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sterial- Erlaß nicht. Großmecklenburg" darf sich nicht verleugnen.
Die Prügel für das gemeinsame Nationalzuchthaus hätten wir also glücklich. Gilt nun, den besagten glorreichen Bau" zu bevölkern. Auch dafür wird väterlich gesorgt durch den so= eben veröffentlichten Entwurf eines norddeutschen Straf gesetzbuchs, der jedem Tadler des norddeutschen Bundes überhaupt oder irgend eines Fürsten, irgend einer Regierung, irgend einer Einrichtung innerhalb des norddeutschen Bundes die Eintrittskarte für jene nationalste Anstalt ausstellt. Statt norddeutscher ,, Bundeskäfig" wird man bald sagen müssen: Norddeutsches Bundeszuchthaus.
Und doch giebt es noch Käuße in Süddeutschland , die Lust haben, in den ,, Käfig hineinzuspringen". Zum Exempel Hr. Metz, der Ermirabeau von der Darmstädter Haide. Freilich dem wird die Hölle dort drüben gar heiß gemacht, so daß sein sonderbares Gelüste psychologisch nicht unberechtigt ist. Man denke nur, so ein querköpfiger Volksparteiler" Freund Fendt , hat sich den Spaß erlaubt, das ,, Geheimniß Metz“ zu enthüllen, und beweist vor den Schranken des Gerichts, daß Metz 1848 den Polizeidiener( wörtlich) der Reaktion spielte; daß Metz seitdem seine Farbe mehrmals gewechselt; daß Metz die Politik als Geschäft betrieben; daß Metz sein Lob selbst fabrizirte und sich noch dafür bezahlen ließ; daß Metz sich an der Hausehre seines Freundes in einer Weise vergangen, die diesen berechtigt hätte, ihm die Hundspeitsche zu appliziren und endlich daß Metz sein Ehrenwort gebrochen verschiede ner geringfügerer ,, Bestemänner" iaden nicht zu erwähnen. Da fann man es dem armen Mezz wahrhaftig nicht verdenken, daß es ihm jenseits des Mains zu warm wird, und ihm sogar der Norddeutsche ,, Bundeskäfig" als wünschenswerther Aufenthaltsort
erscheint.
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In Frankreich Fortsetzung der parlamentarischen Staatstomödie vor einem unzufriednen oder gelangweilten Publikum. Das Stück hat entschieden keinen Erfolg.
Wir brachten vorige Woche das verschwommene Schreiben Gambetta's. Da weht ein mannhafterer Geist durch den Brief, welchen Edgar Quinet , der Geschichtsschreiber der Revolution, aus dem Ausland an die demokratischen Kammermitglieder ge= richtet hat.
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Ich weiß wohl, daß es damals, als die Wahl einen neuen Geist über die Opposition hauchte, Leute genug gab, die den Gewählten der Link en sagten: Es ist Euch bewußt, daß es der gute Ton erfordert leise zu sprechen und selbst zu schweigen. Wir wissen es, antworteten sie. Wohlan, so macht noch einen Fortschritt. Welchen? Die gute Gesellschaft verlangt todt zu sein. Suchet wenigsteus es zu scheinen und Ihr werdet zu den Unsrigen gehören. Wir werden es versuchen, antworteten sie. Und sie schliefen den Schlaf des Epimenides. Während ber Zeit blieben Diejenigen, welche den guten Rath gegeben hatten wach und näherten sich auf allen Wegen der Herrschaft: sie besaßen sie noch nicht, aber schon genossen sie im Geiste Alles, was Stellen, Aemter und Ehren geben tönnen; vor Allem aber freuten sie sich des Schlummers ihrer alten Feinde. Das sind also die Männer des Lärmens! Seht wie sie unter unserer Obhut schlafen! Ihre rothen Schreckbilder sind nur Träume und doch machen sie uns Furcht. Und sie bemühten sich die Schlafenden mit tausend Eisenfäden zu binden, die sie Rücksichten", Geschicklichkeit"( habilités), gute Gesinnung"( bon esprit)," Ernft" ( esprit serieux), gesunde Politit" nannten. So lange machten sie, daß diejenigen, welche sie in todtähnlichen Schlaf gewiegt hatten, erwach ten. Es ist Zeit sich zu erheben, sagten unsere Leute, Frankreich rust uns. Glaubt Ihr? Eure Ungeduld wird Alles verderben. Sprecht nicht, denit nicht. Macht nur die Todten täuschend nach. Laßt uns an Eurer Stelle leben. Wir nehmen Alles auf uns, Gegenwart und Zufunft, Lasten und Vortheile. Und es kam auch aus dem Exile ein Freund, der Ihnen zurief: Erwache Epimenides ! aber seine Stimme verlor sich und gelangte nicht zu den Ohren der Schlafenden. Während dieses Handels that Frankreich , der Einen und der Anderen müde, einen Schritt vorwärts. Die Welt änderte sich. Schon hatte sie die Schlafenden und die Wachenden, die Betrogenen und die Betrüger vergessen. Damals schrieb man in goldenen Buchstaben folgenden Spruch an die Mauern: Man hat Leute sich befreien sehen, die sich den Anschein von Verrückten gaben. Niemals aber sah man dies von Leuten, die sich todt stellten."
