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Folge diefes mehrmals wiederholten Proteftes wurde zur Abstimmung durch das Aufstehen der Anwesenden von ihren Sitzen und beziehungs­weise durch Handaufheben geschritten, und erhielt, soweit wir solches zu übersehen vermochten, dabei Ackermann eine Mehrheit der Zustimmenden von fast der Anwesenden. Trotz dieses Resultates und vielleicht, weil derselbe das Stimmverhältniß anders aufgefaßt, bestieg Hr. Schenk die Rednerbühne, wurde jedoch diesmal, sowie in der Folge wiederholt, durch den vielstimmigen Ruf: ,, Runter mit dem" ,, Ackermann"! am Reden verhindert. Auch die widerholte Intervention mehrerer anderer Herren von der Fortschrittspartei zu Gunsten Schenks vermochte bei der aufgeregten Menge kein besseres Resultat zu erzielen, zumal durch die von dem Genannten und einem Anderen unvorsichtigerweise gebrauchten ( gegen die zahlreich versammelten jungen Wiesbadener c. Handwerker, theilweise jedoch nicht alle zu den Anhängern Lassalle's   gehörig, geschleuderten) Ausdrücke: jugendliche Gesichter", sozial- demokratische Bande", jiunge unreife Buben" c. noch Del ins Feuer gegossen wurde. Erklärlich ist, daß unter diesen Umständen die Erhitzung beider Theile, sowie der Sturm und Spektakel immer noch mehr zunahm, und daß von einer ruhigen, sachentsprechend geleiteten Abhaltung der projektirten Verhandlungen nicht mehr die Rede sein konnte.

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Als gesetzlich kann es daher von Seiten der Polizeibehörde nur betrachtet werden, daß nachdem dieser polnische Reichstag nahezu eine Stunde gewährt hatte die Versammlung um 4 Uhr aufgelöst wurde. In Folge dessen und des Erscheinens von 5 Schutzmännern im Saale gingen die Anwesenden denn auch ruhig auseinander."

Die national- liberalen und sortschrittlichen Blätter erheben über den Verlauf der Wiesbadener   Versammlung ein großes Geschrei, daß aber auch die Berliner Zukunft" sich herbeiläßt, den Bericht eines anerkannt national- liberalen Blattes, des ,, Rhein  . Kurier", abzudrucken und mit mißfälligen Bemerkungen über die Socialdemokraten in der politischen Uebersicht zu begleiten ist start. Die Zukunft" sollte besser wissen, was vom national= liberalen Klatsch zu halten ist. Anmerkung d. Red.

Dresden  , 6. Septbr. Am 4. September wurde im Arbeiter- Bil­dungsverein über das Eisenacher   Programm berathen und mit 63 gegen 30 Stimmen beschlossen, demselben nicht beizutreten. Diese Thatsache dürfte außerhalb Dresdens   Befremden erregen, da der hiesige Bildungs­verein seit Jahren über eine große sozialistische Majorität verfügte, wie zuletzt noch die Beschickung des Eisenacher Congresses durch die Person Bahlteich's bewiesen hat. Die Sache erklärt sich einfach so, daß unsre Freunde seit längerer Zeit nicht sehr thätig, die Gegner aber besonders im letzten Augenblick mit Heranziebung geeigneter Elemente um so rühriger gewesen sind. Die Thatsache ist niederschlagend, insofern sie von neuem beweist, wie leicht die Arbeiter sich gegen ihre eigenen Interessen benutzen lassen, wie wenig Verständniß für die sozialen Aufgaben des Arbeiterstandes selbst da zu finden ist, wo Gelegenheit genug gegeben war solches Verständniß sich anzueignen, die Partei wird aber nichts desto weniger hier aufblühen, da die tüchtigsten Kräfte sich schon zu einem sozial- demokratischen Arbeiterverein vereinigt haben, der Dr. Walster zu seinem Vorsitzenden erwählt hat. Es sei uns gestattet, einige Streif lichter auf diejenigen Personen fallen zu lassen, welche an dem Beschluß im Bildungsverein wesentlich schuld find. Zunächst Hr. Tischler Hendel. Derselbe gehörte der Volkspartei an, war uns aber längst als unzuver­

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Braunschweig und desjenigen zu Wolfenbüttel  . Die erstgenannten haben außerdem folgende Anträge beim Congreß gestellt:

1. Der Congreß wolle beschließen, daß für Mitglieder der sozial- demo­kratischen Arbeiterpactei und nur für solche, deutsche Mitgliedskarten zu 1 Sgr. jährlich ausgegeben werden;

2. der Congreß wolle auf die Zeit zwischen Weihnacht und Neujahr nach einem mitteldeutschen Orte einen Allgemeinen Internationalen Congreß der Gewerkschaften berufen zur Regelung der Gewerk schaftsangelegenheiten Deutschlands  , sowie zur Herstellung eines Cartellvertrages zwischen den einzelnen Gewerkschaften, sowohl innerhalb als außerhalb der verschiedenen Länder ,, d. h. aller Länder untereinander. Bonhorst.

Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter.

Judem wir nachfolgende Veränderungen und Anmeldungen ver merten, fordern wir diejenigen Mitgliedschaften, welche mit Einreichung ihrer Rechnungen noch im Rückstande sind, auf, dies binnen 8 Tagen einzuholen.

Crimmitschau  , den 4. September 1869.

Für die Vorortsverwaltung: J. Motteler, 1. Vors. Zwickau   meldet Rücktritt des Bevollmächtigten; Neuwahl noch nicht vollzogen. Abholung der Wandergelder bei Carl Ed. Thümmler, Reu­gaffe 454, von früh 8 bis abends 8 Uhr.

