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Versammlung der Holzarbeiter, York und Genossen wären Revolutionäre und wollten die Fürsten guillotiniren; darum seien sie Verräther(!). Es wird doch wahrscheinlich bald einen Orden absetzen für Hrn. Klein, der sich um die Fürsten so verdient macht und sie vor der Guillotine zu schützen sucht. Wilh. Klacke. Elberfeld , 10. September. Mehrfach hat der Sozial- Demokrat" die große Zahl der Mitglieder der Hand- und Fabrikarbeiter- Gewerkschaft hervorgehoben. Hr. Carl Klein hatte sogar die Frechheit, auf dem Eisenacher Kongreß ein Mandat mit über 7000 Mitgliedern vorzuzeigen. Welche Lüge das ist, tönnen wir aus der veröffentlichten Abrechnung der Hand- und Fabrik- Arbeiterschaft am Besten nachweisen. Der Rechenschaftsbericht, unterzeichnet von W. Frick jr.( Kassirer), Adolph Eickhoff, Magnus Schneider und Robert Rasch als Revisoren, enthält eine Einnahme von 323 Thlr. 17 Sgr. 8 Pf., und zwar vom 2. Dezember 1868 bis zum 15 Mai 1869. Es sind hierin begriffen die Eintrittsgelder mit 5 Sgr. pro Mitglied und 1, Sgr. wöchentlichen Beitrag für die Hauptkasse. Nach höchster Schätzung beträgt also die Zahl der Hand- und Fabrikarbeiter, die im Monat Mai unter Klein's Präsidium stand, 1000-1200. Nach der Ausgabe an die Verbandskasse des Dr. Schweitzer zu schließen, ist die Mitgliederzahl eine noch niedrigere: diese Ausgabe beträgt 160 Thlr., jedes Mitglied soll 3 Pf. pro Woche abliefern, folg= lich entspricht das nur einem Mitgliederbestande von 500-600. Doch nehmen wir die höchste Zahl 1200 als vorhanden an und nehmen wir ferner an, daß sich die Mitgliedschaft seit Mai verdoppelt hat, was aber ganz undenbar, so ist die Arbeiterschaft allerhöchstens 2400 Mitglieder start, und nicht über 7000, wie Lügen- Klein angibt.
Berlin , 10. September. Am Freitag Vormittag 11 Uhr begann vor der 3. Deputation des hiesigen Stadtgerichts die mündliche Verhandlung in der Untersuchungssache gegen die Mitglieder des demokratischen Arbeitervereins Kwasniewski, 3schockwitz, Wenzel und Vogel. Die Anklage gegen die beiden ersteren lautete auf Anpreisung eines Verbrechens, gegen Herrn Wenzel auf Schmähung von Staatseinrichtungen, gegen Herrn Vogel auf Majestätsbeleidigung. Sämmtliche Vergehen sollen in der am 10. august stattgehabten Sitzung des demokratischen Arbeitervereins begangen worden sein. Als Richter fungirten die Herren Meißner, Graf Bredow und Klingner. Auf Antrag des letzteren beschloß der Gerichtshof mit Rücksicht auf die bisherige Praxis bei Verhandlungen über Majestätsbeleidigung den Ausschluß der Oeffentlichkeit trotz des Protestes der Herren Wenzel und Kwasniewski, welche bei dem Mangel jeder Konnerität ihrer Anklagen mit der des Hrn. Vogel für fich Beffentlichkeit der Verhandlung in Anspruch nahmen. Einem Gefuche auf Zulassung der Vertreter der Presse wurde nicht Folge gegeben. Sämmiliche Angeklagte erklärten sich für nichtschuldig, wenn sie auch im Wesentlichen den Wortlaut der ihnen zur Last gelegten Ausdrücke zuge= standen. Von den Belastungszeugen, dem Polizeilieutenant Schröder und dem Polizeiwachtmeister Schüter, die in der betreffenden Versammlung als überwachende Beamte fungirt hatten, war zum Termin nur der letztere erschienen, da Hr. Schröder sich inzwischen auf Reisen begeben hat. Hr. Schüter erklärte auf Befragen, daß, da bald nach Eröff= nung der Versammlung sein Vorgesetzter die Ueberwachung persönlich übernommen habe, er selbst aber nur dann den Verhandlungen Aufmerksamkeit schenke, wenn er für den zu erstattenden Bericht verantwort= lich sei, er von den gehaltenen Rede nichts mehr wisse. Der Staatsanwalt beantragte infolgedessen den Termin für die Angeklagten Knasniewski, Wenzel und Zschockwitz zu vertagen, die Verhandlungen gegen Vogel aber, dessen Aeußerungen konstatirt seien, sofort zu Ende zu führen. Der in Stellvertretung