der deutschen   Arbeiter, die er vertrete, müsse er jeden Versuch, die Ar­beiter durch ausschließliche Behandlung der sozialen Frage von der poli­tischen Aktion abzuhalten, auf das Enischiedenste bekämpfen.

Heß sprach in dem nämlichen Sinne, die politischen Fragen seien schon deshalb von den sozialen nicht zu trennen, weil sie, genau be trachtet, identisch mit ihnen seien. Jeder Versuch der Trennung führe zu Verwirrung und nütze den Feinden.

Nachdem sich noch einige diedner im gleichen Sinne ausgesprochen, wird mit großer Majorität der Beschluß gefaßt: nach Erledigung der 5 auf der Tagesordnung befindlichen Fragen, die direkte Gesetzgebung zur Debatte zu bringen.

Es erfolgt hierauf die Constituirung der Commiffionen über die fünf zunächst vorliegenden Fragen, und zwar in der Art, daß jedes Mitglied sich selber bei namentlichem Aufruf irgend einer Commission

zuordnet.

Schluß der Sitzung 6 Uhr Abends.

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Kiel  , 2. September.  ( Warnung.) Bor furzer Zeit las man in mehreren Nummern der Reform", daß in Kiel   2-300 Maurer­gesellen beim Kasernenbau hierselbst dauernde Beschäftigung erhalten könnten, bei 1 Thlr. wöchentlichem Lohn. Da aber die hier anwesenden Gesellen nicht ausreichend beschäftigt sind und einige Tage feiern müssen, so wird es ertlärlich sein, daß die vielen zugereiften Gesellen keine Be­schäftigung sanden und unnütz ihr Geld verreisen mußten. Es wäre also wohl in Ordnung gewesen, daß unter solchen Umständen die Annonce von den Bestellern widerrufen worden wäre. Wir warnen daher Jeden vor unnützen Kosten. Mehrere Maurergesellen in Kiel  . Altona.( Aufgepaßt Ihr Holzarbeiter!) Kameraden an allen Orten in Deutschland  ! Nachdem nunmehr entschieden, daß Hr. Lehder in Hamburg   Präsident des Gewerkvereins der Holzarbeiter zu werden beabsichtigt, und da das im alten Verein nicht geht, einen neuen sich gründet, ist für den tiefer blickenden, die Verhältnisse und Personen tennenden Beobachter kein Zweifel mehr, daß die Anklage des Hrn. Leh­der weiter feinen Zweck hatte, als Hrn. York zu verdrängen; denn was Letzterer mit dem Schweizer abzumachen hatte, hatte weder mit der Ge­werkschaft, noch mit dem Verbande etwas zu schaffen. Dies sahen die Gewerksmitglieder auch sofort ein, und Hr. Lehder, Präsident in spe, fiel mit seinem Antrage durch. Der Hr. Schweitzer, dem es höchst fatal war, daß sein Schützling( Eine Hand wäscht bekanntlich die andere) nicht Präsident wurde, veranlaßte den bekannten Ausstoßungs- Ukas, damit man eine neue Waffe gegen York   habe. War Yort nicht wegen Belei digung Schweitzer's abgesetzt worden, so schaffte der Ausstoßzungsbeschluß der Schweizer'schen Verbands- Marionetten Rath. Der Ausschuß der Holzarbeiterschaft in Hamburg   setzte auf Grund dieses Beschlusses den Gewerksgenossen die Pistole auf die Brust. Entweder, hieß es, ihr wählt den York   nicht wieder zum Präsidenten, oder aber ihr seid vom Schweitzer­schen Arbeiterschaftsverbande ausgeschlossen, und man glaubte damit die Mitglieder ins Bockshorn gejagt zu haben. Fehlgeschossen! Außer den Hamburgern, denen wir den traurigen Ruhm, gute Schweizerlinge zu fein, gern gönnen, stimmten höchstens 200 gegen York  , mehr als 600 für denselben; den übrigen war die Sache längst zum Etel fie stimmten gar nicht. Lehder und der Ausschuß, die das Recht auf den Kopf stellen wollten, waren wieder abgeblitzt. Und das war diesmal um so beffer, damit der Beweis geliefert war, daß die große Mehrzahl der Mitglieder des Gewerkvereins der Holzarbeiter nicht die gedanken und willenlose Herde von geleithammelten Dreier- Schäfchen"*) des Verbandskassen­meisters sein und von der Verband- Beutelschneiderei nichts mehr wissen wollten. Aber für Hrn. Lehder war der Ausfall der Abstimmung sehr unerfreulich; am ärgerlichsten war es, daß nun der bis dahin noch auf­recht erhaltene Schein der Gesetzlichkeit erschöpft war. So große Gei­fter indeß, wie Hr. Lehder und der Ausschuß in Hamburg  , bringt so et­was nicht außer Fassung. Man nahm die Maske, hinter der zu ope­riren es diesen Einheitshelden zu unbequem wurde, herunter und hielt, immer getren nach dem Vorbilde des Herrn und Meisters Schweizer, nunmehr die Kehrseite der Einheitsmedaille hoch. Um Platz zu schaffen für einen neuen, echt Schweitzer'schen Holzarbeiter- Präsidenten wurde die Uneinigkeit heraufbeschworen, und von den Einheitsmännern ein neuer Berein gegründet. Doch auch dieser letzte Trumpf, um die Holzarbeiter in das Netz des Herrn v. Schweizer   zu bekommen, ist bereits verloren. Ihr Feldgeschrei: Die Groschen her für den Schweizer  'schen Verband!" um alles andere als die Sache, wofür das Geld gegeben wird, damit zu unterstützen zieht nicht mehr. Der Dreier Schäfchen" werden immer weniger und die 10-12 ganz oder halb ausgetretenen Mitglied­schaften werden sich nur so lange halten, als die Schweitzer- Kühe sich melken lassen, d. h. bis die Mitglieder einsehen werden, daß ihr Geld in der Gewerkschaftskaffe beffer aufgehoben ist, als in der Berliner   Verbands­lasse, wo es zu viel Lagergeld kostet und obendrein Sekretair und Cas­firer vierteljährlich allein 135 Thlr. davon erhalten, und zwar für die jedenfalls sehr anstrengende Thätigkeit: den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Außerdem kommen noch dann und wann hinzu Ausgaben von Kleinigkeiten aus der Verbandskasse im Betrage von 25-30 Thlr. fogenannte Agitationskosten, die solche Leute erhalten, die wie abge= richtete Dompfaffen gelernt haben, die Melodie zu pfeifen: Heil unserm Schweitzer, Heil!" und