Burgstädt  : Wandergeld bei Wilh. Kurthe( Pfarrwiese).

Waldenburg: Bevollm.: Friedr. Friedrich; Beitragsammier: Aug. Taubert; Controleur: Aug. Hartzsch; Wandergeld bei Friedr. Friedrich in der Mittelstadt.

Gera  : Wandergeld bei Ernst Geilert, Schloßstraße 5. Meerane  : Controleur: Gust. Kranse; Wandergeld bei Bernh. Nau­mann, Weberstraße 21 E.

Mülsen   St. Niklas( definitive Wahl): Bevollm. C. F. Blechschmidt in Ortmannsdorf bei Mülsen St. Jakob; Controleur: H. Ebersbach. Chemnitz  : Bev.: Emil Schurig; Beitragsammler: Herm. Kaulfers: Controleur: Clemens Wagner.

Obergrüneberg bei Crimmitschau  : Bev.: Carl Gutwald; Beitrag sammler: H. Saupe; Controleur: C. F. Uhlig.

Schönfels bei Zwickau  : Bevollm.: C. G. Müller; Beitragsammler: F. A. Schubert; Controleur: J. G. Markert. Netzschkau  : Bev.: Aug. Jähring: Beitragsammler: Jul. Weber: Con trolenr: Franz Jchelsheimer.

Arbeitsnachweis.

20-30 Arbeiter des Buchbindergewerbes finden in Nürnberg   und Fürth   in jeder Branche Beschäftigung Näheres in Nürnberg   bei J. Hagenbauer, L 1438 Schlotfegergasse und in Fürth   bei Jul. Schön, Königstraße.

Anzeige11.

läffig bekannt. Er erklärte, als Privatmensch mit dem Eisenacher Bro- Deutscher Arbeiterbildungs- Verein

gramm ,, vielleicht" ganz einverstanden zu sein, für den Bildungsverein passe es aber nicht, durch diesen müsse es wenigstens einen Ort geben, 100 man von den demokratischen und sozialistischen Wühlereien" verschont sei Ferner Herr Schuhmacher Knöfel, der außerhalb Dresdens   noch vielfach für einen Gesinnungsgenossen gehalten wird, sich felbst aber mit Wohlgefallen einen Bourgeois nennt, welcher er denn auch wirklich geworden ist; wie könnte er auch anders, darf er sich doch bei der Vetterschaft im Stadtverordnetensaal und der Schutzgemeinschaft nicht mißliebig machen. Er sprach Jedem den gesunden Menschenver­stand ab, der dem Eisenacher   Programm nicht zustimme, schlug aber des lieben Friedens halber vor, lieber nicht über dasselbe abstimmen zu Lassen, höchst wahrscheinlich hat er dann dagegen gestimmt; die beantragte namentliche Abstimmung hatten die Gegner die Feigheit abzulehnen.

Am Sonntag hatten die Nationalliberalen eine Volksversammlung zur Besprechung der Unglücksfälle in den Kohlengruben im Plauen  'schen Grund und der Eisenbahn bei Langebrück   einberufen. Neben den HH. Siegel und Consorten glänzten unter den Einberufern auch die Namen Wigard und Knöfel; nun wir wünschen Glück zu solcher Genossen­schaft. Für die sozial- demokratische Partei dürfte aus alledem aber die Lehre erwachsen: um feinen Preis wieder einen Compromiß.

Braunschweig  , 7. Septbr. An den Baseler Congreß sind Be­grüßungsschreiben eilassen von H. Ehlers, Bonhorst, W. Bracke jr. und F. Neidel in Braunschweig  , sowie Namens des Lokalvereins zu

in London  .

Charles- Hotel, 71 Dean- Street, Soho Square. W. London  .

Sozial- demokratischer Arbeiter- Verein zu Braunschweig  . Montags geschlossene Mitgliederversammlung. Sonnabends öffentliche Mitgliederversammlung. Sonnabend, den 11. Septbr., Abends 8 Uhr, im ,, Odeon". Tagesordnung:

1. Geschäftliche Mittheilungen.

2. Vortrag des Hrn. L. Bonhorst über die direkte Gesetzgebung durch das Volt."

3. Die Nothwendigkeit der internationalen Vereinigung der Gewerk­und Arbeiterschaften. Referent: H. Ehlers.

Montag, den 13. Septbr., Abends 8 Uhr:

1. Berathung über das demnächst zu veranstaltende Stiftungsfest der fozial- demokratischen Arbeiter- Partei.

2. Agitationsberichte der Herren Bonhorst, Weiß, Ehlers, Schra der u. A.

3. Bere! usangelegenheiten aller Art.

L. Weißz, Vorsitzender des Vorstandes,

Die Filialerpeditionen werden hiermit ersucht, die Abrechnung bis Ende dieses Monats spätestens einzusenden und dabei auch die noch restirenden Beträge früherer Quartale, soweit solche vorhanden sind, mit zu verrechnen. Vom 1. Oktober wird, nach dem Beschluß des Ausschusses unserer Partei, nur noch an solche Filialexpeditionen direkte Versendung eintreten, die mindestens 42 Eremplare feft bestellen; auch haben die Filialerbeditionen fünftig ftatt 10 Sgr. 12 Sgr. pro Quartal für das Eremplar zu bezahlen. Alle Geldsendungen find an A. Bebel, Leipzig  , zu richten.

Berantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht.

( Redaktion: Braustr 11)

} Leipzig  .

Druck und Verlag: F. Thiele. Expedition: Betersstraße 18.