zu schwer. Es waren meist Fauftschläge, die ihn trafen, die Stöcke und Messer, die bereits erhoben waren, tamen, da er in den Garten entwischte, um eine Minute zu spät.
So viel aber steht fest, daß der von Natur äußerst schwächliche Hepner den Faustschlägen allein, wenn sie noch zwei Minuten gedauert hätten, auch unterlegen wäre, da sie alle nach dem Kopfe gingen. Der Gemißhandelte, welchem das Wierdgesindel noch auf der Straße ,, Judencannaille" nachrief, begab sich ins nächste Polizeibureau und gab das Borgefallene zu Protokoll ab. Die Staatsanwaltschaft wird ebenfalls davon in Kenntniß gesetzt. Der Polizeihauptmann Höhne, welcher die Versammlung überwachte, erzählte Hepner am andern Tage, daß er gesehen habe, wie eine ganze Rotte jener zerlumpten Kerle nach einer Schnapstncipe gegangen sei, gleichsam um den„ Lohn für die Heldenthat" zu empfangen. Ihm scheine es auch jo, als ob es gekaufte Bummler gewesen, welche durch Spirituosen animirt worden seien. Das ist die Bildung welche der ,, Sozial- Demokrat" seinen Anhängern giebt! Klein und Paul entgingen den Wüthrichen, Peter wurde aber auch geprügelt. Wie es ihm speziell ergangen ist, weiß ich noch nicht.
Magdeburg . Vor kurzer Zeit fand in Buckan eine Versanmmlung statt. In derfelben wurde eine Commission gewählt, welche den nothwendigen Lebensbedarf der Arbeiter hier am Orte, sowie die verschiedenen Löhne ermitteln sollte, um in einer zu diesem Zwecke in Magdeburg abzuhaltenden größeren Bersammlung darüber Bericht abzustatten.
Am Sonnabend den 12. Juli fand diese Bersammlung für Magdeburg und Umgegend im Saale des Odens statt. Bremer, welcher zum Vorsitzenden gewählt ward, erläuterte, warum die Versamm= lung einberufen sei, und machte die Anwesenden darauf aufmerksam, wie die Magdeburger Zeitung" abfichtlich unwahre, entstellte Berichte der Arbeiterversammlungen bringe, und bewies selbiges durch den Bericht der letzten Bersammlung. Er forderte den Referenten, sowie den Redakteur derselben auf, wenigstens wahr zu sein, sonst müsse in ciner öffentlichen Volksversammlung unter Nennung der Namen der Redakteure und des Referenten das Gebabren fefigestellt und beschlossen werden, der gesammten deutschen Preise die Lügenhaftigkeit der Diagdeburger Zeitung" zu denunziren. Hierauf erstattete Herr Klees Namens der Kommission folgenden Bericht:
Eine Familie von fünf Personen gebraucht wöchentlich: Zubrod zum Kaffee für 3 Sgr. 10 Pf., Kaffee für 7 Sgr., Getränk für 10 Sgr. 6 Pf., Zubrod 10 Sgr., Brod 1 Thir., zwei Pfd. Butter 20 Sgr., Mittagbrod 1 Thir. 5 Sgr., Abendbred 21 Sgr., Schulgeld 1 Sgr. 3 Bf., Klassenftener 2 gr., Sterbekassengeld i Sgr . 3 Bf., Fener taffengeld 8 Pf., Miethe 20 Sgr. und Fenernng 8 Sgr.: in Summa 5 Thir. 20 Sgr. 6 Pf.
( Es folgt nummebr eine interessante Zusammenstellung des Lohnes pro Tag und Stunde, mit Angabe der Arbeitszeit in den verschiedenen Fabriken, die wir aber wegen Mangel an Raum weglassen müssen. D. Red.) Durchschnittlicher Arbeitslovn 4 Thlr. Nothwendiger Lebensbedarf obate Kleidung 5 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf. und Verdienst 4 Thir.
Der Arbeiter verdient also durchschnittlich 1 Thlr. 20 Sgr. 6 Pf. weniger, als er nothgedrungen zum Leben für sich und seine Familie
braucht.
