denkwürdige Erklärung der Menschenrechte, als wirksamstes Mittel zur Verwirklichung dieser sozialen Rechte ihren Weg um den Erdkreis machen wird.
Sie stellt deshalb folgenden Antrag: Der Congreß des internationalen Arbeiterbundes in Basel ,
In Erwägung:
daß das Gesetz das geschriebene Interesse des Gesetzgebers ist; daß bei der Gesetzgebung das Interesse der Gesammtheit naturgemäß maßgebend sein soll;
daß erfahrungsgemäß Repräsentativkörper mehr das Kapital als die Arbeit repräsentiren und daher in der Regel die Gesetze auf Kosten der arbeitenden Massen zu Gunsten des Kapitals gemacht werden;
daß nur durch direkte Betheilung an der Gesetzgebung im Volke das politisch- soziale Bewußtsein durchdringen kann, welches die erste Vorbedingung zur Lösung der sozialen Frage ist; beschließt:
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Es sei eine Hauptaufgabe der arbeitenden Klassen dahin zu wirken, daß die sozial- demokratische Republik verwirklicht werde, in welcher die Gesetzgebung direkt durch das Volk ausgeübt wird.
Alles für das Volk und Alles durch das Volk. Zürich , August 1869. Im Auftrage der Sektion Zürich der Referent: K. Bürkli.
Internationaler Verein für Buchbinder 2c.
Leipzig . In der letzten Monatsversammlung beschlossen die hiesigen Mitglieder des Internationalen Vereins für Buchbinder c. den Antrag an den Verein zu stellen und zur Abstimmung zu bringen:
,, Der Verein möge den Eisenacher Congreß durch einen Delegirten beschicken und das ,, Demokratische Wochen blatt" als Organ annehmen"
und wurde derselbe mit großer Majorität angenommen.
Kaum ist dieser Verein gegründet und schon kommen Anfeindungen von verschiedenen Seiten. Nachdem vor 4 Wochen der Hauptfassirer plötzlich ohne jede Kündigung aus der Arbeit entlassen wor= den war, und zwar, nach der ausdrücklichen Versicherung seines Arbeitgebers, nur weil er Vorstandsmitglied des Vereins sei, sein Wiedereintritt in die Werkstelle aber durch den Präsidenten vermittelt worden war, erhielt derselbe am 17. d. M. nachstehenden Brief von seinem Prinzipal:
,, Herrn Arendt!
Ich kündige Ihnen hiermit für den 24. d. M. ausnahmsweise; Sie wollen dies mur als eine Freundlichkeit meinerseits für Sie ansehen, nicht etwa als ein Zugeständniß, als wenn ich bei sofortiger Entlassung mich im Unrecht glaubte.
"
,, Es ist mir leid, es thun zu müssen, da ich prinzipiell nicht solche Leute im Geschäft haben mag, welche an der Spize einer Verbindung stehen, die es sich zur Aufgabe macht, die Prinzipale zu schädigen und durch Wort und Schrift Unzufriedenheit unter dem Arbeitspersonal hervorzurufen und zu nähren. Mit Achtung
Leipzig , den 17. Juli 1869. H. Sperling ." Am gleichen Tage wurde ein anderes Vorstandsmitglied sofort entlassen. Herr Sperling hat nämlich eine so scharfe Fabrikordnung, daß er für jede plötzliche Entlassung stets genügenden Vorwand hat. Nach den Gesetzen hätte er aber mindestens 8 Tage vorher zu kündigen. Wir fragen nun: ,, kann ein Arbeitgeber durch seine Fabrikordnung Staatsgesetze einfach aufheben? Und wenn dies der Fall ist, zu welchem Zwecke bezahlen wir die ganze theure Staatsmaschinerie? Doch wohl nicht dazu, daß mit dieser Maschinerie Gesetze geschaffen werden, die nur der Arme befolgen muß, der Reiche aber jeder zeit umgehen kann? Wie man sagt, sollen diese Entlassungen in Folge eines Uebereinkommens der hiesigen Besizer größerer Buchbindereien erfolgt sein, nach welchem man alle Vereinsmitglieder maßregeln will. Und welches Verbrechen hat der
Buchbinderverein begangen? Einfach das, daß er beschloß, für Abkürzung der Arbeitszeit auf 10% Stunden täglich hinzuwirken. Ja, so lange die Arbeiter alle Bedrückungen ruhig hinnehmen, sind sie die lieben Herren Arbeiter, sobald sie sich aber ihrer Klassenlage und ihrer Menschenrechte bewußt werden, müffen sie gemaßregelt werden. Denn wenn die Arbeiter so viel Lohn verlangten, um menschlich leben zu können, bliebe doch nicht genug für die Unternehmer übrig zu luxuriösestem Leben, zur Haltung von Maitressen und was sonst zur modernen Eivilisation gehört.
