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die Arbeiterpartei, weiter fortführen zu müssen. Es wird Es wird nothwendig sein, daß auch in Beziehung auf in Folge deffen von diesen Leuten behauptet, daß die Bestrebun- die Vorschläge, die zur Lösung unsrer hentigen gesellschaftlichen gen nach Aufstellung neuer Gefichtspunkte, nach immer befferer Mißverhältnisse gemacht worden sind, der Glaube an die Un­Erkenntniß der Sachlage, daß die Fortenwicklung der Ideen fehlbarkeit Einzelner und an die Wunder ihres Geistes immer Lassalle's und die zeitgemäße Aenderung der Organisation nicht mehr schwindet, und mehr einer wissenschaftlichen und unbefan­zu billigen seien, es wird behauptet: diese Organisation ist genen Anschauung Platz mache, denn dann werden eben erst die von Lassalle gegeben, die hat er uns im Testamente anempfohlen, Erfolge in diesem Gebiete mit denen der sogen. Naturwissen­und nun dürfen wir sie auch nicht ändern!" und nun sind alle schaften gleichen Schritt halten können! Bestrebungen, sie zu ändern, Berrath!*) Sie kennen ja alle Behauptungen und wissen auch von welcher Seite sie ausgehen. Und so ist es auch mit anderen Behauptungen. Wenn Lassalle gesagt hat: ,, die Arbeiterpartei muß vereinigt werden zu einem einzigen Hammer, den ein einzelner Mann schwingen muß, damit er mit diesem Hammer aufschlagen kann" so werden auch diese Aeußerungen von Personen benutzt, um sich dadurch einen Einfluß, den man ihnen von anderer Seite nicht zugestehen will, anzueignen. Man ist ja sogar schon so weit gegangen: man behauptet, weil der Staat das Militär einheitlich orga= nifirt hat, weil die Kirche ihre Diener einheitlich organisirt, und weil, da die Organisation eine solche sei, daß wenn der König in die Trompete bläft, seine Soldaten alle marschiren müssen, so müßte auch die Arbeiterpartei ebenfalls centralisirt fein, damit sie sich leiten lasse wie die Soldatenpuppen! Aber es kommt Alles darauf an, wie man die Ziele und Be­strebungen auffaßt, meine Herren! Will man nur ein Han­deln und nur eine Bedeutung für einzelne Personen herbei führen, so mag das der richtige Weg sein; aber wenn man das Bestreben hat, das arbeitende Volk zu freien und selbst denkenden und selbstthätigen Menschen zu entwickeln, so ist das gerade der verkehrte Weg, daß sie sich nur leiten lassen und nur von einem Einzelnen leiten lassen sollen, wie das Militär, das sich von Oben leiten läßt. Wenn man immer auf das Militär hinweist und behauptet, die Arbeiter müßten sich ebenso willig leiten lassen, so kann man damit nicht die freiheitliche Bewegung fördern wollen. Meine Herren! Eine gesunde Be­wegung fann eben nur eine freiheitliche sein! Wie die Pflanze nur gedeihen kann, wenn sie Luft und Licht hat, so kann auch der Geist, die Idee, so können auch die gesellschaftlichen Ver­hältnisse nur in der Freiheit, am Lichte und in der Luft sich entwickeln, und dies ergiebt die Aufgabe für Diejenigen, welchen nicht blindlings die Auslegungen, wie sie manche Personen be= lieben, recht sind; es ergiebt für diese die Aufgabe, eben mit­zuwirken, daß auch auf dem Gebiete der gesellschaftlichen Wissen schaft immer mehr die Phantasie und der Wunderglaube zurück­gedrängt werde, denn ebenso, wie nach dem Zurückdrängen des Wunderglaubens auf dem Gebiete der Naturwissenschaften die Errungenschaften und Ergebnisse zahlreich und bedeutend wur­

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- wie erst dann die Wissenschaft zahlreiche Resultate hervorgebracht hat, so können auch die Resultate der geistigen Thätigkeit auf sozialem Gebiete erst dann möglich sein, wenn man nicht mehr, wie es Herr Frizz Mende gethan hat, be= hauptet, daß der Geist Lassalle's auch über das Grab hinaus

noch Wunder thue!