Diese Zablen find unwiderleglich und sprechen deutlich. Mit Recht führte Bolle in der Versammlung weiter aus, es würde dem Arbeiter entgegengerufen ,, bildet Euch!" Woher jolt der Arbeiter biernach aber die Mittel nehmen, um sich und seinen Kindern Bildung zu verschaffen?! Wenn ein Sklaven- Baron hier wobnte, er lönnte seine Sklaven nicht unter 5 Thlr. 20 Sgr. erhalten: er würde es auch nicht thun, damit ibm fein Kapital( feine Sklaven) nicht vertümerten, veröungerien und verloren gingen. Das Gesetz sagt:„ Der Hehler ist jo gut, als der Stehler." Wenn der Arbeiter also bei dem besten Willen nicht so viel verdienen kann, als er nothwendig zum Leben braucht, und aus Noth stieblt( die Herren wissen, er fann bei seinem Lohn nicht ehrlich bleiben), warum schreitet das Gesetz nicht auch gegen jene Herren ein? Die Lehre ist: Stlaven kosten dem Kapital 5 Thlr. 20 Sgr., freie Arbeiter nur 4 Thlr. Das ist die Humanität des neunzehnten Jahrhunderts! In der sehr interessanten Debatte wurde der Wunsch ausgesprochen, die Arbeiter möchten überall eine solche Lohnzusammenstellung aufnehmen. Bremer setzte nun in längerer Hede das Prinzip der Sozial- Demokratic auseinander und wies hauptsächlich auf die Gewerkschaften hin.
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Wort gemeldet, die ,, Magdeburger Zeitung" aber bat auch keinen Bericht gebracht.
Staßfurt . Sonntag den 19. Juli fand hier ein großartiges Berbrüderungsfest statt; zu demselben waren als Festredner eingeladen: Tölcke , L. Schulze, Präsident der Metallarbeiter, Rolling aus Dessan, Naters aus Halberstadt , aus Brandenburg der Bevollmächtigte der Manufakturarbeiter und Bremer aus Magdeburg . Alle waren erschienen, nur Tölcke aus Berlin nicht. Nachmittags 3 lbr zog das Comité mit der Fahne und 24 Musikanten zur Stadt hinaus, um die aufgestellten Vereinsmitglieder zu holen. Dem Zuge schlossen sich an: die Maurer mit der Fabne, die Dessauer Mitglieder mit schwarz- roth- goldner Fahne, die Güstener Brüder mit Fahne, die Steinstedter, die Förderstetter, die Kochstetter, die Bernburger , sowie mehrere Ascherslebene: Der Zug, welcher bis ins dritte Tausend Mann stark war, zog langfant durch alle Straßen Staßfurt's zum Vereinslokale, ein wahrhaft erheben des Schauspiel. Vom Balkon sollte die Ansprache gehalten werden, aber der Raum konnte die Männer nicht fassen und so mußte es unterbleiben.
Der große Saal und Garten wurde voll gepfropft, und nun machten die Redner einer nach dem andern ihrem Herzen Luft. Die Reden unterbrochen durch Gesang, Deklamation und Musit, dauerten bis nach Mitternacht : erst da war es möglich, einen kleinen Raum zum Tanz zu gewinnen, welcher bis zum frühen Morgen dauerte. Alle die er wähnten Vereine find für uns und beschicken den Congreß. Staßfurt , welches ins zweite Tausend Mitglieder bat, schickt Hru. Polling aus Dessa
Dresden . Zur Charakterifirmung der sogenannten Laffalleaner und ihrer Stellung zum Eisenacher Congreß diene folgende, zufällig in meine Hände gekommene Notiz eines bekannten Leipziger Agitators Nachdem er tüchtig über einen ehemaligen Gesinnungsgenossen geschimpit weil derselbe weder mit der Frau Gräfin durch Dick und Dünn g gangen, noch dies mit Hrn. v. Schweißer thun will, fährt derselbe wort lich fort, wie folgt:
-
,, Nach Dresden tann ich nicht kommen, denn ich habe kein Geld Aber nach Eisenach da sind wir dabei, da wollen wir den Leuten einmal die Jacke ausklopfen, vor Allem Walster, dent prinziplofeſten aller Menschen! Er hat die Frechheit sich Laffalleaner zu nennen. B Schande! na, es ist ja ein literat gemeinster Sorte**) Fil ums gibt es kein anderes Mittel als solches."
