gangen fein. Alles in Allem find wir trotz der schwachen Betheiligung und trotz des bedeutenden Defizits sehr zufrieden; es war eben ,, Harz­ burg   bei Regen." Bracke.

Berlin  . 29. Sitzung des demokratischen Arbeitervereins am 10. Auguf*). Tagesordnung: Die Zustände in Frankreich  ". Referent: Hr. Kwasniewski. Der Vorsitzende, Herr Havenith, er­öffnete die Bersammlung um 9% Uhr; vor Eintritt in die Tagesord­nung giebt derselbe eine furze Nachricht über den Verlauf des Con­gresses, läßt das von dem Delegirten am Sonntag den 8. ds. Nachmit­tags übersandte Telegramm vorlesen und spricht sein Bedauern darüber aus, daß sich noch Arbeiter durch eine einzelne Person von der gemein­famen Sache trennen lassen.

Hierauf gab der Referent Herr Kwasniewski an der Hand der Ge­schichte einen furzen Umriß der Bewegung in Frankreich   seit dem Jahre 1848. Zuerst verbreitete sich derselbe über das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht, als das Kind von 21 Jahren, welches aus dem be­tannten Staatsstreich wieder hervorgegangen wäre, und womit Napo­ leon III.   es verstanden hätte, unter allerlei Machinationen, durch Sisti­rung der freiheitlichen Volksrechte die öffentliche Meinung zu beeinflussen, um fich sein persönliches Regiment, den unumschränkten Cäsarismus, möglich zu machen und zu befestigen. Redner führt weiter aus, wie Napoleon   des II. Bestreben stets dahin gegangen sei, gleich seinem Onkel, sich nicht allein zum Usurpator seines eigenen Reiches zu machen, son­dern auch auf alle europäischen, ja auf außereuropäische Staaten einen maßgebenden Einfluß zu üben. Hätte Napoleon   es doch versucht, seine vermittelnde Hand, wenn auch mit ungünstigem Erfolge, in die Unionsfrage der Vereinigten Staaten   von Amerika   zu mischen. Die glücklichen Erfolge in Italien   und der Krim   hätten seinen Herrscher­litzel auf die höchste Spitze getrieben. Allein die unglückliche Expedition nach Mexiko   hätte einen gewaltigen Wendepunkt in der innern wie äußern Politik Napoleons  , und eine stetig wachsende Opposition des Volkes zur Folge gehabt. Denn nur um seinem persönlichen Interesse, seiner Eitel­keit zu fröhnen, sich durch neue Erfolge immer mehr zu befestigen und zur höchsten Glorie zu erheben, hätte er es nicht verschmäht, mit seines Volfes Gut und Blut Mexiko   zu erobern, zu monarchisiren und dort ein von ihm abhängiges Werkzeug einzusetzen; er scheine auch bis auf den heutigen Tag nicht eines Bessern belehrt zu sein.

Indeß, seit der unglücklichen Expedition nach Mexiko   sei ihm der Nymbus genommen, und die Opposition hätte an Stärke und Einfluß gewonnen. Herr Kwasniewski kommt dann besonders auf das Re­sultat der jüngsten Wahlen zu sprechen, führt die verschiedenen Zahlen der seit 1852 gefolgten Wahlperioden als Barometer der Zustände an, und giebt weiter einen furzen Ueberblik der durch die Gegen- Wahl- Agi­tation der Regierung heraufgeschraubten Wahlkosten eines jeden einzelnen Kandidaten, die sich je nach den Verhältnissen eines solchen auf 20,000 bis 100,000 Fres. belaufen.

Redner fagt mit Castelar, daß das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht in einem absolutistisch- cäsaristischen Staate stets die Corruption zur Folge habe.

Nachdem Referent noch das letzte Senatskonsult und namentlich die ersten beiden Punkte desselben beleuchtet, als eine Scheinfoncession, die in sich selbst zerfalle, bezeichnet und hierzu noch auf ein Schreiben Gambettas Bezug genommen hatte, schlägt derselbe als Basis zur Dis­tussion der Versammlung folgende 2 Thesen vor:

1)

Nur in der Republik   ist die wahrhafte Freiheit jedes einzelnen Staatsgliedes gewährleistet; mit Einzelherrschaft, auch wenn dieselbe durch Conftitutionen beschränkt ist, verträgt sich dieselbe nie, sondern fann höchstens annähernd erreicht werden.