doch wir wollen heute noch nicht Alles aus­

*) Drei Pfennige müssen in jeder Gewerkschaft von jedem Mitglieds beitrag an Hrn. Schweitzer nach Berlin   geschickt werden.

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plaudern, denn man darf das beste Pulver nicht auf den ersten Schuß verschießen", sagt der preußische Kriegsminister.

Kommen wir jedoch zum Gegenstand unserer Epistel, zum Präsi­denten des neuen Schweizer'schen Holzarbeiter- Gewerfvereins zurück. Also kurz und bündig Hr. Lehder: Präsident der Holzarbeiter; Hr. Liebisch: Präsident der Schneider, und als Dritten im Bunde schlagen wir, falls sich Kölsch in Mainz   nicht bewähren sollte, Hrn. Wolf aus Hamburg   als Präsidenten der Schuhmacher vor. Hamburg   hätte dann eine Präsidenten Dreieinigkeit, die für Herrn v. Schweitzer nichts zu wünschen übrig läßt und vor welcher Ur- Einigkeit demnächst alle ,, volks­parteilichen" Ketzer, die wir ja nun einmal sein sollen, anbetend nieder= fnieen und ausrufen: Schweizer   ist groß und ihr seid seine ech= ten Propheten! Heinr. Lehmann.

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Elberfeld  , 3. Sept. Ein Hr. Karl Klein aus Elberfeld   machte in einem jener, die Jünger des Hrn. J. B. von Schweitzer charakteri= firenden Schimpfartikel in Nr. 102 des Sozial- Demiofrat" u. a. auch Anspielungen auf meine Berson, nach welchen ich gefagt haben soll:

Liebknecht habe zur Zeit des Cölner Communisten- Prozesses den Angeklagten Röser aus Mühlheim   a. Rh. durch Verrath zu 7 Jahren Gefängniß verholfen u. s. w.

Ich wiederhole nun hiermit nochmals die auf dem Eisenacher Con­greß öffentlich abgegebene Erklärung:

,, Daß die vorerwähnte Aussage des 2c. Klein, soweit dieselbe meine Person betrifft, eine erbärmliche Lüge und Verläumdung ist, erfunden von Genossen Schweitzers, um Streitigkeiten unter den Mit­gliedern der vereinigten sozial- demokratischen Partei hervorzurufen." Mit sozial- demokratischem Gruß Hugo Hillmann  .

