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Bild. V. restirende Zahlung für die Arbeiterhalle" 3 Thlr. 10 Sgr. Diefe Eingänge werden nebst dem vorhandenen Cassenbestand dem Ausschuß der sozial- demokratischen Arbeiterpartei zuge= wiesen werden.
Der Arb.-Bild.-V. Altenburg hat ungeachtet wiederholter Aufforderung seinen Beitrag nicht bezahlt, Gera und Burgstädt haben um Gestundung gebeten. Den Vereinen im oberen Erzgebirge ist in Rücksicht auf die traurigen Erwerbsverhältnisse der Beitrag erlassen
worden.
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A. Bebel.
Die Gewerksgenossenschaften betreffend. Nachdem der sozialdemokratische Arbeiter Congreß zu Eisenach beschlossen hat, eine Vereinigung der Gewerks= genossenschaften, soweit dieselben sich dem Einflusse des Dr. Schweizer entzogen haben oder noch entziehen, mit allen Mitteln herbei zu führen, halte ich mich für verpflichtet, sämmtliche Mitglieder der noch nicht endgültig constituirten
Internationalen Holzarbeiter- Gewerksgenossenschaft aufzufordern, sich dem unter dem Präsidium unseres Parteigenossen Th. York in Harburg stehenden Gewerkverein deutscher Holzarbeiter anzuschließen. Hr. York ist bereit, fofort auf Verlangen die nöthigen Statuten, Quittungsbücher u. s. w. zu übersenden. Wünschenswerthe Aenderungen der Statuten, des Namens der Gewerkschaft c. können auf einer späteren Generalversammlung vorgenommen werden. Jetzt gilt's zunächst zu zeigen, daß die Beschlüsse des Eisenacher Congresses fein leerer Schall find.
Also Collegen, frisch aus Wert der Vereinigung! Damit fünftig alle Anfragen wegen Gewerkschaftsstatuten an die richtige Quelle gelangen, veröffentliche ich hiermit folgende Adressen:
Internationale Gewerksgenossenschaft für Buch= binder. Präsident: Ernst Werner, Leipzig , Sternwartenkraße;
Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufattur, Fabrik- und Handarbeiter. Präsident: Julius Motteler , Crimmitschau ;
Internationale Gewerksgenossenschaft der Metallarbeiter. J. Faaz, Nürnberg , Sternhof;
Internationale Gewerksgenossenschaft der Schuhmacher. P. Ullrich, Schuhmacher, Leipzig , Gewandgäßchen;
Internationale Gewerksgenossenschaft für Maurer und Zimmerleute. W. Müller, Dresden , kleine Frohngaffe Nr. 5.
Internationale Gewerksgenossenschaft der Bergund Hüttenarbeiter. Präsident: Dinter, 3 widau.
Herr Schob, Köln , Römergasse 23, früher Präsident des Schweitzer'schen Allgemeinen deutschen Schneidervereins, hat die Gründung einer Internationalen Gewerksge= nossenschaft der Schneider in die Hand genommen, Anfragen sind also an diesen zu richten.
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Leipzig , den 16. August 1869. A. Bebel. Congreß der Metallarbeiter in Nürnberg .
Nürnberg , den 17. Auguft. Vom Sonntag bis Montag tagte hierselbst der Co'ngreß der internationalen Gewertsgenossenschaft der Mettallarbeiter, auf welchem die Mitgliedschaften von 31 Städten vertreten waren. Fa az( Nürnberg ) und alter( Bamberg ) wurden zu Vorsitzenden gewählt, Referenten waren Schmidt( Leipzig ) und Lingmann( Schwabach ).. Wir werden päter ausführlichen Bericht vorlegen und bemerken nur kurz, daß, dem ntrag der Sektion Zürich entsprechend, Punkt 1 der Vorlage( StrikeFonds) zum Punkt 5 gemacht und Invaliden- und Alterverfor= gungstasse, Wander- Unterstützungskasse und Rechtsschutz vorangeftellt wurden. Als besondere Zwecke der Genossenschaft wurden auch aufgestellt: eine ausgedehnte Statistik der Arbeits-, Lohn- und Lebensverhältnisse; Arbeitsvermittlung, Regelung und Beauffichtigung des Lehrlingswesens. Zum Organ der Genossenschaft wählte man das„ Demokratische Wochenblatt". Kleinmeister mit höch ftens 4 Gehilfen wurden für aufnahmssähig erklärt, ebenso Frauen;
die Anträge, Arbeiterinnen und Kleinmeister nicht zuzulassen, fanden nicht die nöthige Unterstützung von 1, um zur Diskussion zu kommen. Den Beitrag bestimmte man auf 1 Sgr.( oder 31, tr. süddeutsch, 5 fr. öfter., 12 Centimes) wöchentlich; als erste Einschreibegebühr das Vierfache. Die Organisation ist ähnlich der Eisenacher; Vorort wurde Nürnberg , Sitz der Controlkommiffion Crimmitschau .
Reichenbach i. B., den 16. Aug. Bei der gestrigen Berichterstat tung unseres Delegirten über den Eisenacher Congreß hatten wir das Vergnügen, zwei Schweitzer- Hatzfeldt'sche Agitatoren", die Herren Kühn aus Leipzig und Simon aus Pengenfeld, in unserer Versammlung zu haben. Nachdem der Berichter, tter geendet hatte, ergriff Herr Kühn das Wort und suchte in längerer Hede den Bericht theils in Abrede zu stellen, theils suchte er unserer Partei alle Ungesetzlichkeiten und Unregelmäßigkeiten beim Congreß vorzuwerfen und strich die Schweitzersche Organisation auf alle mögliche Weise heraus, worauf er von verschiedenen Rednern nach Gebühr abgefertigt wurde. Hier ist kein Boden für den Aftersozialismus. Das Schönste war, daß die anwesenden Legenfelder Schweißzerianer etwas schwankend in Betreff der Unfehlbarkeit ihres ,, Diktators" wurden.
