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Protokoll des Congresses am 8. und 9. August ftätigung nicht, so muß die Wahl nach 4 Wochen direkt durch die Partei­

im Gasthof zum Mohren in Eisenach .

( Schluß.)

Montag, den 9. Auguft.

[ Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden Geib gegen 8 Uhr. Depeschen sind eingegangen von Cöln, Eßlingen ( humo­riftisch),( Sozialisten), Wien ( Arbeiter).] necht zur persönlichen Bemerkung: Auch gegen mich find Berleumdungen verbreitet worden; bei Gelegenheit des Prozesses gegen den Communiften- Bund wurde ein Protokollbuch den Geschworenen vor= gelegt, das unter Andern von einem Liebknecht unterzeichnet war. Diese Unterschrift sammt dem Protoiollbuch war aber, wie Stieber ge­zwungen wurde, vor den Geschworenen einzugestehen, auf nichtswürdige Weise gefälscht. Jetzt beziehen sich die Leute darauf, indem sie eine an­gebliche Aussage Hillmann's zur Begründung anführen, daß Röser infolge von Liebknecht's Denunziation zu Zuchthausstrafe verurtheilt worden sei. Ich frage Hillmann, der hier anwesend ist, ob er je etwas derart gesagt hat?

Hillmann erklärt, früher nie etwas davon gehört zu haben, daß er folglich auch so etwas nicht sagen konnte. Er werde übrigens zum Schluß noch weitere Enthüllungen bringen.

Liebknecht erklärt, biermit erreicht zu haben, was er erreichen wollte. Es steht im Sozial- Demokrat", folglich ist es gelogen." ( Große Heiterkeit.)

Hillmann wünscht, daß man allgemein keine Rücksicht auf dieses Blatt nehme, es sei Schweizers Hauptforge immer gewesen, die Leute zufammen zu hetzen.

Rittinghausen als Berichterstatter der am Abend vorher über Theil XI gewählten Commission wegen Einführung der direkten Gesetz­gebung: Es mußte gefragt werden, ob nicht eine direkte Gesetzgebung mit Umgehung der Delegirten sich empfehle. Manche hielten dieß für noch nicht zeitgemäß. Anders verhalten sich die Dinge im Staate, an­ders in einer Partei. Jeder Delegirte spricht nur seine Meinung aus. Es empfiehlt sich, daß die Zahl der Delegirten eines Ortes auf 5 be= schränkt werde. Stellt den Antrag der Commission, Theil X und XI in folgender Faffung anzunehmen: ursary

X. Jeder Delegirte hat eine Stimme. Die Parteigenossen, welche sich an einem Orte an der Wahl der Delegirten betheiligen, dürfen nur 5 stimmberechtigte Abgeordnete zum Congreß entsenden. Parteimitglie­der, welche nicht Delegirte sind, haben nur berathende Stimme.

XI. Spätestens drei Wochen nach dem Congreß muß das Congreß­protokoll allen Mitgliedern zum Kostenpreise zugänglich gemacht werden. Alle Congreßbeschliffe, welche eine Abänderung des Statuts, die Grund­fätze und die politische Stellung der Partei oder die Besteuerung der= felben betreffen, müssen innerhalb 6 Wochen nach dem Congieß der Ur abstimmung aller Parteimitglieder unterbreitet werden. Einfache Majo­rität der Abstimmenden entscheidet. Das Resulat der Abstimmung wird im Parteiorgan veröffentlicht.

Mühlwasser: Wenn Sie dem Delegirten einer entfernten großen Stadt oder eines großen Bezirks nur Eine Stimme geben, wie dem De­legirten eines benachbarten Dorfes, so ist das ungerecht. Jeder Dele­girte, welcher eine bestimmte Zahl( 500) von Stimmen vertritt, sollte je eine Stimme haben.

[ Der Commissionsantrag über Theil X und Xl wird hierauf ange­nommen.]

Zu Theil XII.

Bebel als Berichterstatter: Es ist von Rüdt die Frage angeregt worden, ob nicht lieber vom Congreß die Mitglieder des Ausschusses und der Commission zu wählen seien. Dagegen ist von Braunschweig und Hamburg eingewandt worden, daß dem Congreß hinreichende Kenntniß der Persönlichkeiten und deren Fähigkeiten abgehe.

Aron wünscht Auskunft über den Wahlmodus, welcher vorge­schlagen sei, und wird auf die Bestimmung in Xll hingewiesen. Bebel will ftatt halbmeilig. einmeilig gesetzt haben. Hirsch will zweimeilig, statt einmeilig, wird nicht unterſtützt. Werner( Leipzig ) will Wahl durch Urversammlung, wird aber nicht unterstützt:

Aaron will ,, in besonderen Wahlgängen durch Stimmzettel", wird unterstützt.

Sonnemann findet es bedenklich, daß der Congreß den Mitglie dern des Vorortes die Wahl überläßt und will, daß der Congreß we nigstens 2 Personen des Ausschusses wähle.

Walster spricht sich entschieden gegen eine weitere Zerlegung der executiven Gewalt aus; habe man früher einem Manne ohne Controle getraut, so werde man jetzt einer großen Mitgliedschaft das Vertrauen schenken können. Wähle man zwei, fönne man gleich zwietracht in die Partei bringen.

Aron will Veröffentlichung des Wahlprotokolls über Wahl der Vorortsmitglieder.

Stolle und Rüdt gegen Ueberlassung der Wahl an die Vororts­mitglieder.

Schlömer beantragt Bestätigung der Wahl des Ausschusses durch die Parteimitglieder 4 Wochen nach Bekanntmachung der gewählten Ber­sonen durch das Parteiorgan mit einfacher Majorität. Erfolgt die Be­

mitglieder geschehen.

