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Bureau's auf. Gewählt werden als Vorsitzende und deren Stellver­treter: Geib( Hamburg ), Bebel( Leipzig ), Oberwinder( Wien ) und Quick( Genf ); als Schriftführer: Scheu( Wien ), Dr. Walster ( Dresden ), Bürger( Göppingen ) und Motteler( Crimmitschau ). Hierauf wird eine Commission zur Prüfung der Mandate gewählt, be= bestehend aus Brade, Kayser, Eliner( Frankfurt a. M.), Bonhorst und Stolle. Dieselbe zieht sich auf Aufforderung des Vorsitzenden zurück. Man geht zunächst zur Tagesordnung über, und zwar zum ersten Bunite:

Programm und Organisation der Partei.

[ Bebel empfiehlt als Vorlage den gedruckten Entwurf. Betreffs der Geschäftsordnung wird die schriftliche Anmeldung zum Wort und 10 Minuten Redezeit ohne erhebliche Discussion beschlossen.]

Als erster Generalredner über Programm und Organisa­tion ergreift Hr. Bebel das Wort. Er schildert die Gefahren der Diftatur durch einen einzelnen Mann und erörtert gleichzeitig die Ge­fahren des losen Föderalismus . Die Mängel beider Systeme seien allseitig erkannt worden, und deshalb habe man die Erfahrungen bei Abfassung des vorliegenden Entwurfs benützt. Derselbe stelle die Ein­heitlichkeit her, vermeide aber die Gefahren der Diktatur durch Herstellung eines mehrgliedrigen, an Einem Orte wohnhaften Ausschusses, über wel­chen eine Controlkommission zur Aufsicht siehen solle. Indem Redner noch die Uebelstände beleuchtet, die daraus entstehen, wenn die Bereini­gung aller Fäden und außerdem noch das Parteiorgan mit seinem Einfluß auf die öffentliche Meinung in Einer Hand sich befinden, zeigt er, daß auch diese Mängel durch den vorliegenden Entwurf beseitigt würden, indem das Parteiorgan darnach Eigenthum der Partei werde, die Redaktion aber durch Ausschuß und Controlkommission zu beauf­sichtigen sei. Die Lokalvereine müssen das Parteiprogramm vollständig anerkennen, sonst werden sie von der Partei nicht anerkannt. Sie sind aber nothwendig wegen der verschiedenartigen Gesetzesteftimmungen über das Vereinswesen. Die Organisation des Allg. Deutschen Arbeitervereins würde, wenn die Klippe der persönlichen Diktatur vermieden sei, als die befte zu betrachten sein, wenn sie nicht bereits durch Entscheidung des preußischen Obertribunals als ungesetzlich bezeichnet und mit der poli­zeilichen Auflösung bedroht sei. Dagegen sei das Verhältniß der Lokal­vereine zur Partei dergestalt, daß ein äußerliches Band nicht nachzu­weifen, also nur einzelne Vereine bedroht wären. Auch sei der preußi­schen Regierung dadurch das Recht zum Einfordern der Mitgliederliste entzogen. In Bezug auf das Verhältniß zur Internationalen Arbeiter­ assoziation kämen die Vereinsgesetze gleichfalls in Betracht; die deutsche Parteiorganisation fönne nicht einen Zweigverein der Internationalen bilden; aber es müßten Mittel gefunden werden, daß auch die deutschen Arbeiter ihren Pflichten gegen die Internationale Arbeiterassoziation nach­tommen könnten.

Auf Veranlassung des Vorsitzenden werden nunmehr die gedruckten Anträge der Deutschen Sektion der Internationalen Arbeiter- Assoziation verlesen.

Weiter verliest der Vorsitzende einen( durch E. Werner einge­reichten) Antrag der Leipziger Mitglieder der Internationalen Arbeiter­ assoziation ; zwei Anträge von Rittinghausen( Cöln), einen An­trag von Bennecke( Hamburg ) und einen Antrag von Löwen= stein.

