397

Bebel weist darauf hin, was das Gründen einer neuen Zeitung loftet, das Blatt habe nur eine Schuldenlast von 6-800 Thirn., was eine geringfügige Summe gegen die entstehenden Kosten für ein neues Organ fei.

Rittinghausen hält es für sehr bedenklich, einen gewohnten Parteinamen zu ändern, der eine historische Bedeutung habe. Bei jeder Entwickelung habe die Partei ihren Namen verändert. Der richtige sei jetzt sozial- demokratische Partei.

Bei der Abstimmung wird der Titel: sozial demokratische Partei angenommen.

Bolling behauptet, damit seien die Arbeiter hinausgeworfen. F. W. Fritsche und Bremer wollen ihre Mandate zurückziehen. [ Großer Sturm.]

Yort beantragt namentliche Abstimmung.

[ Die Wiederaufnahme der Debatte wird von Raspe beantragt und vom Congreß beschlossen.]

Hoffstetten: Herr Raspe wünscht Denjenigen nachzugeben, welche das Wort Arbeiterpartei" aufgenommen haben wollen.

"

Die Versammlung entscheidet sich für den Titel: Sozial demokratische Arbeiterpartei".

Desgleichen für den Titel: Voltsstaat". Desgleichen für den Sitz des Erscheinens: Leipzig . Theil XVIII wird hierauf im Ganzen angenommen. Desgleichen Theil XIX ohne Debatte.

In Bezug auf die Statuten der sozial- demokratischen Arbeitervereine werden verschiedene Amendements gestellt:

Bebel beantragt, den§ 2 aus Rüsicht auf polizeiliche Hindernisse zu streichen.

Rittinghausen wünscht, daß alle Delegirten nur in Volks­versammlungen zu wählen seien.

setzen.

Bebel beantragt: Agitationszwecke" statt ,, Parteizwecke" zu

[ Pause von 1 Stunde angenommen 12% Uhr.]- Nachmittags 3 Uhr Wiedereröffnung durch den Vorsitzenden Geib.

aus Gotha : Hoch die Delegirten!]

Nippoldt beantragt Enbloc- Annahme. Rittinghausen zieht seinen Antrag zurück. Die Streichung von§ 20 wird angenommen.

Depesche

Das Statut mit Bebel's Verbesserung ,, Agitationszwecke" en bloc angenommen.

Zu Theil XV erhebt Scheu gesetzliche Bedenken. Oberwinder bestätigt sie, da in Desterreich ein Comité von mehr als 5 Mitgliedern als ein Verein angesehen wird.

Bebel beantragt, in solchen Fällen dem Ausschusse die geeigneten Maßregeln anheim zu stellen.

Rüdt beantragt: Weder Redakteur noch Expediteur des Organs dürfen im Ausschusse sein.

[ Wird angenommen.]

Bu 11, 8 ist ein Protest eingegangen wegen Nichtaufnahme einer Bestimmung über Zuchthausarbeit."

Rüdt beantragt Einführung der im Verkehr üblichen Löhne für die Arbeiter in Strafanstalten.

Yort beantragt: Beseitigung der durch die Zuchthausarbeit den freien industriellen Arbeitern geschaffenen Concurrenz.

Schlömer: Verbot der Zuchthausarbeit.

Walster beantragt, statt Zuchthausarbeit zu setzen: Zucht- und Arbeitshausarbeit."

Yort ist damit einverstanden.

Der Antrag wird mit dieser Erwägung und mit Streichung des Wortes ,, industriellen" genehmigt.

Metzner beantragt zu 111, 8,, Verbot der Kinderarbeit in Fabriken und auf dem Lande."

Schlö mer beantragt hierzu das Wort: ,, erwerbsmäßigen" einzu­schalten.

Bebel beantragt: Verbot der Kinderarbeit."

[ Wird angenommen; die übrigen Amendements zurückgezogen.] Werner( Leipzig ) beantragt: Die Reisekosten und Diäten der De­legirten zu den Generalversammlungen sind auf alle Parteigenossen zu übertragen, nach Kopfzahl zu repartiren und eine Extrasteuer zu erheben.

Walster constatirt auf Grund des Protokolls, daß das Verbot aller Kinderarbeit schon mit dem Fritzsche'schen Antrage am vergangenen Tage beschlossen sei.

Bebel weist auf die unpraktischen Seiten des Werner'schen An­trages hin, die unverhältnißmäßigen Summen, den Mangel an gleich­mäßigen Wahlkreisen 2c.

[ Der Antrag Werner's wird verworfen.]

Vorsitzender schlägt vor, daß Roller und Dr. Walster das Protokoll bearbeiten, und im Einverständniß mit einer Redaktionscom­mission von 3 Mitgliedern herausgeben sollen.

Liebknecht wünscht, daß das von Dr. Walster abgefaßte Proto­koll dem Parteiorgan zum Abdruck zur Verfügung gestellt werde. [ Wird angenommen. Desgleichen die Bearbeitung durch Walster und Roller.]

Neben Dr. Walster und Roller werden Bebel, Werner und Liebknecht in die Redaktionscommission gewählt.

Als Sitz des Vorortes werden Hamburg , Leipzig , Wien und Braun­ schweig vorgeschlagen.

Brade spricht gegen Hamburg , wegen der dortigen Parteiverhält­nisse. Auch vor Leipzig sei zu warnen, weil gegen die Herren Liebknecht und Bebel noch nicht überwundene Vorurtheile herrschen. Braunschweig­Wolfenbüttel würde Bracke und Spier in den Ausschluß bringen, deren persönliche Verhältnisse eine solche Thätigkeit nicht ermöglichen. schlage deshalb Wien vor als Vorort und für Hamburg ein Agitations­comité. Dagegen will Bracke die Mitgliederbeiträge annehmen. Eine Finanzcommission in Braunschweig .