des Rechtsanwalt Holthoff als Bertheidiger des Herrn Holthoff fungirende Assessor Cohn macht auf den Widerspruch aufmerksam, in welchen sich der Staatsanwalt bezüglich der von ihm behaupteten Konnexität sämmtlicher Anklagen befinde, verlangte auch für feinen Clienten Vertagung des Termins und beantragte eventuell Aufhebung der Untersuchungshaft seines Clienten gegen Stellung einer entsprechenden Caution. Der Gerichtshof ging auf den Vertagungsantrag auch bezüglich des Hrn. Vogel ein, lehnte aber seine Entlassung aus der Haft ab. Da Hr. Lieutenant Schröder voraussichtlich von seinen Reifen in nicht zu langer Zeit zurückkehrt, so hat Hr. Vogel die Aussicht, nicht noch einmal volle 4 Wochen als Untersuchungsgefangener fitzen zu müssen. Als bemerkenswerth heben wir aus den Verhandlungen nur noch hervor, daß bei Erledigung der persönlichen Fragen der Staatsanwalt bezüglich des Angeklagten Wenzel ausdrücklich konstatiren ließ, daß derselbe als Mitarbeiter der Zukunft" Kenntniß davon habe, daß das genannte Blatt aus dem„ Revolutionsfonds" unterstützt wor=
Den fei.
Mainz , 8. September. Hier ist folgender Aufruf erschienen:
Arbeiter aller Gewerbszweige!
Wie überall, so lastet auch hier auf uns der Druck des Capitals und zwar in solch unerhörter Weise, daß es das Ehrgefühl eines jeden Menschen empöret. Hauptsächlich ist dieses der Fall in dem hiesigen Gas
apparat- und Gußwerk.
Wir Arbeiter, die wir unserer Pflichten der menschlichen Gesellschaft gegenüber wohl bewußt sind und dieselben gern und unverdrossen erfüllen wollen, glauben aber unsern Pflichten gemäß auch Rechte beanspruchen zu können. Es war dies aber hier nie der Fall. Eine schlechte Behandlung, Schimpsworte wie z. B. Kerle, Schlingel, miserables Chor c. 2c. stehen auf der Tagesordnung; alte greise Männer wurden mit Thränen in den Augen unter den ordinärsten Schimpfworten entlaffen.
genannt werden. Wir haben alle Wege eingeschlagen zu einer friedlichen Vereinbarung, aber es ist nicht gelungen. Unter diesen Verhältnissen konnte unmöglich ein Arbeiter bestehen, weshalb mit einigen Ausnahmen alle Arbeiter die Fabrik verlassen haben. Es find an hundert Mann, welche jetzt außer Arbeit sind, und größtentheils Familienväter. Wir treten daher jetzt an alle Arbeiter heran im festen Vertrauen auf ihre Hülfe, mit dem Mahnrus: Soll die Solidarität eine wahrhafte sein, und unsere Organisation maßgebend, so müssen wir diesen Fall als eine Ehrenschuld aller, wozu ein jeder seinen Theil beizutragen hat, anerkennen Mit dem Bewußtsein, daß ein Jeder seine Schuldigkeit thun wird, sehen wir der Zukunft froh entgegen.
Alle Gelder sende man an Karl Joseph Hoffmann, Kapuzinergasse Nr. 26 neu.
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Vor Zuzug wird gewarnt. Das Comité. Frankfurt a. M., 6. Sept.( Noch einmal Wiesbaden .) So eben von Wiesbaden zurückgekehrt, kommt mir eine Beilage der ,, MittelRheinischen Zeitung" zur Hand, die Sie wohl auch mittlerweile erhalten haben werden; die ganze Zeitung enthält einen stenographischen Bericht, der trotz Stenographie bedeutend gefärbt ist; ebenso bringt in der heutigen Nummer das Frankfurter Journal" fast dasselbe. Damit aber die Parteigenossen darüber klar werden, daß sich die Sache ganz anders verhält, als die feilen volksverdummenden Bourgeoisblätter schreiben, so diene Ihnen folgende Berichtigung zur Aufklärung: 1) Vor allen Dingen haben die Wiesbadener Parteimitglieder ihre Schuldigkeit gethan, wenn sie in Masse auf dem parlamentarischen Kampfplatze erschienen waren; 2) hatten sie vollständig Recht, wenn sie energisch die Anerkennung des Vorsitzenden Hrn. Ackermanns forderten, denn er war mit großer Majorität von der Versammlung gewählt.- Die Fortschrittler wiesen aber diese vermeintliche Anmaßung" unserer Partei mit der größten Brutalität und unter den beleidigendsten Schimpfworten zurück.