2) Eine Partei, die siegen will, muß unverbrüchlich an ihren Prinzipien halten und deßhalb alle Halben oder Schwankenden aus sich aus­sondern."

Herr

An der Diskussion betheiligten sich die Herren: Kärger, Meier­stein, Jockwitsch, Vogel, Wenzel und Bartels. Sämmtliche Redner harmoniren mit den Ausführungen des Referenten. Kärger findet den Individualismus zu sehr betont. Herr Meierstein führt den Satz des weisen Salomo   an: Alles hat seine Zeit! So sage auch er: Alles hat seine Zeit, Klöster haben ihre Zeit, Fürsten   haben ihre Zeit. Ferner führt derselbe als leuchtenden Vorkämpfer für Freiheit und Recht, den Gründer der Vereinigten Staaten   von Nord- Amerika  , Benjamin Franklin  " an, der zu den edelsten und besten Menschen des vorigen Jahrhunderts zählte und dessen ganze Wirksamkeit in ein paar Worten auf seinem Grabsteine ausgedrückt sei: Deni Himmel entriß er den Blitz den Tyrannen entriß er das Szepter".

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Redner citirt einen Ausspruch des jetzigen Königs von Preußen, den derselbe freilich als Prinz gethan, und mit dem er beweisen will, daß man nach oben, zu passenden Zeiten, die Gefühle richtig verstehen

tönne:

Eine Volksbildung sei der sichere Weg und daher die heiligste Auf­gabe der Demokratie, für die Grundlegung einer solchen unablässig zu

wirken.

Hr. Zochwitsch findet das Ziel groß, dagegen nicht minder groß den Indifferentismus, hauptsächlich der besitzenden Klasse, die dus Furcht

*) Die Verhandlungen dieser Sitzung waren es bekanntlich, welche den Anlaß zur Berhastung Vogels und anderer Bereinsmitglieder lieferten.

vor der Arbeiterbewegung in das realtionäre Lager überginge, weil sie ein Interesse daran hätte, die heutigen politischen wie fozialen Zustände zu erhalten. Herr Wentzel findet, daß in Preußen ebenfalls die gefne­belte Preffe exiftiere, ebenfalls die Beschränkung der persönlichen Freiheit auch hier statt habe, und geht dann noch ausführlicher auf die Zersetzung der Parteien ein, wobei sich derselbe auf das Schreiben Gambetta's bc­zieht. Redner wendet sich daher gegen den zweiten Satz der ersten These.

Desgleichen auch Herr Vogel und meint, wenn man im ersten Satz nur die republikanische Staatsform anerkenne, schon deßhalb der zweite Satz in der ersten These wegen fallen müsse.

Redner zitirt hierzu einen Ausspruch Napoleons I.

Hierauf regt Herr Singer den traurigen Vorfall der verunglückten Bergleute im Plauen  'schen Grunde an und bittet die Versammlung um ein fleines Scherflein für dieselben. Die Sammlung ergiebt 4 Thlr 5 Sgr., welches Geld an die Zukunft" zur Uebersendung an den Ort des Ünglücks übergeben werden soll. Einige Fragen finden ihre Er­ledigung. Der Antrag H. Klein's, betreffend die Wahl eines Abgeord­neten im 1. Wahlbezirk wird dem Vorstande überwiesen.

Ein anderer des Hrn. Rathenow, die Ausschließung bekannter Ruhe­störer betreffend, wird von demselben wegen der bevorstehenden Reorga­nisation zurückgezogen.

Salberstadt, den 25. Aug. Gestern Abend fand hier eine von 4-500 Männern besuchte Volksversammlung statt. Bonhorst und Bolling sprachen in rein sachlicher Weise und entwickelten die Punkte des Eisenacher Programmis der Ehrlichen" so ausführlich und klar, daß zum Schlusse folgende Resolution angenommen wurde: Die heutige Volksversammlung erklärt sich mit dem Geiste des Eisenacher Programms völlig einverstanden, und erachtet es für eine Pflicht aller Arbeiter, mit gauzer Energie, gegen jede staatliche Bedrückung des Vereins- und Ver­sammlungsrechtes, vorzugehen."