[ Telegramme der Begrüßung und Ermuthigung aus Wien ( Arbeiter der Elisabeth- Westtahu), aus Wiener- Neustadt und von den Arbeitern Wiens werden verlesen.]

Brace, als zweiter Referent, verzichtet aufs Wort.

Rüdt( Heidelberg ) schließt sich mit Vorbehalt dem Entwurfe an, weil er die Früchte der Schweizer 'schen Diktatur fennen gelernt habe. ( Lebhaftes Bravo.)

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J. M. Hirsch begründet seinen Antrag zu III, 1, anstatt ,, vom 20. Lebensjahre an" zu setzen: vom Tage des Tragens der Steuer­laften. Im Uebrigen bittet er, den Entwurf anzunehmen, da eme Partei nicht aufzulösen und die Organisation so am zweckmäßigsten ein­gerichtet sei. Er schildert bei dieser Gelegenheit den von den Anhängern Schweizer's selbst in Generalversammlungen geübten Terrorismus.

Schilling( Leipzig ) begrüßt den Congreßtag als den schönsten feines Lebens und stimmt dem Entwurfe bei, hauptsächlich deshalb, weil er die Selbstverwaltung und Selbstthätigkeit der Lokalvereine fördere. 6. Rüll und Böhm beantragen zu II, 6 die Worte: obligato­rischer und unentgeltlicher Unterricht in allen öffentlichen Schulen.

Ellner( Coblenz ) erklärt die Lassalle 'sche Organisation für die beste, mit Ausnahme einiger Punkte. Aber sie müsse von einem ehr­lichen und verständigen Manne, wie Lassalle es war, geleitet sein. Deshalb dürfe man sich durch die Person Schweitzer's nicht an der Orga­nisation irre machen lassen. Auch die einzelnen Vereine umgingen das Gesetz.

Bu ll, als 10. Punkt wird von C. Hirsch( Nürnberg ) ,, Förderung des Genossenschaftswesens mit Staatskredit und demokratischen Garantien" beantragt.

Rüdt beantragt Feststellung der Stimmen, welche die Delegirten mehrer Orte haben sollen, und fragt an, ob nicht der Congreß die Aus­schußmitglieder wählen solle.

Klees( Budkau): Die Partei muß demokratisirt werden, deshalb empfehle ich den Entwurf.

Aaron( Berlin ): Die Social- Demokratie muß die Gewerks- Ge­noffenschaften in die Hände nehmen.

Ellner( Coblenz): Die Arbeiter sollten durch den Allg. Dent­schen Arbeiterverein politisch gebildet werden.

Aaron: Hr. v. Schweitzer hat die Gewerks- Genossenschaften in Berlin zum Kampfe gegen die Socialdemokraten geführt.

Fritzsche( zur Geschäftsordnung): Thatsächliche Berichtigungen find nur zum Schluß der Debatte vorzubringen.

Der Vorsitzende und Metzner( Berlin ) finden dies bedenklich, weil sonst häufig viel unnütz gesprochen würde.

[ Die Versammlung tritt dieser Ansicht bei; lehnt auch das obliga­torische Auftreten auf der Rednerbühne ab.]

Szymanowski( Luckenwalde ) beantragt eine Zufügung zum Programm wegen Abschaffung der Kapitalzinsen.

Metzner zeigt an der Lassalle'schen Organisation, welche Früchte es getragen, daß man die Arbeiter nicht zum selbstständigen Denken und Handeln erzogen. Er empfiehlt deshalb die Vorlage.

( Depeschen aus Hannover ( Hoch Lassalle, hoch Schweitzer!), von Geffers in Wolfenbüttel ( Hoch Social- Demolratie!) und aus Celle ( Hoch der Congreß! Proletarier vereinigt Euch!) werden verlesen.

Taute( Leipzig ) findet die Generalstatuten der Internat. Arbeiter­assoziation viel präziser, als die Vorlage. Er bestreitet, daß die Polizei ein Hinderniß sein lönne; es könne doch jeder Einzelne als Mitglied beitreten.

