Herrn Schweißer nicht Gegenordre erhalte, nehme ich nur auf, was ich für gut halte!"

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Herr Schweitzer wurde durch Hrn. Grüwel noch an dem­felben Tage mündlich davon in Kenntniß gesetzt; er ließ Hrn. Fritzsche sagen: Er möchte sich doch bis zu den Weihnachts­feiertagen geduldigen; zu dieser Zeit bekomme er Ur­laub aus dem Gefängniß, und dann werde er die An­gelegenheit ordnen; nur möchte Hr. Fritzsche es der Sache zu Liebe thun und nicht niederlegen." Auf ausdrücklichen Wunsch des Ausschusses, der gleichfalls erklärte, in corpore zurückzu­treten, wenn Schweißer nicht den Rechtszustand im Verband schaffen werde, legte Hr. Fritzsche nicht nieder.

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Zu Weihnacht starb Hrn. Schweitzer's Vater, und er trat nun den im Voraus angesagten Urlaub, wie es jetzt hieß: ,, zur Regelung seiner Familien- Verhältnisse", an. Hr. Fritzsche geduldigte sich bis zum Jamiar, telegraphirte aber nunmehr an Hrn. Schweitzer nach Hanau , wo sich derselbe da= mals befand, daß wenn Hr. Hasselmann nicht entfernt werde, er jetzt ganz bestimmt niederlegen würde. Hr. Schweißer ant­wortete hierauf, daß er in einigen Tagen in Berlin sein und alsdann die Sache regeln werde. Wieder gab sich Hr. Fritzsche vorläufig zufrieden.

Euclich fam Hr. Schweitzer, und nachdem eine Ausschuß­fizung stattgefunden, der Hr. Schweizer präsidirt hatte, ver­sprach derselbe den Befehl auszugeben, daß Hr. Tölcke die Briefe öffnen solle, womit sich auch der Ausschuß, da er Ver= trauen zu diesem Manne hatte, zufrieden erklärte, zumal Hr. Schweitzer -um Hrn. Fritzsche gerecht zu werden das Versprechen gab, eine andere Person mit der Chefredaktion des Sozial- Demokrat" zu betrauen. Angeblich wurde nun auch Hr. v. Hofstetten damit beauftragt. Als derselbe jedoch wegen des bekannten Konfliktes austrat( richtiger: ausgetreten wurde), kam die Sache wieder ins alte Geleis: Hr. Hassel­mann war wieder Chefredakteur und als solcher der eigentliche Leiter des Vereins. Auf Anfrage bei Hrn. Schweißer ent­gegnete derselbe zwar, daß Hr. Töldke damit beauftragt sei. Als dieser jedoch Seitens des Hrn. Fritsche über eine Ange­legenheit zur Rechenschaft gezogen wurde, gab er zur Antwort: er( Tölde) habe gar nichts mit dem ,, Sozial- Demokrat" zu thun; das sei vor wie nach Sache des Hrn. Hasselmann".

Hr. Hasselmann ist sonach Präsident des Vereins. Die Hamburger Generalversammlung giebt hierzu die beste Illu= stration; denn in derselben hatte Hr. Schweißer die Gewogen­heit, Herrn Hasselmann als Vorstandsmitglied zu empfehlen, weil er ihn zum Vizepräsidenten zu machen beab=

sichtige.

Diese Angelegenheit der Generalversammlung des Arbeiter­schafts- Verbandes zu unterbreiten ging deshalb nicht, weil in letzter Zeit Hr. Schweitzer den Hr. Tölcke nominell zum Chefredakteur gemacht hatte, obgleich an den thatsächlichen Ver­hältnissen bis heute noch nichts geändert ist.

Hr. v. Hofstetten hat Hrn. Fritsche auf sein Ehrenwort versichert, daß Hr. Schweißer in der Redaktion die Ordre aus­gegeben habe, wenn Berichte eingingen, in denen Hrn. Fritzsche's lobend erwähnt würde, dieselben möglichst todtzuschweigen, wie denn überhaupt nur die Berichte unverfümmert zum Abdruck kämen, die von Leuten herrührten, die er als ihm( Hrn. Schwei­ber) blind ergeben betrachte. Hr. Schweißzer hat die Wahrheit dieser Behauptung gleichfalls mit Verpfändung seines Ehren­

worts bestritten.

Sämmtliche damalige im Ausschuß anwesende Präsidenten und Präsidialvertreter, die heute bis auf Hrn. Lübfert so wie die Protokolle jener

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alle zurüdgetreten sind! berührten Ausschußsizungen sind Zeugniß für die Wahrheit der ersten Behauptung; über den zweiten Punkt wird Hr. v. Hof= stetten Zeugniß ablegen könnnen.