NB. Da ich es nicht für die Partei als nüßlich erkennen fann, weiter auf die Schimpfereien des Carl Klein einzugehen, so begnüge ich mich gern mit vorstehender Erklärung. Der Obige.

Stockach   im badischen Oberland, 1. Sept. Auch wir wollen aus unserm Dunkel hervortreten ans Licht, und den Brudervereinen im großen Vaterlande mittheilen, daß seit letztem Frühjahr hier ein Ar­beiter Bildungsverein besteht. Wir halten seitdem das ,, Demokratische Wochenblatt" und verfolgen mit Interesse die Vorgänge in der Arbeiter­welt. Zu unserer großen Freude haben wir erfahren, daß die Einigung der sozial demokratischen Fraktionen auf dem Eisenacher Congreß zu Stande gekommen ist. Wenn unsere Verhältnisse auch noch nicht der Art sind, daß unser ganzer Verein zur Partei beitreten könnte, so haben doch zehn unserer Mitglieder den Beitritt beschlossen.

Herr A. Wittum von Pforzheim   hielt uns vor kurzer Zeit einen Vortrag über Arbeiterverhältnisse, welcher aber sehr national- liberal roch, d. h. größtentheils eine Lobhudelei auf Preußen war, und deßhalb nicht gefiel; ja wir waren sogar so unhöflich, ihm, soweit es unsere schwachen Kräfte erlaubten, energisch entgegenzutreten. Wie ganz anders würde es flingen, wenn wir durch unsere Parteigenossen durch Vorträge erfreut würden, was wir sehnlichst wünschen; denn wir verstockten Menschen können uns eben nicht von den ,, Irrlehren" der Sozial- Demokratie

trennen.

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Unsere alten Vorstände sind kürzlich abgetreten: wogegen wir nichts einzuwenden hatten. Wir haben nun Aussicht auf einen tüchtigen Mann, da wir nun einmal im freien" Baden einen Bürger an der Spitze haben müssen, und werden, um in Zukunft kräftiger für unsere Sache eintreten zu können.

Wir legen diesem Bericht ein Exemplar des ,, Genossenschafter", Organ des Gewerkvereins der Goldarbeiter bei, um die Schimpfereien desselben lesen zu können. Halten Sie denn dieses Blatt nicht?*).

Mit sozial- demokratischem Gruß

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Ant. Grabler, 2. Vors. Herm. Straub, Schriftf. Graz, 5. September. Der Strike der hiesigen Schlosser ist ohne die geringste Störung siegreich beendet. Die Arbeitszeit ist von 14 auf 12 Stunden reduzirt und das Früh und Nachtmahlgeld von 17 auf 25 Kr. täglich erhöht. Die Arbeit wurde daher wieder aufge= nommen, und hatte die ganze Affaire 8 Tage gedauert. Als die Meister sahen, daß sie sich hinsichtlich der Nachgiebigkeit der Arbeiter ge­täuscht und bei denselben das Geld nicht alle wurde so gaben sie nach. Alois Bremer. Wiesbaden  . Ueber die Versammlung der Nassauischen Fort­schrittspartei am verflossenen Sonntag liegen uns eine Reihe von Zeis tungsberichten vor, die in dem Einen übereinstimmen, daß man unfere Parteigenoffen mit dem Ausdruck, sozialdemokratische Bande" und dergleichen bezeichnet hat. Wir lassen hier einen Bericht der Rheinischen Volkszeitung" folgen, der uns am sachlichsten zu sein scheint. Derselbe lautet in seinen wesentlichsten Stellen:

,, Als furz nach 3 Uhr der sehr geräumige Schirmer'sche Saal fich mit etwa 600 Menschen gedrängt gefüllt hatte, schlug der frühere Land­tags- Abgeordnete Hr. König den Prokurator Schenk zum Vorsitzenden vor, worauf aus der Menge der Gegenruf ,, Ackermann"! erfolgte. Ju

*) Nein. Wir können unmöglich die Blätter alle lesen, die sich jetzt als ,, Arbeiterblätter" austhun und bald mehr oder weniger verkappt die Bourgeoisideen predigen. Für das übersandte Exemplar sind wir sehr dankbar, und werden in nächster Nummer einige Stellen des darin ent­haltenen Artikels, unterzeichnet von Alb. Wittum, abdrucken und dem Herrn, der dort mit echt national- liberaler Phraseologie die Arbeiter zu beschwindeln sucht, auf die Finger Klopfen.

Anm. der Red. des ,, Dem. Wochenbl".