feine Ruhestörungen vor, während in den bestpolizirten Staaten, wie ich gehört habe, Ruheſtörungen, selbst sehr blutiger Art, vorkommen follen. Die Einigung der Part i wird staufinden, rust Redner zum Schlusse aus. Denn wo der Wille ist, findet sich auch der Weg." ( Die Versammlung bringt stürmische Hochrufe auf den Redner aus.)
Der Vorsitzende bemer.t mit Rücksicht auf die frühere Störung im Hintergrunde des Saales, daß keine Bismärder unter den hiesigen Arbeiten seien. Die Ruheftörer waren einige Selbsthi.fler", sonderbare Käuze, sonst ganz unschädliche Leute.( Heiterkeit.)
Kramlinger interpellirt Herrn Liebknecht, wie er sich zu dem Jacoby'schen Programm verhalte, welches den Arbeitern nur einen Gewinnantheil, nicht aber den ganzen Ertrag der Arbeit zuspricht.
Liebknecht sagt, wenn auch Jacoby noch nicht so weit geht, wie Die sozialistische Partei, so wäre es doch thöricht, ihn zu bekämpfen, ihn von uns zu stoßen, denn er ist ein Bundesgenosse im Kampfe gegen die Bourgeoisie wie gegen das Junkerthum, uno ist der Ueberzeugung, daß die polititische Freiheitsfrage ohne die sociale Frage nicht gelöst werden tann.
Mühlwasser aus Brünn schildert den Verlauf der dortigen Arbeiterbewegung und der daselbst staitgehabten Exzesse, an denen die deutsche Arbeiterbevölkerung gänzlich unbetheiligt gewesen sei.
Auf eine Anfrage Tauscher's, ob es in Deutschland eine Arbeiterpartei Schulze- Delitzsch gebe, erwidert Liebknecht, daß eine solche nur noch in fleinen Ueberresten vorhanden sei, und daß man am besten den Gegensatz zwischen Schulze- Delitzsch und Lassalle begraben sein lasse. Die Partei, die uns gefährlich ist, sagt der Redner, verlangt, daß wir mit der preußischen Regierung gehen, daß wir auf Bismarc'sche Staatshülfe bauen. Wian hat in Preußen das allgemeine Stimmrecht eingerichtet als eine Waffe des Absolutismus, das Volk steht mit gebundenen Händen und kann keinen Gebrauch davon machen. Das freie Wort ist in den Wahlversammlungen verpönt, an eine freie Ausübung des Wahlrechts nicht zu denken. Wan redet den Arbeitern vor, sie könnten durch das allgemeine Stimmrecht nach und nach die Majorität im Reichstage erlangen. Dies ist eine Täuschung. Die wenigen in Preußen gewählten Arbeiterführer haben ihre Wahl lediglich der Duldung oder gar Unterstützung der Regierung zn verdanken. In Preußen herrscht ein systematischer Absolutismus. Davon haben Sie in Desterreich temen Begriff. Ihr Absolutismus war etwa wie der eines türkischen Paschas, ein Absolutismus mit Bummelei.( Heiterkeit.) In Preußen herrscht ein intelligenter Absolutismus, und dieser ist gefährlicher, als der unintelligente. Das hat schon Heinrich Heine vor vierzig Jahren auseinandergesetzt. Preußen hat die Fürsten der kleinen Staaten in den Bundestäfig eingebündelt, die anderen sollen warten, bis die preußische Riesenschlange den gewaltigen Bissen des Jahres 1866 verdaut hat. Wir sollen fämpfen gegen die kleinen Zwetschenfürsten", damit sie Bismarc bequem ,, einverleiben" könne, wir sollen arbeiten ,, pour le roi de Prusse", das wollen Hr. von Schweißer und Genossen. Der Hauptfeind ist das Bismarc' sche Preußen, die Citadelle der Knechtschaft ist Berlin . Dort muß die Hauptschlacht geschlagen werden für die Befreiung Deutschlands. ( Lebhafter Beifall.) Bismarck sucht deshalb die Arbeiter mit Versprechungen zu födern, sie aus Feinden in Werkzeuge
zu verwandelu.