In

Bezug auf den Allgemeinen Tabak- und Gigarren­

pagnie in Berlin einen Wechsel zu decken. Da ihr ein Wechsel furz vorher mit Protest zurückgekommen war, fehlten ca. 400 Thlr. an der zur Deckung nöthigen Summe. Schon vorher hatte sich Hr. Fritsche an Hrn. Schweißer gewendet und ihm gesagt, daß er möglicherweise seine Zuflucht zu ihm werde nehmen müssen, denn obgleich das Geschäft einen wirklich guten Fort­gang nehme, so könne doch dasselbe seine Accepte für verkaufte Waaren nicht im Geldschranke liegen lassen, sondern müsse mit diesem Gelde arbeiten. Hr. Schweizer machte auch die Zu­sage: bei seinem Banquier, wenn unbedingt nöthig, für dies­mal die Wechsel der Compagnie zu diskontiren. Der Verfall­tag des Wechsels kam heran, und da kein anderer Ausweg vor­handen war, begab sich Hr. Fritzsche in Begleitung des Hrn. Johanning zu Hrn. Schweizer. Hr. Schweitzer aber lehnte jetzt ab mit der Behauptung, es sei ihm unmöglich; wendete sich aber an Hrn. Grüwel, den Redakteur des ,, Sozial- Demokrat", und fragte diefen: ob er nicht Rath schaffen könne? Dieser bejahte es, und Hr. Fritzsche übergab ihm zwei Wechsel im Betrage von gegen 400 Thlr. Durch die Vermittelung dieses Herrn erhielt Hr. Fritzsche denn auch das Geld, aber die Ci­garrenarbeiter- Compagnie mußte 8% Dammno bezahlen, trotz­dem die Wechsel blos noch zwei Monate zu laufen hatten. Die Compagnie erhielt also durch die liebenswürdige Ver­mittelung des Hrn. Schweitzer zwei Wechsel diskontirt für die Bagatelle von 50 Prozent, die Diskontogebühren hinzugerechnet, und zwar kam das Geld von Hrn. Bergmann, dem Dru= cer des ,, Sozial- Demokrat". Wenn die Compagnie alle ihre Wechsel so diskontirt hätte, müßte sie im vergangnen Jahre, anstatt empor zu kommen, dem Bankerott entgegenge­führt worden sein.

Die Freundlichkeit des Hrn. Schweitzer für die Unter­nehmungen der Eigarrenarbeiter geht auch noch daraus hervor, daß Hr. Schweitzer der Deutschen Eigarrenarbeiter= Compagnie den Credit hat abschneiden wollen, indem er Jeman­dem, der derselben einen ziemlichen Credit gewährte, davon abgerathen hat mit den Worten: der Bankerott des Ge= schäfts ist blos noch eine Frage der Zeit. Hüten Sie sich also!- Durch Zeugen erhärtet.

Ferner hat Hr. Schweizer den Hrn. Fritzsche veranlassen wollen, den ,, Botschafter"( das Organ des Tabak- und Cigarrenarbeiter- Vereins) eingehen zu lassen, damit der So­zial- Demokrat" alleiniges Arbeiter- Organ werde. Er hat" Hrn. Fritsche, nach dessen Aussage, zweihundert Thaler aus der Re­daktion des ,, Sozial- Demokrat" geboten und ihm dabei zu be= merken gegeben, daß er( Hr. Schweitzer) wohl einsehe, Hr. Fritzsche könne mit seinem jezigen Gehalte nicht auskommen; wenn er ihm daher zweihundert und der Allgemeine Tabak­und Cigarrenarbeiter- Verein auch noch einhundert Thaler als Gehaltszulage gäbe, der doch nichts davon zu wissen brauche, daß Hr. Fritsche von der Redaktion des ,, Sozial- Demokrat" zweihundert Thaler beziehe, so stelle sich Hrn. Fritzsche's Ein­kommen um Hundert Thaler höher. Hr. Fritzsche ist natürlich auf diese Vorschläge nicht eingegangen.

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Das Verhalten des Hrn. Schweitzer bei dem jetzt in Leipzig bestehenden Strike ist gleichfalls solcher Natur, daß wir Cigar

renarbeiter uns als absichtlich vernachlässigt betrachten müssen.

Wohl ist Hr. Schweitzer nicht durch die Statuten des Arbeiter= schaftsverbandes gezwungen, etwas für die strifenden Cigarren­arbeiter zu thun, aber als Präsident des Verbandes, dein wir

ja angehören, hat er unbedingt die moralische Verpflichtung, etwas zu Gunsten der Strifenden zu unternehmen. Ist Hr. Schweizer in Berlin in einer Versammlung, die für die stri­kenden Leipziger Cigarrenarbeiter abgehalten wurde, zugegen gewesen? Hat Hr. Schweiger auch nur einen Aufruf an die verschiedenen Arbeiterschaften erlassen, durch freiwillige Beiträge

die Leipziger Arbeiter zu unterstützen? Nichts von alledem; und doch muß er wissen, daß, wenn die Cigarrenarbeiter nicht werkschaften einen ungeheuren Schlag erhalten; aber seine Ver­bindung mit der Gräfin Hatzfeldt und dem Hrn. Mende, den

Arbeiter- Verein ist das Verhalten des Hrn. Schweißer folgen- siegen, die als die bestorganisirte Gewerkschaft gelten, die Ge­

des gewesen:

Ende vor. Jahres hatte die Deutsche Cigarrenarbeiter- Com­