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werden, warnt vor Zersplitterung der Kräfte und theilt als gemachte Erfahrung mit, daß sich Gründung von Mitgliedschaften internationaler Tendenz der sozialdemokratischen Partei empfehle, Vereinigung mit jenfeitigen( Schweizer- Hatzfeldt'schen) Gewerkschaften unfruchtbar angestrebt würde. Organisation von Gewerkschaften nennt er ,, Mittel zum Zweck der Parteibeförderung und Verbreitung der sozialdemokratischen Idee."
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Bebel wird dafür sorgen, daß alle internationale Holzarbeiter gewertsgenossen zu York's Gewerkschaft übergehen. Gleich geht es nicht, weil viele Ausgaben gemacht sind. Diese Vereinigung wird auch anderwärts zu ermöglichen sein. Aber die Schweißer' schen müssen sich von Schweizer losjagen.
Kobitsch zieht seinen Antrag zu Gunsten der Bebel'schen Ansicht
zmüd.
Bintert ergeht sich über Einrichtung der Gewertsgenossenschaften und hebt die Wichtigkeit der Krankenkassen hervor.
Seyffert( Leipzig ) bemerkt, daß die Zahl der Genossenschaften der Kassen wegen möglichst beschränkt werden müsse. Der Egoismus, der in die Gewertsgenossenschaften gebracht wird, müsse möglichst beschränkt werden, es möge nicht zu viel versprochen werden, es muß ihnen gesagt werden, daß sie hauptsächlich zu Produktivassoziationen vorgebildet werden sollen.
Vorsitzender bittet, mehr auf die Verbandsfrage Rücksicht zu nehmen, die Einrichtung der einzelnen Genossenschaften sei innere Sache der einzelnen Genossenschaften.
Werner und Motteller beantragen, daß die Parteigenossen so viel wie möglich dahin wirken, daß die Gewerksgenossenschaften im Wege gegenseitiger Rückversicherungsverträge( Cartells) sich möglichst ihr Bestehen zu sichern suchen.
Schrader Lüneburg), als Mitglied einer zerfallenen Genossenschaft will Anschluß an eine internationale Genossenschaft.
Naters weist darauf hin, daß die ländliche Bevölkerung besonders durch das Materielle der Gewerksgenossenschaften zu gewinnen_jei. Auch er wünscht Anschluß an die internationalen Gewerksgenossen= schaften.
Schulz Mainz ) wünscht Aufklärung über die Verbindung der Genossenschaften und zu diesem Behuse Fortsetzung der Debatte.
Dieselbe wird beschlossen.]
Schmidt( Wiesbaden ) fragt, wie die chinesische Mauer der Schweitzerlinge zu beseitigen sei. Vorläufig möchten die aus dem Schweizerischen Verband Ausgetretenen sich mit den Andern vereinigen.
Raspe( Essen ): ( Essen ): Die Schweitzer'schen Gewerfsgenossenschaften fönnen nicht mehr lange bestehen, da Dr. Schweißer seinen Verpflich tumgen nicht mehr nachkommen kann. Zu dieser Ueberzeugung muß man sie kommen lassen. Das, was der Congreß schafft, hat eine zu lunst, die anderen nur eine Vergangenheit. Die noch im Schweitzerschen Verband Befindlichen müssen einstweilen ihre Thätigkeit fortsetzen.
Leyendecker( Mainz ): Auch die Mainzer find vor die Thür gesetzt, sie tönnen nicht lange warten, die Anderen werden nicht sobald zur Befinnung kommen, da ist Verwirrung unausbleiblich. Wir müssen sofort zur Internationalen übergeben.
Kobitsch und Reimann beantragen, daß das Parteiorgan auch das Organ der Gewerkschaften werde.
Yort beantragt Verpflichtung der Parteigenossen zur Gründung von Gewerkschaften auf internationalem Gebiete.
Schulz( Wiainz) will dafür sorgen, daß die Ausgetretenen sich allenthalben der Internationalen anschließen. Andere aber haben bereits viel eingezahlt, namentlich die Metallarbeiter. Er will, daß durch das Parteiorgan Aufklärung über die Gewerksgenossenschaften gebracht werde.
Leyendecker erklärt in Bezug auf die Zimmerleute zu Mainz , daß sie sich der Internationalen anschließen werden.
Mühlwasser ergeht sich in Betrachtungen über die internationalen Berhältnisse Desterreichs.
Greulich( Zürich ) betlagt die Wirthschaft des Dr. Schweizer mit dem Gelde der Gewerksgenossenschaften und erklärt dieß für eine Schmach. International müssen sie alle werden, soweit sich Antnüpfungspunite finden. Um ein Organ zu haben für Alle, können Sie den Generalrath in London nehmen, derselbe müßte einen Beitrag zu den Bureaukosten erhalten.
Müller( Dresden ) beantragt eine turze Separatsitzung der Gewerksgenossenschafts- Bertreter, um sich über ein einheitliches System zu
einigen.
[ Dies wird angenommen.]
Bebel und York bringen statt ihrer einzelnen Anträge einen vereinigten ein. Zu Gunsten dieses Antrags wird auf die Separatsitzung verzichtet.
Oberwinder antwortet auf eine Interpellation.
Der Bebel- York'sche Antrag wird angenommen.
Der Moteller- Werner' sche gleichfalls.
Der Kobitsch- Reimann'sche desgleichen.
[ Telegramm: Donnerudes Hoch von den Mainzer Genossen. Brief aus Remscheid mit Zustimmungserklärung.]
Es folgt Berichterstattung der Prüfungskommission( v. Bonhorst.) Beanstandet wurden 11 Mandate von Gotha , weil sie keine Mandanten angaben.( Diese Delegirten hatten andere Mandate.) Der Vorfitzende tritt dem bei.