Der Congreß der englischen Gewerkvereine tagte vom 25.- 28. August in Birmingham . Aus den Ver­handlungen theilen wir Folgendes mit. Nach einer kurzen An­sprache des zum Vorsitzenden ernannten Mr. Wikinson hielt Herr Potter, Redakteur des Arbeiterblattes ,, Becheve", einen Vortrag über die Desorganisation der Arbeit. Der Vortrag behandelte politische, sozial- wissenschaftliche und religiöse Fra = gen und fand in der Versammlung nur getheilten Beifall. Namentlich mißfiel der Vorschlag, daß der Verkauf geistiger Getränke ganz zu verbieten sei. Sodann erörterte der Ver= treter für die Töpferbezirke die Frage, in wie weit Schieds­gerichte den Frieden zwischen Capital und Arbeit för-= dern dürften und beantwortete dieselbe im Allgemeinen dahin, daß Schiedsgerichte Zerwürfnisse zwar nicht verhindern, aber deren Folgen weniger unheilvoll machen würden. Mr. R. Walton knüpfte an diesen Vortrag die Resolution, daß der Congreß sich zu der Ansicht entscheide, Schiedsgerichte würden viel zur gerechten und friedlichen Erledigung aller Zwistigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern beitragen und das Mittel bilden, Arbeitseinstellungen zu verhindern und Handel und Ge­werbe wesentlich zu fördern." Mr. Howell( London ) unter­stützte diese Resolution, dagegen wollten andere Redner nichts von dem Nutzen der Schiedsgerichte wissen und es wurde Man­ches in dieser Richtung gesagt, was den Vertreter für Dublin , Mr. Clarc, zu der Aeußerung veranlaßte, viele Arbeiter seien augenscheinlich für Schiedsgerichte, wo deren Entscheidung ihnen günstig fallen müsse, im Uebrigen jedoch nicht sonderlich mit denselben einverstanden. Nach längerer Erörterung indessen wurde die Resolution doch mit großer Majorität angenommen, worauf sich der Kongreß vertagte.

Meine Herren! Ich habe vorhin schon gesagt, ich habe die größte Verehrung für die Person und die geistige Thätigkeit Lassalle's ; aber ihm unbedingt in allen Punkten glauben: das fann ich nicht. Ich bin der Ueberzeugung, daß diese Art Au­toritätsglaube immer mehr verschwinden wird, wenn der Wun­berglaube, der meiner Ansicht nach identisch ist mit Aberglaube, mehr und mehr schwindet.

Es ist von Männern der Wissenschaft, z. B. von Ernst Renan , betreffs der Idee der Fortentwickelung des Christen­thums' immer mehr das klare Verhältniß Chrifti zu der Be­wegung nachgewiesen und klargestellt worden, es ist das Wun­derbare auf eine natürliche Entwickelung zurückgeführt worden.

*) Es bedarf wohl kaum der Bemerkung, daß ich ebenfalls die Nothwendigkeit einer festen nnd gesunden Parteiorganisation vollständig anerkenne. Wenn ich auch dem Schwindel mit der alleinseligmachenden Wunderthätigkeit des alten Statuts" auf das Schärfte entgegen H. Bogel

trete.

In der zweiten Sigung verlas Mr. Shorrocks( Manchester ) eine Arbeit, betreffend die Gesetzgebung über die Gewerks vereine, die sich naturgemäß zum großen Theil mit den Ver= brechen beschäftigte, welche, im Schooße der Gewerkvereine verübt, zur Zeit das Publikum in so große Aufregung verfeßten und die nächste Veranlassung zur Niederseßung der bekannten Untersuchungs­commission bildeten. Der Redner stellte diese unzweifelhaft von Mitgliedern der Gewerkvereine begangenen Verbrechen nicht als Frucht des Gewerkvereinswesens überhaupt, sondern als die vereinzelt dastehenden Acte einiger wenigen Personen dar, die außerdem auch auf einige Industriezweige beschränkt geblieben seien. Um derartige Ausschreitungen zu verhüten, sei das heutige Gesetz vollkommen genügend. Der mehrerwähnte Commissionsbericht sei ein einseitiges Schriftstück, und man brauche weiter nichts als ein Gesetz, um die Fonds zu schüßen sowie die Abschaffung der heute in Kraft befindlichen Beſtim­mungen gegen Vereine zu bestimmten Zweden. Zum Schluß rief Mr. Shorrocks die Versammlung zur Agitation in dieser Richtung auf.

Bei der Erörterung, welche sich über diesen Vortrag ent­spann, trat zuerst Mr. George Potter( London ) mit der Re­solution hervor, es sei nach Ansicht des Congresses die Zeit gekommen, alle besonderen Gesetze über Arbeit abzuschaffen; die Arbeitervereinigungen auf denselben rechtlichen Fuß wie andere gesetzliche Verbindungen zu setzen und zu diesem Zwecke in den sämmtlichen Gewerken des Landes eine fräftige Agitation zu beginnen." Damit waren jedoch mehrere Redner durchaus nicht zufrieden und Mr. Howell( London ) unternahm es der entschiedenen Majorität mit folgendem Amendement Ausdruck und Stimme zu leihen: ,, Bei etwaigen Versuchen, Gesetzvor=