-

363

Herr Fr. Nadge von Wolfenbüttel   bestreitet in einem Schreiben an uns die Richtigkeit der von den Hrn. Müller und Ellers in unfrer vorletzten Nummer gemachten Angabe, daß die Gemeinde des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   in Wolfenbüttel   keine 26 Mitglieder zähle, und verweist auf die in seinem Besitz befindlichen Mitgliederlisten. Nun in Bezug auf die Mitgliederzahl fann leicht ein Irrthum unter­gelaufen sein, aber auf die Mitgliederlisten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   möge man sich nicht berufen, denn wir wissen aus Erfahrung, daß aus denselben in der Regel kein Schluß auf die Mitgliederzahl zu ziehen ist.

Vororts: und Arbeiter- Angelegenheiten.

Den Verbandsbeitrag haben weiter entrichtet: Dresden­Cainsdorf, Mittweida  , Arb-- B.- V. Meerane  , Fürth  ( 2 3ah, lungen); Thurm, Oberlungwitz  ( 1868 und 1869), St. Jacob, Hanau  , St. Niclas, Stangendorf, Leipzig  ( 2. Zahlung), Arb.­Lese- Verein Lichtenstein  , Saalfeld  , Mülsen  .

Leipzig  , 4. Aug. 1869.

=

Für den Vorort: Bebel, Vorsitzender. Die Meldungen von Deputirten- Wahlen für den Ei­ senacher   Congreß und Vereinstag gehen uns so zahlreich zu, daß wir sie nur kurz erwähnen können. Nach den uns borliegenden Berichten schicken: Berlin   3, Luckenwalde   1, Leip= zig 10, Dresden   4, Crimmitschau   4, Werdau 1 oder 2, Reichenbach   im Voigtl. 1, Kirchberg und Umgebung 2, Zwickau   2, Mülsengrund 2 oder 3, Lichtenstein- Calnberg und Umgebung 1, Hohenstein- Ernstthal- Oberlungwitz 1, Lugau   und Umgebung 1, Stollberg 1, Geyer mit Umgeb. 1, Hainichen 1, Mittweida  - Burgstädt   1, Lunzenau 1, Chemnitz 1 oder 2, Glauchau   und Umgeb. 2, Meerane 1 oder 2, Ronneburg 1, Altenburg   1, Gera 1 oder 2, Münchenbernsdorf 2, Coburg  mehrere, Nürnberg 3, Bamberg   1, Fürth 1 oder 2, Würtem­berg 7 oder 8, die österreichischen Arbeiter 4, Arb.- Bild.- Ber. der Schweiz   3, die Internationale Arb.- Assoziation 1 oder 2 Delegirte. Ferner find Anmeldungen erfolgt mit unbestimmter Bahl von Mainz  , Bieberich, Wiesbaden  , Frankfurt   a. M., Darm­ stadt  , Mannheim  , Magdeburg  , Halberstadt  , Köln  , Elberfeld  , Barmen, Hamburg  , Braunschweig  , Hildesheim  , Wolfenbüttel  , Dessau   u. f. w. Die Arbeiter der Thüringer   Städte Apolda  , Erfurt  , Weimar  , Gotha   u. s. w. werden massenweise sich einfinden.

Von einer Menge kleinerer und entfernterer Orte sind uns Mandate zugegangen mit der Aufforderung die Vertretung

zu übernehmen.

Gruf, den 4. Auguft. Das Central- Comité der deutschen   Sprach­fidenten J. Ph. Becker in Eisenach   vertreten sein. gruppe der Internationalen Arbeiter- Assoziation wird durch seinen Prä­

Klein die erste öffentliche Voltsversammlung zur Besprechung der neuesten Vorgänge innert alb der sozial- demokratischen Partei. Die Ver­jammlung war zahlreicher, wie hier in langer Zeit eine gewesen. Um die Majorität zu erhalten, hatten Schweitzer's Parteigänger die Mit­glieder des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins   von Wald herbei­gezogen; trotzdem wurden von unserer Seite Hr. Müller zum Vor­sitzenden und Fr. Leon zum Schrififül rer gewählt. Hr. Ritting­hausen aus Cöln   war einer Einladung zufolge anwesend.