Der republikanische Rappel" macht eine interessante Berechnung:
Im Jahre 1850 betrug das französische Budget kaum 1500 Millionen, heute beträgt es etwa 2 Milliarden 400 Millionen, d. h. also neunhundert Millionen mehr als vor 18 Jahren! Wie vertheilt sich dieser Ueberschuß? Auf das Minifterium des öffentlichen Unterrichts kommt ein Plus( Mehr) von nicht viel mehr als 13 Millionen; auf die öffentlichen Arbeiten ein Plus von nur 6 Millionen. Diese nützlichsten Ausgaben nehmen von jenen 900 Millionen kaum 19 Millionen fort. Dagegen bezieht das kaiserliche Haus jetzt über 35 Millionen, während es im Jahre 1850 nicht eristirte. Hierbei sind die 40 und einige Millionen Dotation für die kaiserliche Familie und die Prinzen selbstverständlich nicht mit einbegriffen. Das Mininisterium des Innern( Kapitol der Präfekten und Feldhüter) kostet jetzt über 232 Millionen, d. h. 96 Millionen mehr als 1850. Das Finanzministerium zeigt ein Mehr von 303 Millionen. Das Kriegsministerium und die Marine verschlingen 652 Millionen, d. h. ein Plus von 209 Millionen u. s. w. Solchergestalt, daß das Finanzministerium unter dem Kaiserreich z. B. für sich allein( mit 997 Mill.) das ganze Budget, wie es vor 40 Jahren bestand, aufwiegt; daß die Finanzen, die Armee und die Marine zusammen 162 Mill. mehr kosten als sämmtliche Ministerien im Jahre 1853 und ungefähr 200 Millionen mehr als sämmtliche Ministerien unter der Republik . Im Jahre 1853 kamen auf den Kopf der Bevölkerung 40 Franken Steuern, unter dem Kaiserreich 60 Franken; die Be= völkerung hat sich um se, das Budget um% s vermehrt.
In Folge der Arbeitseinstellung im Kohlenbecken der Loire ( St. Etienne ) wurden 72 Arbeiter vor das Zuchtpolizeigericht gestellt. Von diesen sind 10 freigesprochen, die übrigen 62 zu Gefängniß von 1-15 Monaten verurtheilt worden. Und das nach den Metzeleien des 16. Juni! Die französischen Proletarier werden es dem Kaiser aufs Kerbholz setzen. Natürlich benutzt die offiziöse Presse die Gelegenheit, um wieder gegen die Internationale Arbeiterassoziation das reattionäre Hep! Hep!! ertönen zu lassen. Nur zu. Wir rufen unfren Feinden das Wort jenes römischen Kaisers entgegen: Oderint dum metuant! Sie mögen uns hassen, wenn sie uns nur fürchten. Und sie fürchten die Internationale Affoziation, denn sie wissen, daß die Internationale Arbeiterassoziation überall ist, wo es Proletarier giebt, und daß die Proletarier überall sind, wo es eine Bourgeoisie giebt. Die Angst vor der Internationalen Arbeiterassoziation ist das böse Gewissen der modernen Gesellschaft, ist die Anerkennung der Macht des Pro= Letariats, ist das Eingeständniß, daß wir auf unsrer Seite das Recht haben und die sichere Aussicht des Siegs.
Bekanntlich reiste der Vizekönig von Egypten in der ersten Hälfte des Jahres in Europa herum und es wurde wiederholt behauptet, an verschiedenen Höfen habe er sich des Beistands gegen die Türkei , der er tributpflichtig ist, versichern wollen. Ganz unbegründet dürfte dies schwerlich gewesen sein, und falls es zu einem Krieg in Europa kommt, bei dem die orientalische Frage unfehlbar mit hineingezogen wird, müssen wir uns darauf gefaßt machen, daß der Vizekönig sich von der Souveränität des Sultans zu befreien suchen wird. Versuch, der eine Diversion zu Gunsten Preußens und Ruß Lands wäre.
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ein
Die
Aus Spanien noch immer widersprechende Nachrichten über den Carlistenaufstand. Die von der französischen Regierung inspirirten. Blätter stellen ihn als im Wachsen begriffen dar, die Organe der spanischen Regierung als erloschen. Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Die Carlisten haben ausgezeichnete Guerillaführer) und bei der für den kleinen Krie so günstigen Bodenbeschaffenheit des Landes ist anzunehm daß sie den Kampf in die Länge zu ziehen vermögen,
Also voran ohne ,, Rücksichten", rücksichtslos, und mit dem Bewußtsein, daß die Zwingburg des Absolutismus nicht von dem Klang der best und lautest geredeten Reden zusammen- Krieg ift) heißt kleiner Krieg, Parteigängerkrieg, in dem die
bricht.
*) Guerilla oder Guerillakrieg( letters ist eigentlich eine Taut jagt dasselbe zwei mal, da Guerilla das Verkleinerungswort v kanntlich Meister sind.