Spier( Wolfenbüttel ) bemerkt, daß die Lassalle 'sche Organisation sich nicht nur nicht bewährt, sondern auch von den Mitgliedern wieder­holt abgeändert worden sei. Sie sei nur straff nach unten, begünstige aber jede Willkür des Präsidenten, zumal als derselbe durch das Ver­eins- Organ auch noch die öffentliche Meinung der Mitglieder beeinflußt habe. Das Organ sei die einzige Controle gewesen; aber auch in dessen Alleinbesitz habe sich Schweitzer zu setzen gewußt. Der vorliegende Ent­wurf versöhne die Nothwendigkeit der persönlichen Freiheit mit der Noth­wendigkeit der einheitlichen Organisation. Auch Taute's Wunsch werde durch Bebel's Vorschläge genügt, indem gegen 1 Groschen Jahresbeitrag Mitgliedstarten der Internationalen ausgefertigt würden.

[ Es ist vielfach Schluß der Debatte und der Rednerliste beantragt; letzteres wird angenommen. Thärmann( Magdeburg ) beantragt, ein Begrüßungstelegramm an die weimarische Lehrerversammlung abzu­senden, was nicht genügend unterstützt wird.]

Nippoldt Getha): Wir brauchen durchaus eine politische Or­ganisation zur Bildung demokratischer Leute und Anbahnung eines demokratischen, cines Volksstaates.

York ( Harburg ): Die Laffalle'sche Organisation war nothwendig bei Gründung des Vereins. Jetzt ist eine selbstständige Arbeiterpartei entstanden; jetzt vertragen wir zwar noch keine Dezentralisation, wohl aber strengste Controle des Präsidenten. Er bittet alle Amendements zu unterstützen, welche dazu dienen, die socialdemokratischen Elemente fest zusammenzufassen.

Mühlwasser( Brünn ) beantragt, richt blos, wie der An­trag der Deutschen Sektion der Internationalen will, an die Land­leute 2c., sondern auch an die Nationalitäten einen Aufruf zu erlassen. Der Nationalitätenhaß sei ein Gegner der Sozial- Demokratie. Er weist jede Diktatur zurück, denn jeder Diktator werde mit der Zeit Tyrann. Red­ner beantragt, daß die republikanische Staatsform als die allein richtige anerkannt werde. ( Fortsetzung in der 2. Beilage.)

Aus England.

London , den 2. Auguft.

Vor einigen Wochen lief ein Jubelgeschrei durch die Ver­ einigten Staaten , dessen Ursache die Beendigung der Pazific­Eisenbahn war. ,, Dieses Werk," sagt der ,, Chicago Wor­fingman's Advocate" ,,, ist die größte von allen großen Schwin­deleien, wodurch man Geld aus den Taschen des Volks in die Taschen von assoziirten ,, unbefleckten" Gesetzgebern gespielt hat. Nach einem, zur Zeit noch unvollkommenen Bericht des Re­gierungs- Direktors Chauncey M. Snow sind nur die wenig­sten der Bedingungen erfüllt worden, unter welchen Land und Geld vom Staat bewilligt ward. Wo der Boden Steinum­friedigungen erfordert, hat man sich hölzerner Stüßen bedient. Ueber eine Granitfelsenschlucht, die 120 Fuß tief und 600 Fuß breit ist, hat man eine hölzerne Brücke gebaut und versprochen, wenn sie verfault sei, die Schlucht mit Steinen auszufüllen oder eine eiserne Brücke zu bauen; wo überwölbte Abzugs­kanäle von Nöthen sind, um die Bahn trocken zu legen, hat man sich mit einfachen Graben begnügt. Auf einer Stelle wurden bereits 400 Fuß Bahn weggespült und stürzten in Folge dessen eine Anzahl Wagen in einen Abgrund. Zur Fül­lung der Wasserbehälter hat man statt Dampfmaschinen an vielen Orten Windmühlen errichtet, weil ein Direktor Theil­haber einer Windmühlenfabrik ist. Die Regierung hat, außer