trotz der 150,000 Pfaffen, die Spanien enthält, find doch die Verhältnisse derart, daß ein Sieg der von den Carlisten erstrebten Monarchie von Gottes Gnaden nicht mehr zu befürch= ten steht.
Seit einiger Zeit läuft das Gerücht um, zwischen Spanien und den Bereinigten Staaten würde wegen des Verkaufs der Insel Cuba unterhandelt. Die ministeriellen Blätter Madrids haben zwar erklärt, zwischen den beiderseitigen Regierungen fänden keine dahin zielenden Unterhandlungen statt, aber nach den jüngsten Nachrichten scheint hier eine Wortspielerei, wie sie häufig von offiziösen und offiziellen Organen geübt wird, vorzuliegen, und das Dementi( die Ableugnung) nichts anderes zu bedeuten, als daß die Unterhandlungen noch nicht direkt von den beiderseitigen Regierungen, sondern nur von nicht förm= lich bevollmächtigten Agenten derselben geführt werden. Die Londoner ,, Times" will wissen, man habe sich bereits über den Kaufpreis 100 Million Dollar geeinigt. Das einzige, was uns die Mittheilung der„ Times" zweifelhaft macht, ist der Umstand, daß Cuba , da die Spanier zu schwach sind die Insel gewaltsam zu unterwerfen, den Amerikanern binnen Kurzem zufallen muß, ohne daß sie einen Groschen dafür zu be= zahlen brauchen.
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Hr. Fritsche ist nach einer Besprechung mit den Delegirten des Cigarrenarbeitervereins zu dem Entschluß gelangt, im Interesse des von ihm vertretenen Vereins und zur För derung der Parteieinheit vorläufig nicht der neuen Organisation beizutreten, sondern auf dem Boden des Barmen- Elberfelder Statuts stehen zu bleiben. Die Gründe, welche Hrn. Fritzsche bestimmt haben, sind derartig, daß wir seinem Verfahren unsere- Billigung ertheilen müssen.
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In Gesellschaft der Schweizer'schen und Schweizerianischen Delegirten war auch der berüchtigte Hr. Preuß von Berlin nach Eisenach gekommen. Dieser Preuß ist 1) Vertrauter des offiziellen königlich preußischen Hofsozialisten Wagener, 2) Freund des offiziösen königlich preußischen Hofsozialisten Schweizer( täglich in der Redaktion des Sozial- Demokrat" zu finden) und 3) für größere und fleinere Geschäfte Agent des -Stieber. Er bildet also gewissermaßen das Band, das diese drei ,, schönen Seelen" umschlingt. Der letzterwähnte von seinen Gönnern ( Stieber) hatte sich ebenfalls und zwar in Begleitung von noch zwei Untergebenen eingestellt, unter Beobachtung höchst spaßhafter Vorsichtsmaßregeln. Schade, daß er nicht in der Congreßsitzung anwesend war, als die Angelegenheit des gefälschten Protokollbuchs( im sogenannten ,, Kölner Kommunistenprozeß ") zur Sprache kam.
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Programm und Statuten der sozial- demokratischen Arbeiter= Partei.
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1. Die sozial demokratische Arbeiter- Partei erstrebt die Errichtung des freien Volksstaats.
II. Jedes Mitglied der sozial- demokratischen Arbeiter- Partei verpflichtet sich, mit ganzer Kraft einzutreten für folgende Grundfäße:
1) Die heutigen politischen und sozialen Zustände sind im höchsten Grade ungerecht und daher mit der größten
Energie zu bekämpfen.
2) Der Kampf für die Befreiung der arbeitenden Klassen ist nicht ein Kampf für Klassenprivilegien und Vorrechte, sondern für gleiche Rechte und gleiche Pflichten und für die Abschaffung aller Klassenherrschaft.
3) Die ökonomische Abhängigkeit des Arbeiters von dem Kapitalisten bildet die Grundlage der Knechtschaft in
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jeder Form und es erstrebt deshalb die sozial- demokras tische Partei unter Abschaffung der jetzigen Produktionsweise( Lohnsystem) durch genossenschaftliche Arbeit den vollen Arbeitsertrag für jeden Arbeiter.
4) Die politische Freiheit ist die unentbehrlichste Vorbedingung zur ökonomischen Befreiung der arbeitenden Klassen. Die soziale Frage ist mithin untrennbar von der politischen, ihre Lösung durch diese bedingt und nur möglich im demokratischen Staat. 5) In Erwägung, daß die politische und ökonomische Befreiung der Arbeiterklasse nur möglich ist, wenn diese gemeinsam und einheitlich den Kampf führt, gibt sich die sozial- demokratische Arbeiter- Partei eine einheitliche Organisation, welche es aber auch jedem Einzelnen ermöglicht, seinen Einfluß für das Wohl der Gesammtheit geltend zu machen.
6) In Erwägung, daß die Befreiung der Arbeit weder eine lokale noch nationale, sondern eine soziale Aufgabe ist, welche alle Länder, in denen es moderne Gesellschaft gibt, umfaßt, betrachtet sich die sozial demokratische Arbeiter- Partei soweit es die Vereinsgesetze gestatten, als Zweig der Internationalen Arbeiterassoziation , sich deren Bestrebungen an
schließend.
III. Als die nächsten Forderungen in der Agitation der sozial- demokratischen Arbeiter- Partei sind geltend zu machen: 1) Ertheilung des allgemeinen gleichen direkten und ge
heimen Wahlrechts an alle Männer vom 20. Lebensjahre an, zur Wahl für das Parlament, die Landtage der Einzelstaaten, die Provinzial- und Gemeindevertretungen, wie alle übrigen Vertretungskörper. Den gewählten Vertretern sind genügende Diäten zu ge= währen.
2) Einführung der direkten Gesetzgebung( d. h. Vorschlagsund Verwerfungsrecht) durch das Volk.
3) Aufhebung aller Vorrechte des Standes, des Besitzes, der Geburt und Confession.
4) Errichtung der Volkswehr an Stelle der stehenden Heere.
5) Trennung der Kirche vom Staat, und Trennung der Schule von der Kirche.
6) Obligatorischer Unterricht in Volksschulen und unentgeltlicher Unterricht in allen öffentlichen Bildungs anstalten.
7) Unabhängigkeit der Gerichte, Einführung der Geschwor uen und Fachgewerbegerichte, Einführung des öffent lichen und mündlichen Gerichtsverfahrens und unentgeltliche Rechtspflege.
8) Abschaffung aller Preß-, Vereins- und Coalitionsgesetze; Einführung des Normalarbeitstages; Ein schränkung der Frauen- und Verbet der Kinderarbeit. 9) Abschaffung aller indirekten Steuern und Einführung einer einzigen direkten progressiven Einkommensteuer, und Erbschaftssteuer.
10) Staatliche Förderung des Genossenschaftswesens und Staatskredit für freie Produktivgenossenschaften unter demokratischen Garantien.
IV. Jedes Mitglied der Partei hat einen monatlichen Bei trag von 1 Groschen( 3½½ Kr. südd., 5 Kr. österr., 12 Gent.) das Parteiorgan abonniren und dies glaubhaft nachweisen, sind für Parteizwede zu entrichten. Die Parteigenossen, welche auf während der Dauer des Abonnements ihrer Beitragspflicht enthoben. Sache des Ausschusses ist es, einzelnen Orten den Beitrag zu ermäßigen.
V. Der Beitrag ist monatlich franto an den Partei- Aus schuß abzuliefern.
VI. Wer drei Monate lang seine Pflichten gegen die Partei nicht erfüllt, wird als Parteimitglied nicht mehr betrachtet.