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wurde von Mr. Wood( Manchester ) beantragt und stellte den Grund­satz auf, daß an Orten, wo das Angebot an Arbeit größer als die Nachfrage sei, die Zahl der Lehrlinge beschränkt werden müßte. Dazu wurde von Mr. Burton als Amendement vor­geschlagen, die Bestimmung über die Zahl der Lehrlinge in den einzelnen Fällen den betreffenden Gewerken anheimzustellen, da hierin das einzige Mittel liege, die Interessen der betreffen­den Gewerke zu wahren. In einem weiteren Amendement ver­körperte Mr. Odgers seine Ansicht, daß es wünschenswerth sei, durch schiedsrichterlichen Spruch die Zahl der Lehrlinge festzu­stellen. Als der Congreß schließlich über die ursprüngliche Resolution abstimmte, wurde diese genehmigt und von den Amendements das erstere zurückgezogen und das letztere ver­worfen.

Der nächste Berathungsgegenstand war die Baumwoll­zufuhr und der indische Tarif. M. Bailley, Delegirter der Gewerke von Preston verlas eine Arbeit über dieses Thema, in welcher die Wichtigkeit dieser Angelegenheit hervorgehoben und namentlich ausgeführt wurde, daß seit Abschaffung der Sklaverei die amerikanische Baumwollzufuhr bedeutend nachge­Lassen habe und überhaupt nur aus Indien die Besserung der Verhältnisse kommen könne. Wenn übrigens Indien die Lücke stopfen solle, müsse man vor Allem daran denken, den indischen Tarif aufzuheben. Im Einklage mit diesen Argumenten bean= tragte darauf Mr. Lansen( Preston): der Congreß möge erklä= ren, daß er der Ansicht sei, der Baumwollnoth könne nur durch Beförderung der Baumwollkultur in Indien abgeholfen werden, und es sei Sache der indischen Regierung durch den Bau von Kanälen und Bahnen dieses Ziel möglichst zu fördern. Auch sei es für das englische Geschäft nöthig, die Eingangszölle für britische Produkte in Indien und den sonstigen Kolonien herab zusetzen oder abzuschaffen, und sell von dieser Resolution abschriftlich dem Minister für Indien Mittheilung gemacht wer­den. Dieser Vorschlag gelangte ohne Erörterung zur einstim= migen Annahme.

Arbeitseinstellungen und Arbeitssperren wurden sodann von Mr. Wood zur Sprache gebracht und von ihren Ursachen ausgehend in ihrer Entwicklung behandelt. Der Red­ner drang darauf, man dürfe zu diesen Mitteln nur im äußer ſten Falle, wenn alle gütlichen Auswege gescheitert seien, seine Zuflucht nehmen. In der Regel gehe man seitens der Gewerk­vereine nicht zur Arbeitseinstellung über, ohne vorher zeitige Anzeige gemacht zu haben. Bei einer Parallele zwischen Ar­beitseinstellung seitens der Arbeiter und Schließung der Werk­stätten oder Arbeitssperre durch die Arbeitgeber verurtheilte der Redner die letztere als eine gar nicht zu rechtfertigende Maßregel. Das Heilmittel gegen beide Uebelstände erblickte Mr. Wood in der Betheiligung der Arbeiter an dem Unter­nehmen, dem sie ihre Kraft und Geschicklichkeit leihen( Indu= striel Partnership). Mr. George Austin( Sheffield ) verlas ei­nen Vortrag über den gleichen Gegenstand. Nach seiner An­sicht würde das Verhältniß zwischen Kapital und Arbeit sich bessern, wenn die Arbeitgeber mehr in persönlichen Verkehr mit den Arbeitern treten wollten. Im Weiteren redete dieser Sprecher von der Habgier mancher Fabrikanten und hoffte am Schlusse mit der besseren Schulbildung und durch Einführung von Schiedsgerichten, wohlverstanden unter der Annahme, daß die unbeschränkte Vereinigung den Arbeitern gestattet sei, daß auch den Arbeits- Einstellungen vorzubeugen sei. Mr. Austin sprach alsdann von einer großen Centralorganis..tion, die man bilden müsse, um die Arbeiter zu schützen.

Einen Theil des von beiden Rednern betretenen Gebietes behandelte auch Mr. Walton( Preston) in einer Arbeit über Produktionsgenossenschaften und Industriel Partnerships und Mr. Hulyoake( London ) betrachtete die letzteren als Mittel zur Erreichung der von den Gewerkvereinen angestrebten Ziele. Mr. Walton hoffte von der Industriel Partnership das Ende aller Arbeitseinstellungen, und meinte im Uebrigen, die Regie­rung, welche stets bereit sei Summen Geldes in Kriegen zu verwenden, möge es sich nicht darauf ankommen lassen, ein

paar lumpige Millionen an gemeinnüßige, rentable Arbeiten zu wender, um die beschäftigungslosen Arbeiter zu retten. Mr. Holyoake erklärte sich überzeugt, daß viele Arbeitgeber geneigt jeien, es mit den Industriel Partnerships zu versuchen, und em pfahl die Bereitwilligkeit der Arbeiter in einer Resolution zu bekunden.