Der Delegirte von Gersheim wird beanstandet. Ter Vorsitzende entscheidet dagegen.
Der Vertreter( Stumpf) der deutschen Section aus der Schweiz
wird beanstandet, weil feine Zahl angegeben. Die Zahl wird auf Grund glaubhafter Mittheilung auf 1500 Stimmen festgesetzt.
Dem Vertreter der Dienstagsgesellschaft in Apolda werden, weil die Zahl nicht angegeben, auf Grund augestellter Ermittelungen 25 Stimmen zugestanden.
Bolling wird wegen eines Formfehlers mit 44 Stimmen bean standet. Der Vorsitzende hebt das Mißverständniß.
Knappe für Hand- und Fabritarbeiter wird mit 66 Stimmen an genommen.
Berg aus Cöln hat ein Mandat ohne Angabe des Orts. Es wird Köln ermittelt.
nommen.
Schuhmachergenossenschaft Bamberg wird mit 25 Stimmen angeCigarren und Tabafarbeiter Berlins , Mandat Fritzsche, werden mit 108 Stimmen angenommen.
Stolle weist die Anschuldigungen wegen zu später Prüfung der Mandate zurück.
Die Commission theilt jerner mit, daß 262 Delegirte mit 324 geprüften Mandaten anwesend sind; 26 Mandate find beanstandet, 193 Orte vertreten, die nicht beanstandeten Stimmen belaufen sich auf 148, 250, wozu die von der Versammlung zugestandenen hinzuzurechnen sind. Der Congreß enthebt mit Dank die Commission ihrer Pflicht. Zur Verhandlung tommt nunmehr der Antrag Joh. Ph. Beckers und Genossen. Liebknecht beantragt: 1) Der Congreß ernennt eine Commission, welche zu berathen hat, wie die Beziehungen der sozial- demokratischen Arbeiterpartei zur internationalen Arbeiterassoziation zu regeln sind;
2) Der Congreß ernennt eine Delegation, die auf dem bevorstehenden Bajeler Congreß das Verhältniß zur internationalen Arbeiterassoziation endgültig zu regeln hat; und 3) der Congreß empfiehlt allen Weit gliedern der sozial- demokratischen Arbeiterpartei den persönlichen Eintritt in die internationale Arbeiterassoziation.
J. Ph. Becker bedauert, daß sein Antrag so zum Schluß erst gekommen, daß fast nichts anderes übrig blieb, als ihn einer Commission zu übergeben, zumal bei der sonderbaren Brüderlichkeit einer gewiffent Partei. Aber ohne Beschluß können wir nicht gehen. Jeder Sozialist muß international sein.
Der Vorsitzende bemerkt, daß erst die Tagesordnug erledigt werden müsse.
Liebknecht bemerkt, daß der Congreß durchaus von internatio nalem Geist beseelt war.
Werner: Wir können uns nicht mit einer Resolution gegenüber dieser Frage abfinden. Empfiehlt eine Commission, welche ihre Beschlüsse dem Baseler Congreß überbringt. Die Gewerksgenossenschaften müssen nothwendiger Weise in Verbindung mit der Internationalen
treten.
Rittinghausen warnt vor dem Antrage Liebknecht's wegen des Vereinsgesetzes, namentlich in Preußen. Das Auskunfsmittel ist nur eins: daß wie alle persönlich eintreten und in unserem Kreise zu Gleichem anregen.
Liebknecht: Der Congreß ist tein Verein, und in Eisenach gibts kein Vereinsgesetz. Wir müssen unsere Zusammengehörigkeit befunden.
Greulich will Erörterung der Grundsätze, nach welchen die Commission sich zu richten habe. Gegenüber den Bedenken wegen der Kosten, deutet er darauf hin, daß ja auch ein Deutscher in der Schweiz als Telegirter bezeichnet werden könnte.
Der Vorsitzende bemerkt dazu, daß ein Schweizer schwerlich alle unsere Vereinsgesetze kenne.
[ Der Schluß der Debatte wird angenommen.]
Bei Ver Abstimmung wird der Antrag Liebknecht's ange
nommen.
Auf Antrag des Vorsitzenden wird die Commission gewählt. Gewählt werden Liebknecht, Rittinghausen und Greulich. Beschlossen wird, daß ein Delegirter nach Basel geschickt werde. Hierzu wird Liebknecht bestimmt.
Schulz( Mainz ) empfiehlt, teine Angriffe im Parteiorgan gegen Schweitzer, den Allgemeinen deutschen Arbeiter- Verein c. zu bringen, ebensowenig ihre Angriffe zu erwidern.
[ Der Antrag wird nicht hinreichend unterstützt.]
Brace theilt mit, daß Tölcke 30-40 Delegirte zur Agitation mit Geldmitteln versehen habe. Wer am tüchtigsten agitire, bekomme
die Oberhand.
[ Depesche von Coblenz: Sorgt für die Einigkeit.]
Lasch( Chemnitz ) versichert, daß bei ihm zu Hause die Agitatoren teinen Boden finden werden.
[ Ein Antrag zur Begrüßung der Weimarischen Lehrerversammlung geht ein und wird angenommen.]
Geib, Oberwinder und Joh. Ph. Becker werden gewählt, diese Begrüßung zu bewirken.
Mühlwasser( Brünn ) beantragt, einen Aufruf an die Nationali täten, Liebknecht ein Manifest an die Arbeiter. Letzteres wird an genommen und Joh. Ph. Becker, Oberwinder und Liebknecht hierzu gewählt.
Ebenso werden zwei Proklamationen an die Schrift- Proletarier( Lehrer) und landwirthschaftlichen Arbeiter beschlossen.- Dieselbe Commission wird zur Abfaffung derfelben ermählt.