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Hier in Desterreich ist die Stellung der Arbeiter zur Regierung eine ganz verschiedene, ganz eigenthümliche Bis zu einem gewissen Punkte haben die Arbeiter hier ein gemeinsames Interesse mit der Hegierung nämlich so weit diese das Pfaffenthum und den Adel betámpft. Letzteres hat sie allerdings bisher in sehr schwächlicher Weise gethan. Auein immerhin ist viel geschehen. Desterreich steht inmitten einer Revolution. Daß Sie sich z. E. hier versammeln dürfen, verdanken Sie, ich sage nicht dieser Regierung, sondern den Umständen, die diese Regierung ans Ruder gebracht der Niederlage von 1866.( Stürmischer Betall.) Wenn Sie unflug und um jeden Preis ankämpfen gegen diese Regierung, so tämpfen Sie für die Ultramontanen und Feudalen. Die Arbeiter haben ihre Stellung zu dem Bürgerminifterium richtiger begriffen, als das Bürgerministerium selbst. Die Arbeiter wollen die Rejormen dieses Ministeriums nicht erschüttern, aber sie verlangen freieren Flügelschlag für die sozialistische Bewegung. Unbegreiflich! Das Bürgerministerium confiszirt Arbeiterzeitungen, verhaftet, chikanirt und verfolgt die Arbeiter. Dies erinnert mich an die Geschichte von dem Bauer, der auf dem Aste eines Baumes saß und denselben am Stamme durchlägte. Als er es vollbracht, da lag der Bauer unten und hatte den Hals gebrochen. Begreist denn dieses Ministerium nicht, daß die Arbeiter seine festeste Stütze sind? Begreift es nicht, daß ohne die Ar
Zustände der dortigen Arbeiter als sehr bedauerlich, da in Ungarn nicht einmal ein Vereinsgesetz existire. Er berichtet sodann über den ,, ungnädigen" Empfang, der einer Arbeiterdeputation bei dem Winier des Innern, Baron Wenckheim, zu Theil wurde. Seine wahrhat stan dalösen Mitgeilungen riefen einen levhafin Unwillen in der Versammlung hervor. Wiedner eckiärt Namens der Pregburger Arbeiter den Anschluß an die sozial- demokratische Part.i und ermächtigt die Wiener Arbeiter, durch ihre Delegirten aus dem Congrese in Eisenach auch die Interessen der ungarischen Arbeiter zu vertreten.
Hartung sagt, das liberale Bürgerministerium befindet sich auf einem gewaltigen Frewege, weil es die Nothwendigkeit der Verbesserung der Lage des arbeitenden Boltes nicht anettenne; er citirt die Aeuße rungen der Staatsanwaltschaft in dem letzten Arbeite.prozesse( Brüßhaver- Moft) als einen Auspuß der Anschauungen der die terung. Die Arbeiter dagegen haben die Regierung in auen irciveitlichen Fragen stets unterstützt und wünschen nur, daß die Regierung auch ihrerseits die Ideen der Arbeiter fördere, statt sie unnütz zu bekampfen.( Bravo !)