Solingen  , 25. Juli. Heute tagte in dem Lokale des Hrn. Karl

tag die Wahl eines Delegirten zum Eisenacher   Congresse vorzunehmen, Nach theilweise stürmischen Debatten wurde beschlossen, cm fünftigen Sonn­und schließ ich folgende Resolution einpimmig( die paar Schweitzerlinge hatten sich eut eut, als sie sahen, daß nichts für sie zu holen war) an­

genommen:

Weil wir uns nicht von dem Präsidenten Schweitzer bevormunden las en wollen, und selbstständig in einer bercus anberaumten öffentlichen Boltsversammlung einen Delegirten zur Beschickung des in Eisenach   stattfindenden Algemeinen Deutsch.n sozial- demo­fratija en Arbeiter- Congresses" zu wählen gefonnen sind, uns folg= lich midt unter die vät rliche Disziptin eines Curators stellen, wel­cher uns wie blöt sinnige Wiündel ansicht resp. behandeln will, so ertiären wir hiermit als selbstbewußte Arbeiter unsern Austriit aus dem Allgemeinen Deutschen Arbeit r- Berein, weil wir es unter unserer Würde halten, noch länger Mitglieder eines Vereins zu bleiten, welcher nur ein willenloses Wertzeug in den Händen eines Individuums ist, welches in finer Eigenschaft als präsident die Mitglieder für Nuller: ansieht. Dies beweist zur Genüge der in

Delegirte auf den Eisenacher   Congreß senden würde, und daß Die­jenigen, welche dieser Anordnung nicht Folge leiften, für ausge stoßen erklärt würden. Weil aber selbstbewußte Arbeiter fich nicht von J. B. v. Schweitzer bedelegiren lassen wollen, son­dern selbstständig handeln werden, so können sie folglich auch nicht mehr Mitglieder des Allgemeineu Deutschen   Arbeiter- Vereins bleiten und wollen es auch nicht mehr sein."

Solingen  , den 3. Aug. Am verflossenen Sonntag hielten wir hier eine Versammlung ab, in welcher einstimmig Herr M. Ritting­haufen aus Cöln   als unser Vertreter für den Eisenacher   Congreß und Bereinstag gewählt wurde.

linge von hier und Umgegend in einer Arbeiterversammlung Skandal. Frankfurt  . Am vorigen Mittwoch machten die paar Schweitzer­

Natürlich umsonst.

Cöln  . Die paar Schweitzerlinge von hier und Umgegend machen bei jeder Gelegenheit Skandal. Hilft aber nichts. In einer großen Ar­beiterversammlung am Sonntag wurden Rittingausen und Berg zum Congreß gewählt.

