Regime in seiner durch moderne Einflüsse veränderten Gestalt tommt darauf hinaus, daß der Meister gut und sein ArbeitsLohn schlecht ist, daß der Arbeiter wie ein mittelalterlicher Vafall fühlt und wie ein moderner Lohnsclave schanzt.
Diesen Batriarchalismus mag man ferner beurtheilen aus einer offiziellen schweizerischen Untersuchung über den Kinderverbrauch in den Fabriken und den Zustand der öffentlichen Elementarschulen. Es stellte sich heraus, daß die Basler Schulatmosphäre die schlechteste in der Welt ist, daß, während in freier Luft die Kohlensäure 4 Theile auf 10,000 bildet und in geschlossenen Räumen 10 Theile nicht überschreiten sollte, sie in den Basler gewöhnlichen Schulen auf 20-81 Theile des Vormittags und auf 53-94 Theile des Nachmittags steigt." Hierauf bemerkte ein Mitglied des Basler Großen Rathes, Herr Thurneisen, sehr kühl: ,, Laßt Euch nicht schrecken: Die Eltern haben in ebenso schlechten Schulräumen gesessen als jetzt die Kinder, und dennoch sind sie mit heiler Haut davon gekommen."
Man wird nun sofort verstehen, daß eine ökonomische Revolte Seitens der Basler Arbeiter Epoche in der socialen Geschichte der Schweiz macht. Nichts ist charakteristischer, als der Ausgangspunkt dieser Bewegung! In Basel haben die Arbeiter nach altem Gebrauch am letzten Tage der Spätjahrmesse 14 Tag Feierstunden. Als nun am 9. November 1868 die Arbeiter der Bandfabrik Debary u. Söhne denselben wie gewohnt in Anspruch nahmen, erfiärte ihnen einer der Fabrikherren in barschem Ton und mit gebieterischer Miene:„ Wer weggehe und nicht fortarbeite, sei sogleich und für immer entlaffen." Nach einigen vergeblichen Protestationen verließen 104 von 172 Webern sofort die Fabrik. Sie glaubten jedoch nicht an die definitive Entlassung, weil gegenseitige vierzehntägige Auffündigungsfrist durch schriftlichen Vertrag bedingt war. Bei ihrer Rückkehr am nächsten Morgen fanden sie die Fabrik mit Gensdarmen umstellt, welche die ,, Rebellen" ausschlossen. Auch die Weber, welche den viertel Tag nicht gefeiert hatten, wollten nun ebenfalls nicht eintreten. Das allgemeine Losungswort war: Alle oder keiner."
So plötzlich arbeitslos gemacht, wurden die Weber mit ihren Familien zugleich aus den Wohnungen herausgeworfen, welche sie von ihren Fabrikanten gemiethet. Letztere sandten zugleich Rundschreiben an Metzger, Bäcker, Krämer, den Aufständigen allen Credit für Lebensmittel abzuschneiden. Der so Der so eröffnete Kampf währte vom 9. November 1868 bis Frühling 1869. Die Grenzen unseres Berichtes erlauben uns nicht, auf nähere Details einzugehen. Genug, die Bewegung ent= sprang aus einem frivolgehässigen Aft kapitalistischer Despotie, aus einem grausamen Lockout( Arbeiter- Aussperrung), mündete in Strikes, von Zeit zu Zeit unterbrochen durch Kompromisse, wieder und wieder verletzt durch die Meister, und gipfelte in dem vergeblichen Versuch des hochmächtigen Basler Großen Rathes, die Arbeiter durch militärische Maßregeln und eine Art von Belagerungszustand einzuschüchtern.
Während dieses Aufstandes wurden die Arbeiter unterstützt durch die„, Internationale Arbeiterassociation." Diese Gesellschaft hatte nach der Meinung der Meister den modernen bellengeist zuerst in die gute alte Reichsstadt Basel einge fhmuggelt. Diesen frechen Eindringling wieder aus Basel herauszuwerfen, wurde nun das Ziel ihres Strebens. Sie versuchten den Austritt aus der Gesellschaft ihren Unterthanen als Friedensbedingung aufzuherrschen. Jedoch umsonst. Als sie überhaupt in dem Krieg mit der Internationalen den Kürzeren zogen, machten sie ihrer übeln Laune in possirlichen Sprüngen Luft. Diese Republikaner ", welche größere Fabriken in dem Basel nahe gelegenen badischen Grenzorte Lörrach besitzen, bewogen den dortigen Amtmann, unsere dortige Sektion aufzu lösen, eine Maßregel, die jedoch bald wieder von der badischen Regierung zurückgenommen wurde. Als die ,, Augsburger All gemeine Zeitung " sich herausnahm, unparteiisch über die Bas ler Ereignisse zu berichten, drohte die Ehrbarkeit" in närrischen Briefen mit Abonnementskündigung. Nach London
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fandten sie einen Emissär mit dem phantastischen Auftrag, die Dimensionen der internationalen Generalfiste auszumessen. Hätten diese guten orthodoxen Christen in den ersten Zeiten des Christenthums gelebt, sie hätten vor Allem des Apostels Baulus Bankfredit in Rom uachgespäht.