Wie immer, haben auch die Herren ihre Helfer unter den Arbeitern. Eine Anzahl hiesiger Werkmeister und Gehülfen konnte das Treiben des Buchbindervereins nicht ruhig mit ansehen, sie erließen ein Cirkulair an die Collegen, das nicht eine fachliche Erörterung gegen den Verein, dagegen eine Masse Verdächtigungen der Vereinsbeamten enthält, und Jedem zum Lesen zu empfehlen ist, der Verleumden und Schimpfen lernen will. Damit war nun wenigstens das erreicht, daß die Herabsetzung der Arbeitszeit auf 10% Stunden, die der Verein in aller Güte erreicht hätte, unterblieb, da nun die Arbeitgeber sich mächtig fühlten.
Ebenso hatte die Stuttgarter Mitgliedschaft mittelst eines Cirkulairs an die Arbeitgeber eine Herabsetzung der Arbeitszeit auf 11 Stunden nahezu erreicht, als der Lokalverband, so nannte sich die Vereinigung der Gegner, seinen schmutzigen Wisch im Stuttgarter Tageblatt" veröffentlichte, worauf eine Anzahl von Arbeitgebern ihr bereits gegebenes Wort wieder
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zurücknahm. Eine solche freundliche Unterſtüßung konnte natür
lich nicht unbelohnt bleiben und die Prinzipale haben dem Lokalverband zu seiner Wittwen- und Invalidenkasse(?) namhafte Beiträge( einer 25 Thlr., ein anderer 10 Thlr. jährlich) geliefert.
Nun, eine Gefälligkeit ist der andern werth. Die hiesigen Mitglieder des Vereins hielten zur Besprechung des erwähnten Cirkulairs des Lokalverbandes eine öffentliche Buchbinderversammlung, aber wer nicht fam, waren diese Herren. Hinter dem Rücken verleumden ist leicht.
Schließlich sei noch eine Bestimmung erwähnt, die der Ausschuß des Buchbindervereins getroffen hat. Nach den vielseitigen Anträgen macht sich die Schaffung einer Verbandskrankenkasse erforderlich. Da man sich aber sagte, daß eine solche für Buchbinder allein zu kostspielig in der Verwaltung, die Controlle an fleineren Orten fast ganz unmöglich sein würde, beschloß man, behufs Gründung einer allgemeinen Arbeiter= Frankenkasse mit den Organen anderer Gewerkschaften in Verbindung zu treten.
Weiße Sklaven.
Wahlen bei Crimmitschau , 29. Juli 1869. In einer Fabrit, Firma H. u. Comp. arbeitet ein junger Mensch im Alter von 17-18 Jahren, welcher verschiedene Arbeiten der Fabrik zu thun hat, z. B. mit einem Handwagen sämmt= liche Wolle und Garn zu transportiren, und oftmals 3-5 Centner Fracht aufgeladen hat. Er bekommt einen WochenLohn von 2 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf.; erst seit wenigen Wochen sind ihm 7 Ngr. 5 Pf. zugelegt worden, ziemlich ein halbes Jahr bekam er bloß 2 Thlr., schreibe zwei Thaler, dafür aber noch schlechte Behandlung von dem im Geschäft stehenden Werkführer, der Mittheilhaber im Geschäft ist. Diesem jungen Menschen begegnete am 25. Juni Folgendes: Mittag um 1 Uhr hatte er eine Arbeit im Spinnsaal zu thun, die ihm der Meister befohlen hatte. Da selbige Arbeit aber schon ge= macht war, unterhielt sich der Arbeiter mit einem Spinner und einer Weiferin mit wenigen Worten, versäumte jedoch nichts in seiner Arbeit. Dieses hatte nun der Werkführer mit angesehen, und als beide in einer unteren Lokalität zusammenkamen, sagte er zu dem Arbeiter: ,, Wenn Sie sich noch