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Berta spricht gegen die Spaltung nach Nationalitäten, evenso Mühlwasser; dieser erklärt, daß die Kluft zwischen Czechen und Deutschen nicht so tief sei als man dente, daß sie zum großen Theile erkünfteit sei. Zum Schlusse nimmt Liebknecht noch einmal das Wort. Er weist auf die Schweiz und Amerika hin, wo die Freiheit den Nationalitätenhader getödtet oder unmöglich gemacht. Ein österreichischer Minister habe dies ganz richtig erkannt, indem er sagte, er wolle Bismard ein Paroli bieten, indem er aus Desterreich eine monarchische Eidgenossenschat machen wolle. Aber ich kenne nur Eine Eidgenojen schaft, und die hat keinen Kaiser. Ob eine Eidgenossenschaft mit einem Kaiser an der Spitze herzustellen sei die Lösung dieses Problems muß ich dem Scharfsinn des Herrn von Beust überlassen. Wie früher der Absolutismus , so sei auch jetzt der Liberalismus in Oesterreich otne System, sonst wären diese Quälereien und Chicanen unmöglich. Defter reich muß vorangehen auf dem Wege der Freiheit. Jeder Fehitritt stürzt es in den Abgrund. Freiheit oder Tod!" schrieben die Stämpfer der Französischen Republik auf ihre Säbel. Freiheit oder Tod! ist die Devise, die diesem schönen Desterreich durch die Nothwendigteit aufgezwungen ward." Redner betont sodann, daß eine Lösung der Arbeiterfrage auf reformatorischem Wege, Hand in Hand mit der Bourgeoisie, an sich keine Unmöglichſe it wäre, wenn die Besitzer der Macht freiwillig auf das vortheilbringende Unrecht verzichten würden. Das sei jedoch nicht zu erhoffen. Noch nie habe eine Klasse, ein Stand frei und gutwillig auf Privilegien verzichtet. Recht deutlich habe sich dies neuerdings in Amerita beim Kampf zur Abschaffung der Stlaverei gezeigt. Viedner weist sodann auf die Arbeiterverfolgungen in Belgien , England, Frankreich , Genf und in neuester Zeit in Brünn hin, ein Beweis, daß die Klaffenherrschaft unter was immer für einer Staatsform stets die Arbeit unterdrückt. Dadurch dürfe man sich aber nicht zu dem Jr thum verleiten lassen, die politische Bewegung sei für die Arbeiter gleichgültig. Die politische und die soziale Frage laffe sich nicht trennen. Wer gegen die Klassenherrschaft kämpit, muß tämpfen für die Freiheit; nur im freien Staat, nur im Freistaat ist die freie Gesellschaft möglich. ( Stürmischer Beifall.)
Der Vorsitzende erklärt, er hoffe, Herr Liebknecht werde von hier fratische Partei sei. Er bedauert, daß die letzte Summer der ,, Bollsdas Bewußtsein mitnehmen, daß Wien ein Boden für die sozial- demostimme" durch behördliche Confistation den Arbeitern entzogen worden sei und theilt eine Anzahl Begrüßungstelegramme mit, worauf die Ber sammlung unter Hochrufen auf Liebknecht auseinandergeht.
Soeben ist erschienen:
Anzeigen. Mein
Verhältniß zu Hrn. v. Schweitzer
Preis 2% Sgr.
und zum
,, Sozial- Demokrat"
von 3. B. v. Hofstetten.
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und
beiter keine freizeitliche Bewegung in Desterreich dentbar iſt? Was hat Deutscher Arbeiterbildungs- Verein
das Bürgerthum bisher getyan, um sein Bürgerministerium zu stützen? Nichts. Wer ist, um nur eines Beispiels zu erwähnen, für das Ministerium eingetreten in der Sache gegen den Bischof von Linz ? Nur die Arbeiter! Das Bürgerministerium tann die Arbeiter nicht entbehren; aber die Arbeiter können die Herren Bürgerminister wohl entbehren.( Lebhaftes Bravo.)
Niempit( Obmann des Preßburger Arbeiterbildungsvereins) spricht über die soziale Bewegung in Bewegung in Ungarn und schildert die
Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht. ( Redattion: Brauftr. 11).
Alle sozialistischen Schriften sind durch meine Vermittelung zu beziehen. Leipzig , Windmühlenstr. 23 Hintergebäude. C. E. Seifert.
Verlag: F. Thiele
} Leipzig.{ Expedition: Petersstraße 18.