Er

Oberwinder erklärt seine Freude über Bracke's Antrag, Wien müsse der Centralpunkt der sozial- demokratischen Bewegung werden. Die politische Situation werde zwischen Berlin und Wien entschieden. In Preußen zeigt das Volk wenig Initiative, wegen Uebermacht der Regierung. In Desterreich gebe ein Zersetzungsprozeß vor sich, der günstig für die Be­wegung, wegen schwankender Regierung.

Liebknecht ist anfangs ganz derselben Ansicht gewesen, aber er findet die polizeilichen Verhältnisse dort ungünstig. Wenn Wien ein Jahr lang in unserer Bewegung geblieben, dann wird es uns eine Ehre und Freude sein, den Vorort dahin zu verlegen. Es bleibt nur Braunschweig und Leipzig , und schlage er ersteren Ort vor, Leipzig werde unter keinen Umständen annehmen.

Neumayr ist für Desterreich, dessen jungfräuliche Bewegung die Sache fördern müsse.

York ist auch für die alte Kaiserstadt gewesen, welches 1848 über Berlin den Vorrang errungen hatte. Aber die jetzigen Verhältnisse! Wir müssen Braunschweig nehmen. Die Wiener müssen mehr mit dem nördlichen Deutschland , die norddeutschen Genossen mehr mit österreichi­schen Verhältnissen bekannt gemacht werden. Empfiehlt Braunschweig .

Reichelt( Hannover ) warnt vor Wien , eben wegen der freund­lichen Haltung der dortigen Bourgeois- Presse u. s. w. Auch gegen Leipzig sei er, und empfehle Braunschweig .

Bebel: Herr Bracke erkennt durch seine Vorschläge selbst an, daß Wien zur Zeit nicht möglich ist, es wäre eine zweite Mainlinie.

[ Leipzig und Wien wird verworfen, Braunschweig angenommen. Depesche von Frankfurt : Vorwärts, es lebe die Vereinigung!] Walster schlägt vor, Wien als Sitz der Control Commission zu erwählen, um Osterreich hereinzubringen in den gemeinschaftlichen Partei­verband und in das gemeinschaftliche Parteileben.

[ Wien wird ohne weitere Debatte als Sitz der Control- Commission erwählt.]

Bebel beantragt, daß die Ausschußmitglieder entschädigt werden sollen für ihre Mühewaltung und daß der Control Commission über tragen werden soll, Vorschläge über Höhe der Entschädigung zu stellen. Bracke beantragt: Jedem Parteigenossen eine Extrastener von 2 Groschen zur Deckung der 300 Thlr. Congreßschulden abzuverlangen und gegen Einziehung dieses Betrages Parteikarten auszugeben. Er modificirt denselben durch Herabsetzung um die Hälfte.

Bebel: Hier sind 193 Orte, mögen überall Volksversammlungen abgehalten und freiwillige Beiträge gesammelt werden. Wörtlich: Der Congreß empfiehlt den Parteigenossen an allen Orten freiwillige Samm­lungen zu veranstalten und diese dem Ausschuß einzusenden.

Bracke's Antrag wird verworfen, der Bebel's angenommen. Zum nächsten Congreßort werden vorgeschlagen: Süddeutschland im Allgemeinen, Nürnberg , Mainz , Stuttgart , Frankfurt .

Bürger empfiehlt Württemberg . Stuttgart wird angenommen. Lorenz( Stuttgart ) dankt, und hofft, daß der Congreß würdig em­pfangen werden wird.

[ 5 Minuten Pause.]

Der Vorsitzende eröffnet die Debatte zur Gewerkschaftsfrage und verliest eine Mittheilung J. Pb. Becker's als Antrag, dessen momen­tane Behandlung vorläufig abgelehnt wird.

Leyendecker beantragt: die anwesenden Präsidenten von Gewerks genossenschaften zu hören. Dies wird angenommen.

York spricht über das Verhältniß der verschiednen Gewerkschaften zu einander und deren mögliche Vereinigung( resp. Trennung) und schlägt vor: sich unter sich selbst zu organisiren und abzuwarten bis sich Gegen­

( Die Programm- und Organisationsdebatte wird für geschlossen sätze vereinbaren lassen werden, damit die Angehörigen der verschiedenen

erklärt.)

Der Vorsitzende Geib erklärt die sozial- demokratische Arbeiter- Partei auf Grund des beschlossenen Programms und der Organisation für constituirt.

( Allseitiges Bravo.)

Scheu beantragt für diesmal von einer Bestätigung des Ausschusses durch die Unwähler abzusehen.

Bracke beantragt einstweilige Zusammensetzung eines proviso­rischen Comités.

Rakh Sains Simandement uriid

Richtungen keinen Schaden dadurch als Mitglieder der Gewerkschaften nehmen.

Schob( Präsident der Schneidergewerkschaft) theilt seine Erfahrun­gen mit und vertritt den internationalen Standpunkt. Beantragt, daß die anwesenden Fachgenossen mit schweizerischen Fachgenossen in Ver­bindung treten und fordert anderweitige Gewerksgenossen auf, Gleiches zn thun und mit der Internationalen in Verbindung zu treten. Warnt vor Verbindung mit den diktatorisch organisirten Gewerkschaften Schweitzer's. Werner( Leipzig ) bespricht die Stellung der Gewerkschaften gegen­über der sozialdemokratischen Organisation und beleuchtet die Anforderun­gen, die an die Gewertsmitgliedschaften in petuniärer Hinsicht gemacht