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erkennung darüber ausspricht, daß der Zweck der Gesellschaft in einem Theil des Vereinigten Königreichs vollständig(?) erreicht worden ist. Gladstone, seinem Ministerium und der liberalen Majorität im Unterhaus wird ein Tribut der Anerkennung ge= zollt für die Treue und Standhaftigkeit, mit welcher sie das Werk durchgeführt, und der Ausschuß spricht die ernste Hoffnung aus, die wohlthätigen Wirkungen möchten von der Art sein und die aufgehobene Kirche einen solchen Gebrauch von ihrer erworbenen Freiheit machen, daß in der noch unter der Oberherrschaft des Staats stehenden Kirche Gelüfte nach gleicher Freiheit erregt d. h. die Kirche zur Abtretung ihres Eigenthums an den Staat bewegt werde. Daß sich die englischen Bischöfe nicht von dergleichen Gelüsten anwandeln lassen werden, wissen die Liberations Männer sehr wohl; darum sind sie desto eifrige bemüht, ähnliche Gelüfte bei Denen wach zu rufen, die weder bischöfliche noch sonstige Interessen am Fortbestand des Staatsfirchenwesens haben. Für eine Diskussion in der nächsten Session ist bereits gesorgt. Ein Vertreter des Fürstenthums Wales hat angezeigt, daß er in der nächsten Session die Aufmerksamkeit des Unterhauses auf den Zustand der religiösen Ungleichheit und die anomale( regelwidrige) Stellung der Staatskirche in Wales lenken und folgende Resolutionen vorschlagen wird: 1) Daß nach dem Gutachten des Unterhauses die Zeit endlich gekommen ist, wo die Maßregel der religiösen Gleich heit die man Irland gewährt, dem Fürstenthum Wales in Recht und Billigkeit nicht länger vorenthalten werden kann. 2) Daß es rathsam ist, den Ueberschuß an Vermögen, der aus der Aufhebung der Staatskirche entspringt, zu nationalen Zweden zwar für Gründung eines von aller Religion unabhängigen Erziehungswesens zu verwenden. Gleichzeitig hat sich eine Liga ( Bund) gebildet, deren erste Forderung allgemeiner Schulzwang ist. Ueber diesen Punkt, ist man fast allgemein einverstanden. Der nächste Punkt, über den man ziemlich einverstanden, ist, daß es die Pflicht des Staats ist den Schulzwang einzuführen. Ferner ist man überzeugt, daß der Schulzwang nur eingeführt werden kann, wenn die Religion aus den Schulen verbannt wird. Der Hauptstreitpunkt ist: wo sollen die Mittel zur Errichtung solcher Schulen herkommen? Die Einen sagen, der Staat muß die Mittel beschaffen, die Andern, es ist Sache der Gemeinden, Schulsteuern je nach dem Bedarf ihrer Lokali täten zu erheben. Ohne die schon so sehr drückende Steuerlast zu vermehren, giebt es nur zwei Mittel ansehnliche Summen für den Volksunterricht zu erlangen. Die Staatsfirche und das stehende Heer könnten beide eine Verminderung von einigen Millionen aushalten.*)
und
Nach dem letzten Bericht der Post- Amts- Sparkassen**) sollte man glauben, daß überall Wohlstand vorhanden sei. Gegen zwölf Millionen Pfund Sterling sind von neunhundertfünfundsechzig Tausend Personen niedergelegt worden, wovon fünf und eine halbe Million auf das letzte Jahr kommen; 289,366 Personen eröffneten während des Jahres neue Einlagen; 179,195 Personen zogen ihre Gelder zurück. Der Durchschnittsbetrag pro Person ist 12 Pfd. Sterl. Daß diese Gelder nicht die Ersparnisse von gewöhnlichen Lohnarbeitern sind, ist handgreiflich. Die größern Gewerksgenossenschaften haben so viele arbeitslose Mitglieder gehabt, daß sie während der letzten Jahre alle zugesetzt haben. Die große Mehrzahl derer, die Geld in ber Sparkasse niederlegen, sind Dienstboten, wovon man sich
*) Lieber ganz abgeschafft.
brachte z. E. die Frankfurter Zeitung " jüngst eine längere Abhandmachen und vom Staat betreiben zu lassen, schlagend nachgewiesen ward. Der wüste Chorus der„ Freihändler" und Freikonkurrenzler, die weiland unter der Firma„ Freiheit" die„ anarchische" Ausbeutung des Staats und der arbeitenden Klassen durch die Bourgeoisie predigten, ist neuerdings so ziemlich verstummt, und selbst die preußischen Fortschrittler find dahinter gekommen, daß es mit der nationalökonomischen, oder, wie die Leutchen zu sagen belieben, der ,, volkswirthschaftlichen" Weisheit des Vorschreiers Faucher ungefähr ebenso beschlagen ist, wie mit der des Erheiligen Schulze oder Müller( von Delitzsch ).