Bennecke beantragt, daß der Kassirer aution zu stellen habe. Walster ist nöthigenfalls damit einverstanden, daß der Vorsitzende vom Congreß ernannt werde, aber nicht eine zweite Person, durch welche der Dualismus von vornherein in die Executive gebracht werde. [ Depesche aus Wiesbaden von Sozial- Demokraten".] Schrader wünscht Wahl durch die Mitgliedschaft. Bronnemayer beantragt Wahl des Vorsitzenden durch den

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Congreß. Rüdt wünscht Wahl sämmtlicher Mitglieder des Ausschusses durch den Congreß. Sonnemann zieht seinen Antrag isdv nofononp zurüd. Yort hält es für sehr falsch, daß die Ausschußmitglieder im Con­greß gewählt werden, da besticht mancher durch glänzende Rednergabe Die Ortsmitglieder kennen ihre Mitglieder beffer.

[ Schluß der Debatte.]

Bracke bittet mit Ausnahme des Schlömer'schen und Bönnecke'­schen alle Amendements abzulehnen, da die Ausschußmitglieder immer von den paar Delegirten gewählt werden, während sie doch mit dem Amendement Schlömer's von einer großen Mitgliedschaft gewählt wer­den, die mehr Vertrauen verdiene. Die Spitze soll eine Executive sein und keine Führung. Ernennen wir hier alle Ausschußmit glieder, dann kommen wir wieder auf die Persönlichkeitsfragen.

Es wird abgestimmt: Das Amendement Rüdt's wird verworfen. Ueber das Amendement Bronnemayer's wird die Abstimmung als zweifelhaft erkannt. Hirsch beantragt Wiederaufnahme der Debatte, auch hierüber ist die Abstimmung zweifelhaft; man geht zur Abstimmung über; der Antrag Bronnemayer's wird abgelehnt. Angenommen werden die Amendements von Aaron, Bennecke, Aaron, Schlömer und Bebel . Greulich will, daß die Caution von der Controlkommission firirt und in Verwaltung genommen werde. Dies wird angenommen. XIII ohne Debatte angenommen.

XIV desgleichen.

XV ebenfalls.

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Aron beantragt, daß mit der Wahl der Controlkommission ebenso verfahren werde, wie XVI mit Wahl des Ausschusses. Auch dieses wird angenommen.

Zu XVII wird von Opificius( Frankfurt ) beantragt, daß die Controlcommission verpflichtet werde, vierteljährlich Controle eintreten zu laffen.

Bonhorst beantragt einfache Majorität, wird abgelehnt. Theil XVII angenommen.

Bracke als Referent beantragt zu XVIII, daß das Demokra tische Wochenblatt" in Besitz der Partei genommen und zum Partei­organ umgewandelt werde; Umänderung des Namens erst mit nächstem Quartal aus Rücksicht auf die Poſt. Als Titel empfehle er: Der Volksstaat".

Nippoldt beantragt Hinzufügung: Organ der sozial- demokratischen Partei in Deutschland ."

Yorf beantragt: Organ der demokratisch- sozialistischen Arbeiter­partei."

Liebknecht setzt die praktischen Gründe auseinander, aus denen der alte Titel bis zum nächsten Quartal beibehalten werden müsse, aber das Blatt müsse zweimal die Woche erscheinen. Das ,, Demokratische Wochenblatt" ist verleumdet worden alsBourgeois-, als welfischesOrgan, aber nur von Schweitzer und Genossen. Verdächtigungen werden gegen Alle ge­schleudert werden, welche in unserer Partei auftreten und unsere Organisation annehmen. Das Demokratische Wochenblatt" hat alle Kämpfe der Mit­glieder des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins, so weit sie nicht per­sönliche Interessen des Herrn von Schweitzer betrafen, jeder Zeit unterstützt.

Bebel bittet, den Titel nicht zu diskutiren, bis man über den Namen der Partei einig sei und die Diskussion auch hierüber auszusetzen. Scheu wünscht, daß der Titel jetzt diskutirt werde.. Weller( Nürnberg ) schlägt vor: ,, Organ der sozial- demokratischen Partei."

[ Telegramme, Ronsdorf : Frick's Bericht im ,, Sozial- Demo­frat" falsch. Ronsdorfer Parteigenossen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.] Scheu beantragt: ,, sozial- demokratischen Arbeiterpartei" ohne Hin­zufügung von Deutschlands ".

Bebel wünscht eben nur Partei und nicht Arbeiterpartei, weil das überflüssig, beantragt aber den Titel: demokratisch- sozialistisch, weil wir nur durch den demokratischen Staat zu dem sozialistischen Staate ge­langen.

[ Schluß der Debatte mit Ausnahme des nächsten Redners.] Bremer: wir wollen nicht für irgend eine verwandte Partei ein­treten, sondern jene mag zu uns kommen. Die Arbeiterpartei ist die Partei der Menschheit, wer in ihr kämpfen will, er sei Arbeiter oder nicht, der ist ihr willkommen.

Bebel erklärt sich mißverstanden.

Bremer bestreitet dies und verlangt den Titel: sozial- demokratische Arbeiterpartei.

Bracke als Referent: Der einzelne Mensch kann nicht gut demo­fratischer Sozialist genannt werden, andererseits sei der andere Titel weiterfaffend, es sei aber übrigens ziemlich gleichgültig; allein sozial- dento­Iratische Arbeiter partei ist überflüffige Wiederholung.

( Schluß der Debatte.]