Stelle
Leipzig , 4. August. Der Arbeiterbildungsverein hat an Ullrichs, der die Wahl für die Schuhmacher nach Eisenach angenom men hat, den Metallarbeiter Schmalz zum Deputirten gewählt. In der Metallarbeiter- Bersammlung am Sonnabend sprach viebinedt über den sozial- demokratischen Congreß in Eisenach , Bebel über d Internationalen Dictallarbeitertongres in Nürnberg . Schlosser Schmidt wurde zum Delegirte für beide Congresse gewählt. Mehrere Lassalleaner,
G
die zugegen waren und nach ihrer Art Opposition machen, wurden c sprechend abgefertigt. Die Holzarbeiter batten Dienstag Abend Wiener Saal" Versammlung. Um dieselbe zu stören, batte der Vor steher des Zimmerer - Vereins Georg folgendes Schreiben an seine Lente ins„ Pantheon ", wo diese Sigung batten, geschickt: Bitte von den sten, die sich im Bantheon befinden, 20-30 in den Wiener Saal beordern, um einen Vorfizenden von unserer Partei durchzubringen Petzoldt wird einen Vorsitzenden vorschlagen oder Euch vorher einen nambaft machen. NB. Ihr müßt 9 da sein. Georg." Dieſer 3 tel wurde vorgelesen und mit Halloh begrüßt. Bei der Vorsitzenden wahl wurde Sevierty gewählt, darauf machten die„ Laffalleaner Standal, was Veranlassung war, daß einige der Hauptschreier Luft gesetzt wurden. Mittlerweite hatte sich auch Polizei eingefunden, und da die Aufregung nicht nachließ, die Versammelten vielmehr in einzelnen Gruppen disputirend im Saale standen, so wurde die Ber
jammlung geschlossen. Für Donnerstag haben die Holzarbeiter zweite Versammlung anberaumt.
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Leipzig , 4. August. In der gestern Abend im Lokale des Arbeiter bielt Hr Liebknecht einen Vortrag über die Bedeutung des Eisenacher najen Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter Arbeiter- Kongresses. Durch einstimmigen Beschluß wurde Hrn. Hadlich
die Vertretung genannter Mitgliedschaft beim Congreß übertragen.
Am 28. Juli früh starb unser unermüdlicher Genosse und Freund müssen eintreten; durch Organisation und Disciplin stark, durch Einigkeit fumvereins, stellvertretender Caffirer der Manufattur- Gewerksgenossen FA. Wilhelm, Tuchmacher bier, 45 Jahre alt." Caffirer des Con schaft und Aufsichtsraths- Mitglied der Webgenossenschaft", dies find Ehrentitel, die ihm die dankbaren Genossen mit dem schwarz- roth- gold" umwundenen Eichenkranz, als„ Ausschußmitgliede des Volks- Vereins" aufs Grab legten. Uneigennützig und opferwillig bleibt er uns ein Muster von Zähigkeit und Ausdauer und wie er treu und redlich der Arbeiter und Bolkssache gedient, so hat er, wenn auch nur bescheiden 18. Bataillons zählte ihn seit Beginn der deutschen Arbeiterbewegung Die ,, alte Garde" des
mächtig, wird die Arbeiterpartei im Stande sein, hinter ihre Rechtsforderung die Macht zu setzen, und das Recht wird errungen sein. Die Einigkeit ist der Funke, welcher Alles zusammenschmilzt, welcher uns in politischer Beziehung das freie mächtige Deutschland , in sozialer aber an Stelle des Lohnes den Arbeitsertrag zu verschaffen im Stande ist." Um den Arbeitern Deutschlands zur Bereinigung, und dadurch zur Machtentwicklung zu verhelfen, finde am 8. August in Eisenach der fozialdemokratische Arbeiterkongreß statt, er bitte die Versammlung, Jemand zu beauftragen, eine allgemeine Volksversammlung für Magdeburg und Umgegend zu berufen, in der Bericht über die heutige Arbeiter bewegung erstattet und ein Deputirter für Magdeburg gewählt wird. Die Bersammlung beauftragte biermit Bremer, welcher um 11%, Ubr die Bersammlung schloß. Bon den Gegnern batte sich keiner zum
Berantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht.
doch brav sein eigen Haus bestellt gehalten.
zu den Jbrigen. Ebre seinem Andenken!
Die Kampfgenoffen Crimmitschaus.
*) Wenn nur in den Jacken nicht„, Leute" steckten! **) Etwa von der Sorte Schweitzer's?
Doingia
Drud und Verlag: Thiele