Graz, den 16. August. Am 18. Juli ds. Js. fand hier eine Schlosserversammlung statt, deren Tagesordnung war: Abkürzung der Arbeitszeit um zwei Stunden. Bisher hatten die Schlosser von 5 Uhr Früh bis 7 Uhr Abends gearbeitet, und sie machten nun die Forderung von 6 bis 6 Uhr zu arbeiten; und verlangten eine Erhöhung ihres sehr geringen ohnes um 10%. Dieser Forderung wollen die Herren Arbeitgeber nicht entsprechen, demzufolge kündigten sämmtliche Schlosser unterm 15. August ihre Arbeit und wird hiermit vor Zuzug gewarnt.
Mit sozialdemokratischem Brudergruß:
Alois Bremmer, Schloffer.
Wiesbaden , 16. August. Unser Arbeiterverein und mit ihm die demokratische Sache in Wiesbaden hat einen schweren Verluft erlitten. Der alte Habich ist gestorben, der bisher wie Keiner unsern Verein unterstützte und stets bei der Hand war, wenn es galt, zu rathen und zu helfen. Er wird bei uns in gutem Andenken bleiben.
Samburg, den 16. August. Gestern Abend fand in Altona eine Arbeiterversammlung statt, worin die Schweizerischen Delegirten Bericht über den Eisenacher Congreß abstatteten und ihr ,, Hallelujah Schweizer" sangen. Es mochten etwa 400 Personen, darunter 60-70 unferer Barteigenossen, anwesend sein. In die Rednerliste waren, nächst den beiden Delegirten, Levieu und Geib aus Hamburg , sodann Lübkert aus Berlin eingezeichnet. Der erste Delegirte, Schmalz, sprach in Variationen ungefähr Folgendes:
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,, Geis ist ein Verräther, weil er zu Bebel- Liebknecht übergelaufen; die letzteren sind auch Verräther, furzum, in Eisenach gab es nichts wie Himmel, Volkspartei und Verräther!" Wahrscheinlich meinte Herr Schmalz, daß der, welchem die Butter unter den Sonnenstrahlen schmilzt, rufen müsse:„ Die Sonne kommt; Lügen, Lügen herbei, um sie zu verfinstern!" Herr Winter, zweiter Delegirter, machte angebliche Enthüllungen über unsere ,, Unehrlichkeit" zu Eisenach , frente sich, daß wir aus dem Löwen" gesungen worden seien und gab Beweis davon, daß er sich eher für eine Spinnstube, als für alles andere, eignet. Levien, welcher die vorgebrachten Ungeheuerlichkeiten berichtigte, wurde häufig unterbrochen, theilte aber zum Dank dafür recht bissige Hiebe aus. Nun kam der Präsident" Lübkert, welchem man in der Noth vor Geib das Wort ertheilte. Lübkert sprach eine Stunde lang. Er hat uns ,, durchschaut", er hat seinen Dutzfreund, den ,, Doctor", vor uns gewarnt 2c.; wir sind Republikaner , das gefällt Herrn Lübkert nicht. Erst die große Masse herangezogen und dann aufgeklärt, nicht wie wir: gewinnen uns aufklären zugleich. Wir sind keine Politiker, Herr Lübkert aber hat innerhalb eines Jahres( so lange kümmert er sich nämlich um die Arbeiter) die Weisheit in Politik und Sozialismus mit Löffeln gegessen. Ob er diese Weisheit verdaut hat, bezweifeln wir. Während der Rede Lübkert's machte ein Schweitzerianer, Homayer aus Hamburg , Standal', indem er einem unserer Parteifreunde ohne jede Veranlassung ins Gesicht spuckte. Nun faßten die Schweizerianer Muth, fingen an zu stoßen und zu puffen, und wollten Levien und Geib zu Leibe. Dagegen standen jedoch die Hände der Altonaer Tischler und Cigarrenmacher. Das Bureau wollte, nachdem wieder etwas Ruhe eingetreten, nur noch 5 Minuten Redezeit gewähren. Geib nahm jetzt das Wort und erklärte, daß er es unter seiner Würde halte, in einer Versammlung zu sprechen, worin man durch Sput und Schläge Ueberzeugung zu machen suche. Er verlasse den Saal. Diese Erklärung verblüffte die Schweizerianer; ruhig verließen wir das Lokal und mit uns eine Anzahl unparteiischer Arbeiter. Was darauf noch in der Versammlung geschehen ist, wissen wir nicht. Jedenfalls wird man dem obersten Prinzip" geopfert, d. h. ein Hoch dem Herrn von Schweitzer ausge= bracht haben. Der Rest von der Versammlung ist: Eine geballte Fauft in der Tasche!
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Heute Abend findet hier in Hamburg eine Versammlung statt, worin die Erklärung Geib's, enthalten in der hiesigen Reform", einer ,, ftrengen" Kritik unterworfen werden soll. Geib ist von den Berufern der Bersammlung zum persönlichen Erscheinen brieflich eingeladen worden; eine Brutalität" werde man fich nicht gegen ihn erlauben. Da Geib jedoch seine Erklärung( die Mandatsfälschungen machen den Gegnern Sorge) völlig aufrecht erhält, so hat er dies einfach brieflich mitgetheilt