**) Auch in Deutschland wird dieß jetzt schon vielseitig zugestanden; fo
jeder Zeit nicht allein auf den Bureaus der Post-, sondern auch der andern Sparkassen überzeugen kann. Unter zwanzig Personen, die Geld deponiren, findet sich kaum ein Arbeiter. Was der Kassenbestand dieser Sparkassen daher hauptsächlich beweist, ist, daß Diejenigen, die Dienstboten halten, noch nicht so sehr von der Krise heimgesucht worden sind, daß sie diese Art von Luxus beschränken müssen.
Das englische Postwesen ist eine Musteranſtalt. Es befördert jährlich über 800,000,000 Briefe, außer Büchern und Zeitungen; verwaltet die Ersparnisse von 900,000 Personen; vermittelt alle Geldsendungen von einem Ort zum andern durch Anweisungen, die den Geldtransport größtentheils unnöthig machen; es kassirt die Hundesteuer ein, und soll nächstens mit der Verwaltung sämmtlicher Telegraphenlinien beauftragt wer den. Die Poſt hat bewiesen, daß ſehr ausgebreitete Geschäfte unter der Direktion des Staats zur volltommenen Zufriedenheit für das Publikum und bei sehr niedrigen Preisen mit Profit für die Staatstasse betrieben werden können. Würden die Eisenbahnen verwaltet wie das Postwesen, so würden sie bei viel niedrigern Fracht- und Fahrpreisen mehr Gewinn abwerfen wie heute. Man ist allgemein der Meinung, daß der Tag nicht mehr fern ist, wo die Eisenbahnen wie jezt die Telegraphen vom Staat angekauft und betrieben werden müssen.*)
Die Auswanderung von Liverpool oder, wie es die Engländer nennen, der Auszug( Exodus) geht rüstig von statten und beweist, wie wenig das Volk von der ihm stets beigelegten Anhänglichkeit an Thron u. s. w. in Wirklichkeit hat. Während des letzten Monats segelten zweiundfünfzig Schiffe mit 15,760 Passagieren von Liverpool; davon fuhren 31 Schiffe mit 12,437 Passagieren nach den Vereinigten Staaten , nur 2,946 Personen gingen nach Canada . Aber dieses Verhältniß gibt noch nicht die ganze Wahrheit, weil nicht Alle, die nach Canada gehen, in Canada bleiben. Mit Ausnahme der Arbeitergesellschaften, die über ihre eigenen Sachen bestimmen, giebt es keine Gesellschaf= ten, die Geld hergeben, um Auswanderer in die Vereinigten Staaten zu befördern, sondern nur in die britischen Colonien. Viele, die der Unterstützung bedürfen, nehmen daher Canada nur zum Schein und gehen bei der ersten Gelegenheit über die Grenze. Dieses ist so offenkundig, daß es vom Ministerium als Einwand dagegen gebraucht wurde, Leute auf Staatskosten nach Canada zu schicken.
Die neun und dreißigste Jahresversammlung der ,, brittischen Assoziation zur Beförderung der Wissenschaften" hat den Reigen der Nachsommer Kongresse eröffnet. Präsident Stokes, Professor. der Physik, gab eine sehr interessante Beschreibung, wie man entdeckt hat, daß sich die Erde und der Hundsstern jede Sekunde um 41 englische Meilen weit von einander entfernen, daß das Sonnensystem jede Mimute 1,800 engl. Meilen weit im Weltall fortgeschleudert wird und daß es überhaupt keine Fixsterne im alten Sinne des Wortes giebt. Er beschrieb ferner, wie man durch die neueste Konstruktion des Spektroskop siere Beweise erhalten hat, daß in den Dunstkreisen der Sonne und anderer großen Weltkörper ungeheuere Säulen von glühendem Wasserstoffgas vorhanden sind, deren Höhe und Umfang nach tausenden und abertausenden von Meilen berechnet werden muß, und die im Verlauf von wenigen Minuten erscheinen und verschwinden. Sondirungen, die innerhalb der letzten zwölf Monate vorgenommen worden sind, hat man Gewißheit erlangt, daß selbst
Durch
*) Seit etwa 10 Jahren sind in den englischen Postanstalter: Spartassen eingerichtet worden, und zwar unter Garantie des Staats für die Einlagen. Die Postsparkassen haben für das Publikum den Vortheil der Sicherheit freilich zu gleicher Zeit auch für den Staat den Vortheil, daß er die gesammteu Ecsparnisse in der Hand hat und darüber verfügen kann. Um sich dieses Vortheils zu versichern felbstverständlich nicht im Interesse der Arbeiter will die preußische Regierung eine ähnliche Einrichtung treffen. Wir nehmen das Geld, wo wir's finden."
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