Ihr unbeholfen barbarisches Verfahren zog ihnen einige ironische Vorlesungen über Weltweisheit von Seiten der Gen fer Kapitaliſten zu. Einige Monate später hatten die Basler Pfahlbürger die Genugthuung, mit Wucherzins den Genfer Weltmännern zurückzahlen zu können.
( Fortsetzung folgt.)
Der Arbeiter- Kongreß, welcher 6 Tage lang in Phila delphia versammelt war, hat die Erwartungen vieler treuer Anhänger unserer Sache in mancher Beziehung getäuscht. Dennoch war des Erfreulichen gar Manches zu beobachten. Vor Allem erwähne ich den tiefen Eindruck, den des trefflichen Eccarius' Brief in der Versammlung hervorrief. Wenn ich nicht irre, so war es die ,, Tribune", das wichtigste republikanische Blatt der Union , welches den Grund- Gedanken in dem Briefe des General- Sekretärs der Internationalen- ArbeiterAssociation sehr lebhaft angriff. Natürlich! den Kapitalisten muß es darum zu thun sein, eine stets bereite Surplus-( überschüssige) Bevölkerung vorräthig zu haben, und jedes Ablenken der revolutionären Arbeiter von dem Europäischen Schauplatz kann ihnen nur behagen. Diejenigen unserer kapitalistisch ge= sinnten Staatsmänner, welche mit Bewußtsein und Klarheit thätig sind, unterstützen die auf eine Monarchie hinzielende Bewegung ganz gewiß, wenngleich sie nicht wagen werden, sich jetzt schon öffentlich dafür zu erklären. Der Imperialist, der diese Anschauungen vertritt, erscheint rüstig weiter, unbeirit von dem Gelächter, welches ihn anfangs begrüßte und was be= zeichnend ist, das Blatt steht ganz auf Seite der Bond-( Staatspapier) Könige, es verdammt jede Bestrebung, welche nur entfernt an Repudiation( Nichtanerkennung und Nichtzahlung der Staatsschulden) erinnert. Und merkwürdiger Weise steht die hiesige Arbeiterzeitung, die ,, Union ", auf demselben Standpunkt, wonach der Credit der Vereinigten Staaten geschützt werden, und die Ehre der Union heilig bleiben müsse. Der Arbeiter, der zum Bewußtsein fortgeschritten ist, muß hier, wie in Europa , den bestehenden Staat als seinen Feind betrachten. Die Föderativ Republik, wie sie hier herrscht, ist gerade diejenige Staatsform, welche der Bourgeoisie am meisten behagt; für die Republik sich zu begeistern, verlernt man hier schnell genug. Der bestehende Staat, bei dessen Verwaltung der Arbeiter nichts zu sagen hat und, trotz allge= meinen Stimmrechts und trotz Organisirung einer ehrlichen Arbeiter Partei, nicht bald etwas zu sagen haben wirddieser Staat, der die kolossalste Schuldenlast unnöthiger Weise zur Bereicherung Einzelner aufgenommen hat, soll kreditlos werden, damit die Geldleute sich an unsern Steuern nicht fer= ner bereichern können. Der Kongreß in Philadelphia hat auch wohlweislich eine Resolution, welche die Repudiation verdammt, zurückgewiesen.
Den Vertreter, welchen wir Ihnen nach Basel geschickt haben, werden Sie persönlich kennen lernen; Cameron ist der geistige Urheber unserer Platform( politisches Programm) und wenn Sie dieselbe näher betrachten, so werden Ihnen, ihre Mängel nicht entgehen.
Was
Die Führer der Amerikanischen Arbeiter- Bewegung sind meiner Meinung nach weniger fortgeschritten als die große Masse der Arbeiter, die in den Trades- Unions geschult sind. sagen Sie dazu, daß der Gedanke eines Achtstunden- ZwangGesetzes von leitenden Personen zurückgewiesen wird, weil man in einem freien Lande Männer nicht am Arbeiten hindern dürfe? So etwas ist nur möglich, weil die gräßlichen proletarischen Zustände dieses Landes der großen Masse des Volkes und zumal den Leuten im Westen, vollständig unbekannt sind. Es fehlt