Zu bemerken ist noch, als( sehr gutes) Zeichen der Zeit, daß auf Antrag des Vorsitzenden Hurlemann, bei Eröffnung der Versammlung einstimmig beschlossen wurde, daß Jedem das Wort zu entziehen sei, welcher auf die jüngsten Streitigkeiten und Personalien zu sprechen täme. Die Wendung der Dinge ist eine sehr günstige zu nennen, denn die Arbeiter scheinen erkannt zu haben, daß ihrer Sache mit diesen sinn­losen Streitereien nicht im Mindesten genützt ist.

Der hiesige Maurerstrike dauert immer noch fort ohne bis jetzt ein Resultat erzielt zu haben, wozu die Energielosigkeit einzelner Arbeiter nicht wenig beiträgt. Hilfe von Außen und zwar möglichst baldige wäre sehr von Nöthen.

Wollten doch alle Parteifreunde Sammlungen veranstalten und das Resultat an unseren C. Naters, Düsteren Graben 11 einsenden.

Bonhorst.

München- Gladbach. Gegen das Urtheil in Sachen des befann­ten Standals( Auflösung einer Volksversammlung durch die Polizei und dadurch hervorgebrachte ,, Ruhestörungen") legte das öffentliche Mini­sterium, d. h. auf deutsch   der berufsmäßige Ankläger, wegen zu milden Urtheils, Appellation ein. Wie man allgemein vorausgesetzt, hat die Appelkammer des Zuchtpolizeigerichts zu Düsseldorf   noch einige Monate Gefängniß wegen Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit und wegen Ver­stößen(!) gegen das Vereinsgesetz zugemessen, und zwar den Herren Martin Lux, L. Holz und Schwiers sen. je 2 Monate Gefängniß und Herrn Claasen 14 Tage. Die gewiß nicht geringen Kosten der ersten Instanz fallen den Verurtheilten solidarisch, die der zweiten Instanz zur Hälfte zur Laft. Der betreffende Polizeibeamte hat bekanntlich einen Orden erhalten. Sämmtliche Verurtheilte sind Arbeiter. Herr Fritz Mende  , der in contumaciam zu 1 Jahr verurtheilt ist, hält sich ,, krankheitshalber" im schönen Marienbad   auf.

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Gera  , 30. August 1869. Wir haben hier mit unsern Bismarckern über die bekannte Affäre des Revolutionsfonds"( Bebel und Dr. Ladeudorf) einen fleinen Federkrieg in der Geraer Zeitung" geführt. Unser Ober- Bismarcker, Dr. Wartenburg, hatte nämlich die Gelegen­heit benutzt, um von Neuem Bebel und unsere Partei zu verleumden. Als Hauptablagerungsplatz für seine Gemeinheiten und Plattheiten dient sein Winkelblättchen, das ,, Norddeutsche Wochenblatt", in dem er über Alles, was nicht gut bismärckisch ist, schimpft. Wartenburg's frühere Bopularität ist seit einem Jahre in stetigem Fallen und bereits auf dem Nullpunkt angekommen; seine Haltung in der Arbeiterfrage und seine widerlich großpreußische Erfolganbeterei haben es dahin gebracht. Mit dem 1. Oktober soll auch das ,, Norddeutsche Wochenblatt" eingehen, und dann wird er sich begnügen müssen, seine Schimpfereien in der Deutschen Allg. Zeitung", den ,, Chemnitzer Nachrichten" und wo er sonst noch Ablagerungsplätze für seinen Kohl findet, anzubringen.

Wartenburg   hat auch versprochen, ganz besondere Aufklärung über den von Dr. Ladendorf verwalteten Fond zu bringen; unsere Partei­genossen sind darauf sehr gespannt. Interessiren wird es Sie vielleicht, daß Wartenburg   mit dem Sozial- Demokrat" in Berlin   auf sehr gutem Fuß steht. Sein Blättchen druckt die Berichte des Sozial- Demokrat" aus hiesiger Gegend ab, und dafür streichelt das Berliner   Blatt wieder das Wartenburgische, indem es dessen Schimpfereien nachdruckt. Gleich und gleich gesellt sich geru.!

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Dresden  , 31. Auguft. Am letzten Sonnabend hielten wir hier eine sehr zahlreich besuchte Versammlung der Markthelfer Dresdens  ab, in der über die Gründung einer Unterstützungskaffe verhandelt wurde. Bon unsern Leuten waren Kobitsch und Wecke zugegen, die auch