11

Darmstadt  . Einige Schweitzerianer wollten hier Menschenfischerei treiben für ihren Aftersozialismus. Sie sind selbstverständlich abgeblitzt. Berlin  , den 3. August. Judenheze und Mordanfall der Schweizer  'schen gegen Mitglieder der Internationalen.] Sonntag den 1. August war von Tölcke  , dem Präsidialbevollmächtigten des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins   eine Versammlung nach dem ,, Elysium" einberufen worden, deren erster Gegenstand der Verhandlung ,, die Strikes", und deren zweiter der Eisenacher Congreß" bilden sollte. Letzterer Gegenstand der Tagesordnung lockte einige Mitglieder des auf dem Standpunkte der Internationalen" stehenden ,, demokratischen Arbeiterver­eins in die sehr schwach besuchte Versammlung, um zu hören, wie die Schweizer  'schen über den Congreß, d. h. seine Sprengung denken. 11m 11 Uhr erschienen drei unserer Mitglieder: Schönfeld, Rörig, Mezz­ner in der Versammlung, entfernten sich jedoch sogleich, als sie sahen, daß sich die Augen Aller auf Meßner, den Vorsitzenden des demokrati schen Arbeitervereins richteten. Außerdem fiel es Metzner auf, daß sich diese Arbeiterversammlung sehr wesentlich von anderen unterscheide da­durch, daß sehr viele zerlumpte und betrunkene Kerle da waren, die nicht wie Arbeiter aussahen, sondern wie gedungene Todtschläger, ver­bummelte Müssiggänger  , die sich für einen Schnaps zu allen Schand­thaten gebrauchen lassen. Maurer, in deren Strikeangelegenheit eigent­lich die Versammlung anberaumt war, befanden sich sehr wenige da, denn eine zu gleicher Zeit anderswo anberaumte Maurerversammlung war von 3000 Personen besucht ein Beweis dafür, daß das Mord­gefindel im Elysium nicht aus Maurern, sondern aus vom Allgemeinen deutschen Arbeiterverein   gedungenen Lumpen bestand. Jene Drei entfernten sich also. Darauf erschienen Peter, Hepner und Benno Klein, welche sich, da der Congreß noch immer nicht an die Reihe kam, im Garten niederließen und sich zu Florian Paul und Arndt, den ehemali­gen Lassalleanern" gefellten. Um 1 Uhr begaben sich die genannten Fünf in den Saal und ließen sich in lantloser Stille am Ende deffelben nieder. Arndt ging mittlerweile wieder hinaus, um die Versammlung durch das Gespräch, das ein Schweißerianer ganz friedlich mit ihm an­inüpfte, nicht zu stören. Blieben also zurück die Bier: Paul, Beter, Hepner, Klein. Unter diesen erregte Peter sofort die Aufmerksamkeit der Schweizerianer, die höhnend sich um ihn versammelten und ihn zu nichts. Klein flüsterte ihm zu:" Peter, kein Wort erwidern! dann reizen suchten. Peter zeigte eine erstaunenswerthe Ruhe und antwortete

-

tönnen sie uns nichts anhaben." Peter antwortete den Provocirenden auch ferner nichts. Da wurden sie denn müde Peter zu reizen, und wandten sich gegen seinen Nachbar, Hepner. Ob sie ihn als Vorstands­mitglied des demoiratischen Arbeitervereins kannten, weiß ich nicht, aber daß er neben Peter saß, dieser Umstand war ihnen schon genügend zum Hasse. Doch auf welche Weise sollte man Hepner reizen? Ich glaube schwerlich, daß sie ihn persönlich oder dem Namen nach kannien, desto turioser ist es, daß die nachfolgende Affaire gewissermaßen auf seinen Namen Hepner*) anspielt.

17\

Es erschien nämlich jetzt ein Anderer, der mit in der Müze geball­ter Faust an Hepner herantrat und die Parole ,, Judencannaille"**) gab. Da dies Hepner natürlich nur ein Lächeln entlocken fennte, jo trat er noch drohender auf: Beifluchte Judencannaille, lach nicht!" Plötzlich entstand in der Versammlung ein lärm: ,, Es sind Juden tier. Juden raus!" und in einem Nu waren jene Vier von einer wuthschnaubenden Viaje umgeben, welche sie mit einem Ruck zum Saal hinausschleu­dere. Der Vorsitzende Tölcke  , Mitglied der freireligiösen Gemeinde, billigte vollkommen Alles und ließ die Tumultuanten rubig gewähren. H. puer war der erste von den Bieren, welche hinausgepreẞt wurden, bei finem Eintritt in den Vorsaal aber wurde er von einem langen Kerl er aßt, der ihm etliche Schläge nach dem Kopfe applizite, und ihn zu Boden schleifte. Hepner zog den langen Kert mit zu Boden und gewann dadurch Zeit, wieder aufzustehen. Im Nichtfalle wäre er vielleicht von den aus dem Saale   Stürmenden zertreten worden. Darauf wurde Hepner in den Glassalon getrieben und von einem Ende zum andern herumgeprügelt. Auf sein fortgesetztes Geschrei: Hilfe, Mörder" regten sich die Kassirer in der Nähe nicht. Glücklicherweise sind die Contusionen, die Hepner erhalten hat, nicht

*) Jude tep, hep! lautet bekanntlich die Parole in den Judenheßen. **) raffalle war Jude bis zu seinem Tode. Und diese Judenheter neunen sich Laffalleaner!