National- liberale ,, Gespenster ".

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Wir haben in der vorigen Nummer in Folge des Schrei bens unserer Stockacher Freunde versprochen, aus dem Ge nossenschafter", Organ des Gewerkvereins der Goldarbeiter, einige Stellen eines Artikels abzudrucken, in dem ein Herr Alb. Wittum, Vorsitzender jenes Vereins, unter dem Titel ,, Unsere Aufgabe" seine beglückenden Theorien entwickelt und in höchst confufer Weise gegen die social- demokratischen Bestrebungen wüthet.

Herr Wittum giebt in dem Artikel zunächst seine An­sicht der Entwickelung der Arbeiterzustände zum Besten und ver langt ,,, daß das Streben und Ringen der Arbeiter nach Zu friedenstellung von Seiten der Gesellschaft überaus nothwendig sei",( worin das Ringen und Streben und die Zufriedenstel­lung besteht, vergißt Herr Wittum anzugeben. Anm. d. Red.), ,, wenu nicht das im Hintergrunde lauernde Gespenst der so­cialen Revolution, auf deren Ausbruch verschiedene Arbeiter führer mit eiserner Consequenz und schrecklicher Energie hinar beiten, hervorbrechen, das Oberste zu unterst und das Unterste zu oberst umkehren und den Staat in seinen Grundfesten er schüttern soll." Hu, mag den armen Goldarbeitern der Schreck in die Glieder gefahren sein, als sie diese ungeheuerliche Schil derung der Socialdemokraten gelesen haben. Die sociale Re­volution ein ,, Gespenst" und dieses ,, Gespenst" soll das ,, Ober­ste zu unterst, das Unterste zu oberst kehren", wir hätten nie geglaubt, daß ,, Gespenster " so viel Unheil anrichten könnten. ( Das größte wohl im Kopf des Herrn Wittum. Anmerk. des Setzers.) Es kommt noch schöner. Herr Wittum sagt:

,, Welchen Leuten ist ein Theil der deutschen Arbeiter an heimgefallen? Welcher Abgrund von Verdorbenheit, Schwindel, Bestechung, Verschwendung ersparter Groschen der Arbeiter, Phraseologie, Herrschsucht unter dem Deckmantel demokratischer Grundsätze, hat sich dieser Tage, gelegentlich des Eisenacher Congresses, blosgelegt. Da wird der ganzen Gesellschaft, der ganzen Welt, den thatsächlich vorhandenen staatlichen Zustän den der Krieg bis aufs Messer erklärt. Was werden die Con sequenzen dieses Beginnens sein? Anarchie, gänzliches Darnie­derliegen von Handel und Wandel, Verlust der feitherigen, mit den größten Mühen erzielten Errungenschaften der Arbeiter, größere Unterdrückung derselben. Darum werden sich schließlich doch die Arbeiter zweimal besinnen, ehe sie den Stimmen von Versuchern Gehör geben, die sich selbst unter einander zer­fleischen, die Ehre abschneiden, und statt den Arbeitern den Frieden zu bringen, ihnen vergiftete Waffen in die Hände ge­ben und den Krieg unter sich selbst predigen. Jene Führer, die den Arbeitern eine Weltrepublik vorgaukeln und die darauf vertrösten, daß in dieser Republik alle socialen Schäden geheilt und erst in dieser der volle Ertrag ihrer Arbeit ihnen zu Theil werde, haben sie jene ächten republikanischen Tugenden: unver dorbenen sittlichen Geist, Einfachheit und Mäßigkeit, Reinheit und Einst des Familienlebens, Achtung vor der Sitte und dem Gesetz, die allein eine Republik zu schaffen und zu erhalten vermögen? Ein Blick in ihre Blätter lehrt uns, daß sie von diesen Tugenden keinen Funken besigen. Ihr Wesen und Trei­ben, ihre wechselseitigen Befehdungen kann den Arbeitern ein deutlicher Fingerzeig sein, was sie von diesen Helden zu er­warten haben, wenn sie so thöricht sind, sich von ihnen miß­brauchen zu lassen. Mit internationalen, weltrepublikanischen Phrafen wollen sie die Arbeiter von ihrem eigentlichen Ziele, der Verbesserung ihrer Lage ablenken und ihren Parteizwecken dienstbar machen, die da sind: Umsturz der bestehenden Staats