Bart
lose Buben," Lumpengesindel,"" sozial- demokratische Bande". Das sind wahrlich keine versöhnlichen Titel, die sie uns beizulegen sich erfrechten, und die da gewiß Veranlassung hätten geben können, daß die Arbeiter sich in gerechter Entrüstung zu ungesetzlichen Thätlichkeiten hinreißen ließen.
Die Arbeiter Wiesbadens werden die Beschimpfungen der„, Volksfreunde" nicht vergessen, die Zeit des Heimzahlens wird kommen. Wollen die Fortschrittler Versammlungen halten und Beschlüsse fassen, dann mögen sie dies immerhin thun, wir werden die unverbesserlichen Schwätzer gewiß in diesem harmlosen Vergnügen niemals stören, aber in Volksversammlungen sollen sie ihr Heil nicht mehr versuchen, die Zeiten der hohlen Phrasen sind vorbei, die Arbeiter erscheinen, wenn das Volk zu öffentlichen Versammlungen berufen wird, mit auf der Tribüne. Mir thut es leid genug, daß es in der Versammlung nicht zur Debatte tam, die Niederlage der bankerotten Partei wäre um so sicherer gewesen. Ich hatte die Absicht, unsere Partei aufzufordern, auf den Vorsitz des Herrn Ackermann zu verzichten, damit die Versammlung ihren richtigen Lauf nehmen möge, aber durch die Brutalität des Staatsanwalts Schenck wurde ich verhindert, diesen Antrag durchzusetzen, trotzdem ich mich zur Geschäftsordnung zum Wort gemeldet hatte und schon auf der Tribüne
stand.
Ich bitte Sie, dieses zur Steuer der Wahrheit in unserem Parteiorgan zu veröffentlichen. Widerspreche wer kann!
Parteigenossen, Ihr seht, was wir von der Bourgeoispartei zu erwarten haben, also verlaßt Euch auf Eure eigne Kraft!
W. Welcker.
Dessau , 12. September. Am 6. ds. Mts. hielt ich in Güsten eine Arbeiter Versammlung ab, und sind dort 30 Arbeiter der Partei beigetreten; dieselben haben auch einen sozial- demokratischen ArbeiterVerein gegründet.
In der Staßfurter Versammlung am 4. ds. Mts. ging es sehr scharf her. Die dortigen Maurer sind durch die alles Maaß übersteigenden Lügen und Verdächtigungen, welche der ,, Sozial- Demokrat" über mich verbreitet, im höchsten Grade aufgehetzt, und machten dieselben mit noch mehreren anderen Arbeitern, nachdem Bremer unter dauerndem Lärm gesprochen, die Versammlung unmöglich.
Daß durch dieses Benehmen für unfre Gegner nichts gewonnen wird, geht daraus hervor, daß in Staßfurt ein sozial- demokratischer Arbeiterverein ins Leben getreten und tüchtiges Wachsthum verspricht, da der denkende Theil der dortigen Arbeiter für uns ist und alles Mögliche zu thun versprochen hat. Ueberhaupt nutzen uns die Lügen der Schweitzerlinge mehr, als die beste Agitation. Sie ſiegen und siegen und werden dabei von jedem vernünftigen Arbeiter gemieden. Also: nur zu gesiegt und gelogen, Ihr Schweitzerlinge! Desto rascher geht's mit Euch zu Ende. Mit Gruß H. Bolling.
Geyer, 7. Sept. Am Sonnabend vor acht Tagen war ich in Buchholz und verabredeten wir, daß ich Sonnabend in einer Posamentirversammlung sprechen sollte. Eine Nachricht ging mir weiter nicht zu und so machte ich mich auf den Weg; als ich die Hälfte des Weges zu= rückgelegt hatte, kam die Nachricht, daß ich heute noch nicht kommen sollte. Die Unzuverlässigkeit dieser Leute ist groß. Doch werde ich weiter wirken, damit dort wenigstens eine Voltsversammlung zu Stande
fommt.
Jch ging num selbigen Abend noch mit Post nach Nieder- Zwönitz, wo ich einen Vortrag über Sozialismus, direkte Gesetzgebung durch das Bolf und indirekte Steuern hielt, welcher sehr beifällig aufgenommen
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