstellte, an der Sozialdemokratie beging, selbst Denunziant geworden. Sein erheucheltes Märtyrerthum täuscht uns nicht.

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2) Die Redaction der Zeitung ,, Sozialdemokrat", in deren Alleinbesitz der ,, Präsident" Schweißer sich( durch List gegenüber dem rechtmäßigen Miteigenthümer des Blattes, seinem einst­maligen Freunde, Herrn v. Hofstetten) zu setzen gewußt hat. Dadurch, daß nunmehr Redaktion und Präsidium vollständig in Einer Hand find, ist jede Kontrole des Parteiorgans durch die Vereinsleitung und der Vereinsleitung durch das Parteiorgan ab­solut ausgeschlossen und der Willkür des leitenden Präsidenten Thür und Thor geöffnet. ,, Als Diktator mit der Kugel am Bein" soll, nach Marat's trefflichem, hier nur zum Schein vorgeschützten Wort, im Allgemeinen deutschen Arbeiter- Verein, dessen Präsident die Leitung haben, und diese Kugel soll sein: Prinzip und Orga­nisation!" Eine lügenhafte Phrase! Von der Kugel am Bein" hat der Herr Präsident" Schweizer die Vereinigung des Präsi­diums und Vereinsorgans in seiner eigenen Person sich zu befreien verstanden! ,, Brinzip und Organisation" als Kugel am Bein" zu bezeichnen, ist eben eine jener inhaltsleeren, trügerischen und heuchlerischen Phrasen, durch welche man im Algemeinen deutschen Arbeiterverein von jeher, leider mit Er­folg, den Gedankenloſen Sand in die Augen gestreut hat. Die Mitglieder des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins haben sich, obwohl sie es hätten verhindern können, die Nebelkappe bis tief über die Ohren ziehen lassen. Gegen den Präsiden= ten kann sich jetzt weder eine Stimme im Vereinsorgan ver­nehmen lassen, noch gegen die Redaktion des Vereinsorgans eine wirksame Klage beim Präsidenten geltend gemacht werden. Was dem Präsidenten nicht paßt, verdreht oder verschweigt der Redakteur, und umgekehrt. Der Diktator- Präsident ist das alleinige Organ, durch welches der Verein sowohl geleitet als in der Deffentlichkeit vertreten wird, wie es dem Präsidenten gefällt. Bestechlichkeit, Entsittlichung, allgemeine Korruption find von einem solchen System unzertrennbar. Sie werden

nur verschwinden, wenn das Syſtem von Grund aus vernich­tet wird. Ein Kampf gegen dieses System ist innerhalb des Systems selbst unmöglich.

Die Redaktionsleitung selbst ist durch das, was wir über die politische Taktik des Herrn v. Schweizer sagten, schon ge= nügend gekennzeichnet. Die Redaktion, nur zum Schein eine

demokratische, ist eben nicht besser und nicht schlechter als Hr. v. Schweitzer selbst: damit ist Alles gesagt.

Wir fordern demnach alle ehrlichen Sozialdemokraten auf, mit uns den Mann ,, welcher den Mittelpunkt aller der geschil­derten Korruption bildet, zu bekämpfen. Umsomehr ist dies Pflicht, als die Volkszeitung" bereits Miene gemacht hat, den Kampf gegen uns mit Herrn von Schweizer gemeinsam zu führen. Ein solches Bündniß ergiebt sich von selbst, und braucht nicht erst verabredet zu werden, da es, ebenso wie im Interesse des in politischer Beziehung auf dem Standpunkt des preußischen Fortschrittlerthums gegen die Demokratie stehen­den Herrn v. Schweitzer, so auch im Interesse der Bourgeoisie liegt, die Arbeiter von selbstständigem Denken und von der Politik möglichst fern zu halten, und sie, wenn sie dennoch an fangen Politit zu treiben, vor allen Dingen in der Politik ins Schlepptau der Reaction oder der besitzenden Klassen zu nehmen.

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Wohlan denn! Vereinigt Euch mit uns vor allen Din gen zur Einberufung eines gemeinsamen Kongresses der sozial­demokratischen Partei, auf dem die Sozial Demokraten der Schweiz , von Desterreich, Süddeutschland, Sachsen und Preu­ßen vertreten sein werden, um auf Grund des Programms der Internationalen Arbeiter- Assoziation eine gemeinsame Dr ganisation, auch der Gewerksgenossenschaften, zu berathen! Eingedenk des Wahlspruchs:

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,, Proletarier aller Länder und Berufsarten, vereinigt Euch!" kämpft mit uns unter dem Banner, worauf geschrieben steht: ,, Nieder mit dem imperial- sozialististischen Demagogen­

thum!

Nieder mit den bewußten oder unbewußten Werkzeugen des Cäsarismus!

Nieder mit jeder persönlichen Führerschaft!

Nieder mit Herrn v. Schweißer!

Hoch die ehrliche Sozialdemokratie!

Hoch die internationale Arbeiter- Assoziation!" Berlin , Juli 1869.

Der Vorstand des demokratischen Arbeiter= Vereins.

F. Milke.

arbeiter- Vereins" begründete Hr. Fritzsche seinen Antrag, der Im Ausschuß des Allgemeinen Tabak- und Cigarren ( Schweitzer'schen) Verbandskasse die Steuern zu verweigern, wie folgt:

schlossen, daß alle Briefe in Verbandssachen an den ersten Jim Monat December 1868 hatte der Verbandsausschuß be Secretär, damals nach Herrn Roller, gesendet werden sollten, Arbeiterschaftsverbandes, noch des Allg. Deutschen Arbeiters und zwar weil Herr Hasselmann, der weder Mitglied des Arbeiterschaftsverbandes, noch des Allg. Deutschen Arbeiter dem Vicepräsident des Allgemeinen Deutschen Arbeiter- Vercins, Vereins war, alle Briefe öffnete und dem Secretär sowie auch Herrn Tölcke , nur Das zu lesen gab, was ihm beliebte.

Herr Fritsche war damals als erster Vicepräsident, weil Herr Schweißer im Gefängniß saß, an dessen Stelle Leiter des Vereins, und so wurde ihm vom Ausschuß aufgegeben, die theil des Arbeiterschafts- Verbandes folgende Bekanntmachung Redaction des Social- Demokrat" zu veranlassen, im Vereins aufzunehmen: ,, Alle Briefe, Verbandsangelegenheiten betreffend, sind an Herrn H. Roller zu adressiren." Herr Haffelmann als Redacteur weigerte sich, dies zu thun, indem er vorgab, er habe den ausdrücklichen Befehl von Herrn Schweizer, Trozdem ihn Hr. Fritzsche darauf aufmerksam machte, daß laut nichts aufzunehmen, was ihm( Hrn. Hasselmann) nicht recht sei. Verbandsstatut der Social- Demokrat" alle Erlasse des Präs sidenten unweigerlich aufnehmen müsse und daß er jetzt aus

übender Präsident sei, sowie daß er, falls Herr Hasselmann bei seiner Weigerung beharre, sein Amt als erster Vicepräsident niederlegen werde, blieb derselbe dennoch dabei: ,, Wenn ich von